Erschienen im Hamburger Abendblatt
Eine Glosse von Lilo Hoffmann
Im Urlaub sind wir – wie so viele – absolut offen für Kontakte. Wir lernen nette Paare kennen, verbringen den einen oder anderen Tag miteinander und treffen uns abends in der Weinstube des Hotels. Alles schön und gut. Aber irgendwann fällt der verhängnisvolle Satz: „Ach, das ist so nett mit euch, ihr müsst uns unbedingt einmal besuchen.“
Spricht das andere Paar diesen Satz aus, fühlen wir uns geschmeichelt, nehmen die Einladung aber nicht ernst. Wesentlich schlimmer kann die Sache ausgehen, wenn einem von uns diese Aufforderung in weinseliger Stimmung herausrutscht.
Da standen doch tatsächlich vor zwei Jahren Thomas und Hannah vor der Tür. Die Urlaubszeit war längst vergessen, und die beiden störten nicht nur bei der Renovierung unseres Wohnzimmers, sondern erwiesen sich drei Tage lang als überaus anspruchsvolle Gäste.
Das leichtfertig ausgesprochene Angebot „Besucht uns doch mal!“ nahmen im vorigen Jahr auch Andreas und Karin wörtlich. Sie kündigten sich zwar vorher telefonisch an, brachten dafür aber gleich ihr Enkelkind mit. Dies blieb in unserer Obhut, während die Großeltern zum Sightseeing durch Hamburg starteten.
Allmählich haben wir die Nase voll. Unseren nächsten Ferienfreunden werden wir eine Einladung entlocken und sie dann anschließend in die Tat umsetzen. Ich freue mich jetzt schon auf ihre Gesichter, wenn wir völlig unerwartet vor der Tür stehen. Und sollte es ein pingeliges Paar sein, dem Sauberkeit über alles geht, nehmen wir auch noch unseren Hund mit.