Der erste Hohenzoller in Brandenburg

Von Dr. Manuel Ruoff

Der erste Hohenzoller in Brandenburg, der Burggraf Fried­rich VI. von Nürnberg, verdankte die Mark dem römisch-deutschen König Sigismund. Durch Vermittlung des Ritters Ehrenfried v. Seckendorf war der Nürnberger Burggraf 1409 in die Dienste des ungarischen Königs Sigismund getreten. Sein Einsatz bei dessen Ungarnzug gegen die aufständischen Magyaren war dem Ungarnkönig 20000 Gulden wert.

Noch wertvoller war für Sigismund jedoch Friedrichs Unterstützung bei der Erlangung der Herrschaft im Reich. Erreichbar und aktuell wurde dieses Ziel durch den Tod des römisch-deutschen Königs Ruprecht im Jahre 1410. Am 20. September 1411 organisierte es Friedrich, dass die Kurfürsten von Trier und der Pfalz seinen Herren zum römisch-deutschen König wählten. Elf Tage später ließ sich zwar Jobst von Mähren ebenfalls zum König wählen und das im Gegensatz zu Sigismund mit der Mehrheit der Kurstimmen. Aber das blieb insoweit folgenlos, als er bereits wenige Monate darauf unter bis heute ungeklärten Umständen das Zeitliche segnete. Nun war der Weg für Sigismund frei. Am 21. Juli 1411 wurde er einvernehmlich zum König gewählt. Continue reading „Der erste Hohenzoller in Brandenburg“

Autokauf skurril

erschienen im Hamburger Abendblatt am 20. Juli 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Wir lieben unsere Autos. Allerdings lieben wir sie dann am meisten, wenn sie auch funktionieren. Ein Auto dauerhaft in der Garage ist entweder ein Sammlerstück aus Leidenschaft oder ein ständiger Bestandteil von Stress und Frust im Alltag. Was nützt mir ein Auto, wenn es nicht in der Lage ist, mich an mein Ziel zu bringen! Continue reading „Autokauf skurril“

100 Jahre Hamburger Elbtunnel

Erstprägung der 10 Euro-Silbergedenkmünze durch Senator Dr. Peter Tschentscher

Von Johanna Renate Wöhlke

Die Münze

Der Elbtunnel in Hamburg besteht seit einhundert Jahren. Die Bundesregierung hat dieses Datum zum Anlass genommen, eine 10 Euro-Gedenkmünze herauszugeben, die in der Hamburgischen Münze geprägt und voraussichtlich am 15. September 2011 ausgegeben werden wird.

Finanzsenator Dr. Peter Tschentscher hat bei einem Besuch der Hamburgischen Münze die Erstprägung der aus Anlass des 100-jährigen Bestehens des Hamburger Elbtunnels erscheinenden 10 Euro-Silbergedenkmünze der Bundesrepublik Deutschland vorgenommen.

Assistiert von  Münzprägerin Carmen Lahr und mit von ihr sorgsam gereichten weißen Schutzhandschuhen hatte der Senator sichtlich Spaß daran, einen Silberrohling  in eine wertvolle Münze zu verwandeln.

Gestaltet wurde die Münze von dem renommierten Rodenbacher Künstler Herwig Otto. Continue reading „100 Jahre Hamburger Elbtunnel“

Der Anfang vom Ende der Zweiten Republik

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 75 Jahren begann der Spanische Bürgerkrieg, der mehr als eine halbe Million Menschenleben kostete

Spaniens Zweite Republik weist einige Ähnlichkeiten mit der zwölf Jahre älteren Weimarer Republik auf. Wie die deutsche wurde auch die spanische schließlich zwischen links und rechts zerrieben, während die staatstragende Mitte zusammenschrumpfte. Und auch in Spanien bildete ein stark geschrumpftes Militär einen sich als unpolitisch verstehenden „Staat im Staate“. In Spanien ist die Schrumpfung der Armee allerdings nicht die Folge von Druck von außen gewesen, sondern einer Reform, welche die junge Republik bereits im ersten Jahr ihrer Existenz 1931 vornahm. Die Truppenstärke wurde halbiert, die Zahl der Offiziere gar von etwa 22000 auf 8000 verkleinert. Trotzdem jubelte der verantwortliche Kriegsminister, sein Land habe nun eine republikanische Armee, die bereit sei, „ihr Leben für die Verteidigung der Volksrepublik hinzugeben“. Er sollte sich irren. Continue reading „Der Anfang vom Ende der Zweiten Republik“

»Der einzige Kompass ist das Pflichtgefühl«

Von Dr. Manuel Ruoff

Der »Regenmeister« Rudolf Caracciola gilt als der erfolgreichste deutsche Automobilrennfahrer der Zwischenkriegszeit

Vor 80 Jahren, am 19. Juli 1931, gewann Rudolf Caracciola den Großen Preis von Deutschland. Es war bereits das dritte Mal, drei weitere sollten folgen. Mit dem Gewinn der Europameisterschaft 1935, 1937 und 1938 festigte der Preuße seinen Ruf als erfolgreichster Rennfahrer der Epoche.

Dass der erfolgreichste deutsche Rennfahrer der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gerade Caracciola mit Familiennamen heißt, mag manchen irritieren. Die Erklärung lautet, dass die Familie in der Tat einst in Neapel zuhause war, aber bereits schon seit Jahrhunderten im Rheinland lebte, als Rudolf am 30. Januar 1901 in Remagen zur Welt kam. Seine Eltern besaßen dort ein Hotel und der Junge wuchs in Wohlstand auf. Wie seine Eltern war auch er motorsportbegeistert. Bereits 1915 verließ er die Schule, um Rennfahrer zu werden. Im Alter von 15 Jahren machte er mit einer Sondererlaubnis den Führerschein. Er fing mit Motorradrennen an, wechselte aber bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zum Automobilrennsport. Continue reading „»Der einzige Kompass ist das Pflichtgefühl«“

„Moebis“ Theaterschiff wird stolze 100 Jahre alt!

Vom Schietgänger zum Theaterdirektor

Von Hans-Peter Kurr

Nach dem Zusammenbruch des “Grossdeutschen Reiches“, nach dem Ende des Zweiten Welkrieges, nach dem Verlust aller Kunst in deutschen Landen, nach den schrecklichen, lebenvernichtenden Bomberangriffen, die Hamburg in einem Umfang skelettierten wie mehr als ein Jahrhundert früher der Brand von 1842 und, nachdem er das Stadttheater Wernigerode, dem er seit 1945 angehörte, verlassen und in die „BRD“ übergesiedelt war, verdiente ein junger Mann im Hafen sein Geld als Schietgänger. So nennt man - heute noch - Männer die, nach dem Löschen derselben, durch deren einzige Öffnung in riesige Behältnisse klettern, um sie von den Resten ihrer – zumeist –flüssigen und klebrigen Fracht zu reinigen. Die Rede ist von Eberhard Moebius, der sich seit 1958 erst langsam in Hamburgs Theaterszene als Gastregisseur hineinarbeiten musste, ehe er, gemeinsam mit seiner Ehefrau Christa, d i e I d e e seines Lebens hatte: Ein schrottreifes Schiff zu kaufen, es restaurieren zu lassen, es am Nicolaifleet zu vertäuen und ein Theater darauf zu installieren.

Das war 1975. Da war der Pott schon 63 Jahre alt. In unseren Tagen hat er stolze einhundert Jahre unter der Flagge, ist noch immer seetüchtig, gilt immer noch als Europas berühmtestes Theaterschiff, steht inzwischen , in der Nachfolge des Moebius-Ehepaares, unter der Leitung von Anke und Gerd Schlesselmann und darf sich „ seit Ewigkeiten“ als „Jeden Abend ausverkauft“ präsentieren! Kein stählerner Epigone, schaukle er nun auf dem Wasser in Wedel, in Bremen oder andernorts, hat ihm das je nachgemacht.Und die berühmten Namen derer, die für diesen beneidenswerten Zustand sorgten, zählen zu den besten , die deutsches Theater und deutscher Film bis heute aufwiesen: Gert Fröbe zeigte hier seine berühmte Torhüter-Nummer, dem in diesen Tagen verstorbenen „Heini“ Reincke wurde zu Joachim Ringelnatz, Richard Münch sprach seinen gepflegten Goethe und andere hochrangige Literatur, bevor er, der in jenen Jahren noch unter Flugangst litt, sich in den Schlafwagenzug nach Zürich begab, um am nächsten Morgen mit seiner Frau, Ella Büchi , in Küsnacht frühstücken zu können . Und das sind nur drei Beispiele aus den vielen Jahren.

Aber nicht nur die Abende wurden hier gestaltet, auch am Tage tat sich macherlei Ergötzliches. So feierte der damalige Chefdramaturg des Ernst Deutsch Theaters, der Autor dieser Zeilen, die Konfirmation seiner ältesten Tochter auf dem Schiff mit Christa, während Moebi an der Mundsburg die köstliche Gilbricht-Komödie „Der Erbe seiner selbst“ mit dem unvergessenen Schauspieler-Komiker-Paar Friedrich Schütter und Günter Jerschke inszenierte.*Nun also wird das Theaterschiff 100. Claudia Schrader, die Presse-Referentin, hat Spannendes dazu zu berichten:Wer je auf Hamburgs schwimmender Bühne für beste Unterhaltung war, wird von seiner einmaligen Atmosphäre schwärmen. „Das Schiff“ liegt mitten in Hamburg, in einer seiner geschichtsträchtigsten Ecken: in direkter Nachbarschaft wurde der Hafen gegründet, und die historische Deichstraße verbindet noch heute das Zentrum mit Speicherstadt und moderner Hafen-City.

Auf Europas einzigem hochseetüchtigem Theaterschiff sitzt kein Zuschauer weiter als sieben Meter von der Bühne entfernt. Diese einmalige Nähe zum Publikum ist es, die Künstler und Besucher besonders schätzen.

Doch bevor es zum Theater wurde, hatte DAS SCHIFF schon eine bewegte Geschichte hinter sich:
Sommer 1912. Die Zeit der schweren hölzernen Segelschiffe für die Frachtfahrt ging zu Ende, als sich herausstellte, um wie viel billiger stählerne Schiffe zu nieten waren. Auch die Werft van Diepen in Waterhuizen/Provinz Groningen baute solche Stahlschiffe in Fließbandserie.
Die Baunummer 366 – ein 20,19 Meter langer, elegant-schneeweißer Besan-Ewer – erhielt den stolzen Namen „Seemöve“. Die beiden Masten konnten geklappt werden, damit niedrige Kanalbrücken passierbar wurden und mächtige Seitenschwerter aus Holz, ein typischen Merkmal der Zeit, stabilisierten das Schiff beim Segeln über Watt und See.

Jürgen Schröder aus Borstel im Alten Land musste für das Schiff 14500 Gold-Mark hinblättern, der erste Schiffsbrief vom königlichen Amtsgericht in Harburg stammt vom 19.Juni 1912. Eine Woche dauerte die Reise von Hamburg nach Dänemark mit Mais und Dünger. Durch den Nord-Ostsee-Kanal wurden die Segler an einem Tag geschleppt. Windstille oder zu starke See verhinderten oftmals das pünktliche Abliefern der Fracht und so entschloss sich Schröder 1923 eine erste Hilfsmaschine einzubauen. Augenzeugen berichteten, dass Kapitän Schröder in Ohnmacht fiel, als sein 35-PS-Glühkopfbrenner mit Funken und Getöse zum ersten Mal ansprang. 1929 kaufte Kapitän Wilhelm Raap aus Krautsand die „Seemöve“, 1934 ließ er eine 100-PS-Maschine einbauen. Einer der Masten fiel, der Klüverbaum wurde gekappt, und es blieb nur noch eine Hilfsbesegelung.

Im Zweiten Weltkrieg sank die „Seemöve“ in einer Bombennacht im Hamburger Hafen. Doch Raap gab nicht auf. Das Schiff wurde gehoben und repariert. Bis 1955 wuchs die „Seemöve“ auf eine Gesamtlänge von 34,50 Meter und ein Volumen von 251 Ladetonnen. Aus dem eleganten Segler war ein Küstenmotorschiff geworden, das kostendeckend auch weitere Reisen unternehmen konnte.
Zehn Jahre später wurde aus der betagten „Seemöve“ eine „MS Rita Funck“, doch auch für dieses Schiff kam bald die Zeit, wo es dem neuen Eigner Horst Funck für die Frachten zu klein wurde. Er wollte verkaufen.

Und so erstanden 1974 Christa und Eberhard Möbius den für die Schifffahrt unwirtschaftlichen Dampfer, die „MS Rita Funck“, und ließen ihn auf der kleinen Familien-Werft Garbers in Rothenburgsort zum Theaterschiff umbauen. Am 13. Oktober 1975 hatte „Das Schiff“ an seinem Liegeplatz im Nikolaifleet Premiere.
Reisen des Schiffes führten und führen bis heute zur Kieler Woche, nach Bremerhaven, Helgoland und zu Häfen rings um Hamburg.

Fotos: © Stagephotographers. Das Schiff

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„WeltentdeckerCamp“ für Kinder in der HafenCity Hamburg

von Johanna R. Wöhlke

Das Internationale Maritime Museum Hamburg im Mittelpunkt einer Ferienaktion für Kinder im Sommer 2011

Manchmal bleiben von Pressekonferenzen mehr Eindrücke zurück als Informationen über Daten und Fakten. In diesem Fall ist es der eine Satz: „Wenn man nichts kennt, kann man nichts gut finden“ und das Zitat von Antoine de Saint-Exupery: „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“

(von links) Ingo Sobisch (action-family e.V.), Petra Ostarhild (action-family e.V., Sylvia Canel (MdB-FDP), Professor Peter Tamm, Annette Moritz (Museumspädagogin IMM), Holger Freiherr von Neuhoff ( Leiter ÖA des IMM)

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„An Gottes Segen ist alles gelegen“

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 150 Jahren legte Wilhelm I. den Grundstein für das Rote Rathaus in seiner Residenzstadt Berlin

Der mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert einhergehende Urbanisierungsprozess führte zu einem Anwachsen der Großstädte einschließlich Berlins. So kam auch in Preußens Hauptstadt der Wunsch nach einem neuen, größeren Rathaus auf. Vier Jahre nach der Grundsteinlegung konnte der Magistrat und noch einmal vier­einhalb Jahre später dann auch die Stadtverordnetenversammlung das neue Domizil beziehen.

Systematisch wurden für die Vorbereitung des Neubaus Nachbargrundstücke des vorhandenen Rathauses aufgekauft. So stand schließlich ein von Königstraße (heute Gustav-Böß-Straße), Spandauer Straße, Jüdenstraße und Nagelgasse umrahmtes Areal zur Verfügung. Continue reading „„An Gottes Segen ist alles gelegen““

Georg August Zinn: ein Preuße an der Spitze Hessens

Von Dr. Manuel Ruoff

Mit Hilfe der Vertriebenen wurde Georg August Zinn zum langjährigsten Regierungschef des Bundeslandes

Besucht man in Hessen den Mi­nis­terpräsidenten in seiner Staatskanzlei, so befindet man sich in der Georg-August-Zinn-Straße. Der so Geehrte stand von 1950 bis 1969 als Ministerpräsident an der Spitze des von Wiesbaden aus regierten Bundeslandes. Geboren wurde er am 27. Mai 1901 in Frankfurt am Main. Er ist also als Ergebnis des Deutschen Krieges von 1866, in dessen Folge die heutige Bankenstadt ihre Bundesunmittelbarkeit verlor, ein gebürtiger Preuße.

Kurz nach dem Abitur an der Oberrealschule in Kassel im Jahre 1920 verlor der Sohn eines Oberingenieurs seinen Vater. Gezwungen, zum Unterhalt der Familie beizutragen, schloss sich dem Schulbesuch nicht sofort ein Studium, sondern erst eine Tätigkeit in der Kasseler Verwaltung an. Erst drei Jahre später ließ er sich nach der Prüfung für den gehobenen Dienst ohne Bezüge beurlauben und studierte in Göttingen und Berlin Rechts- und Staatswissenschaften. 1927 machte er das erste und 1931 das zweite Staatsexamen. Es folgte eine Tätigkeit als Rechtsanwalt beim Amts- und Landgericht in Kassel. Continue reading „Georg August Zinn: ein Preuße an der Spitze Hessens“

Aus dem Leben der Fanny zu Reventlow, „Skandalgräfin“: Entweder ich liebe keinen oder alle

von Dr. Manuel Ruoff

Ihr Streben nach Freiheit, wie sie sie verstand, machte Fanny zu Reventlow zur »Skandalgräfin«

Fanny Gräfin zu Reventlow versuchte, sich der Rolle zu entziehen, welche die Gesellschaft und vor allem ihre Mutter für sie bestimmt hatten. Die Gräfin tat dieses mit einer enormen Konsequenz und zahlte dafür einen hohen Preis.

Fanny Sophie Liane Auguste Adrienne zu Reventlow wurde am 18. Mai 1871 in das als prüde geltende Viktorianische Zeitalter geboren. Sie war das, was man eine „höhere Tochter“ nennt. Ihr Vater war Landrat in Husum, wo auch ihre Wiege stand, sie selber als Gräfin Mitglied der Aristokratie. Im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester Agnes war sie nicht bereit, sich auf die ihr für die Zukunft bestimmte Rolle als Ehefrau und Mutter vorzubereiten. Sie reagierte mit Widerstand, den vor allem ihre Mutter, aber auch andere Mitglieder der Familie zu brechen versuchten. Continue reading „Aus dem Leben der Fanny zu Reventlow, „Skandalgräfin“: Entweder ich liebe keinen oder alle“

Er konnte entkommen

Von Dr. Manuel Ruoff

Der Preußeninteressierte weiß um den tragischen Fluchtversuch des späteren Friedrich II. als Kronprinz und die ihm folgenden drakonischen Strafen des Königs Friedrich Wilhelm I. Weniger bekannt dürfte schon sein, dass mit Peter Karl Christoph von Keith ein Beteiligter des gescheiterten Versuchs sich der Rache des Soldatenkönigs entziehen konnte.

Keith war wie der nicht zuletzt wegen seines traurigen Endes ungleich bekanntere Hans Hermann von Katte ein Vertrauter Friedrichs. Der aus Poberow in Hinterpommern stammende Spross einer aus Schottland stammenden Familie diente dem Kronprinzen als Leibpage. Dem König blieb Keiths Sympathie für seinen Sohn und die Missbilligung seiner eigenen Härte nicht unbemerkt und so versetzte er ihn als Leutnant ins ferne Wesel. Continue reading „Er konnte entkommen“

Franz Leopold von Ranke: Die Suche nach Gott in der Geschichte

Von Dr. Manuel Ruoff

Er wollte »blos zeigen, wie es eigentlich gewesen«

Franz Leopold von Ranke trieb nicht geschichtspolitischer Eifer, sondern die Suche nach Gott in der Geschichte

Mit Leopold von Ranke stammt einer der größten Geschichtswissenschaftler deutscher Zunge  aus einem Theologengeschlecht. Der am 20. Dezember 1795 in Wiehe an der Unstrut geborene Lutheraner studierte neben Philologie Theologie. Und aus theologischen Gründen fand er zur Geschichte. Wie Fichte glaubte er: „Allem erscheinenden Leben liegt die göttliche Idee zugrunde; ein bestimmter Teil derselben ist erkennbar. Ihn zu erkennen und die Erkenntnis weiterzuleiten ist die Bestimmung des Gelehrten.“ Ranke zufolge offenbarte sich Gott dem Menschen in der Geschichte, dem gläubigen Wissenschaftler Grund genug, die Geschichte zu erforschen. Continue reading „Franz Leopold von Ranke: Die Suche nach Gott in der Geschichte“

Zwölf Sterne auf blauem Grund

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 25 Jahren wurde die Europaflagge erstmals als EG-Symbol vor dem Gebäude der Europäischen Kommission gehisst

Das Emblem besteht aus einer blauen rechteckigen Flagge, deren Breite das Anderthalbfache der Höhe misst. Auf einem unsichtbaren Kreis … sind in gleichmäßigem Abstand zwölf goldene Sterne angeordnet … Jeder Stern hat fünf Zacken, deren Spitzen einen unsichtbaren Umkreis mit dem Radius von jeweils 1/18 der Rechteckhöhe berühren. Alle Sterne stehen senkrecht, das heißt, ein Zacken weist nach oben, während zwei weitere auf einer unsichtbaren Geraden ruhen, die die Senkrechte zum Fahnenschaft bildet. Die Sterne sind wie die Stunden auf dem Zifferblatt einer Uhr angeordnet. Ihre Zahl ist unveränderlich.“

Dieses Emblem werden vor allem die Jüngeren als Symbol der Europäischen Union kennen. Ursprünglich war es jedoch – und das ist es auch noch heute – die Flagge des Europarates. Continue reading „Zwölf Sterne auf blauem Grund“

Wo das Einhorn auf den Teddy trifft: das Steiff-Museum

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 2/11 des Magazins „Sehnsucht Deutschland“ sowie am 4. Juni 2011 in der PAZ (Preußische Allgemeine Zeitung)

von Uta Buhr

Auf einem Besuch im Steiff-Museum in der Teddybärklinik begegnet man Kinderträumen

Uta Buhr kam begeistert von ihrer Reportage zurück!

Es ist früh am Morgen, und die Bürgersteige in Giengen, der kleinen Stadt an der Brenz, sind noch hochgeklappt. Vom Bahnhof kommend, schlagen wir den Weg ins Städtchen ein. Links und rechts der Hauptstraße gepflegte Fachwerkhäuser, Blumenschmuck auf Fensterbänken und in Hauseingängen. Eine fast biedermeierliche Idylle, der die auf langen Stangen befestigten Teddybären in bunten Fantasiekostümen etwas Verwegenes verleihen. Ein verlockender Duft nach frischem Brot und Kaffee empfängt uns in der Bäckerei am Platze.

„Das Steiff-Museum öffnet erst um 10 Uhr“, sagt die freundliche Bäckersfrau und serviert uns eine Tasse dampfender Schokolade. Auch der Postbote ist schon auf den Beinen, hält hier und da ein kleines Schwätzchen mit den Bürgern der Stadt und schiebt dann sein gelbes Fahrrad in Richtung Rathaus. Ein Déjà-vu! Wir identifizieren auf Anhieb das Umfeld, in dem die berühmteste Bärenmutter der Welt ihr ganzes Leben verbrachte. Margarete Steiff erblickte 1847 in Giengen das Licht der Welt und starb hier 1909 im Alter von nur zweiundsechzig Jahren.  Erinnerungen an den anrührenden Film mit Heike Makatsch in der Hauptrolle werden wach. Continue reading „Wo das Einhorn auf den Teddy trifft: das Steiff-Museum“

Gegen das Vergessen

Von Dr. László Kova

Graue Zeiten in Ungarn (Vortrag bei der Hamburger Literaturvereinigung am 11.05.2011)

Es fällt mir schwer über die grauen Zeiten im meinem Land Ungarn zu sprechen. Leider machten sich die damaligen Regierungen an Menschenverachtung und Menschenvernichtung schuldig, besonders während der Nazi-Okkupierung Ungarns im Zweiten Weltkrieg. Aber es gab auch in diesen grauen Zeiten Menschen, die waghalsig menschlich geblieben sind und unter eigener Lebensgefahr viele Ungarn jüdischer Abstammung vor dem Holocaust retteten.

Das Datum 31. Oktober 1918 bedeutete das Auflösen der Österreichisch-Ungarische Monarchie. Danach folgte die Zeit von politischen Unsicherheiten. Nach dem sowjetischen Beispiel wurde die kommunistische Räterepublik Ungarn am 21. März 1919 ausgerufen, die nach 121 Tage Herrschsaft (am 01. August 1919) durch tschechische und rumänische Streitkräfte besiegt wurde. Am 01. März 1920 wählte die ungarische Nationalversammlung den Sieger über die Räterepublik, den Admiral Miklós Horthy zum Reichsverweser. Horthy stammte aus einer ungarischen Kleinadelsfamilie. Von Anfang an entschloss er sich zu einer militärischen Karriere, er war von Februar 1918 an der letzte Befehlshaber der k.u.k. Kriegsmarine. Continue reading „Gegen das Vergessen“

Verlöschendes Licht

Von Dr. Manuel Ruoff

Das Ende der letzten Deutschen Kaiserin – Vor 90 Jahren starb Auguste Viktoria

Neben der legendären Königin Luise zählt Auguste Viktoria wegen ihres sozialen und kirchlichen Engagements sowie ihrer fürsorglichen Art zu den beliebtesten Landesmüttern Preußens. Am 11. April 1921 starb die letzte preußische Königin im niederländischen Exil im Haus Doorn.

Wenn Auguste Viktoria auch unpolitischer war als Luise und weniger Einfluss auf die Politik des Königs und damit des Landes nahm, so gibt es doch bemerkenswerte Gemeinsamkeiten. Beide Frauen erfreuten und erfreuen sich einer breiteren Akzeptanz als ihre Ehemänner. Und dennoch bewunderten beide ihre Männer und standen zu ihnen in Treue fest. Dem Tode beider ging eine schwarze Stunde der Hohenzollerndynastie voraus. Bei Luise war es der Vierte Koalitionskrieg mit der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt sowie dem Tilsiter Frieden, dem die Besatzungsherrschaft der Franzosen folgte. Bei Auguste Viktoria war es der Erste Weltkrieg mit der Novemberrevolution, dem die Herrschaft der Revolutionäre beziehungsweise Republikaner folgte. Continue reading „Verlöschendes Licht“

Er jagte die Schweden übers Kurische Haff

Vonn Dr. Manuel Ruoff

Der an der Geschichte Preußens Interessierte weiß um die Bedeutung des preußischen Sieges über die Schweden in der Schlacht von Fehrbellin 1675 und die Verfolgung des Besiegten durch die Sieger – zum Teil über das zugefrorene Kurische Haff – bis vor Riga. Mit dem Sieg über die damals führende Militärnation Europas beginnt die preußische Militärtradition. Und der eher künstlerisch oder kunsthistorisch Interessierte kennt das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Fresko Wilhelm Simmlers aus der Kaiserzeit „Die große Schlittenfahrt“, das den Großen Kurfürsten dabei zeigt, wie er sich an der sogenannten Jagd über das Kurische Haff beteiligt. Schon weniger bekannt dürfte sein, dass bei dieser prestigeträchtigen Verfolgung der Schweden über das Haff die preußische Avantgarde von einem Offizier geführt wurde, der in der schwedischen Armee sein militärisches Handwerk gelernt hatte. Continue reading „Er jagte die Schweden übers Kurische Haff“

„Scheich von Saarabien“

Von Dr. Manuel Ruoff

Schwerindustrieller und Bismarckunterstützer im deutschen Westen

Der vor 175 Jahren, am 30. März 1836, in Saarbrücken geborene Freiherr Carl Ferdinand von Stumm-Hal­berg soll von Otto von Bismarck als „König Stumm“ und von Friedrich Naumann als „Scheich von Saarabien“ bezeichnet worden sein. Und der Historker Otto Johannsen zählte ihn zu den „beiden größten deutschen Eisenindustriellen“. Sein Vater, Carl Friedrich Stumm, hatte keinen anderen Ausweg als den Freitod gesehen, nachdem er verzweifelt um die Existenz seines Neunkirchner Hüttenwerkes gekämpft hatte. In der Ära des Sohnes hingegen stieg das Familienunternehmen zum führenden Werk der saarländischen Schwerindustrie auf, zu einem der Marktführer der eisenschaffenden Industrie. Der „Scheich von Saarabien“ konnte es sich leisten, sich auf dem Saarbrücker Halberg von Edwin Oppler ein neugotisches Schloss errichten zu lassen. Im Dreikaiserjahr 1888 erhielt er den Adelsbrief mit Ernennung zum Freiherrn von Stumm und drei Jahre später die Genehmigung zum Tragen des Doppelnamens von Stumm-Hal­berg. Continue reading „„Scheich von Saarabien““