Zodwa Selele ist eine Offenbarung

Notizen zur Musical-Produktion „Sister act“ im Hamburger Operettenhaus

Von Hans-Peter Kurr

Dort, wo die Geschichte Hamburgs als Deutschlands Musical-Stadt Nr. 1 mit dem hinreissend-romantischen Märchen „Cats“ einst begonnen hat, als die Schlesselmann-Aera des damals scheinbar verlorenen Operettenhauses endete,wird jetzt ein veritabler Schmaus für Augen und Ohren gezeigt: Whoopi Goldbergs Nonnen sind an die Elbe gekommen ,gerieren sich temperamentvoll und bewundernswert präzise und vertreiben die letzten Schatten der weitaus langweiligeren Vorgänger-Produktion, die mit Udo Jürgens Hilfe stets behauptete, sie sei noch niemals in News York gewesen……

Eines der entscheidenen Erfolgskriterein dieser neuen Produktion besteht darin, dass die Wahl-Hamburgerin Daniela Ziegler als Mutter Oberin auf der Bühne steht, ihre unnachahmliche Stimme (, die wir seit langem z.B als Evita, als Velma in „Chikago“, als Norma in „Sunset Boulevard“ – in dem in Konkurs gegangenen Musical-Haus in Niederhausen bei Frankfurt – bewundern durften. Die Ziegler ist eine der vielseitigsten freiberuflichen Menschendarstellerinnen, die wir – glücklicherweise – in den Mauern der Hansestadt haben. Continue reading „Zodwa Selele ist eine Offenbarung“

Wissen ist Macht

Über die Entstehung von Schauspielen

Von Hans-Peter Kurr

Will ein Autor Theaterstücke schreiben, um Menschen aufzurütteln, ihnen dringende Probleme vor Augen zu führen, sie auf soziale Missstände aufmerksam zu machen? Will er ein persönliches Anliegen auf der Bühne dargestellt sehen oder möchte er für einen Schauspieler oder eine Schauspielerin, die der Autor bewundert, eine „Traumrolle“ schreiben?

Was auch immer die Motive sind, eines sollte nicht fehlen: die Lust, Figuren zu erfinden. Aber das funktioniert nicht ohne Basiswissen, denn: Theaterstücke werden für Schauspieler und Zuschauer geschrieben. Also wollen wir, die Autoren, beide zunächst kennen lernen.

Schauspieler

„Stellen Sie sich vor: Sie sitzen jetzt im Zimmer oder liegen im Bett und lesen. Stehen Sie auf, gehen Sie ans Fenster, sehen Sie nach, ob es regnet, schließen Sie das Fenster und begeben Sie sich in die Ausgangsstellung. Das kann jeder, das ist doch einfach, das ist keine Kunst? Haben Sie’s versucht? Wirklich und tatsächlich? Tun Sie’s, bitte, denn Sie erfahren dadurch vieles über das Theater, was Ihre Parkett- und Galerieweisheit sich nicht träumen lässt. Versuchen Sie’s – dann erst lesen Sie weiter! Continue reading „Wissen ist Macht“

Die Welt ist sein Zuhause

Neuer Künstlerischer Leiter der „Joop-van-den-Ende-Academy“: Perrin Manzer Allen
Von Hans-Peter Kurr

Im Alter von zwölf Jahren stand er zum ersten Mal auf der Bühne, die Welt ist heutzutage sein Zuhause. Sein Name: Perrin Manzer Allen. Seine Profession(en!): Musiker, Darsteller, Regisseur, Komponist, Sänger, Arrangeur, Casting- und Gesangsberater.
Seine Arbeits- und Wohnorte: Boston, New York, Los Angeles, London, Paris, Hamburg, Wien, München, Rom.
Sein aktueller beruflicher Schwerpunkt: Neuer künstlerischer Leiter der „Joop-van-den-Ende- Academy“ in Hamburg.
Sein Ziel: Setzt sich aktiv für die Entdeckung und Förderung junger Talente ein. Continue reading „Die Welt ist sein Zuhause“

Ein „Schönmacher“ in Hamburg: Wahid Rahimi

Von Monika Landsky

WAHID RAHIMI BEAUTY, hinter diesem Namen steht ein beachtliches „Schönmacher“ Team. Wahid, so nennen ihn alle, ist ein absoluter Perfektionist. Und das zeigen auch die Resultate seiner Arbeit.

Es gibt in Hamburg viele gute und auch leider nicht so gute Permanent make-up Spezialisten. Ich habe mir nun mal das Studio von Rahimi-Beauty angesehen.

Nicht nur bei neuem Constant Make up ist er schlicht der Meister. Fast täglich kommen zu ihm Kunden, bei denen er schlecht gemachtes Dauer Make up in mehreren Schritten entfernen muß, um dann das gewünschte perfekte Resultat für den jeweiligen Kunden zu erreichen. Er bringt dann fachmännisch das gewünschte Constant Make up auf. Schauen Sie sich die Personen, zu denen Sie gehen wollen, sehr genau an. Es gibt viele selbsternannte „Könner“ und dann hilft nur noch Wahid.

Was ist eigentlich Constant Make up? Vorweg, es ist für Damen und Herren geeignet. Beides sind Wahids Kunden. Man  steht morgens vor dem Spiegel und schaut in ein müdes, unattraktives Gesicht. Continue reading „Ein „Schönmacher“ in Hamburg: Wahid Rahimi“

Kurt Tucholsky: Ein „entlaufener“ Bürger ohne politische Heimat

Von Dr. Manuel Ruoff

Kurt Tucholsky in Paris 1928

Kurt Tucholsky verzweifelte an den Zuständen in der Weimarer Republik und schließlich auch an Deutschland

Wie sein Vorbild Heinrich Heine war auch Kurt Tucholsky jüdischer Abstammung und konvertierte als Erwachsener zum Protestantismus. Der am 9. Januar 1890 in Berlin Geborene hatte einen wohlhabenden Vater, der bereits 1905 starb und seinem Sohn ein Erbe hinterließ, das diesem eine Ausbildung frei von Geldsorgen ermöglichte.

Kurt Tucholsky entschied sich für ein Jurastudium. 1911 schrieb Franz Kafka über ihn in sein Tagebuch: „Will Verteidiger werden …“ Zwei Jahre später verzichtete er jedoch auf das für diesen Beruf notwendige erste Staatsexamen. Um überhaupt einen Abschluss zu haben, promoviert er 1915. Und das mit Ach und Krach, was dafür spricht, dass die Jurisprudenz wirklich nicht seine Welt war.

Anschließend wurde Tucholsky zum Militär eingezogen. Bis Ende 1916 war er an der Front, den Rest des Krieges in der Etappe. Er selber schrieb 1926 rückblickend: „Ich habe mich dreieinhalb Jahre im Kriege gedrückt, wo ich nur konnte.“ Und acht Jahre später behauptete er, sich bereits 1913 „als Pazifist schärfster Richtung in Deutschland betätigt“ zu haben. Andererseits soll Tucholsky sogar mit dem Gedanken an eine militärische Laufbahn gespielt haben. Sein Biograf Michael Hepp spricht deshalb bezüglich Tucholskys Attacken gegen den Militarismus von „einer Art öffentlicher Selbstanalyse“. Continue reading „Kurt Tucholsky: Ein „entlaufener“ Bürger ohne politische Heimat“

Katholischer Präsident: Der Reichtagsabgeordnete Franz von Ballestrem

Von Dr. Manuel Ruoff

Dass einem auch als Nichtprotestanten im sogenannten Bismarckreich oder Preußen-Deutschland höchste Staatsämter offenstanden, zeigt die Biographie des katholischen Reichstagspräsidenten Franz Karl Wolfgang Ludwig Alexander Graf von Ballestrem.

Bereits vor seiner Geburt hatte seine ursprünglich aus Savoyen stammende Familie durch Einheirat den Besitz der Familie von Stechow erworben und im oberschlesischen Kohlenbergbau große Bedeutung gewonnen. Als erstgeborener Spross eines solchen Geschlechts stand dem am 5. September 1834 auf Schloss Plawniowitz im Landkreis Gleiwitz Geborenen eine akademische Ausbildung gleichsam doppelt offen. Nach dem Besuch des Katholischen Gymnasiums in Glogau und der Philosophischen Lehranstalt der Jesuiten in Namur besuchte er die Bergakademie in Lüttich.

Dieser auf den Familienbesitz bezogenen Ausbildung folgte 1855 der Dienst in der Armee. Als Kavallerieoffizier nahm er sowohl am Deutsch-Dänischen als auch am Deutschen Krieg teil. Beim Vormarsch auf Paris stürzte der Adjutant der 2. Kavallerie-Division allerdings so unglücklich vom Pferd, dass er den Dienst quittieren musste. Continue reading „Katholischer Präsident: Der Reichtagsabgeordnete Franz von Ballestrem“