TOUJOURS CHANEL

Dieser Artikel erschien bereits am 2. Mai unter dem Titel „Hamburg – Toujours Chanel“ im Deutschen Ärzteblatt

Von Uta Buhr

Die Ausstellung „Mythos Chanel“ im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe beleuchtet Leben und Werk der unsterblichen Ikone zeitloser Eleganz

Mademoiselle wie sie leibte und lebte
Mademoiselle wie sie leibte und lebte

Drei Ausstellungssäle sind in magisches Halbdunkel getaucht. Die zumeist weiblichen Besucher unterhalten sich im Flüsterton, während auf einem großen Monitor ein Interview mit Coco Chanel aus den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts läuft. Den legendären Hut auf dem Kopf, erklärt „Mademoiselle“ in beredten Gesten ihre Philosophie. Jede Frau kann modisch gekleidet sein, betont sie. Weniger ist oft mehr und wahre Lebensart die Kunst des richtigen Weglassens. Voilà. Als Beweis dient das „kleine Schwarze.“ Es ist in allen nur möglichen Varianten und von verschiedenen Designern geschneidert – ärmellos, eng, mit schwingendem Rock, mit oder ohne Kragen – in den rundum verglasten Vitrinen ausgestellt. Erfunden hat Chanel dieses für jede moderne Frau unverzichtbare Kleidungsstück zwar nicht, es aber auf ihre unnachahmliche Weise weltweit vermarktet. Wer käme heute noch auf die Idee, nach der wahren Herkunft des „petite robe noire“ zu fragen?

Die am 19. August 1883 in Saumur an der Loire als Gabrielle Bonheur Chanel geborene spätere Stilikone entstammte ärmlichsten Verhältnissen. Sie, die Tochter eines Hausierers, strickte schon früh an ihrer Legende und schönte ihre Herkunft. „Corriger la vérité“, nennt man das wohl auf Französisch. Ihr zweiter Vorname „Bonheur“ (Glück) erwies sich schon in jungen Jahren als eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Coco, wie sie nach dem von ihr in einem Konzertcafé gesungenen Chanson genannt wurde, hatte die Natur nicht nur ein einzigartiges Gespür für alles Modische, sondern zudem einen eisernen Willen in die Wiege gelegt. Der von ihr zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Paris gegründete Hutladen entwickelte sich schnell

Das Plakat
Das Plakat

zu einem Treffpunkt der eleganten Welt jener Tage. Reiche berühmte Männer lagen der aparten dunkelhaarigen Frau zu Füßen und unterstützten ihre geschäftlichen Vorhaben. Kaum hatte Coco ihren  unweit des Luxushotels „Ritz“ gelegenen Modesalon in der Rue Cambon 31 eröffnet, galten ihre ebenso zeitlos-eleganten  wie bequemen Kleider und Hosen als der letzte Schrei. Zu ihren treuesten Kundinnen gehörten Leinwandgöttinnen wie Marlene Dietrich und später auch Romy Schneider, die sie mit ihren Modellen in eine echte Pariserin verwandelte. Die Ausstellung zeigt eine Reihe von Originalkostümen aus Chanels Atelier, deren Herstellung sie mit unerbittlicher Akkuratesse, stets die unvermeidliche Zigarette im Mundwinkel, selbst überwachte. Auch die für ihre makellosen Beine berühmte Dietrich musste sich Cocos Diktat beugen und das elegante  in einer Vitrine ausgestellte pink-schwarze Tailleur in der „richtigen Länge“ akzeptieren. Also kniebedeckt, denn laut Chanel ist das Knie das mit Abstand hässlichste Gelenk am weiblichen Körper.

Die Reise durch das Universum der Coco Chanel fasziniert. Neben prachtvollen Abendroben, zeitlosen Hosenanzügen und ihrem „Dauerbrenner“ – dem bezaubernden „kleinen Kostüm“ mit seinen Bordüren, Goldkettchen  und Schmuckknöpfen –  sind ihre gesteppten Umhängetaschen und eleganten Spangenschuhe zu bewundern. Und dem Charme des in allen Farben des Regenbogens funkelnden Modeschmucks kann sich keine Besucherin entziehen!

Aber was wäre Coco Chanel ohne ihr „Chanel No. 5? Mademoiselle beauftragte den Parfumeur Ernest Beaux um das Jahr 1920 mit der Kreation „eines Parfums für Frauen, das wie eine Frau riecht.“ Schon der Flacon ist so stilvoll, dass Andy Warhol eine Reihe von Siebdrucken davon schuf. Sie schmücken eine Wand der Ausstellung. Der Duft machte Coco Chanel im Übrigen reich und für den Rest ihres Lebens unabhängig. Bis auf den heutigen Tag gilt Chanel No. 5 als das berühmteste und meist gekaufte Parfum der Welt.

Die Ausstellung „Mythos Chanel“ läuft noch bis zum 18. Mai 2014