Elisabeth Schwarzhaupt: Sie wollte „Ministerin“ sein

Von Dr. Manuel Ruoff

Konrad Adenauers und Ludwig Erhards Frau für die Gesundheit

Elisabeth Schwarzhaupt

Sicher war es ein Erfolg, was die Frauen angeht, dass wir zunächst durch meine Ministerschaft gewissermaßen den Fuß in eine bisher verschlossene Tür gesetzt haben … das Ergebnis war …, dass bisher kein Kabinett mehr ohne Frau gebildet worden ist.“ Elisabeth Schwarzhaupt, von der diese Worte stammen, war nicht nur der erste Bundesgesundheitsminister, sondern auch die erste Bundesministerin der Bundesrepublik Deutschland. Überhaupt war diese emanzipierte Frau ihrer Zeit voraus. Während Birgit Breuel noch Jahrzehnte später als „Frau Minister“ angeredet werden wollte, bat sie schon damals um die Anrede „Frau Ministerin“. Continue reading „Elisabeth Schwarzhaupt: Sie wollte „Ministerin“ sein“

Maximilian Wolfgang Duncker: Historiker und Politiker

Von Dr. Manuel Ruoff

Maximilian Wolfgang Duncker galt als Historiograph des Hauses Brandenburg. Der Sohn des Verlagsbuchhändlers und Gründers von Duncker & Humblot war jedoch nicht nur Geschichtsgelehrter. Vielmehr verleiteten die Zeitumstände den am 15. Oktober 1811 in Berlin geborenen Liberalen zu Ausflügen in die Politik. Als junger Student betätigte er sich in einer Burschenschaft. In der 48er Revolution wurde er als Abgeordneter in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt. Continue reading „Maximilian Wolfgang Duncker: Historiker und Politiker“

„Der Führer lebt“

Von Dr. Manuel Ruoff

Erich Fellgiebels Meldung war der Gau für seine Mitverschwörer

„Es ist etwas Furchtbares passiert, der Führer lebt.“ Mit dieser Meldung aus dem Führerhauptquartier trug Erich Fellgiebel nach dem Attentat auf Adolf Hitler in der „Wolfsschanze“ maßgeblich zur Verwirrung seiner Mitverschwörer vom 20. Juli 1944 bei. Seine Botschaft, deshalb den Putsch abzubrechen und den Plan „Walküre“ nicht auszulösen, befolgten nur einige. Die Folge war, dass der Putschversuch nicht mit der Vehemenz durchgezogen wurde, die notwendig gewesen wäre, um überhaupt eine Chance zu haben, er andererseits aber auch nicht abgebrochen wurde, was vielleicht die Chance zu einem zweiten Versuch geboten hätte. Continue reading „„Der Führer lebt““

MultiKulti Bibliothek für Kinder

erschienen im Hamburger Abendblatt

Von Uschi Tisson

Kerstin Brockmann
Kerstin Brockmann

Ob „Harry Potter“ auf Türkisch, „Pippi Langstrumpf“ auf Polnisch oder „Alice im Wunderland“ in Englisch – Kerstin Brockmann (43) möchte im Heimfelder Kulturverein „Alles wird schön“ eine mehrsprachige Bibliothek für Kinder aufbauen. „Spielerisch, unbürokratisch und kostenlos sollen sich die Kids Bücher auf Vertrauensbasis ausleihen können“, sagt sie,  „Hauptsache ist, dass sie Lust auf Lesen bekommen.“ Die hatte die Redakteurin – sie leitet seit 2004 Seminare zum Thema „Kreatives Schreiben“ im Kulturverein – selber von Kind auf an. „Es war gut für mich, mit Büchern aufzuwachsen. Schon immer liebte ich es, in andere Welten einzutauchen. Sie sind noch heute eine starke Kraftquelle für mich.“ Continue reading „MultiKulti Bibliothek für Kinder“

Sylt war da, wo der Teddy ins Wasser fiel

Erschienen im Hamburger Abendblatt

 Von Lilo Hoffmann

Obwohl die Hauptreisesaison schon lange vorbei ist, wird über die vergangenen Urlaubserlebnisse immer noch gern berichtet. Dabei fällt auf, dass Kinder mit dem jeweiligen Ferienort für gewöhnlich ganz andere Eindrücke verbinden als Erwachsene.

Während die Großen von idyllischen Landschaften, Kulturdenkmälern, weiten Stränden und gutem Essen schwärmen, erinnern sich die Kleinen an ganz andere Dinge. „Wie war es auf Mallorca?“ fragte ich die siebenjährige Marie. „Da hat Mama sich mit Eis bekleckert“, erhielt ich zur Antwort. Eine weitere Aussage gab es nicht. Continue reading „Sylt war da, wo der Teddy ins Wasser fiel“

LISZTOMANIE – Auf den Spuren Franz Liszts in Ungarn

Von Uta Buhr

Dieser Artikel erschien in folgenden Medien: Schleswig-Holstein am Sonntag am 11. September, Rheinische Post am 28. September und   PAZ am 22. Oktober 2011

Am 22. Oktober dieses Jahres wäre der weltberühmte Pianist und Komponist Franz Liszt 200 Jahre alt geworden. Grund genug, einige Stationen seines wechselvollen Lebens in seiner ungarischen Heimat nachzuzeichnen.

Franz Liszt

Gergely Bogányi  hebt entsetzt die schmalen Pianistenhände. Nein, Franz Liszt einen Superstar oder gar Popstar zu nennen, wäre ein Vergehen an seinem Genie. Ein schrecklicher Begriff, findet er, der heutzutage auch Leute einschließt, die keinerlei künstlerische Begabung besitzen. Recht hat er. Der große schlanke Mann – 37 Lenze jung – ähnelt mit seinen schulterlangen Haaren und der charakteristischen Nase nicht nur seinem großen Vorbild, sondern spielt auch das Piano forte wie ein Gott. Gerade intoniert er im Franz-Liszt-Museum (ehemals Nationale Ungarisch-Königliche Musikakademie) in der Vörösmatystraße 35 auf der Pester Seite die berühmten „Consolations“ auf  einem alten Boesendorfer, den schon Liszt bespielte. Continue reading „LISZTOMANIE – Auf den Spuren Franz Liszts in Ungarn“

August Bebel wollte ihn als Vorkaiser

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 90 Jahren starb Bayerns letzter König Ludwig III. – Eine Verfassungsänderung verschaffte ihm die Krone Ottos I.

„Millibauer“ lautete sein volkstümlicher Spitzname. In der Tat war der Lebensstil des letzten bayerischen Königs eher bürgerlich-großbäuerlich als königlich. Er liebte Kegelabende beim Bier, die Jagd und die Pferdezucht wie überhaupt die Landwirtschaft. So erwarb er 1875 das Hofgut Leutstetten am Starnberger See und baute es zum Mustergut aus. Bereits 1868 übernahm er das Amt des Ehrenpräsidenten des Zentralkomitees des Landwirtschaftlichen Vereins in Bayern.

Damals war noch alles andere als absehbar, dass er einmal ein König werden und einen Haufen von Ehrentiteln führen würde. Ludwig war nämlich nicht der Sohn, sondern „nur“ der Neffe eines Königs. Als er am 7. Januar 1845 in München zur Welt kam, regierte in Bayern sein Onkel Maximilian II. Der älteste Bruder seines Vaters Luitpold war damals gerade erst 33 Jahre alt und hatte mit Ludwig bereits einen Sohn. Zudem lag zwischen Maximilian II. und Luitpold noch der zweite Sohn Ludwigs I., Otto. 1848 bekam auch Maximilian II. noch einen zweiten Sohn mit dem Namen Otto. Continue reading „August Bebel wollte ihn als Vorkaiser“

New Yorker Freiheitsstatue: Auf deutschem Zement gegründet

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 125 Jahren wurde die New Yorker Freiheitsstatue eingeweiht

Für das Fundament und den Sockel der Freiheitsstatue in New York lieferte die 1864 von Wilhelm Gustav Dyckerhoff gegründete Portland-Cement-Fabrik Dyckerhoff & Söhne 8000 Fass Portlandzement. Die daraus hergestellte Betonmasse war die bis dahin größte der Welt. Und das war nicht der einzige Weltrekord. Mit einer Figurhöhe von 46,05 Metern und einer Gesamthöhe von 92,99 Metern war die Freiheitsstatue die höchste der Welt.

Abgesehen von dem, was Lady Liberty mit Füßen tritt beziehungsweise ihr einen sicheren Stand in bewegter Zeit gibt, ist allerdings kaum etwas deutsch. Vielmehr handelt es sich bei dem Objekt ganz bewusst um eine französisch-amerikanische Co-Produktion als Symbol der französisch-amerikanischen Freundschaft, basierend auf dem gemeinsamen Ideal der Freiheit. Continue reading „New Yorker Freiheitsstatue: Auf deutschem Zement gegründet“

Kieran Goss – musikalischer Botschafter Irlands

Von Uschi Tisson

Kieran Goss, copyright Tisson

Da meine ich, die größten musikalischen Botschafter Irlands bereits zu kennen, tut sich doch immer wieder eine herzerfrischende Überraschung auf: Kieran Goss! Ihn bisher nicht wenigstens einmal gehört zu haben, ist eine musikalische Sünde für einen Irland-Fan wie mich. Doch sie sei mir verziehen: Ich habe ihn live in der Empore bei seiner „Live in Belfast dvd-Tour“ in Empore Buchholz (Nordheide) erleben dürfen. Anfangs als Trio mit Ann Kinsala und Gareth Hughes. Dann mit seinen Überraschungsgästen, den Brüdern Brendan und Declan Murphy und natürlich auch solo.

Augen zu und einfach den Klängen der Gitarren und der betörenden Stimmen lauschen. Mir dabei vorzustellen, ich stehe am Strand von Valentia Island (Cty. Kerry) oder lasse den Blick über die „Clew Bay“ – der Bucht mit den 365 Inseln im Cty. Mayo – streifen und mir den Wind um die Nase wehen. Wem diese Verzauberung gelingt, obwohl ich abgehetzt und gerade noch rechtzeitig zu Konzertbeginn angekommen bin – der ist schon ein wahrer Meister. Continue reading „Kieran Goss – musikalischer Botschafter Irlands“

Dinner mit Gänsehaut

Von Hans-Peter Kurr

Im Maritim-Hotel Reichshof heult der Hund von Baskerville

Sherlock Holmes in Hamburg

 

Seit der Übernahme des renommierten Hamburger Hotels „Reichshof“ durch die Maritim-Kette wurden der atmosphärereiche Speisesaal und die heimelige Bar offenbar nicht wesentlich verändert. Aus diesem Grund können sie sehr gut als Kulisse für unterschiedliche Performances genutzt werden. Diese Situation hat schon die Intendanz des benachbarten Schauspielhauses zu mehreren Gastspielen dortselbst veranlaßt. Gegenwärtig allerdings kann man dort neben kulinarischen Köstlichen, zubereitet von Küchenchef Stefan Hopf und seiner Mannschaft, allsonntäglich das Geheule und Gejaule des Hundes von Baskerville erleben, dessen von Sir Arthur Conan Doyle phantasiereich erfundene Geschichte vom krimitrainierten Ensemble des Imperial-Theaters auf sehr gutem schauspielerischen Niveau professionell dargestellt wird, so daß den unterhaltungsfreudigen Zuschauern nicht nur die Gänseleber vom Teller mundet, sondern auch die nach jenem Geflügel benannte Haut über Rücken und Arme kriecht. Continue reading „Dinner mit Gänsehaut“

Buhre liest Bernhard

Von Hans-Peter Kurr

80 Jahre wäre der Romancier und Stückeschreiber Thomas Bernhard („Der Theatermacher“, „Minetti“ etc.) zu Beginn dieses Kalenderjahres geworden. Für Saskia Junggeburth, Programmgestalterin des Logensaales in den Hamburger Kammerspielen, Grund genug, dem österreichischen Autor eine Lesereihe zu widmen, in deren zweiter Veranstaltung Brigitte Buhre, Witwe des großen Traugott, Auszüge aus Bernhards autobiographischem Roman „Der Keller. Eine Entziehung“ lesen wird. Dafür vorgesehen ist der Abend des 27. Oktobers 2011 um 19.30 dortselbst (Platzreservierung unter >karten@logensaal-kammerspiele.de<. ) Continue reading „Buhre liest Bernhard“

Charmantes Schlitzohr

Diese Glosse erschien am 29. September im Hamburger Abendblatt

Eine Glosse von Uta Buhr

Der verbeulte VW-Käfer mit dem Aufkleber „Mein Zweitwagen ist ein Porsche“, blockierte unsere Garageneinfahrt. Wir mussten uns notgedrungen einen Parkplatz in der Nebenstraße suchen.

Die Fahndung  nach dem VW-Besitzer blieb zunächst ohne Erfolg. Keiner im Haus kannte diesen Wagen. Die Stimmung war äußerst gereizt. Wozu, zum Teufel, besaß man eine Garage, wenn ein rücksichtsloser Zeitgenosse einen daran hinderte, sie zu benutzen! Also beschlossen wir, die Polizei zu rufen und anschließend den Abschleppdienst. Continue reading „Charmantes Schlitzohr“

„Musik im Gespräch“ in Harburg

Von  Uschi Tisson

Es geht wieder los. Die Vorbereitungen der herbstlichen Veranstaltungsreihe „Musik im Gespräch“ sind in vollem Gange. Am Sonnabend, 8. Oktober, empfängt Moderator und erster Vorsitzender Ernst Brennecke seinen ersten Gast im „Stellwerk“ im Harburger Bahnhof, Hannoversche Straße 85, zum Thema „Musik über die Freundschaft“. Weiter geht es am  22. Oktober. Hier stehen die „Wege zu Franz Liszt“ im Mittelpunkt, bevor es am 5. November mit „Kleist in der Musik“ weitergeht. „Musik im Gespräch“ am 19. November ist eine ganz besondere Veranstaltung: Sie ist die 300., die von Ernst Brennecke moderiert wird. An diesem Tag widmet er sich ganz dem Thema „Dante in der Musik“, bevor er am 7. Januar die herbstliche Gesprächsreihe mit einem Rückblick 2011 beendet. „Musik im Gespräch“ beginnt jeweils um 16.30 Uhr. Karten gibt es für 7 Euro an der Tageskasse. Continue reading „„Musik im Gespräch“ in Harburg“

Das Naturhistorische Museum in Wien

Von Johanna R. Wöhlke

Eine unerwartete Betrachtung nach einem Museumsbesuch

Wer könnte das Wiener Naturhistorische Museum besser beschreiben als die Texter auf der Museumsseite im Internet unter http://www.nhm-wien.ac.at/museum: „Das Wiener Naturhistorische Museum ist eines der bedeutenden naturwissenschaftlichen Museen der Welt. Seine frühesten Sammlungen sind über 250 Jahre alt. Heute werden 25 Millionen Objekte wissenschaftlich betreut. Continue reading „Das Naturhistorische Museum in Wien“

Das Ende eines Selfmademan

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 50 Jahren wurde mit Borgward der zeitweise drittgrößte Automobilkonzern der Bundesrepublik aufgelöst

Carl Friedrich Wilhelm Borgward war ein Selfmademan. Bis in die 50er Jahre hatte der 1890 im preußischen Altona bei Hamburg geborene Sohn eines Kohlehändlers einen Familienbetrieb aufgebaut, der schließlich nach Volkswagen und Opel der drittgrößte Automobilkonzern der Bundesrepublik wurde. Dieser bemerkenswerte Erfolg und sein überragendes Talent als Konstrukteur ließen Borgward ein Selbstvertrauen entwickeln, das ihn ungehemmt auf Wachstum setzen ließ – womit er sein Familienunternehmen überdehnte.

Immer neue Modell brachte Borgward auf den Markt. So auffallend wie die Anzahl der Modelle war auch die Zahl der Marken. Neben Borgward gab es Lloyd und Goliath beziehungsweise Hansa. Auf die systematische Nutzung von Synergien verzichtete Borgward großzügig, geschweige denn, dass er sich eines heute üblichen Baukastensystems bedient hätte. Rücklagen bilden war auch nicht sein Ding. „Geld gebe ich immer schon fünf Minuten, bevor ich es habe, aus“, war seine erklärte Devise. Diese unternehmerische Vorgehensweise setzt allerdings voraus, dass zum einen das Geld auch tatsächlich kommt, und zum anderen es jemanden gibt, der die fünf Minuten mit einem Kredit überbrückt. Das war Borgwards Verhängnis. Continue reading „Das Ende eines Selfmademan“

Was elektrisiert den Mann?

erschienen am 27. September im Hamburger Abendblatt

Von Johanna R. Wöhlke

Was elektrisiert einen richtigen Mann? Wer bei dieser Frage an Erotik denkt, kennt mich nicht. Das  ist mir langweilig, wenn es um ernsthafte Fragen geht – und hier geht es um ernsthafte Fragen, natürlich! Also: Was elektrisiert einen richtigen Mann?

Schweigen? Ich gebe zu, es war eine etwas provozierende Frage, auf die ich nicht sofort eine Antwort erwarten kann. Heute habe ich zwar eine von einer Freundin bekommen, aber auch die war einigermaßen unzureichend. Sie berichtete davon, dass ihr Mann eine Art Elektroschocktherapie in abgemildeter Form erhalte. Die soll dazu beitragen, dass er wieder nervlich auf die Beine kommt. Continue reading „Was elektrisiert den Mann?“

Klassen – aber nicht stufenlos, der Bundesverdienstorden

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 60 Jahren stiftete der Bundespräsident den Bundesverdienstorden

Stärker noch als die Weimarer Republik nach dem Kaiserreich verstand sich die Bundesrepublik nach dem Dritten Reich als ziviles, bürgerliches, friedfertiges Gegenmodell zu dem als militaristisch empfundenen Vorgängerstaat beziehungsweise

-system. Hierzu gehörte ein sehr sparsamer Umgang mit Uniformen, Orden und anderen Staatssymbolen. Während Weimar gänzlich auf Orden verzichtete, kam die Bundesrepublik nur zwei Jahre ohne aus. Anfänglich versuchte Nachkriegswestdeutschland, statt mit Orden mit wertvollen Sachgeschenken seinen Dank zum Ausdruck zu bringen. Continue reading „Klassen – aber nicht stufenlos, der Bundesverdienstorden“