Eine Glosse von Immo H. Wernicke
Am 9. November feierten am Brandenburger Tor Liedermacher Udo Lindenberg, Wolfgang Biermann und die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel mit einigen 100.000 Zuschauern vor Ort den „Fall der Mauer“. Vor 25 Jahren war die Mauer an diesem Novembertag 1989 zwar durchlässig gemacht, aber nicht, wie von US-Präsident Ronald Reagan gefordert, eingerissen worden.
Vor rund 20 Jahren, im Sommer 1995, begeisterten Christo und Jeanne-Claude die Welt mit ihrem Kunstprojekt „Wrapped Reichstag“, das mit einer glitzernden Spezialfolie verhüllten Reichstagsgebäude. Tausende von Berlinbesuchern bestaunten und fotografierten überdimensionale Kunstspektakel neben dem Brandenburger Tor. So mancher organisierte sich Teile der glitzernden Folie aus aluminiumbedampftem Polypropylengewebe. Seitdem ist das Reichstagsgebäude wieder „unwrapped“, sehr zum Bedauern einiger Berliner Politikverdrossener.
Weitgehend unbemerkt, wenige Meter von Reichstagsgebäude und Brandenburger Tor entfernt, vor dem sowjetischen Ehrenmal, scheint ein neues „Christo-Kunst-Projekt“ entstanden zu sein. Der „Wrapped Tank“, ein ebenfalls mit einer Folie verhüllter sowjetischer T 34 aus dem II. Weltkrieg, wirkt jedoch eher als ein schlichtes Plagiat (Foto). Ein Westberliner vermutet, dass der T 34 unter der Folienhaube wieder einsatzbereit gemacht und aus Solidarität des Westens mit der Ukraine der Regierung in Kiew überlassen werden soll. Ein Ostberliner äußert seine Bedenken und wünscht mehr Rücksichtnahme auf die Sicherheitsängste des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der von Verteidigungsministerin von der Leyen bemängelte Zustand der Bundeswehr lässt befürchten, dass die Transportflugzeuge der Bundeswehr für eine solche Militärmission nicht einsatzbereit sind. Piloten- und Bahnstreiks dürften eine zivile Auslieferung zumindest verzögern. Präsident Putin kann das so oder so nur Recht sein.
Fotos: Immo H.Wernicke