Leben in Zeiten der Pestilenz

Bild von Sumanley xulx auf Pixabay

Im Augenblick scheint die Zeit still zu stehen. Wo sonst das Leben tobt, herrscht Stille. An manchen Orten gar Friedhofsstille. Das Coronavirus, die Pestilenz des 21. Jahrhundert, hat uns fest im Griff. Es kommt auf leisen Sohlen daher, völlig unsichtbar und geruchlos.

Ganz anders als der Schwarze Tod längst vergangener Jahrhunderte, der die Menschen mit Beulen übersäte, die so bestialisch stanken, dass die Pestärzte ihre Nasen hinter langschnäbeligen Vogelmasken verbargen. Diese Maskierung hat sich bis auf den heutigen Tag im Karneval von Venedig erhalten. Im Mittelalter, als die Pest tobte, flohen jene, die es sich leisten konnten, auf ihre Landsitze, um der Ansteckungsgefahr in den engen Gassen der Städte zu entkommen. Jene, die infiziert zurück blieben, starben in der Regel einen grausamen einsamen Tod, weil jeder, der noch gesund war, sich nicht an die Kranken heran traute. Wie wir heute wissen, wurde die Pest durch Ratten, die seinerzeit eine Art unliebsame Haustiere waren, übertragen. Genau genommen von den Flöhen, die im Pelz der Nagetiere siedelten. Mangelnde Hygiene und das enge Zusammenleben von Mensch und Tier waren der Grund, warum sich die Seuche wie ein Lauffeuer unter der Bevölkerung ausbreitete und Abertausende von Opfern forderte. In seinem Bestseller „Die Pest“ versetzt Albert Camus, französischer Literatur-Nobelpreisträger von 1957, uns in die algerische Stadt Oran, die völlig unerwartet von der Pest heimgesucht wird. Als die Menschen an einem bereits in den Morgenstunden extrem heißen Tag aufwachen, finden sie überall tote Ratten, aus deren Lefzen Blut rinnt. Am Anfang nehmen die Bewohner Orans das Phänomen lediglich mit Verwunderung und Ekel zur Kenntnis, bis die Seuche sich zu einer Pandemie ausweitet. Wenn Covid 19 auch nicht die Pest ist, so sind Parallelen zu unserer heutigen Situation unverkennbar. Ein absolut lesenswertes Buch, von dem der Rowohlt Verlag gerade seine 90. Auflage druckt. Zu empfehlen ist das Original in französischer Sprache, das bei folio erscheint und in jeder guten Buchhandlung zum Preis von 11 Euro bestellt werden kann. Da die meisten von uns zurzeit ohnehin viel Muße zum Lesen haben, bietet „La Peste“ sich an, brachliegende Französischkenntnisse aufzufrischen, zumal Camus sich einer schnörkellosen Sprache bedient, die ohne langatmige Schachtelsätze auskommt und somit relativ leicht zu lesen ist. Sein Stil entspricht dem Ideal französischen Denkens, das treffend mit „clareté cartésienne“ umschrieben ist.

Schlangen, Schildkröten und Gürteltiere

Aber zurück zur Coronakrise, die uns so kalt auf dem falschen Fuß erwischt hat. Der Schuldzuweisungen gibt es viele. Die Chinesen sind mit ihrer Verschleierungspolitik verantwortlich für die Pandemie, heißt es mehrheitlich. Hätte die Regierung rechtzeitig mit offenem Visier gekämpft, wäre China und dem Rest der Welt viel erspart geblieben. So die öffentliche Meinung. Aber woher kommt nun dieses neuartige Virus (lateinisch Gift)? Etwa von den Tiermärkten in China, auf denen sowohl lebende Schlangen als auch Schildkröten, Gürteltiere und andere exotische „Leckerbissen“ angeboten werden. Oder gar von den Fledermäusen, die sich in Höhlen aufhalten, in denen listige Reptilien auf sie lauern, um sie alsbald mit Haut und Haaren zu verschlingen? Wahr ist, dass die chinesische Küche alles verwertet, das da kreucht und fleucht. Schlangen gelten nun einmal als besondere Delikatesse, und das nicht nur bei den Einheimischen. Während meines längeren Aufenthalts in Hongkong lernte ich Franzosen kennen, die regelmäßig bei einem großen Fresstempel in Guangzou (Kanton) nachfragten, ob sie „snake soup“ auf der Speisekarte hätten. Ein Hochgenuss, wie mir versichert wurde, schmeckt wie ganz feines Hühnerfleisch. Ich selbst habe diese dunkle Brühe nie gekostet, weil ich einen Horror vor Schlangen habe. Aber nun sollen diese Kriechtiere schuld an Covid 19 sein, die sich durch den Genuss von Fledermäusen infizierten? Manche behaupten gar, die Chinesen verspeisten Fledermäuse. Bei so vielen Meinungen und noch mehr Gerüchten weiß letztlich keiner mehr, was Sache ist. Dass die Seuche sich besonders in Norditalien ausgebreitet hat, wurde zunächst auf einen Europäer zurückgeführt, der sich vorher in Wuhan aufgehalten hatte, wo Covid 19 ausgebrochen war, bis schließlich die vielen chinesischen Arbeitskräfte in der Textilindustrie Norditaliens als Sündenböcke herhalten mussten.

Normal ist etwas anderes

Gleichwohl, wer es auch immer gewesen sein mag, wir sitzen alle in der Falle. Während viele sich im „Homeoffice“ befinden, also jetzt ihre Arbeit von zu Hause verrichten, oder jene, die zwangsweise pausieren müssen und um ihren Job bangen, „ist die Lage hoffnungslos, aber nicht ernst,“ wie es einst der unübertreffliche Satiriker Karl Kraus formulierte. Genau genommen stimmt diese Aussage sogar. So wird uns von höchster Stelle versichert, dass die Ausgangssperre nach Ostern nach und nach gelockert werden soll. Normal ist immer noch etwas anderes. Doch Frankreich gegenüber sind wir klar im Vorteil. Ich las gerade. dass die Pariser Bevölkerung sich gerade einmal einen Kilometer von ihrer Wohnung entfernt täglich für eine Stunde aufhalten darf zwecks Einkauf oder Spaziergang. Joggen hingegen ist strikt verboten. Warum? Das können auch die Polizisten, die die „Ausflügler“ akribisch kontrollieren, nicht erklären. Alles par ordre de mufti – und da gibt es nun mal nichts zu hinterfragen. Compris? War es nicht ein prominenter Franzose, der weiland predigte – Zitat: „Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen.“ Ein Ausspruch des berühmten französischen Mathematikers Blaise Pascal, eines Zeitgenossen und Bewunderers von René Descartes, der sicherlich stundenlang in seiner Studierstube über mathematischen Formeln brütete und dabei die Zeit vergaß. Suum cuique – jedem das Seine, lieber Monsieur Pascal. Aber wo ständen wir heute, wenn sich keiner unserer Vorfahren vor seine Höhle gewagt hätte und ins Ungewisse getreten wäre? Es gäbe unendlich viel aufzuzählen. Aber lassen wir es dabei, dass wir weder Telefon noch Internet hätten. Vom Computer, an dem viele von uns ihre tägliche Arbeit verrichten, ganz zu schweigen. Auch dieser Artikel, den ich gerade schreibe, käme nicht in das Online-Magazin der Auswärtigen Presse e.V. Wir werden in einer nicht zu fernen Zukunft wieder auf die Straße, ins Theater, in Konzerte und auf Ausstellungen gehen können. Das gleiche gilt für Sportveranstaltungen, Schwimmbäder und Muckibuden. Freuen wir uns also auf die Post-Corona-Zeit! Was pflegte doch meine kluge, im 97. Lebensjahr gestorbene Mutter zu sagen, wenn eine Situation ausweglos erschien: „Kein Zustand dauert ewig.“ Genauso ist es. Mein Lieblingssatiriker Harald Martenstein wies in seiner letzten Glosse darauf hin, dass Mails neuerdings nicht mehr mit dem üblichen Kürzel mfg – mit freundlichen Grüßen – geschlossen würden, sondern mit bsg – bleiben Sie gesund – im Falle von Duzfreundschaften schlicht mit bg – bleib gesund.

Ich meinerseits wünsche Euch allen von ganzem Herzen:
Bleibt’s g’sund. Und auf sehr bald in alter Frische!

Eure
Uta Buhr

 

„Apologia“ von Alexi Kaye Campbell – das neue Stück am English Theatre of Hamburg

Sieh dir mal das Foto aus meinen Jugendtagen an

Ruhe vor dem Sturm. Die Art, wie Kristin Miller rastlos in ihrer gemütlichen Wohnküche hin her läuft, Papiere sortiert, für Sekunden auf einem Stuhl Platz nimmt und gedankenverloren ins Leere starrt, lässt nichts Gutes erahnen. Zu ihrem heutigen Geburtstag hat die renommierte Kulturhistorikerin ihre beiden Söhne nebst Freundinnen in ihr Landhaus irgendwo in der englischen Provinz eingeladen. In Kürze sollen Kristins Memoiren unter dem Titel „Apologia“ erscheinen. Ein Grund mehr, auch Hugh, den alten Freund und Kampfgenossen zur Feier zu bitten, mit dem sie Erinnerungen an zahlreiche Demonstrationen in den wild bewegten Sechziger- und Siebzigerjahre des letzten Jahrhunderts verbinden. Als erster erscheint Sohn Peter mit seiner amerikanischen Freundin Trudi. Die Fröhlichkeit der jungen Frau mit dem blonden Wuschelkopf konterkariert Peters nur mühsam unterdrückte Aggressivität. Widerwillig ist er der Einladung seiner Mutter gefolgt. Nur selten bekam er sie zu Gesicht, seit sie ihn und seinen Bruder Simon aus Karrieregründen beim Kindsvater „ausgelagert“ hatte. Sinnt der sich sträflich vernachlässigt fühlende Sohn auf Rache an seiner egoistischen Mutter? Tief im Inneren brodelnde Konflikte sind der Stoff, aus dem die griechischen Tragödien der Antike gewoben wurden. Doch gemach, um Mord und Totschlag geht es hier nicht. Der moderne Mensch hat viel subtilere Methoden entwickelt.

Die Katastrophe naht mit Claire, der Freundin Simons, die der Feministin und Gerechtigkeitsfanatikerin Kristin (grandios Julia Righton, die ihre Rolle bis ins Mark verinnerlicht) von vornherein suspekt, wenn nicht gar abstoßend erscheint. Die junge attraktive Frau ist Schauspielerin und nimmt neben seriösen Rollen wie die der Nora in Ibsens gleichnamigem Drama auch Angebote in Sitcoms und anderen seichten TV-Serien an. Ein absoluter Horror für Kristin. Fehlte nur noch, dass diese Person in ihrem 700 Pfund teuren Schickimickifetzen in Pornos mitwirkte. Dieser „Beruf“ entspricht ebenso wenig Kristins antikapitalistischen Vorstellungen wie die Tätigkeit Peters in der äußerst lukrativen Welt der Finanzen. Beide sind „Nehmer“, wie Kristin diese Spezies von Mensch verächtlich nennt. Sie selbst sieht sich als „Geber“, die nach ihrer Meinung bessere Hälfte der Menschheit. Simon, der jüngere Sohn, welcher bislang in jedem Job versagt hat, ist ihrem Herzen viel näher. Wo bleibt er nur, denkt Kristin, bevor sie sich einem anderen Problem zuwendet – der tiefen Religiosität Trudis, die Peter sogar dazu bewegen konnte, an Bibelstunden teilzunehmen. Ein Schock folgt auf den nächsten, und das an ihrem Geburtstag. Kristin ist es nicht gewohnt, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Und so teilt sie erbarmungslos aus und lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass ihre Meinung die einzig richtige ist. Peter wendet sich frustriert an Trudi und bezeichnet seine Mutter als einen Albtraum – im englischen Original: „She is a bloody nightmare!“ Ein Anruf für den immer noch abwesenden Simon, den Kristin annimmt, bringt die Situation auf den Siedepunkt: Der Anrufer freut sich auf ein bevorstehendes erotisches Abenteuer mit Claire. Da haben wir es, frohlockt Kristin, dieses Flittchen betrügt meinen Lieblingssohn und empfindet keinerlei Scham. Dreimal pfui!

Beruhigt euch. Es besteht kein Grund zur Aufregung

Während dieser Tragikomödie rund um den Familientisch, an dem reichlich Champagner fließt und die Zungen der Protagonisten löst, sitzt Freund Hugh in einem Sessel abseits des Geschehens. Er ist der Gegenpol des aufgeregten Dialogs, ein Mann abgeklärten sokratischen Denkens.Warum nur mischt er sich nicht ein mit den Worten eines weisen römischen Anonymus: „Si tacuisses, philosophus mansisses.“ Wahrscheinlich würde dieses Diktum Kristin noch mehr in Rage bringen, denkt Hugh vermutlich und hängt weiter seinen Gedanken nach.

Kristin und Peter scheinen sich doch gut zu verstehen

Doch wer hätte gedacht, dass Kristin auch mütterlicher Gefühle fähig ist. In der Nacht, die dem Sturm im Familienkreis folgt, kümmert sie sich hingebungsvoll um Simon, der sich bei einem Sturz verletzt hat, und verbindet seine Wunden. Zwischen beiden scheint großes Einverständnis zu herrschen. Leise und zärtlich unterhalten sie sich miteinander, bis der Morgen graut, Simon klammheimlich verschwindet und die anderen Geburtstagsgäste am Frühstückstisch erscheinen. Inzwischen haben alle einen Blick in Kristins Memoiren geworfen und fragen sich konsterniert, wieso sie in der Retrospektive auf ihr bewegtes Leben ihre beiden Söhne mit keinem Wort erwähnt. Peter und Trudi versteigen sich sogar zu der Frage, warum zum Teufel sie denn überhaupt Kinder in die Welt gesetzt habe. Kristin scheint dies indes vollkommen kalt zu lassen. Sie betont, dass der Titel ihrer Memoiren „Apologia“ keineswegs zu verwechseln sei mit „Apology“ – also mit einer Entschuldigung für etwaige Verfehlungen, die ihr wohl mancher unterstellen möchte, sondern dem griechischen Apología (auf der letzten Silbe zu betonen) entspricht: Es handelt sich um eine „formale Verteidigung eines Standpunktes, den Bezug auf eine Position oder Handlung.“

Was keineswegs einer Entschuldigung gleich kommt. Somit sind aus Kristins Sicht alle anderslautenden Meinungen ausgeräumt. Ein Gast nach dem anderen verlässt das Haus. Als die liebenswürdige Trudi Kristin umarmt und ihr rät, sich selbst zu verzeihen, bricht die selbstgerechte, angeblich so starke Frau vor Verzweiflung schreiend zusammen. Kann es sein, dass sie am Ende doch noch zur Einsicht gelangt ist, nicht das Maß aller Dinge zu sein und selbst manches in ihrem Leben falsch gemacht zu haben?

Fazit: Ein ganz starkes Stück aus der Feder des griechisch-amerikanischen Autors Alexi Kaye Campbell, das dem Zuschauer unter die Haut geht, getragen von einem großartigen Ensemble talentierter Schauspieler, die unter der Regie von Paul Glaser brillierten. Während Annelise Bianchini die hübsche, freundlich-naive Trudi gab, spielte Michelle Fahrenheim den Serienstar Claire. Luke Jenkins übernahm gleich zwei Rollen, die von Peter und Simon. Michael Garland glänzte im Part des „Philosophen“ Hugh. Ein großer Abend, für den sich das Publikum mit anhaltendem Applaus bedankte,

„Apologia“ hat sich als großer Hit auf den Bühnen von London und New York erwiesen. Der 1966 in Athen geborene Autor – Sohn einer britischen Mutter und eines griechischen Vaters – ging als junger Mann nach Amerika und spielte später in England Theater. Sein bisheriges Werk umfasst u.a. „Poirot“, „Bracken Moor” und “Touch of Frost.”

(Fotos: Stefan Kock)

“Apologia” läuft bis einschließlich 11. April 2020

Tickets unter der Telefonnumer 040-227 70 89 oder online unter www.englishtheatre.de

Nächste Premiere: „Outside Mullingar“, Komödie von John Patrick Shanley,
am 25. April 2020

         

“Apologia” by Alexi Kaye Campbell – The New Play at the English Theatre of Hamburg

Take a look at this old photo of me

What a stirring play, written by the American author Alexi Kaye Campbell, born to a British mother and a Greek father, who in “Apolgia” describes a disastrous family reunion in a cosy cottage in the English countryside. Kristin Miller, a renowned art historian in her sixties, is expecting some guests to celebrate her birthday. Although her two sons whom she has not seen for a long time are expected to join the rest of the party, Kristin (excellent and very passionate – Julia Righton) seems to be in a depressed mood. Who will be the first one of her guests to wish her a very happy birthday and many happy returns? Before we go on, let us take a look at Kristin’s biography.

Keep cool. No need to get excited

As an eminent and successful art historian, who at the same time is a fanatic feminist and anti-capitalist, Kristin never saw fulfilment in family life and motherhood. In spite of her belief in total independence she gave birth to two boys – Peter and Simon – whom she abandoned when they were very young and left them with their father. As a young woman she followed her politics and vocation, storming Parisian barricades and moving to Florence to live a life according to her own taste. Now after having left her wild years behind her, she has come to terms and written her biography without mentioning her sons with a single word. What a scandal! An over-ambitioned selfish woman has the cheek to concentrate only on herself and ignore her offspring without the slightest remorse.

After all Kristin and Peter seem to be on good terms

Peter and his pretty American girlfriend Trudi (Annelise Bianchini – sweet and charming) are the first ones to arrive at Kristin’s party. While Peter is very reserved toward his mother who for him is a “bloody nightmare”, the young woman greets Kristin very warmly and hands her a most precious present. It is an African tribal mask which Kristin being a connoisseur of artefacts from other cultures accepts enthusiastically. When Claire (Michelle Fahrenheim – a mixture of naivety and shrewdness) Simon’s fiancée, arrives, Kristin can barely hide her disapproval of the extravagant young woman who calls herself an “actress” although she mostly appears in sitcoms and other soap operas. Good lord, that girl in her 700 pound designer dress is indeed not Kristin’s cup of tea. In a way she also despises Peter, the capitalist, who makes a lot of money in the City of London. In Kristin’s opinion both are “takers” and not “givers”, the latter ones being those who benefit society. In addition, she is disturbed when she hears that Peter attends bible lessons with Trudi who is a devoted Christian. As a life-long confirmed atheist, she is unable to understand other people’s religious beliefs. By the way, where is Simon, Kristin’s favourite son who failed to keep a job and recently suffered a mental breakdown? When by accident Kristin picks up Claire’s mobile and learns that the caller is waiting for Claire to spend the night with her, she becomes furious. Now it becomes clear that that girl is a bitch cheating on her son. Really – it could always be worse. The only thing that seems to keep the party together are bottles of Champaign that are lavishly consumed by the guests, While the mood in the kitchen is heated, only Hugh (Michael Garland – sophisticated) , an old friend of Kristin’s and comrade in the olden golden revolutionary days, keeps his calm. Sitting comfortably in a corner of the room, he observes the whole scene and seems amused about the exited dialogue. He sympathises with her sons and understands their resentment toward her. On the other hand he is loyal to Kristin but does not share her aggressive attitude. Why doesn’t he tell her to remain silent according to the wise Latin dictum: Si tacuisses, philosophus mansisses. When asked about her book, Kristin insists that the title “Apologia” is not be confounded with apology. There is obviously nothing she feels sorry for. She explains that the Greek word apologia stands for a formal written defence of one’s opinions or conduct. No further comment needed.

When Kristin’s guests depart the next day after breakfast the smoke of the night before has cleared and everybody seems to be quite at ease. Only Kristin looks extremely distressed und unhappy.

We do congratulate the five excellent actors on stage and director Paul Glaser for this overwhelming performance. An extra praise goes to Luke Jenkins who mastered two extremely different parts, that of Peter, the tough businessman, and his brother, the loser Simon. Many thanks to all of you.

“Apologia” is an extremely disturbing play, a political and family drama set in the rural environment of the English countryside. It still is a great box-office success in the Anglophone countries, particularly in Britain and the United States of America. The critics are full of praise for Campbell’s “Apologia”, a play which followed his much acclaimed award-winning debut “The Pride.” An admirer of the author writes: “As the follow-up to Alexi Kaye Campbell’s ‘The Pride’ comes this play about the conflicting demands of fame and family. A disastrous family reunion is the occasion for a sharp and perceptive look at what has happened to the children of ‘60s’ idealists.” And a London critic comments:” ‘Apologia’ frames that argument in feminist terms, pitting the gains made by women like Kristin against the loss of traditional families. Both her sons begrudge their absentee mother, who lost custody of them to their father , and Simon, in particular, is held back by events of the past. That the point only lands late on, however, means the play suddenly opens up like a clearing sky.”

While in most countries “Apologia” is seen as a drama or even a tragedy, an Italian critic talks of the play as a comedy. There is just no accounting for different mentalities…

(Photos: Stefan Kock)

“Final performance of “Apologia” on April 11, 2020

Tickets under phone number 040 – 227 70 89, online booking under www.englishtheatre.de

Next premiere: “Outside Mulligar”, a comedy by John Patrick Shanley,
on April 25,2020

Der Mann mit den goldenen Händen. Eine Hommage an Ferdinand Sauerbruch in der Charité

Operation am Brustkorb („Thorakoplastik“) 1922, Ölgemälde, Hermann Otto Hoyer, Kunstsammlung Charité, Foto: Thomas Bruns, Berlin

Die Ausstellung „Auf Messers Schneide“. die bis zum 2. Februar 2020 im Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité läuft, ist ein posthumes Heimspiel für den legendären Chirurgen Ferdinand Sauerbruch (1875 bis 1951). Denn in diesem Krankenhaus feierte der „Mann mit den goldenen Händen“ seine größten Erfolge. Die Ausstellung verzeichnet täglich bis zu dreihundert Besucher.

Beim Betreten des ersten Saales sticht der riesige Schreibtisch des Chirurgen ins Auge. Dahinter an einem Nagel hängt sein weißer Arztkittel. Die Brille mit den kreisrunden Gläsern ruht gleich nebenan in einer gläsernen Vitrine. Man könnte meinen, Sauerbruch habe gerade sein Zimmer verlassen und würde jeden Augenblick zurückkommen, um einen Patienten zu empfangen. Während wir auf ihn warten, begeben wir uns auf einen Rundgang durch sein bewegtes Leben, das in den Ausstellungsräumen bis ins kleinste Detail dokumentiert ist.

Der Chirurg Ferdinand Sauerbruch 1932, Max Liebermann, Öl auf Leinwand, © Hamburger Kunsthalle /bpk, Foto: Elke Walford

Sauerbruch wuchs im ostrheinischen Barmen in kleinbürgerlichen Verhältnissen als Enkel eines Schuhmachers auf. Nach dem von seiner Familie geförderten Medizinstudium und Stationen an Krankenhäusern in Erfurt und Kassel begann sein kometenhafter Aufstieg als bald weltberühmter Chirurg, der aufgrund seiner Erfolge im OP-Saal von der internationalen Presse mit Elogen überschüttet wurde. „Meister des Skalpells“, „Gigant der Chirurgie“, „Sieger über den Tod“ und „König der Chirurgen“ waren nur einige der ihm zugedachten Titel. Beim Anblick der aus dem frühen 20. Jahrhundert stammenden Gerätschaften wie Peritonalklammern, Zungenzangen und Leberhaken staunen die jüngeren Besucher. Mit so primitivem Handwerkszeug haben die Altvorderen hantiert? Der klobige OP-Tisch mit den ledernen Halteriemen lässt sie erschaudern. „Sieht ja aus wie eine Folterbank mit Fesseln“, flüstert einer. Kaum vorstellbar, dass unter diesen heute so antiquiert wirkenden Bedingungen Medizingeschichte geschrieben wurde. Weltweite Anerkennung fand Sauerbruch durch seine Operation am offenen Brustkorb, die der Maler Hermann Otto Hoyer 1932 auf einem lebensgroßen, hier ausgestellten Gemälde eindrucksvoll festhielt.

Die vielen Tondokumente, bei denen der Chirurg selbst zu Worte kommt – sei es im Hörsaal oder im Gespräch mit Kollegen – helfen, die Persönlichkeit des Menschen Sauerbruch zu verstehen. Offenbar war er mit einem rheinischen Humor gesegnet, den seine Studenten sehr schätzten. Da kommen Zweifel an dem Etikett „Halbgott in weiß“ auf, das ihm manche seiner Zeitgenossen ans Revers geheftet hatten. Es ist bekannt, dass Sauerbruch stets das Wohl seiner Patienten über alles andere stellte. Zitat: „Arzt ist nur der, der nicht an sich selbst denkt, sondern an seine Mitmenschen, der Verständnis hat für die Qual der Kranken.“ Der Eid des Hippokrates in seiner edelsten Form.

Ein Teil der Ausstellung befasst sich akribisch mit der Rolle Sauerbruchs während des Dritten Reiches. Warum hat er nicht klar Stellung gegen die Diktatur bezogen, lautet die Frage. Und stimmt es, dass er von den perfiden medizinischen Versuchen der Nazis am lebenden Menschen wusste und nichts dagegen unternahm? Fest steht, dass er an diesen Machenschaften nicht beteiligt war und nach 1945 von jeglicher Schuld freigesprochen wurde. „Sauerbruch ist beleidigt“, lautet eine Schlagzeile, als der Chirurg empört darauf hinweist, er habe auch während des Krieges seine Pflicht an seinen Patienten erfüllt. Denn selbst als Berlin lichterloh brannte und alliierte Bomben auch die Gebäude der Charité nicht verschonten, stand er Tag und Nacht im Bunker des Hospitals am OP-Tisch und operierte gewissenhaft jeden, der unter sein Skalpell kam.

Es lohnt sich, den Nachruf auf den großen Sauerbruch anzuhören, der am 2. Juli 1951 über den Äther ging. Ein mit Pathos gesprochener Kommentar, der den Dienst des Chirurgen am Menschen würdigte – ohne Wenn und Aber. De mortuis nil nisi bene.

Prothesenwand Arm- und Handprothesen 1920er – 1950er Jahre, Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité Foto: Thomas Bruns, Berlin

Dieser Artikel erschien im November im „Deutschen Ärzteblatt“ und im Dezember in der Preußischen Allgemeinen Zeitung

„Funny Business“ – The New Play at the English Theatre of Hamburg

Want another drink, Madam?

Forget about rain and cold, have a nice hot cup’a tea and later take your seat in The English Theatre. No seat belts needed. Are you fit for fun? Okay, off we go to a small hotel – a bit seedy, but cosy in a way – in the English countryside that is already waiting for you. Make yourself comfortable and enjoy this hilarious farce written by Derek Benfield.
The plot:
Ferris (extremely funny as usual Stephen Chance), the clumsy receptionist who is replacing his sister while she is away on holiday in Spain, has obviously not been schooled to run a hotel. Anyway, he tries his best to please his guests and accepts generous tips from his clients with a broad smile. Judy (Jan Hirst), a married woman who is expecting her lover Henry (David Habbin) to spend a romantic weekend with him is full of remorse. What about her hubby when he finds out that… Oh, forget it for the time being. Ferris offers her the honeymoon suite, the best room in the house. First come, first serve. One guest after the other arrives. The second one is Angela (Debbie Radcliffe), a middle-aged attractive woman who never denies a drink, be it champagne or gin, is given one of the smaller rooms on the first floor. Why did she come to this place? Ferris is bewildered. Could she possibly be the journalist who is expected to write an article for a well-known magazine about the hotel? Ferris’ sister gave him the order to offer his best service to that writer. However, she neither told him the name of that person nor did she inform him about the sex of the writer. Man or woman – that’s the question. Ferris decides that it must be Angela and asks Judy and Henry in not too friendly a way to leave the honeymoon suite.

Let´s put Mr. Johnson into the closet.

Doors are opened and closed noisily, and the guests complain being sent upstairs and downstairs to other rooms that are far too small. The next one to arrive is Edgar (Blake Askew), a man like a boxer who suspects his wife of sharing a room with a lover and threatens to kill that bloke on the spot. Judy is shivering with fear. She knows from experience that Edgar, her husband, does not hesitate a minute to knock down a rival. Surprise, surprise! All of a sudden the play takes an unexpected turn. When Angela enters the lobby, she declares that she has been married to Edgar for many years without having seen him for a long time. Edgar, the bigamist – shame on him! For the first time in his life he blushes and confesses that he never divorced Angela. Thus, his marriage to Judy is a fake and illegal at that. Lucky Judy who got rid of that brutal fellow without really trying and now is free for Henry. All’s well that ends well after all?  Of course not.  Everybody who knows Derek Benfield and his oeuvre also knows that he has still something up his sleeve. This time it is Mr. Johnson (hilarious Gil Sutherland), a youngish man with a red face who is after the ladies in the hotel like the devil. By the way, he has swallowed a pill that makes him feel virile and extremely sexy. It is quite a job for Ferris, Edgar and Henry to calm Mr. Johnson.

Watch out, my friend. I´m furious  with you. Photos: English Theatre Hamburg.

Finally they lock him in a closet where he is totally undisturbed and can enjoy some “gentleman’s” magazines. In the meantime the funny business moves along at a fast pace in and outside the house. Dear spectator, do you have an idea who the hell might be the journalist expected to write an article about this hotel in the middle of nowhere? If so, please keep it to yourself. As a matter of fact, Ferris is totally confused and does not have the slightest idea who could possibly be the mysterious writer. The identity of that person is only revealed in the very last minutes of this farcial comedy, performed by six wonderful actors and directed by Robert Rumpf. Thank you all for a most amusing evening on a rainy day in autumnal Hamburg.

We are pleased to meet actors such as Jan Hirst, Debbie Radcliffe and Stephen Chance again. These three we already call members of the TET family. See you next time! British author Derek Benfield (1926 until 2009) is also well known to the audience. We remember some amusing plays written by him, for instance “Touch and Go, ”Don’t lose the Place” and “Anyone for Breakfast.”

Final performance of “Funny Business” on February 1, 2020
Tickets under phone number 040 – 227 70 89, online booking under www.englishtheatre.de

Next premiere: “Apologia” a play by Alexi Kaye Campbell, on February 13, 2020.

„Funny Business“ – das neue Stück am English Theatre of Hamburg

Noch ein Gin gefällig?

Es ist das Verdienst dieses kleinen Theaters, stets einen Mix aus verschiedenen Genres auf die Bühne zu bringen. Nach dem Gruselstück der Frau in Schwarz von Susan Hill kommt Derek Benfiels „Funny Business“ gerade recht – eine Komödie, die dem Publikum Lachsalven der Heiterkeit entlockt. Ein Stück wie geschaffen für die dunkle, trübe Jahreszeit vor den Festtagen. Diesmal bevölkern sechs Personen die in ein Hotel irgendwo in der englischen Provinz umgestaltete  Bühne. Nach und nach trudeln die Gäste ein: Henry, Angela. Judy, Edgar und Mr. Johnson. Der Zuschauer fragt sich beim Anblick dieser unterschiedlichen Menschen, wer zu wem gehört und was diese Leute ausgerechnet in dieses  etwas herunter gekommene Hotel führt. Da ist die verhuschte Judy (Jan Hirst), nahe am Wasser gebaut  und ständig den  Tränen nahe. Hat sie sich etwa eine Auszeit von ihren ehelichen Pflichten genommen, um hier mit Henry, ihrem ebenfalls verheirateten Liebhaber, ein romantisches Wochenende zu verbringen? Auch die selbstbewusste,  äußerst trinkfeste Angela (Debbie Radcliffe) gibt Rätsel auf. Was hat sie hier fern vom quirligen London zu suchen? Mr. Ferris, der ebenso unbeholfene wie schlitzohrige Sechste im Bunde an der Rezeption (glänzend Stephan Chance) ist etwas verwirrt. Wer von diesen Gästen ist denn nun der Journalist oder die Journalistin, der oder die einen Bericht über das Hotel für ein Magazin schreiben will. Seine Schwester, die Besitzerin des Hauses, die gerade im spanischen Benidorm weilt, hat Ferris eingebläut, die Presse besonders gut zu behandeln im Hinblick auf eine wohlmeinende Bewertung des Hauses.

In den Schrank mit Mr. Johnson

Es kommt, wie es kommen muss in einer Screwball Comedy. Verwechslung folgt auf Verwechslung, Knall auf Fall. Während Judy mit Henry in der Hochzeitssuite ihren Koffer auspackt, werden beide unsanft in ein anderes Zimmer verfrachtet, weil Ferris meint, in der sich mit Gin abfüllenden Angela die wahre Pressefrau herausgefunden zu haben. Koffer auf, Reisetasche zu, treppauf, treppab. Keiner kommt zur Ruhe. Hat er oder sie sich gerade im Zimmer eingerichtet, folgt eine neue Order von Ferris. So viele verschiedene Insassen hat die Hochzeitssuite noch nie an einem einzigen Tag beherbergt. Die Situation spitzt sich zu, als auch noch Edgar (Blake Askew) auf der Türschwelle erscheint, ein cholerischer Mann, der droht den hier vermuteten Liebhaber seiner Frau auf der Stelle zu ermorden. Dem armen Ferris zittern die Knie. Was tun? Als Edgar, Judys angetrauter eifersüchtiger Ehemann, sich als Bigamist entpuppt, ist die Hölle los. Wie das? Angela besteht darauf, offiziell mit Brief und Siegel Edgars wahre Ehefrau zu sein. Trotz gespielter Empörung ein Glücksfall für Judy, die jetzt ihre Zuneigung zu Henry (sympathisch: David Habbin) offen zeigen kann, weil sie offiziell mit Edgar nie verheiratet war.

Vorsicht, mein Freund, so nicht! Fotos: English Theatre Hamburg

„Funny Business“ enthält alles, was dem Zuschauer Lachtränen in die Augen treibt: Irrungen, Wirrungen, Gefühlsausbrüche und nur mühsam unterdrückte Gewalt. Also all jene Zutaten, die aus einer Farce erst eine Farce machen. Doch wir unterschätzen einen Autor vom Schlage eines Derek Benfield gewaltig, wenn wir meinen, er habe sich damit schon zufrieden gegeben. Er hat nämlich noch ein Ass im Ärmel. Und dieses heißt Mr. Johnson (skurril Gil Sutherland), ein Mann in den besten Jahren mit Glatze, der – um es dezent auszudrücken – ziemlich angeheitert durch das Hotel geistert und es auf die Ladies abgesehen hat. Je öller, je döller, der alte Schwerenöter ist definitiv sexsüchtig, und hier gilt: Wer nicht bei drei auf den Bäumen ist, kann was erleben.

Lieber Zuschauer, Du hast schon gemerkt, es geht turbulent in diesem Hotel mitten im Nirgendwo zu. Wieder klappen Türen, werden Gäste aus ihren Zimmern vertrieben und die Hochzeitssuite neu belegt. Die spannende Frage bleibt: Wer ist denn nun die heiß herbei gesehnte Person von der Presse? Diese Frage bleibt bis zum Ende dieses „lustigen Spiels“ offen.
Die unter der routinierten Regie von Robert Rumpf agierenden Mimen zeigen zwei Stunden lang eine temperamentvolle, mitreißende Spielfreude. Ein wunderbarer, sehr unterhaltsamer Theaterabend, der jedem Zuschauer  an diesen regnerischen Herbsttagen ein glückliches Lächeln aufs Gesicht zaubert.
Der Brite Derek Benfied (1926 bis 2009) gehört zu den speziell in den englischsprachigen Ländern meist gespielten Autoren. Er brillierte unter anderem mit Komödien wie „Touch and Go“, „Don’t Lose the Place“ und „Anyone for Breakfast“ – drei Stücke, die auch auf dem Spielplan des English Theatre standen.

„Funny Business“ läuft bis einschließlich 1. Februar 2020.
Tickets unter der Telefonnummer 040-227 70 89 oder online unter www.englishtheatre.de
Nächste Premiere: „Apologia“,  ein Stück von Alexi Kaye Campbell, am 13. Februar 2020

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„The Woman in Black“– The New Play at the English Theatre of Hamburg

Let’s go on rehearsing, Mr. Kipps

Just imagine Merry Old England during Queen Victoria’s reign. A thick yellow-green fog, also called pea-soup, wafting over London, Jack the Ripper slashing young women in Whitehall and Oscar Wilde, the once pampered enfant terrible of Britain’s upper crust, being sent to prison because of his homosexuality, a deadly sin at that time. A fantastic period for writers who like tales about ghosts and “the living dead” inhabiting old castles and run down manors in remote regions.

Susan Hill’s book “The Woman in Black” can be called a genuine Victorian novel. It is a Gothic thriller at its best, set in an empty Victorian theatre in London during the late 19th century. It was constructed as a play within a play and involves two gentlemen, a young nameless actor and a middle-aged solicitor named Arthur Kipps. Both are acting on a nearly bare stage. What at first sight seems to be a rehearsal of a sinister play turns out to be kind of a confession by Kipps who experienced a shocking family drama some thirty years ago. In writing down his memories, he tries to get rid of a nightmare involving a mysterious Woman in Black with a pale wasted face who has been haunting him ever since.

How shocking these letters are

As the play evolves, we go back to Arthur Kipps’ former existence as a young solicitor who is called to a remote place in England in order to settle the affairs of his recently deceased client Mrs. Alice Drablow. While staying in a small village he experiences a disturbing encounter with a spectre which has a major impact on his life. Deeply shocked by this eerie apparition, he asks the villagers about that Woman in Black. But all turn away from him and deny in a hostile manner the mere existence of such a woman. Meanwhile mysterious accidents happen to small children wherever a woman totally clad in black turns up. A terrible accident occurs to Kipps’ beloved wife Stella and their young son Joseph while riding on a pony and trap. The child is hurled from the trap against a tree and dies on the spot while Stella succumbs to her injuries a couple of months later. Eventually the Woman in Black has also taken revenge on his family. What is the reason for her hatred? Arthur is in deep grief and wants to find out the motives that drive the black apparition to kill innocent children and make their parents suffer. While in Mrs. Drablow’s dark uncanny old house, he reads all the papers on her desk and finally comes across a packet of letters that were written sixty years ago. The correspondence between Mrs. Drablow and Jennet Humfrye, a young unmarried woman, opens his eyes and makes him shiver with fear. When Jennet got pregnant, her family sent her away to Scotland. Right after she had given birth to a boy, the baby was taken away from her and given free for adoption. Mrs. Drablow, Jennet’s elder sister, adopted the boy and let Jennet see him from time to time. When she tried to run away with her boy, he died in an accident on the marsh. Jennet never got over his death and planned revenge on the heartless puritanical society that – as she saw it in her grief – was responsible for his death at such a young age. Shortly after her child passed away, she died herself of an incurable disease and turned into the Woman in Black, the embodiment of Nemesis, the Greek Goddess of Revenge. From that very moment on she began haunting the countryside, and anybody who caught sight of her lost a child either in an accident or after an illness. The curse of an evil fairy came true.

The last scene brings us back to London. The rehearsals are over and Arthur Kipps thanks the young actor for helping him to make a play of his story about the Woman in Black. Mr. Kipps is taken aback when the young man asks him who the lady was who played the Woman in Black during their rehearsals. “But you and I were the only ones in the theatre”, he replies. The actor is bewildered. Whom, by God, did he see all the time on the stage – the real Woman in Black?

We shall soon see Mrs. Drablow’s house

Dear spectator, if you want to understand every detail of this complex plot, you have to concentrate on every word spoken. Be very attentive when “jumping” from London to the haunted house in the far-away village and back to the theatre. And don’t forget, only two actors are on the stage, changing from one role into the next. While Angus Villiers-Stuart “only” has to play the Actor and the young Arthur Kipps, Séamus Newham as the middle-aged solicitor has to cope with at least three other parts. He changes coats, hats and accents at a breath-taking speed. Many thanks to both of you as well as to director Paul Glaser for a grand performance and an unforgettable evening. Standing ovation for two outstanding actors and the whole staff involved in the realisation of the play. It would be unfair not to mention the Woman in Black – so to speak the main character of the play – who was present all the time without pronouncing a single word. Thank you too, Barbara Goodman, for making the blood running cold in our veins by your totally mute presence.

It was indeed daring to make a play of Susan Hill’s Victorian thriller, the more so as the Hollywood movie starring Daniel Radcliffe proved to be an overwhelming success. Forget about the film when you are sitting in The English Theatre since the adaption of the novel by British playwright Stephen Mallatratt is absolutely brilliant. As a matter of fact, the technical means of a theatre are quite limited compared to the state of the art technology used by the film industry. In “The Woman in Black” the TET is working with uncanny noises – sobbing and wailing of an infant, screams of a distressed woman, thunder and lightning in front of the house and the clatter of hooves – thus achieving disturbing thrilling effects. The Woman in Black is a deeply unsettling and scary horror tale that sometimes comes near to Mary Shelley’s Frankenstein novel. Indeed, a spine chilling ghost story.

(Photos: Stefan Kock)

Final performance of “The Woman in Black” on November 2, 2019

Tickets under phone number 040 – 227 80 89 , online booking under www.englishtheatre.de

Next premiere: “Funny Business”, a farce by Derek Benfield, on November 14, 019

„The Woman in Black“ – das neue Stück im English Theatre of Hamburg

Lassen Sie uns mit den Proben fortfahren, Mr. Kipps

Wer den Roman von Susan Hill über die mysteriöse Frau in Schwarz kennt oder gar den gleichnamigen Film mit Harry Potter-Darsteller Daniel Radcliffe in der Hauptrolle gesehen hat, wird sich fragen, ob man dieses etwas verworrene und verwirrende Gruseldrama überhaupt auf die Bretter eines Theaters bringen kann. Man kann. Regisseur Paul Glaser und sein großartiges Team haben es geschafft, dieses von Stephen Mallatratt für das Theater adaptierte Gothic ebenso düster wie spannend zu inszenieren, dass selbst den Hartgesottenen unter den Zuschauern zuweilen ein kalter Schauer über den Rücken läuft.

Bis auf ein paar Stühle, einen Tisch und einen großen Schrankkoffer ist die Bühne leer. Hinter einem durchsichtigen Vorhang erkennt man schemenhaft unter Schutzhussen verhüllte Möbel. In diesem Szenario agieren zwei Stunden lang zwei Schauspieler. Gelegentlich tritt eine zierliche, ganz in Schwarz gekleidete Frau aus dem Schatten und verschwindet ebenso schnell, wie sie gekommen ist.

„The Woman in Black“ – die Frau in Schwarz – ist ein Stück im Stück und spielt gegen Ende des 19. Jahrhunderts, zu einer Zeit, die als viktorianische Epoche in die Annalen einging. Zwei Männer treffen sich in einem kleinen Theater – ein junger namenloser Mann, der hier nur als „Actor“ bezeichnet wird, und Arthur Kipps, ein Anwalt im besten Mannesalter, den ein traumatisches Ereignis aus seiner Jugend bis in den Schlaf verfolgt.

Mein Gott, der Inhalt der Briefe ist schockierend

Deshalb hat er seine Erinnerungen, in denen eine schwarz gekleidete Frau mit einem von Schmerz und Hass gezeichneten Gesicht die tragende Rolle spielt, zu Papier gebracht. Mit diesen Aufzeichnungen, die er den jungen Schauspieler in einem leeren viktorianischen Theater vorlesen lässt, hofft er, sich endlich von seinen Albträumen befreien zu können. Dieser Thriller, der sich im Fortgang der Handlung immer mehr zu einem Racheakt einer von der Gesellschaft stigmatisierten Frau entwickelt, verlangt dem Zuschauer höchste Konzentration und ein großes Maß an Fantasie ab. Denn die Handlung wechselt vom Theater in die reale Welt von vor etwa dreißig Jahren, als Mr. Arthur Kipps in ein englisches Dorf „am Ende der Welt“ reisen musste, um der Beerdigung seiner gerade verstorbenen Klientin Mrs. Alice Drablow beizuwohnen und gleichzeitig ihre testamentarischen Vorgaben zu erfüllen. Während der Trauerfeier erscheint wie aus dem Nichts die „Frau in Schwarz“, deren Existenz die Dorfbewohner angstvoll beschweigen. Kipps erfährt schließlich, dass es sich bei der mysteriösen Erscheinung um eine Frau handelt, deren kleiner Sohn einst unter ungeklärten Umständen ums Leben kam. Das in einer einsamen Gegend gelegene düstere Anwesen der Mrs. Drablow gewährt dem jungen Anwalt Einblicke in das Leben der Verblichenen. Alte vergilbte Briefe enthüllen ein schreckliches Familiengeheimnis, das Arthur das Blut in den Adern erstarren lässt. Der Horror erreicht seinen Höhepunkt, als die Frau in Schwarz erneut auftritt, begleitet von verstörenden Geräuschen. Jetzt wird klar, dass ihr Erscheinen jedem Unglück bringt, der in ihr Antlitz schaut. Die Namenlose ist Nemesis, die griechische Göttin der ausgleichenden Gerechtigkeit, deren Rachegelüsten keiner entgeht, der einmal ihren Weg gekreuzt hat. Auch Anwalt Kipps fällt ihrem Fluch zum Opfer. Seine geliebte junge Ehefrau und der gemeinsame Sohn Joseph ereilt ein schreckliches Schicksal, als beide durch einen von einem Ponygespann gezogenen Kastenwagen zu Tode kommen.

In der Nähe des Unfallortes wurde die Frau in Schwarz gesichtet. Im Laufe der Handlung erfährt der Zuschauer, dass die Frau in Schwarz eine gewisse Jennet Humfrye war, die als junge Frau ein uneheliches Kind zur Welt brachte, von ihrer Familie darauf nach Schottland verbannt und gezwungen, wurde, ihren Sohn zur Adoption freizugeben. Alles Zutaten für einen Rachefeldzug gegen Kinder im Alter ihres Sohnes, die sie nach ihrem Tode als herumirrender Geist gnadenlos für die engstirnige puritanische viktorianische Gesellschaft bestrafte.

Wir werden Mrs. Drablows Haus in Kürze sehen

„The Woman in Black“ ist ein Kabinettstück des Grusels und der Gänsehaut, meisterhaft in Szene gesetzt von Regisseur Paul Glaser und gespielt von zwei großartigen Schauspielern, deren überragende Leistungen vom Publikum mit stehenden Ovationen gefeiert wurden. Scheinbar mühelos schlüpften die beiden Protagonisten von einer Rolle in die andere. Während Angus Villiers-Stuart  n u r  den Schauspieler und den jungen Anwalt Kipps verkörperte, wechselte Séamus Newham in einem nahezu atemberaubenden Tempo von einer Rolle in die andere. Hatte er gerade noch den alten Arthur Kipps gegeben, mutierte er im nächsten Augenblick zum Kellner, Kutscher oder Pfarrer. Hervorzuheben ist auch die pantomimische Begabung der beiden Darsteller. Hinreißend die Darbietung des jungen Kipps, wie er seine unsichtbare Hündin Spider hingebungsvoll streichelt und aus dem Sumpf befreit. Die Geräuschkulisse – Pferdegetrappel, Kindergeschrei aus dem Off und schrille, verstörende Musik erhöhen die Spannung und tragen erheblich zum Bühnenerfolg des Stückes bei.

PS: Wir wollen der eigentlichen Hauptperson des Stückes – der Frau in Schwarz – keinen Tort antun. Wenn auch stumm, so ist sie stets präsent und verkörpert das Böse auf eine erschreckend realistische Weise.

Susan Hill, die Autorin des viktorianischen Thrillers „The Woman in Black“ zeichnet noch für weitere spannende Literatur – u.a. „The Betrayal of Trust“ und „Shadows in the Street“, alles Krimis, die bereits für das britische Fernsehen adaptiert wurden. Bislang erwies sich „The Woman in Black“ als ihr erfolgreichstes Werk, Die Bühnenadaption läuft schon seit 1989 in London. Die Krönung war die Hollywood-Verfilmung des Stoffs mit Daniel Radcliffe in der Hauptrolle.

(Fotos: Stefan Kock)

„The Woman in Black“ läuft bis einschließlich 2. November 2019

Tickets unter der Telefonnummer 040-227 70 89 oder online unter www.englishtheatre.de

Nächste Premiere: „Funny Business“, eine Farce von Derek Benfield, am 14. November 2019

 

800 Jahre Deutscher Orden in Bad Mergentheim

 

Luftbild des ehemaligen Residenzschlosses des Deutschen Ordens in Bad Mergentheim
Foto: Deutschordensmuseum/Jens Hackmann, kopfgeist-arts.de

„Der Gang durchs Taubertal ist ein Gang durch die deutsche Geschichte, durch das alte Reich“, schrieb 1865 der Kulturhistoriker Wilhelm Heinrich von Riehl. Die nunmehr achthundertjährige Geschichte des Deutschen Ordens in Bad Mergentheim bestätigt diese Aussage bis auf den heutigen Tag.

In diesem Jahr platzt das im Tal der Tauber gelegene, knapp 24.000 Seelen-Städtchen Bad Mergentheim aus allen Nähten. Die Feierlichkeiten zu „800 Jahre Deutscher Orden in Bad Mergentheim“ locken Besucher von nah und fern an. Zu den beliebtesten Veranstaltungen gehören der historische Wachaufzug nebst Rekrutenwerbung der in elegante blau-weiße Uniformen gekleideten Deutsch-Orden Companie, deren Mitglieder gegen Ende ihres Auftritts Salutschüsse aus Vorderladergewehren abfeuern. Ein großer Teil der Mergentheimer Bevölkerung ist in die Festivitäten eingebunden, zu denen in diesem Jahr verschiedene Symposien und zahlreiche Vorträge über die historische Entwicklung des Ordens sowie eine Sonderausstellung unter dem Titel „Deutscher Orden im Südwesten“ (14. Juli 2019 bis 26. Januar 2020) im Deutschordensmuseum gehören.

Die meisten Bürger der Stadt sind mit der Geschichte des „Ordens der Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem“ vertraut, und auch Schulkinder geben ihr Wissen gern an die Besucher weiter. Die Verbindung des Ordens zu Mergentheim entstand 1219 durch Mitglieder des Adelsgeschlechts derer von Hohenlohe, die dem Orden große Teile ihrer Besitztümer übereigneten. Unter ihrer Ägide entstand in der Region eine Vielzahl bedeutender Bauwerke, unter denen das prächtige Renaissanceschloss einen besonderen Rang einnimmt.

Von 1217 bis 1219 führten die Kreuzritter in Damiette einen erbitterten Kampf gegen die muslimischen Ayyubiden mit dem Ziel der Rückeroberung Jerusalems. Diese Schlacht, in der der Deutsche Orden verletzte Kreuzfahrer und Pilger in seinen Spitälern behandelte, wurde zur Initialzündung für großzügige Schenkungen adliger Kreise an den Orden. An erster Stelle standen die bereits erwähnten „Edelfreien“ Brüder Hohenlohe. Am 16. Dezember Anno 1219 gelangte der Orden durch einen Erbvergleich in den Besitz von bedeutenden Ländereien in der Umgebung Mergentheims. Dazu zählten zwei Burgen, Zoll, Gericht und Zehnt, Fischerei-, Weiderechte und Waldflächen. „Nudi nudum Christum sequi cupientes“ heißt es in der Übereignungsurkunde. Was soviel bedeutet, dass die Kreuzritter dem nackten Christus aus tiefer innerer Überzeugung nackt und demütig folgen wollten.

Andreas von Hohenlohe trat als erster dem Orden bei, unterzeichnete aber mit seinen Brüdern Gottfried und Konrad einen Teilungs- und Abfindungsvertrag. Weitere Familienmitglieder entschlossen sich zu großzügigen Schenkungen an den Deutschen Orden. Wenig später traten auch die Brüder Heinrich und Friedrich bei. Heinrich brachte es sogar zum Hochmeister. Diese ermöglichten auch den Bau von Schloss Mergentheim, das nach der Reformation und den Bauernkriegen über einen Zeitraum von nahezu dreihundert Jahren zur Residenz der Hoch- und Deutschmeister wurde.

Blick durch die Spindel der Berwarttreppe von 1574. Foto: Deutschordensmuseum/Holger Schmitt

Bevor der Besucher in die wechselvolle Geschichte des Ordens eintaucht, sollte er einen Blick auf eine der „Perlen“ des Schlosses werfen. Der „Schneck“ ist eine freistehende Wendeltreppe, die sich, begleitet von zierlichen gedrehten Säulchen, bis unter das Dach hinauf windet.

Die Historie des Ordens und seine hierarchische Ordnung werden auf großen Schautafeln erklärt. Ohne ihre Hilfe geriete mancher auch ins Schleudern, denn die geschichtlichen Zusammenhänge sind reichlich verzwickt. Der Deutsche Ritterorden, Deutschorden, entwickelte sich 1198 aus einer Hospitalgemeinschaft, die norddeutsche Kaufleute aus Bremen und Lübeck auf dem dritten Kreuzzug im Jahre 1190 während der Belagerung von Akkon gründeten. Die Ordensritter waren erkennbar an ihren weißen Mänteln, auf denen ein großes schwarzes Kreuz prangte. Oberhaupt des Ordens war der auf Lebenszeit gewählte Hochmeister, dem fünf „Großgebietige“ als Berater zur Seite standen. Auf großflächigen Gemälden sind streng blickende, Ehrfurcht einflößende Hochmeister dargestellt. In den Licht durchfluteten Sälen des Schlossmuseums wird die Entwicklung des Deutschen Ordens anhand von Kartenmaterial, Gebrauchsgegenständen, Grafiken und Gemälden anschaulich demonstriert.

Modell der Deutschordensburg Rehden. Foto: Foto Besserer, Lauda-Königshofen

Die fürstlichen Gemächer des Schlosses sind mit erlesenem Dekor und kostbarem Mobiliar ausgestattet. Aus seinem goldenen Rahmen blickt Kurfürst Clemens August als Hochmeister des Deutschen Ordens um das Jahr 1745 huldvoll auf die Besucher herab. Die ausschweifende Lebensfreude hatte auch vor den einst so rigiden Regeln des Ordens nicht halt gemacht. Der Kapitelsaal, ein eleganter Mix aus Spätbarock und Klassizismus, prunkt mit Stuckdecken und Kristalllüstern, die wie Diamanten in der Sonne funkeln. Auch die Schlosskirche, deren sonnenhelle Fassade an die Theatinerkirche in München erinnert, ist eine eingehende Besichtigung wert. Hinreißend das Deckengemälde von Johann Nikolaus Stuber, das die Verherrlichung des Kreuzes im Himmel und auf Erden darstellt!

Die Prachtentfaltung des 18. Jahrhunderts fand ihr jähes Ende, als Napoléon Bonaparte 1809 den Orden verbot. Doch der Deutsche Orden hatte in seiner über sechshundert Jahre währenden Geschichte so kräftige Wurzeln geschlagen, dass er sich gleich nach der Niederlage des Imperators neu konstituierte und bis zum heutigen Tage fort besteht. Eine stolze Tradition, die es verdient, weiter gepflegt zu werden.

www.deutschordensmuseum.de

Dieser Artikel erschien am 16. August 2019
in der Preußischen Allgemeinen Zeitung

„Wenn du Schmerzen hast, gehe langsam“ – Maren Schönfeld las aus ihrem neuesten Buch

Maren Schönfeld, Sabine Witt
Foto: Wolfgang Schönfeld

Nicht umsonst beginnt das neueste Buch von Maren Schönfeld, der preisgekrönten Lyrikerin, mit einem Gedicht: „Du hast mir den Rücken gebeugt, mir im Nacken gesessen, meine Träume aufgezehrt, mir die Zeit gestohlen…“ Schon die ersten Zeilen von „Strategie des Schmerzes“ treffen den Leser mitten ins Herz. Da schreibt eine Autorin, die es von frühester Kindheit an lernen musste, mit teilweise unerträglichen Schmerzen zu leben. Da, wie Maren Schönfeld bereits im Vorwort anmerkt, Krankheit in unserer Gesellschaft als Störfaktor wahrgenommen wird, stellt der Umgang mit einem chronischen Leiden, gegen das bis heute kein wirksames Medikament entwickelt wurde, eine fast übermenschliche Herausforderung für die Betroffenen dar. Aber das Buch der Autorin mit dem etwas sperrigen Titel „Wenn du Schmerzen hast, gehe langsam“, soll all jenen Mut machen, die sich bereits in ihr Schicksal ergeben haben und resigniert meinen, man müsse das Leiden halt so hinnehmen. Dass dies nicht so ist, beweist dieses schmale Werk auf jeder seiner 148 Seiten.

Odyssee durch Arztpraxen

Die in Kapitel 1 geschilderte gesundheitliche Geschichte der Autorin beschreibt ihre schier unendliche Odyssee durch die Praxen von Orthopäden, Physiotherapeuten, Allgemeinmedizinern und Schmerztherapeuten. Verblüfft sind alle über die enorme Beweglichkeit ihrer Patientin, die zudem noch regelmäßig Yoga treibt. Doch gerade diese „Hypermobilität“, die einer der Ärzte schließlich diagnostiziert, ist Maren Schönfelds Problem. Hier liegt der Schlüssel, der der Patientin ihr Krankheitsbild in einem anderen Licht zeigt und sie nach Rücksprache mit Fachleuten darin bestätigt, dass ihre Strategien, mit den Schmerzen zu leben, die einzig richtigen sind.

Akribisch blättert Maren Schönfeld ihr Leben vor uns auf, beginnend mit ihrer Geburt im Jahre 1970. Nachdem die Großmutter feststellt, dass ihr neun Monate altes Enkelkind zwei verschieden lange Beine hat und verschiedene Ärzte sich dieses Problems annehmen, beginnt eine unendliche Leidenszeit für das kleine Mädchen. Nur ein paar Stichworte: Die diagnostizierte Hüftdysplasie und linksseitige Hüftluxation erfordern nicht nur ständiges Röntgen, sondern auch Spreizhosen und Eingipsung bis zur Taille. Schlimmer geht’s nimmer. Oder etwa doch? Der aufmerksame Leser wird auf den folgenden Seiten eines Besseren belehrt und wundert sich darüber, was ein Mensch – zumal ein so junger – alles aushalten kann.

Foto: Wolfgang Schönfeld

Maren Schönfeld protokolliert in den folgenden Kapiteln, wie sie trotz aller Widerstände und Schmerzen ihr Leben gemeistert hat. Es muss nicht betont werden, dass sie es in der Schule, wo Sport immer eine übergeordnete Rolle spielte, nicht leicht hatte. Da Maren langsam ist, wird sie nolens volens von den Mitschülern als Letzte in eine Mannschaft aufgenommen und mit Hand- und Medizinbällen attackiert, wenn sie im Tor steht. Aber Schwamm drüber, denn die Autorin hat einen wachen Verstand und kompensiert all diese Widrigkeiten mit ihrem Interesse an Literatur. Während andere laufen, springen und turnen, verschlingt sie Bücher von Erich Kästner, Christine Nöstlinger, Astrid Lindgren, Otfried Preußler und anderen Autoren. Ein gutes Beispiel dürfte Astrid Lindgren, die geistige Mutter von Pipi Langstrumpf, gewesen sein, die bekanntlich mit dem Schreiben ihrer weltweit berühmten Werke begann, als eine längere Krankheit sie ans Bett fesselte.

Zwischengedichte

Und da sind wir bereits bei einem weiteren Aspekt von „Wenn du Schmerzen hast, gehe langsam“ – Maren Schönfelds wunderbaren Gedichten, die sie zwischen die Kapitel über ihre Krankheitsgeschichte eingestreut hat. Nicht immer leichte Kost, wie das folgende Gedicht „An der Angsthand“ beweist:
Gehen
kleine Schritte
die Angsthand hält
das klopfende Herz
keine Angst sagt die Angst
ich bin ja da lasse dich nicht
(S. 100)

Vom Alltag mit chronischen Schmerzen

In Kapitel 7 schildert Maren Schönfeld ihren Alltag mit „benennbarem“ und „unbenennbarem“ Schmerz. Sie weist darauf hin, dass alles Benennbare von anderen akzeptiert und mit Ratschlägen bedacht wird, während der Leidende mit dem nicht benennbaren Schmerz ganz allein ist und keine Hilfe von außen erwarten kann: „Du gehst durch tiefste Täler und stehst irgendwann wieder oben, und nebenbei lebst du dein Leben, spielst deine Rollen, und vielleicht ist das für andere Menschen das Hauptleben“, schreibt sie. Noch tiefere Einblicke in das zum Teil grausame Erleben der Betroffenen gewährt Maren Schönfelds Gedicht „Schmerz pur“ auf Seite 105.

Das vorletzte Kapitel dieses aufrüttelnden Buches beinhaltet alphabetisch geordnete „Praktische Stärkungen von A bis Z“, beginnend bei Arbeit, über Bewegung, Disziplin und Experimentieren bis W wie Wärme. Zu Z ist ihr nichts eingefallen, dafür aber zu gerade für die Damenwelt wichtigen Themen wie Kleidung, Kosmetik, Kultur und Schuhe. Letzteres dürfte jedoch ein Problem darstellen für jene Frauen, die gern auf sogenannten high heels herumstöckeln, auch wenn die Füße schmerzen. Maren Schönfelds Credo lautet: “Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass wir nur Schuhe tragen, in denen wir so gut wie möglich gehen können.“ Gut gebrüllt, Löwin. Aber sei’s drum.

Zu guter Letzt noch ein paar wertvolle Tipps von A bis Z im Hinblick auf mentale Stärkungen: Von Annehmen und Achtsam sein bis Zutrauen. Dem letzten Punkt, der sich eingehend mit dem Fortschritt der Medizin und besseren Behandlungs- und Heilungsmethoden als im Jahr des Heils 1970 befasst, sollte besondere Beachtung geschenkt werden. Denn hier keimt Hoffnung für alle Betroffenen auf.

Wer sich durch Maren Schönfelds Buch „durchgeackert“ hat, ist um viele Erkenntnisse reicher. Es dient auch als Anleitung für uns “Gesunde“, die nur hin und wieder eine Schmerztablette nehmen, sich in die Welt jener hinein zu versetzen, die tagtäglich mit zum Teil unerträglichen Schmerzen leben müssen. Es ist daher jedem zu empfehlen – ob Schmerzpatient oder nicht. Ein wenig Demut hat noch keinem geschadet. Dieses Buch ist nicht nur wegen seines klaren verständlichen Stils lesenswert, sondern beeindruckt besonders dadurch, dass die Autorin trotz ihres Leidensdrucks an keiner Stelle in Larmoyanz verfällt.

Die Lesung fand am 12. Juli in den Bethanien-Höfen der Evangelisch-Methodistischen Gemeinde in Hamburg-Eppendorf auf Einladung der Hamburger Autorenvereinigung statt. Sabine Witt, die Vorsitzende der HAV, leitete die Veranstaltung gewohnt souverän.

Buchcover
(c) Verlag Expeditionen

„Wenn du Schmerzen hast, gehe langsam“ ist im Verlag Expeditionen erschienen, hat 148 Seiten und kostet € 6,90 als Taschenbuch und als E-Book € 3,99.
ISBN: 978-3-947911-07-3

In vino veritas – eine genussreiche Wein- und Kulturreise durch das Taubertal

Der Kaffelstein auf der Gemarkung Kreuzwertheim schräg gegenüber der Wertheimer Burg und ist eine der letzten klassischen Steillagen der Region. Heute bewirtschaftet das Weingut Alte Grafschaft den Weinberg in Handarbeit.

Lieblich ist das Tal der Tauber – ein Garten Eden in deutschen Landen. Wie Perlen auf einer Schnur reiht sich entlang der Tauber ein schöner Ort, ein romantisches Städtchen an das nächste. Da ist die Fechterhochburg Tauberbischofsheim, eine fränkische Stadt wie aus dem Bilderbuch, die Deutschordensstadt Bad Mergentheim sowie das Dörfchen Stuppach mit der berühmten Madonna von Matthias Grünewald. Um nur einige der kulturellen Höhepunkte zu benennen. In zierlichen Schleifen windet sich die Tauber durch Wiesen, Äcker und Weindörfer. Blühende Weinberge, soweit das Auge reicht.

Marketingleiter Michael Spies von der Winzergenossenschaft Beckstein freut sich auf ein Gläschen Silvaner.

In Beckstein, dem ersten Halt auf unserer Reise, werden wir mit einem fröhlichen „Grüß Gott“ zur ersten Weinprobe eingeladen. Was darf’s denn sein – ein trockener Silvaner, ein erdiger Kerner oder lieber ein im Glas rubinrot funkelnder Tauberschwarz? Im Mikroklima dieses gesegneten Landstrichs gedeihen die unterschiedlichsten Rebsorten. Das Weingut Benz bietet mit seinem „Vinasticum“ innerhalb der Becksteiner Weinwelt ein Erlebnis der besonderen Art. Während einer etwa einstündigen Kellerführung inklusive Degustation werden mittels verschiedener Lichteffekte und Farbspiele alle fünf Sinne des Genießers angesprochen. Ganz nebenbei erfährt er viel Wissenswertes über Bodenbeschaffenheit, Klima und naturgegebene Einflüsse, die den Weinanbau begünstigen. Die französische Sprache deckt all diese Faktoren kurz und elegant mit dem Wort „terroir“ ab. Und weiter geht es nach Kembach, Dertingen und Kreuzwertheim. Hier werden wir mit weiteren Kostproben edler Tropfen verwöhnt und erfahren in einem Kurzlehrgang allerlei Wissenswertes über Beschaffenheit der lokalen Böden und den Rebschnitt.

„Ein Gang durchs Taubertal ist ein Gang durch die deutsche Geschichte, ein Gang durch das alte Reich mit ziemlich leichter Barschaft des Geldbeutels“, schrieb 1865 der Kulturhistoriker Wilhelm Heinrich von Riehl. An der Faszination, der er seinerzeit erlag, hat sich kaum etwas geändert. Auch heutige Urlauber schätzen im Taubertal die Verbindung aus Naturerlebnis, Burgenromantik und rustikaler Gastlichkeit.

Und weiter geht’s nach Creglingen. Die gotische Herrgottskirche birgt einen Marienaltar von Tilman Riemenschneider, der erst – völlig verstaubt – Mitte des 19. Jahrhunderts bei Aufräumarbeiten entdeckt wurde. Eine Sensation, ebenso wie das benachbarte Fingerhutmuseum, in welchem Exponate zu besichtigen sind, die – man höre und staune – ein Alter von bis zu 30.000 Jahren aufweisen. Auch Tauberrettersheim, ein verschlafenes 900-Seelendorf, wartet mit zwei Kostbarkeiten auf – der eleganten, vom berühmten Barockbaumeister Balthasar Neumann konstruierten Brücke und einem spritzigen Frankenwein, der seinesgleichen sucht.

Die Külsheimer Weinkönigin Laura Behringer.

Szenenwechsel. Die Tauber ergießt sich im Weikersheimer Grafenwinkel in ein weitläufiges Tal. Wir sind inzwischen von Bayern ins Bundesland Baden-Württemberg übergewechselt. Vor uns liegt das Renaissanceschloss der Grafen und Fürsten von Hohenlohe. Hinter der schlicht-eleganten Fassade verbirgt sich ein verspielter Barockgarten mit plätschernden Springbrunnen, Putten und üppigen Blumenrabatten. Innen lockt das Schloss mit zwei Raritäten – einem Rittersaal und dem Spiegelkabinett. Nach einer ausgiebigen Besichtigung des „hohenlohischen Versailles“ steigt die Gruppe vom nostalgischen Oldtimerbus auf E-Bikes um und radelt bei strahlendem Sonnenschein und angenehmem Fahrtwind auf gut ausgebauten Radwegen gemächlich in Richtung Bad Mergentheim. Nicht nur die Sole, die hier verschwenderisch aus dem Boden sprudelt, macht den Kurort so anziehend, sondern auch die Vielfalt der historischen Bauwerke. Während die um den Marktplatz gruppierten Bürgerhäuser in der Zeit um 1500 errichtet wurden, stammt die im Stil der Gotik erbaute Marienkirche bereits aus dem 14. Jahrhundert. Glanzlicht Mergentheims ist das Deutschordensschloss mit dem historischen Kapitelsaal und der Hochmeistergalerie, das von 1525 bis 1809 Hauptsitz des Ordens war. Nach einem Stadtrundgang lautet das Motto: Von der Kultur zur Kur. Die salzhaltige Sole Mergentheims reinigt Leber und Galle. eine Wohltat nach dem reichlichen Genuss von Riesling und Tauberschwarz. An Leib und Seele gestärkt folgt ein Abstecher nach Külsheim, wo die hübsche diesjährige Weinkönigin Laura ihre Gäste mitten im Weinberg mit einem Glas kühlen Müller-Thurgau empfängt und zur zünftigen Winzervesper einlädt. „Unsere wunderbaren Weine verdanken wir dem heimischen Muschelkalkboden und unserem milden Klima“ erklärt sie und prostet uns zu.

Die letzte Etappe führt uns nach Wertheim. Die rötlichen Sandsteinmauern der Burgruine auf felsigem Grund spiegeln sich in den dunklen Fluten der Tauber. Den sanften Fluss besang der Dichter Clemens von Brentano einst in weinseliger Stimmung mit den Worten: „Tauber heiß ich, Reben schwing ich, trunken in dem Taubergrund, und den Kindern Trauben bring ich um die Hälse golden bunt.“ Verse, die gut zu dieser fröhlichen Stadt passen mit ihrer Vielzahl gemütlicher Wirtshäuser und uriger Weinstuben. Am Abend trifft sich Alt und Jung am Engelsbrunnen. Die Namensgeber – zwei lichte Engel – halten das Wertheimer Wappen schützend über die Stadt.

Zu guter Letzt noch dies: Die Kelten, die einst in dieser Region siedelten, nannten den Fluss „Dubra“, zu Deutsch „die Schwarze.“ Daraus wurde später die Tauber. Der linke Nebenfluss des Mains entspringt in Franken und durchfließt den Taubergrund zwischen Rothenburg und Tauberbischofsheim. Er ist tief in die unterfränkische Muschenkalkplatte eingeschnitten und mündet im Wertheim. Die Mönche des Klosters Bronnbach unterwiesen die Bauern der Gegend einst in der Landwirtschaft und fanden heraus, dass der Muschelkalkboden sich vorzüglich für den Weinanbau eignete. Nicht zuletzt der Rebensaft ist es auch, der den Landstrich heute zum „Lieblichen Taubertal“ macht. Früher einmal war das gesamte Gebiet mit Weinbergen überzogen, während heute die Gesamtanbaufläche noch gut 1100 Hektar ausmacht. Für die Dezimierung der Anbaufläche war ursächlich die aus Amerika eingeschleppte Reblaus schuld. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.

www.liebliches-taubertal.de

Fotos: Dieter Warnick

Schloss Fasanerie in Fulda – Gartenfest mit barockem Gepränge

Die-Südfassade-von-Schloss-Fasanerie_Fotograf-Andreas-von-Einsiedel

Unter den zahlreichen Barockschlössern Deutschlands nimmt Schloss Fasanerie in Fulda- Eichenzell einen besonderen Platz ein. „Ich bin vielleicht etwas voreingenommen“, gesteht eine Ortsansässige. „Aber mit der Fasanerie können nur wenige Herrensitze konkurrieren.“ Neben dem Schloss mit seinen vielen Kostbarkeiten erwähnt sie den fast 100 Hektar großen Park, der mit seinen Rabatten, Skulpturen und dem alten Baumbestand jeden Besucher in seinen Bann schlägt. Das „Fürstliche Gartenfest“ des Schlosses Fasanerie ist ein Ereignis, das jedes Jahr im Frühling Besucher von nah und fern anlockt.

Am 16. Mai ist es wieder soweit. Da öffnet das schönste Barockschloss Hessens seine Pforten und lädt zu einem Festival der Sinne inmitten duftender Blütenpracht ein. Im Rahmen einer Ausstellung zum Thema „English Gardening“ wird den Besuchern bis zum 19. Mai von zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellern die traditionsreiche britische Gartenkunst näher gebracht.

in-Blick-in-die-außergewöhnliche-Porzellansammlung-von-Schloss-Fasanerie_Fotograf-Andreas-von-Einsiedel

Das elegante, im hellen Ockerton gehaltene Schloss mit dem leuchtend roten Dach diente den Fürstbischöfen von Fulda einst als Sommerresidenz. Ein Rundgang durch die prunkvoll ausgestatteten Säle und Räume demonstriert eindrucksvoll den erlesenen Geschmack und Kunstverstand der ehemaligen Besitzer. Die Porzellansammlung im Nordflügel des Schlosses entführt die Besucher in eine Zeit, als in aristokratischen Kreisen die Kunst des Tischdekors einen hohen Rang einnahm. Beim Anblick der mit erlesenem Geschirr und blank geputzten silbernen Kerzenleuchtern gedeckten Tafel entfährt einem Besucher die Bemerkung: „Das war noch Stil – ganz ohne Plastik und McDonalds!“

Die Antikensammlung umfasst ein wohl geordnetes Sammelsurium griechischer und etruskischer Vasen, Terrakotten und Bronzen sowie römische Porträtbüsten. Das kostbarste Stück – eine an die 2400 Jahre alte griechische Vase – kennen manche von uns noch aus Schulbüchern, in denen sie als Musterbeispiel antiker Kunst abgebildet war.

Ein-Blick-in-den-Gästeflügel-von-Hessens-schönstem-Barockschloss_Fotograf-Andreas-von-Einsiedel

Endlos lange, mit kostbarer flämischer Tapisserie, Porträts, zierlichem alten Mobiliar und filigranen Figurinen ausgestattete Flure führen in die repräsentativen Räume und Antichambres der ehemaligen Herren von Schloss Fasanerie. Beeindruckend ist der mit barockem Gestühl, wuchtigen Kommoden und einem tonnenschweren Kristalllüster ausgestattete rote Salon.

Nach diesem von einem eloquenten Museumsführer begleiteten Rundgang lockt der bezaubernde Chinesische Pavillon – auch Hochzeitspavillon – im Zentrum des weitläufigen Parks. Dieses Kleinod wurde inzwischen zu einer Außenstelle des Standesamtes Eichenzell umfunktioniert. In dem eleganten, mit vielen dekorativen Gegenständen bestückten Innenraum finden neben Hochzeiten regelmäßig Jubiläen und Familienfeiern statt. Auch das ehemalige Badehaus erfreut sich großer Beliebtheit und wartet jährlich mit viel besuchten Sonderausstellungen auf.

Die-Südfassade-von-Schloss-Fasanerie-mit-Sonnenterrasse-und-Café

„Keine Angst, du wirst dich bei uns nicht langweilen“, erklärt eine Schlossführerin einem kleinen Mädchen von etwa sieben Jahren. In der Tat, die Kinderführungen von Schloss Fasanerie sind berühmt. Da wird der Nachwuchs nicht mit drögen Erklärungen gequält, sondern erlebt das echte Schlossleben von Anno dazumal mit Prinzessinnen, Hofdamen und anderen Mitgliedern des Hofstaates, Selbst ein Schlossgespenst geistert durch die hohen Räume und sorgt für Stimmung unter den Kleinen. Dieser ereignisreiche Tag klingt im gemütlichen Café des Schlosses aus. Ein geeignetes Plätzchen zum Ausruhen ist die Südterrasse, wo der Schlossbesucher das Erlebte noch einmal Revue passieren lassen kann.

www.schloss-fasanerie.de

www.die-fasanerie.de

Dieser Artikel erschien in der Juni-Ausgabe des Deutschen Ärzteblatts

„Moonlight and Magnolias“ – The New Play at the English Theatre of Hamburg

„Listen Ben, before we get started you have to read the book.“

Headline: The Making of “Gone with the Wind”. Subline: Big Boss in Trouble. We write the year 1939. The political situation in Europe is unstable. A new war is in the offing. But legendary Hollywood producer David O. Selznick could not care less. He is plagued with other problems. He is honestly in real trouble. After having fired a dozen of well-known film directors, he is feverishly looking for another one to direct his latest movie in progress “Gone with the Wind.” By the way, the script too does not come up to his expectations. Also literary icons such as F. Scott Fitzgerald and John van Druden have been given the sack. Thus, Selznick desperately needs a new director as well as a new writer as soon as possible. So why not take Ben Hecht under contract, one of Hollywood’s greatest scriptwriters!

„Yes, Mr. Selznick.“ A devoted secretary like Miss Poggenguhl always knows how to behave.

But that fellow has hardly heard of Margaret Mitchell’s bestselling epic, let alone read a single line of her famous book. Can you believe it? In order not to lose time, Selznick gives Hecht a short synopsis of the story and offers him the gigantic sum of 15,000 bucks in case he delivers a revised screenplay within five days. A new director has also to be found. There is no better choice than charismatic Victor Fleming who is about to finish “The Wizard of Oz.” Three Hollywood celebrities and a film which – according to Selznick – will become one of the greatest movies ever made! Let us start work immediately, he orders and asks his devoted secretary Miss Poppenguhl (what a name!) to lock the door to his office for five days. And no phone calls please, whoever may call. The food is reduced to bananas and peanuts. Who on earth can survive on such frugal diet and be creative at the same time?

But let us have a look at what is happening on the stage of the English Theatre. We find ourselves in Selznick’s vast office, the large windows granting a view on the producer’s stately home across the lawn. The walls of his office are covered with colourful posters of some of his legendary films, including “A star is born”, “Tale of Two Cities” and many others, showing actors who were great stars in the thirties of the last century whom most of us even do not know by name. Sic transit gloria mundi – Hollywood’s fame is ephemeral, once most popular stars are completely forgotten long before they die. Selznick (Rory Murphy in the role of his life – fantastic) and Fleming (Edwin Flay extremely funny) are doing their best to work out all the characters in the novel, the audience is roaring with laughter.

„That’s okay, David. You finally got it.“

Just imagine a grown-up man lying on the floor and feigning Melanie Wilkes in labour before giving birth to her first child. While this comedy is going on, Hecht (cool and professional) is typing wildly on an old typewriter while making sarcastic remarks about the two amateurish actors. As a matter of fact, Fleming and Hecht constantly clash. They cannot agree on a good many aspects concerning the realisation of the picture. While Selznick and Fleming are further attempting to work out other characters of the book, Hecht criticises Selznick’s indifference concerning the more than problematic situation of the Jews in Germany and asks the producer to join the Jewish Relief Fund. But Selznick, himself a Jew like Hecht, shows little interest in the matter. He wants to realise his movie. First things first. Period. By day three, Selznick’s once well organised office looks a complete mess. Banana skins, peanut shells and torn manuscripts are scattered all over the floor. Next day, the three “prisoners” are hungry, tired and aggressive. Tempers flare. They are craving for real food and a shower. Fleming and Hecht even attempt to escape. No chance. The door stays locked and Selznick insists on finishing the screenplay before he allows anybody to leave. By the end of day five film mogul Selznick asks: “Is there anything wrong with getting the job done – no matter what it takes?” Obviously he has the power to convince both Fleming and Hecht. And after a veritable end spurt a screenplay is completed that finds favour in Selznick’s eyes. Miss Poggenguhl (Clara Aileen Bowen in the role of the “ideal” secretary) staggering on her feet – she too had to stay awake during five days and nights – is finally allowed to unlock the door of Selznick’s office and free Fleming and Hecht from “prison.”

„Go ahead, Alex. And don’t forget you a r e Melanie Wilkes in labour.“

Selznick himself is beaming with satisfaction. No matter what the cost – I made my dream become true, he thinks and calls his father-in-law, Louis B. Mayer of MGM, another Hollywood legend: “Poppa, I have some very good news for you – we are making a movie.”
Curtain.
Epilogue: After all, this ordeal was worth its while. Millions of people around the world saw and enjoyed “Gone with the Wind”, one of the most successful film productions ever.

What a hilarious play! An American critic brought it to the point when writing “This play is an affectionate portrait of the legendary movie producer David O. Selznick and his collaborators.”
The audience thanked four gifted actors and director Paul Glaser for the outstanding performance of this rip-roaring play with witty dialogue and hilarious situations.

A few words about the playwright

Ron Hutchinson was born in County Antrim, Northern Ireland, in 1947. He wrote while working in several jobs, including carpet fitter, fish gutter and Social Security fraud investigator, and got his first break with a TV play for the BBC. This turned out to be the beginning of a great career as a playwright. His first stage play “Says I Says He” was followed by many others such as “Rat in the Skull”, “Beau Brummel” and “Dead on her Feet”.

Last but not least I have to confess that “Gone with the Wind” was the number one of my favourite books when I was fifteen years old. I read that novel in English from the very first to the last sentence, assisted by my father’s big dictionaries. I was so fascinated by the story, my heroes being Scarlett O’Hara and Rhett Butler, that I forgot the world around me. The book still sits on one of my book-shelves, in a very privileged position. The play was a nostalgic déjà vu for me. Thank you all on the set who made this evening at the TET an unforgettable one.

(Photos: Stefan Kock)

Final performance of “Moonlight and Magnolias” on June 22. 2019

Tickets under phone number 040 – 227 80 89, online booking under www.englishtheatre.de

Until September the TET will be on holiday. We will be back here as soon as we are informed about the next premiere.

„Moonlight and Magnolias“ – das neue Stück im English Theatre of Hamburg

„Also echt, Ben, bevor wir anfangen, musst du das Buch lesen.“

Heute entführt uns das TET ins Studio des mächtigen Hollywood-Produzenten David O. Selznick. Wir schreiben das Jahr 1939. Während sich über Europa neues Unheil zusammenbraut und ein Krieg immer wahrscheinlicher wird, plagen den Boss von Selznick International Pictures ganz andere Probleme. Er hat die Rechte an Margret Mitchells weltweit millionenfach verkauftem Südstaaten-Epos „Vom Winde verweht“ für 50.000 Dollar erworben, um daraus den größten Film aller Zeiten zu machen. Doch die ihm bislang von Drehbuchschreibern und Regisseuren vorgelegten Konzepte entsprechen in keiner Weise seinen Vorstellungen, obgleich Schriftsteller-Ikonen wie F. Scott Fitzgerald und John van Druden sich bereits an dem Stoff versucht haben. Selznick hat sie und zwölf ihrer Kollegen bereits nach drei Wochen Dreharbeit vor die Tür gesetzt. Auch verschiedene hoch dekorierte Regisseure mussten dran glauben. Selznick ist in Panik. Gottlob zeigt sich ein Silberstreifen am Horizont. Gerade hat Ben Hecht, einer der renommiertesten Schreiber Hollywoods, seine Mitarbeit zugesagt. Zusammen mit dem nicht minder berühmten Regisseur Victor Fleming in Selznicks Augen eine Idealbesetzung für sein ambitioniertes Projekt.

Vom Winde verweht
„Ja, Mr. Selznick.“ Eine gute Sekretärin wie Miss Poggenguhl weiß sich immer zu benehmen.

Die Atmosphäre im Büro Mr. Selznicks ist angespannt. Perfekt gestylt im Nadelstreifen-Dreiteiler hockt er hinter seinem riesigen Schreibtisch und kann seine Wut über Ben Hecht, den genialen Script Doctor, kaum zurückhalten. Wie bitte, dieser Kerl hat von dem berühmtesten Roman der Zeit „Vom Winde verweht“ noch nichts gehört und reduziert ihn in seiner Nichtkenntnis auf das Südstaaten-Klischee Mondschein und Magnolien! Victor Fleming scheint einigermaßen im Thema zu sein. Immerhin. Begeisterung sieht jedoch anders aus. Nun lässt Selznick die Katze aus dem Sack. Er erwartet ein brandneues Drehbuch innerhalb von fünf Tagen und ist bereit, fast jede Summe zu zahlen. Jetzt heißt es, in Klausur gehen und das Selznicksche Mammutprojekt gnadenlos durchziehen. Miss Poggenguhl, die devote Sekretärin des großen Selznick (glänzend verhuscht dargestellt von Clara Aileen Bowen) muss die Tür des Büros von außen abschließen, damit weder Hecht noch Fleming Reißaus nehmen können. Vorher hat die gute Seele des Studios die drei Herren noch mit genügend Nervennahrung versorgt – mit Bananen und Erdnüssen. Nun beginnt die Arbeit an dem großartigen Epos der talentierten Ms. Mitchell, die diese über tausend Seiten füllende Seelenlandschaft des amerikanischen Südens innerhalb von zehn Jahren schrieb, als eine langwierige Krankheit sie ans Bett fesselte. Welche herkulische Leistung, wenn man bedenkt, dass dieses 1936 erschienene und ein Jahr später mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Opus Magnum auf einer gebrauchten Remington-Schreibmaschine getippt wurde. Wer diese Methode noch kennt, erinnert sich: ein Anschlag, ein Handstand, zumal die Fingerspitzen allzu oft zwischen den Tasten hängen blieben.

„Gut, gut, Alex. Du hast endlich kapiert, worum es hier geht.“

Doch zurück zum Stück. Jetzt wird Seite um Seite des Buches von den drei Protagonisten genau studiert und nachgespielt. Da bleibt kein Auge trocken, wenn Fleming (grandios Edwin Flay) sich auf dem Boden ausstreckt, um die Geburtsszene der Melanie Wilkes, die mit ihrem ersten Kind niederkommt, im wahrsten Sinne des Wortes in Ton und Gestik hinzulegen.

Ashley, Rhett Butler und Scarlett O’Hara

Auch die anderen Charaktere des Buches wie Ashley, Rhett Butler und Scarlett O’Hara kommen nicht zu kurz in diesem zum Teil slapstickartigen Szenario. Besonders skurril Rory Murphy (in der Rolle des David O. Selznick), wenn er Scarlett ganze Passagen des Buches mit erhobener Stimme zitieren lässt. Immer wieder entflammt Streit unter den drei Männern. Nein, so kann man diese Figur nicht in Szene setzen, sagt der eine, während der andere darauf besteht, dass gerade diese Version die richtige ist. Eine Szene lässt das ganze Projekt fast platzen, als Scarlett der jungen schwarzen Sklavin Prissy, die zum Haushalt der O’Haras gehört, eine Ohrfeige verpasst, weil diese sich allzu ungeschickt bei der Geburtshilfe anstellt. Veto von Ben Hecht, der sehr empfindlich auf diese körperliche Züchtigung reagiert und fordert, diese aus dem Script zu streichen. Selznick hingegen besteht auf dieser im Buch authentisch geschilderten Szene. Schnitt.

Die zum Arbeitstag gemachte Nacht hat nicht nur bei den drei Männern, sondern auch im Büro des Produzenten tiefe Spuren hinterlassen. Übernächtigt mit schief sitzender Krawatte und zerknitterten Hemden machen sie sich am nächsten Morgen wieder an die Arbeit in einem Chaos aus Bananen- und Erdnussschalen sowie einer Unzahl zerrissener Manuskriptseiten, die den ganzen Boden bedecken. Alle sehnen sich nach etwas wirklich Essbarem und einer guten Tasse Kaffee. Doch Selznick bleibt hart. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Noch steht der Brand von Atlanta aus, der viele Seiten des Romans einnimmt. Auch hier ergeben sich wieder Meinungsverschiedenheiten, die jedoch etwas milder ausfallen als alle vorangegangenen, was sicherlich der Übermüdung des Trios geschuldet ist. Ruhe vor dem Sturm, denn beim großen Finale ergeben sich erneut Differenzen. Fleming und Hecht sind mit dem Ende des Romans nicht einverstanden. Ein Happy End ist doch das Mindeste, das man dem Publikum nach all den Irrungen und Wirrungen des Stückes bieten sollte. Es kann einfach nicht sein, dass Rhett Butler Scarlett einfach so im Regen stehen lässt statt sich mit ihr zu versöhnen. Ein Ritt der beiden auf einem edlen Pferd der Sonne entgegen wäre doch das einzig Denkbare. Doch Selznick bleibt stur und besteht auf Werktreue. Etwas angewidert intoniert Fleming Rhett Butler in der letzten Szene des Films, als Scarlett Rhett bittet, sie nicht zu verlassen, weil sie ohne ihn nicht leben kann. “Also wirklich, meine Liebe“, sagt er, “das interessiert mich einen Scheiß.“ Aber diese vulgäre Formulierung lässt Selznick nicht im Raum stehen. Da hört sich „Also, wirklich meine Liebe, das ist mir völlig egal“, schon viel besser an. Schnitt aus. Die Fron ist vorbei, und alle Protagonisten, inklusive der wackeren Miss Poppenguhl, der vor Müdigkeit die Augen fast zufallen, atmen hörbar erleichtert auf. Bis auf ein paar Kleinigkeiten ist der Film so gut wie im Kasten. Und während die Sekretärin die Spuren des Kampfes um richtige Dialoge und Einstellungen beseitigt, greift ein strahlender David O. Selznick zum Telefon und ruft seinen Schwiegervater, den berühmten Louis B. Mayer von MGM (Metro Goldwyn Mayer) an, um ihm in schlichten Worten mitzuteilen, dass er einen Film drehen wird.

„Weiter so, Alex, und vergiss nicht, du spielst nicht nur, sondern du bist Melanie Wilkes in den Wehen.“

So endet eine witzige spritzige Komödie, ein Feuerwerk der guten Laune, für das sich das Publikum in einem lang anhaltenden Applaus bedankte. Das war in der Tat ganz großes Kino. Wer nun denkt, dieses vom irisch-amerikanischen Erfolgsautor Ron Hutchinson geschriebene Stück sei reine Fiktion, der irrt gewaltig. Denn so oder sehr ähnlich hat sich laut der Aufzeichnungen von David O. Selznick The Making of „Vom Winde verweht“ offenbar abgespielt. Es versteht sich, dass der Autor die Vorlage für seine ergötzliche Komödie genutzt und mit seinen eigenen Dialogen angereichert hat. Hutchinson ist einer der erfolgreichsten angelsächsischen Theaterautoren, auf dessen Konto Stücke wie „The Irish Play“, „Beau Brumel“, „Dead on her Feet“ und etliche andere gehen. Er wurde 1947 in Irland geboren und lebt heute in Los Angeles.

Ein paar Worte in eigener Sache seien zum Schluss erlaubt. Ich las „Gone with the Wind” als fünfzehnjähriges Schulmädchen auf Englisch, stets die dicken Wörterbücher meines Vaters neben mir oder auf dem Schoß. Meine Mutter hatte es schwer, mich zu den Mahlzeiten von der Lektüre wegzulocken. Ich habe dieses Buch geliebt und tue es noch heute. Insofern war die Premiere dieses brillanten Theaterstücks ein nostalgisches déjà vu für mich, das ich sehr genossen habe. Allen, die an dem Stück im TET mitgewirkt haben, noch einmal meinen herzlichen Dank.

(Fotos: Stefan Kock)

„Moonlight and Magnolias“ läuft bis einschließlich 22. Juni 2019

Tickets unter der Telefonnummer 040-227 70 89 oder online unter www.english-theatre.de

Das TET geht nach dem 22. Juni in die Theaterpause. Wir melden uns an dieser Stelle wieder, sobald uns das neue Stück der Saison 2019/20 bekannt ist.

Abenteuer eines Weltenverstehers

Wolf-Ulrich Cropp las aus seinen neuesten Werken

An diesem Abend des 11. April schwieg die Orgel. Wo sonst Präludien von Bach und Buxtehude erklingen, erfüllten afrikanische Dschembé-Rhythmen die Kirche der Evangelisch-methodistischen Gemeinde in Hamburg-Eppendorf. Die Hamburger Autorenvereinigung hatte zu einer Lesung aus den neuesten Werken Ihres Mitglieds Wolf-Ulrich Cropp geladen.

In seinem Buch „Im Schatten des Löwen“ entführt uns der Autor in den Süden Afrikas – nach Simbabwe, Botswana und Namibia. Als der Mann mit der kecken weißen Mütze auf dem Kopf zu lesen beginnt, kann man eine Stecknadel zu Boden fallen hören. Die Reise ins Reich des Robert Mugabe, sozusagen in die „Höhle des Löwen“, erfordert schon eine gehörige Portion Mut. Die völlig irrationalen Vorschriften in diesem Land versteht kein Europäer. Man kann völlig grundlos von der Polizei festgenommen und eingekerkert werden, ohne etwas dagegen unternehmen zu können. Wie das folgende Beispiel zeigt:
„In den Morgenstunden meiner Verhaftung, Arrestierung …. bin ich einfach zu spät aufgewacht“, schreibt Cropp. Dass nun ausgerechnet ein Marabu, ein Unheil verkündender Vogel, der sich von Aas ernährt, vor der Zelle hockt und ihn beäugt, verheißt nichts Gutes. Wie soll der „Delinquent“ nur dieser Hölle entkommen? Aber der Autor kennt seine Tricks. Gerade wenn es spannend wird, blockt er ab. Honi soit qui mal y pense. Wer Näheres wissen will, soll halt das Buch erwerben und lesen, wie er sich schließlich aus dieser misslichen Lage befreite.

Abenteuer auf dem Schwarzen Kontinent

Eine kleine Indiskretion sei an dieser Stelle erlaubt. Auch im sozialistischen Paradies des Herrn Mugabe wirkt Bakschisch wie ein Sesam öffne dich. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis war Cropps Weg frei für veritable Abenteuer auf dem Schwarzen Kontinent. Manche unter ihnen ließen dem Zuhörer das Blut in den Adern erstarren. Selbst jenes aus zweiter Hand wie das Schicksal der Reptilienforschers Dr. Jonas Hamilton, der nach Einbruch der Nacht im Sambesi von einem etwa fünf Meter langen Krokodil angegriffen wurde und in dessen mit Knochen, Fell und Kot übersäten Höhle landete. Nur mit Mühe konnte er sich trotz einer schweren Verletzung ans Ufer schleppen, wo ihn helfende Hände fanden und ins nächste Hospital schafften. Während eines Aufenthaltes in der Psychiatrie erhängte sich der schwer traumatisierte Mann später. Hat Wolf Cropp sich etwa durch diese Horrorgeschichte von seinen gefährlichen Abenteuern zu Lande und auf dem Wasser abhalten lassen? Mitnichten. Ganz im Gegenteil, denn bereits am nächsten Tag ruderte er mit seinen Begleitern „ins Inselgewirr vor den (Victoria) Fällen; vorbei an Princess Christian Island, Princess Victoria Island schließlich Livingstone Island“. Und dies trotz aller Gefahren, die in der Tiefe des Flussbettes lauerten. Denn noch gefährlicher als Krokodile sind die Flusspferde – Hippopotamus, im Plural kurz Hippos – die gern einmal mit ihren massigen Körpern unter die Boote tauchen und sie zum Kentern bringen. Wer einmal das aufgerissene Maul eines solchen Ungeheuers gesehen hat (im Buch zu besichtigen auf Seite 78), erkennt, welch tödliche Verwundungen dessen riesige Hauer anrichten können. Dennoch, die Flussfahrt geriet zu einem wunderbaren Ausflug, der im Victoria Falls Hotel mit einem festlichen Dinner gekrönt wurde. Als Hauptgericht wurden Steaks vom Krokodil gereicht. Nach Auskunft des Autors eine Delikatesse, zart wie Geflügel, nur ungleich würziger. Den Nachtisch an diesem Abend servierten die beiden leidenschaftlichen Musikerinnen der Gruppe Toubaba in Form einer getrommelten Eigenkomposition. Hinreißend!

Jenseits der Westwelt – Wasser – Wüste – Eis

Der zweite Teil der ebenso kurzweiligen wie spannenden Lesung war Ausschnitten aus „Jenseits der Westwelt– Wasser – Wüste – Eis“ gewidmet. Wiederum ein erstaunliches Buch, das den Leser auf die Reisen – oder besser – Expeditionen des Autors in die unterschiedlichsten Klimazonen dieser Welt mitnimmt. Hier hatte Cropp das Kapitel über Sitten und Gebräuche der Mursi im Süden Äthiopiens ausgewählt. In diesem riesigen Gebiet mit seinen Savannen und hohen Bergen gelten Frauen als besonders begehrenswert, wenn sie Tellerlippen haben, deren „Besitz“ eine langwierige und schmerzhafte Prozedur voraussetzt. Wer also schön sein will. muss leiden. Wolf Cropp schildert diese barbarische (Un)sitte in seinem Buch sehr detailliert. Jungen Mädchen am Ende der Pubertät wird die Haut unter der Unterlippe ausgeschnitten, zwei untere Schneidezähne werden gezogen, und die erste kleine Scheibe wird eingesetzt. Diese Scheiben – wahlweise aus Ton oder Holz – werden über einen längeren Zeitraum immer größer, wobei auch die Unterlippe ausgedehnt wird, bis sie die Größe eines Tellers erreicht hat. Gott sei Dank schwindet dieser Brauch, der, wie die Mursi sagen, nur das Erwachsen- und Älterwerden symbolisiert, immer mehr aus dem Alltag der Menschen. Junge Mädchen verweigern sich heute dieser grausamen Prozedur, die ihre Mütter und Großmütter noch klaglos ertragen mussten.

Fazit: Ein sehr gelungener Abend mit einem Autor, der die seltene Gabe besitzt, seine eigenen Werke flüssig ohne übertriebenes Pathos zu lesen und der das Publikum vom ersten Augenblick in seinen Bann schlägt. Wolf-Ulrich Cropp ist Schriftsteller und Forscher in Personalunion und steht ganz in der Tradition eines Alexander von Humboldt, der gleich ihm die Welt bereiste, um sie zu erkunden und die verschiedenen Ethnien zu verstehen, ohne die Menschen anderer Kulturkreise zu bevormunden oder ihnen unsere westliche Zivilisation überstülpen zu wollen. Wolf Cropp beeindruckt durch seine Art, jedem, den er auf seinen ausgedehnten Reisen trifft, freundlich und einfühlsam zu begegnen.

Es liegt ihm fern, Sitten und Gebräuche zu kritisieren – selbst wenn sie ihm noch so befremdlich erscheinen. Sicherlich ist das auch einer der Gründe, warum er von seinen waghalsigen Abenteuern kreuz und quer durch alle sechs Kontinente stets unversehrt zurückgekehrt ist. Wolf Cropps Fangemeinde wünscht sich noch viele weitere spannende Bücher, die allerdings einen Nachteil haben. Nämlich den, dass es sie (noch) nicht als Hörbücher gibt. Über dieses Thema sollten seine Verlage einmal gründlich nachdenken.

„Im Schatten des Löwen“, erschienen bei DuMont, kostet Euro 14.99
„Jenseits der Westwelt“, erschienen bei Kadera, kostet Euro 26,–

„The Beauty of the Father“ by Nilo Cruz just premiered at The English Theatre of Hamburg

Let’s fly away on our magic carpet!

Spanish guitar music welcomes the spectators of this family drama set in a lush Mediterranean landscape with flowers and palm trees, the deep blue sea on a far horizon. In mid-February we find ourselves in the little town of Salobrena near Granada. Although the studio of Spanish painter Emiliano (Joseph Rye) is bathed in sunshine, he seems to be in a gloomy mood. No wonder. He is about to paint a picture of the murder of Federico Garcia Lorca, his favourite poet who was shot by a Nationalist firing squad in early 1936 during the Spanish Civil War. Lorca, the famous author of plays such as “Yerma” and “The House of Bernada Alba”, died at the young age of 38. Sketches of Lorca’s execution cover the walls of the studio and make the audience shiver. Lorca has become Emiliano’s alter ego to whom he talks and asks for advice while working on his painting. It goes without saying that Lorca is only visible and audible to Emiliano. Lorca becomes more and more part of the family and serves as counsellor to the painter, a discreet witness whom he can trust not to reveal his former life in the United States.

Dancing and singing on a sunny afternoon. Olé!

The suicide of his American wife is Emiliano’s well kept secret. When his spouse found out about his bisexuality, she took her life, leaving him alone with his young daughter Marina. Emiliano was so shocked by his wife’s death that he fled to Spain where he started a completely new life in a ménage à trois with Paquita, a beautiful Spanish woman, and Karim, a young Moroccan who shares the bed with Emiliano. Paquita, the good-natured woman, married Karim in order to enable him to stay legally in the country. She plans to divorce him when he has been given his citizen papers by the Spanish authorities. After that step she hopes to marry Emiliano whom she loves. For the time being the three of them live happily together until Marina announces her arrival in Spain. Everything is fine until the very moment when Marina, who has fallen in love with Karim, finds out that the young Maghrebinan is her father’s lover. She is out of her mind and accuses Emiliano of having killed her mother. The whole family is on the edge of their nerves. The only two people who keep their calm are – of course – the invisible Lorca and cheerful Paquita who tries to handle the heated situation in a most charming manner. However, she does not succeed. Emiliano who does not accept the relationship between Karim and his daughter wants the young man out of his house and view immediately. Karim is enraged. He tears Emiliano’s sketches and paintings from the walls and hurls them all over the place. Then he disappears with a rifle in his hand. Two gunshots ring out. Fortunately he misses the painter who reappears unhurt in the house. Lorca is shocked. The shots remind him of his execution by Franco’s soldiers over sixty years ago. “Am I dead?” asks the painter. “No, the boy missed,” Lorca replies. The end of the plot will not be revealed here. Please find out yourselves, dear spectators, whether or not the family, including Karim, is reconciled after all this trouble.

The American press is full of praise for Pulitzer Prize Winner Nilo Cruz and his oeuvre. One critic wrote: “Cruz is a writer of ideas, who fills the stage with a kind of lush dramatic literature, unifying character with thought and action in time and space.” After having seen a performance of “The Beauty of the Father”, another New York critic wrote: “Richly poetic language adds to Cruz’ family drama.”

The audience thanked the actors and director Clifford Dean for this performance with a standing ovation. Dean is always in search of outstanding plays that are completely unknown to German theatre goers. So is Nilo Cruz, the young playwright whose plays deserve to become part of the repertoire of German stages. The passionate performance of five actors made the evening a great success. Holly Smith, whom the “aficionaos” of the English Theatre have already seen in a couple of dramas and comedies, played the role of her life as Paquita, the joyful singing and dancing embodiment of a Mediterranean female. Just captivating!

Photos: Stefan Kock

Final performance of “The Beauty of the Father” on April 13, 2019

Tickets under phone number 040 – 227 80 89, online booking under www.englishtheatre.de

Next premiere: “Moonlight and Magnolias”, a comedy by Ron Hutchinson, on April 25, 2019

„The Beauty of the Father“ – das neue Stück am English Theatre of Hamburg

Lass‘ uns entfliehen auf unserem magischen Teppich!

Spanische Gitarrenmusik erfüllt den Saal, bevor sich der Vorhang hebt. Das Atelier des Malers Emiliano (Joseph Rye) rückt ins Blickfeld. Im Hintergrund leuchtet ein tiefblaues, von den gleißenden Strahlen der Sonne angestrahltes Meer. Mediterrane Lebensfreude im winterlichen Hamburg! Doch halt. Die mit Skizzen eines erschossenen Menschen bedeckten Wände des Hauses spiegeln keinerlei Fröhlichkeit wider. Der Künstler ist besessen vom Tod des großen spanischen Dichters und Theaterautoren Federico Garcia Lorca, der 1936 während des spanischen Bürgerkrieges von Francos Schergen hingerichtet wurde. Emiliano schickt sich gerade an, den Tod des von ihm verehrten Poeten in einem Gemälde festzuhalten. Lorca ist das nur dem Maler sichtbare Alter Ego Emilianos, der – stets mit einem makellos weißen Anzug bekleidet – mehr und mehr in die schwierigen familiären Verhältnisse des Malers hineingezogen wird.

Tanzen und singen an einem sonnigen Nachmittag. Olé!

Das Familiendrama nahm bereits vor Jahren seinen Lauf, als Emilianos Ehefrau sich das Leben nahm, nachdem sie von der Bisexualität ihres Mannes erfuhr. Er verließ daraufhin fluchtartig die Vereinigten Staaten und siedelte sich im andalusischen Städtchen Salobrena in der Nähe von Granada an. Die minderjährige Tochter Marina ließ er allein in Amerika zurück. Inzwischen hat Emiliano sich in seiner neuen Heimat ganz nach seinem Gusto eingerichtet. Er lebt in einer Ménage-à-trois mit der temperamentvollen Paquita (hinreißend gespielt von Holly Smith, die mit ihrem drolligen „Spanglish“ das Publikum verzaubert) und einem jungen gutaussehenden Marokkaner namens Karim (Theo Bougouneau) zusammen. Soweit so gut ? Mitnichten. Denn mit der überraschenden Ankunft Marinas (Jess Pritchard) wird Emiliano sich seiner Lebenslüge nolens volens bewusst. Seine Tochter beginnt, unangenehme Fragen zu stellen, und entlarvt ihn als Eskapisten, der sich allen Problemen durch seine Flucht feige entzogen hat. Zunächst läuft alles dank des heiteren Wesens der Spanierin Paquita gut, die alle Unstimmigkeiten mit leichter Hand vom Tisch wischt. Als die junge Frau sich allerdings in Karim verliebt, ist die südliche Idylle nachhaltig gestört, zumal Marina erfährt, dass der junge Marokkaner das Bett ihres Vaters teilt. Die Folge sind lautstarke Auftritte Emilios, der in den Versuchen, seine Handlungsweise zu rechtfertigen, von Mal zu Mal hilfloser wirkt. In diesem Aufruhr der Gefühle bewahrt nur einer die Ruhe. Federico Garcia Lorca (Alex Warner) erweist sich mit seinen weisen Ratschlägen aus dem Jenseits als Fels in der Brandung. Als Emiliano Karim auffordert, sein Haus zu verlassen und dieser Marina bittet, mit ihm fortzugehen, kommt es zu einem Showdown zwischen den beiden Männern. In seiner Wut reißt Karim Emilianos Skizzen von den Wänden, wirft sie auf den Boden und verlässt mit Emilianos Gewehr das Haus. Man hört Schüsse. Doch Karim trifft den Maler nicht. Lorca begleitet diesen Vorgang mit einem lakonischen „Der Junge hat nicht getroffen.“ Karim kehrt auf die Terrasse zurück. Verzeihen Emiliano und der Rest der Familie Karim seinen mörderischen Angriff auf den Hausherrn? Das Ende wird wie üblich nicht verraten. Das muss der geneigte Zuschauer selbst herausfinden. Bleibt zum Schluss der Vorstellung nur noch ein Bert Brecht zugeschriebenes Zitat: Und so sehen wir betroffen den Vorhang zu und alle Fragen offen. Langanhaltender Beifall des Publikums für das Stück und ein großartiges Ensemble unter der Regie von Clifford Dean. Für die Musik und hinreißenden Tanzeinlagen zeichnet Paul Glaser verantwortlich.

Es gehört zu den Eigenheiten des English Theatre, neben bekannten und beliebten Sujets immer wieder Stücke von Autoren ins Programm zu nehmen, die einem breiten Publikum in Deutschland völlig unbekannt sind. Ein großes Dankeschön dafür geht an Direktor Clifford Dean. Denn er entdeckte Nilo Cruz, den 1960 auf Kuba geborenen Theaterautor, der mit seiner Familie im Alter von zehn Jahren in die USA emigrierte und in „Miami’s Little Havanna“ eine neue Heimat fand. In Amerika bereits durch Stücke wie „Anna and the Tropics“, „Exquisite Agony“ usw., berühmter Autor, der an verschiedenen amerikanischen Universitäten als Lehrer im Fach Drama bekannt ist, wartet noch auf seine „Erweckung“ in deutschen Landen. „The Beauty of the Father“ ist der erste Schritt in diese Richtung. Mit dem Titel wissen wenige etwas anzufangen. Um welche Schönheit geht es hier? Diese Frage mag sich jeder selbst beantworten, der dieses zeitgenössische Familiendrama gesehen hat. Die in diesem Stück behandelten Probleme sind uns Europäern ebenfalls nicht fremd. Nachdem im Deutschen Bundestag unlängst die Ehe für alle verabschiedet wurde, ist praktisch alles im familiären Umfeld zulässig. Auch die „Ménage-à-trois“ ist uns seit Langem geläufig. Auch dass noch ein Familienmitglied mit Migrationshintergrund wie der Marokkaner Karim hinzukommt, stellt kein Novum dar. Aus derartigen Familienkonstellationen entstehen zwangsläufig Konflikte, wie sie auch in „The Beauty of the Father“ zur Sprache kommen. Als Integrationsfigur fungiert hier Federico Garcia Lorca, der aus dem Nichts auf der Bühne erscheint und, obgleich schon ein Menschenalter tot, dem Familienoberhaupt Emiliano in dessen Fantasie bei der Bewältigung der Probleme hilfreich zur Seite steht. Garcia Lorca galt als eine der größten Hoffnungen der spanischen Literatur gleichermaßen als Poet und Stückeschreiber. In jungen Jahren, gerade einmal im Alter von 38 Jahren, wurde er durch seinen gewaltsamen Tod aus seinem vielseitigen Schaffen gerissen. Die Trauer über seinen viel zu frühen Tod veranlasste Nilo Cruz, ihm als Alter Ego seines Protagonisten Emiliano neues Leben einzuhauchen. Was dem Autor grandios gelungen ist.

„The Beauty of the Father“ läuft bis einschließlich 13. April 2019

Tickets unter der Telefonnummer 040-227 70 89 oder online unter www.english-theatre.de

Nächste Premiere von „Moonlight and Magnolias“, Komödie von Ron Hutchinson, am 25. April 2019

„Here lies Jeremy Troy“ by Jack Sharkey – the New Play at the English Theatre of Hamburg

By Uta Buhr
Photos: Stefan Kock

Darling, I’ll be back in a couple of hours to prepare our dinner

What to do on a grey November evening in Hamburg? You can either have an early night in bed, prepare yourself a nice hot cup of tea or – much better – buy a ticket for the English Theatre of Hamburg und rejoice in the farce “Here lies Jeremy Troy”, written by Jack Sharkey as early as 1965. Although this hilarious comedy is an “old hat”, so to speak, it has not lost any of its charm since it premiered on Broadway some fifty years ago. What do you think when you hear or read the title “Here lies Jeremy Troy?” In fact, English is a tricky language, since to lie has to meanings. You may either lie on your sofa or lie to your wife or boss. The latter meaning is to be dishonest to somebody. The spectator will soon find out which meaning applies to Jeremy Troy, the “hero” of this play.

Hi daddy, I’m in real good company

We meet Jeremy and Kathryn Troy – a well-heeled couple (James Walmsley and Debbie Radcliffe in top form) – in their cosy apartment in West Rutherford, New Jersey, just a few miles away from New York City. Jeremy, a lawyer who is up for a partnership, has invited his big boss for dinner tonight. Kathryn leaves the house to do her shoppings and Jeremy is left alone with his ideas how to convince his boss to make him a partner in his law firm. The setting seems so be perfect until an old school chum of Jeremy’s turns up out of the blue. Charles “Charly” Bickle (funny as usual Stephen Chance), a notorious sponger, turns up at the Troy’s doorstep and blackmails Jeremy into putting him up this night. Charly discovers that Jeremy’s law degree is a fraud. Charly is getting his way – and what a cheek – even hires a “model” by phoning an agency in the city. Tina Winslow (sweet and naïve Isobel Wood) is a real eye-catcher in her canary-yellow outfit revealing pretty long legs. When Kathryn unexpectedly comes home, she is shocked to see this young woman in her home whom she suspects to be Jeremy’s lover. She leaves the apartment “for good” as she shouts and disappears. Poor Jeremy is in real trouble. Who on earth is going to cook the dinner and entertain his boss Sven Ivorsen? Jeremy has a brilliant idea. Why not make attractive Tina with her charming Southern drawl his wife for this night’s reception? Tina consents, and the party can start. Sven Ivorsen (Alan Booty at any time good for waves of laughter), a powerful man with a loud voice, turns up dressed formally in a tuxedo and is deeply impressed by Jeremy’s charming replacement spouse. Even Tina’s inedible food does not spoil the dinner party. The four of them – Jeremy, Tina, Charly and boss Ivorsen – are in high spirits drinking wine and making jokes just to the moment when Kathryn appears on the scene. Jeremy as an experienced liar presents his real wife to Ivorsen as Ingeborg, Princess of Rumania, although Ivorsen has his doubts that this is a genuine Romanian name. The chaos created by the host and his classmate Charly culminates in Jeremy’s confession that he never passed his exam as a lawyer at any university. He admits that he wanted to impress his beloved Kathryn by presenting a title that he never deserved. Kathryn forgives her husband on the spot. But what about the reaction of boss Sven Ivorsen when learning the truth about his partner-to-be Jeremy Troy? Dear spectator, come and enjoy this wonderful screwball comedy that will give you an answer to this             question. After all, Sven Ivorsen, a cunning lawyer himself, has the last word: “Honesty is the best policy”, he preaches to the audience who thanks the performers with a long lasting applause.

Good Lord, what a terrible mess!

Although “Here lies Jeremy Troy” was already written in 1965 and premiered the same year on Broadway, it has not lost its relevance to the presence. In our daily life we meet people – not least in politics – who are masters of glossing over their true situation, including their curriculum vitae. Mostly without any consequences. “Orbis terrarum vult decipi”, the wise Romans already knew human nature all too well. Nothing has changed yet. We repeat this dictum in good English: Halas, the world will be deceived.

The American author Jack Sharkey who was born in Chicago in 1931 and died 1992, began his career as a writer at the early age of ten years. He wrote altogether 83 plays – mostly comedies, but also thrillers such as “Murder House” – and became one of America’s foremost playwrights. “Here lies Jeremy Troy” was his hit number one which proved an applauding success on Broadway. One of his critics wrote enthusiastically “A hilarious farce, sexy but nice, a comedy with witty dialogue. One just can’t help laughing throughout the play.” And another one added: “Jack Sharkey has a hit on his hand.”

Final performance of “Here lies Jeremy Troy” on February 2, 2019

Tickets under phone number 040 – 227 80 89, online booking under www.englishtheatre.de 

Next premiere: “Beauty of the Father” bv Nino Cruz, on February 14, 2019