Begeisternde Helena

Von Hans-Peter Kurr
Notwendige Randnotizen zu Wiederaufnahme vom Torsten Diehls „Sommernachtstraum“-Inszenierung im Monsun-Theater

Ines Nieri als Helena - zentral, umringt von Ensemblemitgliedern.
Ines Nieri als Helena – zentral, umringt von Ensemblemitgliedern.

Es ist wie stets bei Torsten Diehls Inszenierungen:
Unfassbar phantasiereich, turbulent, ausufernd, farbenprächtig, technisch ausgestattet mit allen Mitteln, die die begrenzten Möglichkeiten eines Off-Theaters wie des Monsun an der Friedensallee hergeben – ein anstrengender, aber mit zahlreichen szenischen Überraschungen gespickter Abend, dargeboten von einem Team junger, zumeist ( noch ) überforderter Schauspielschüler oder bereits diplomierter Nachwuchsleute auf dem „Nudelbrett“ ( wie eine kleine Bühne in Theaterkreisen genannt wird) dieser ehemaligen Senf-Fabrik.

Dieses Statement galt für den Berichterstatter bereits bei der eigentlichen Premiere des Shakespeare’schen „Sommernachtstraumes“ im August 2014, an dem Eindruck hat sich nichts geändert :

Wie von diesem genialen Stückeschreiber des elisabethanischen Zeitalters vorgesehen, durchdringen sich profane, profan-komische und spirituelle Weltvorstellung derart im Gefüge des Stückes, dass das Eine das Andere vorwärtstreibt in einem gleichsam kreisenden Wechsel. Dieses Werk ist und war schon immer ein Mobile, in dessen Zentrum der unermüdliche Puck auf seine unnachahmliche Weise „regiert“, Klang und Musik in Gebärde verkörpert, eine wunderschöne Metapher der Poesie.

Das Satyrspiel, das der geschickte Dichter in Form der berühmten Handwerker-Szenen, dem Ganzen aufpfropft, gehört auch in Diehls Regiekonzept zum Besten, was er mit seinen jungen Leuten zuwege bringt : Ein unerschöpflicher Urquell szenischer Phantasie !

Besonders bemerkenswert an diesem Wiederaufnahme-Premierenabend: die Umbesetzung und Umsetzung der Helena-Figur durch Ines Nieri : Ihre Darstellung gewann von Szene zu Szene mehr an plastischer Zeichnung, die Tempi sind bei ihr nie überdehnt, die Rhythmen nahezu metronomisch gestochen, selbst Rufe und Schreie, Ausbrüche also, werden bei ihr und durch sie zu kunstvollen Dissonanzen, geradezu konzertant gebändigt. Eine bewundernswerte schauspielerische Leistung.

Foto: Torsten Diehl