The English Theatre Of Hamburg: Deadly Game

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DAS NEUE STÜCK:THE ENGLISH THEATRE OF HAMBURG

EINE ECHTE HAMBURGENSIE

Von Uta Buhr

EIN VERWIRRSDPIEL MIT TÖDLICHEM AUSGANG “DEADLY GAME”
Ohne sein English Theatre wäre Hamburg um eine Attraktion ärmer! Das ist die einhellige Meinung all derer, denen die Bühne an der Mundsburg seit langem ans Herz gewachsen ist. Seit nunmehr einunddreissig Jahren treten hier erfahrene Schauspieler aus dem englischsprachigen Raum in einer Vielzahl von Theaterstücken auf. Das Répertoire reicht von Ayckbourn über Pinter bis hin zu Shakespeare. Auch launige Komödien von so unterschiedlichen Autoren wie Oscar Wilde und Neil Simon stehen auf dem Spielplan. In der Pause trifft ein kunterbuntes Völkchen aus allen Gesellschaftsschichten in dem mit vergoldeten Spiegeln geschmückten Foyer des Theaters zusammen. Manch prominenter Besucher wird hier gesichtet, u.a. ein ehemaliger Minister nebst Ehefrau, beide langjährige Fans des English Theatre.

„Bis zum heutigen Bekanntheitsgrad und Erfolg war es ein weiter steiniger Weg“, bekennt Heike Kock,  PR-Chefin in Personalunion. Zusammen mit den beiden amerikanischen Regisseuren und Vollblut-Theaterleuten Clifford Dean und Robert Rumpf gründete sie 1976 das Theater. Zunächst ohne feste Heimat, wurde überall dort gespielt, wo sich gerade die Gelegenheit bot; ob im Kellertheater oder auf kleinsten Bühnen. Es war so etwas wie eine Sternstunde, als sich das Theater 1981 in dem schönen alten, im Art Deco-Stil gehaltenen Gebäude am Lerchenfeld 14 etablierte. Der Zuschauerraum bietet bequem 160 Gästen Platz. Die Besucher wissen die anheimelnde Atmosphäre des Hauses zu schätzen und freuen sich, dass sie stets ganz nahe am Geschehen auf der Bühne sind.

Gefragt, warum sie gerade in Hamburg ihr Theater ansiedelten, antwortet Clifford Dean spontan: „Hamburg ist eine Metropole mit internationalem Flair. Wir kamen als Amerikaner hierher und fühlten uns gleich zu Hause. Um in dieser Stadt einen kulturellen Austausch anzuregen und die internationale Kommunikation zu fördern, haben wir unser Theater ins Leben gerufen.“ Seit Jahren findet The English Theatre of Hamburg Zuspruch auf der ganzen Linie. Ob Geschäftsleute, die ihren ausländischen Freunden und Kollegen einen kulturellen Genuss bieten wollen, ganze Schulklassen oder Studenten – die Bühne trifft weit über Hamburgs Grenzen hinaus auf positive Resonanz. Auch im Ausland, speziell in Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika, ist das Theater inzwischen größeren Kreisen bekannt. Eine echte Hamburgensie, auf die die Hanseaten stolz sein können, zumal die Bühne in britischen und amerikanischen Reisebroschüren als Sehenswürdigkeit in Hamburg erwähnt wird.
Nicht zu vergessen ist der pädagogische Auftrag, den The English Theatre of Hamburg erfüllt. Zweimal wöchentlich um 11 Uhr finden Matineen statt, die gern von Schulklassen genutzt werden. Für Gruppen ab zehn Personen gelten Sonderpreise. Zudem erhalten sämtliche Englischlehrer in und um Hamburg kostenloses Lehrmaterial. Wie lernt man Englisch, die lingua franca des 21. Jahrhunderts, spielender und entspannter als im Theater?

CRIME TIME IM ENGLISH THEATRE OF HAMBURG: “DEADLY GAME” – EIN VERWIRRSDPIEL MIT TÖDLICHEM AUSGANG
Es ist immer wieder erstaunlich, welche aparten Bühnenbilder das Theater an der Mundsburg mit seinen bescheidenen finanziellen Mitteln zaubert. 98780009Diesmal ist es die elegante Wohnung der Camille Dargus, ihres Zeichens erfolgreiche Schmuckdesignerin. Der Tatort befindet sich dort, wo Manhattan am schicksten ist. Spiegelndes Parkett wetteifert mit blitzblanken Töpfen in der Küche. Kunstgegenstände und Gemälde zieren Nischen und Wände.98780013 Die nicht mehr ganz junge Camille lebt also in besten Verhältnissen. Dennoch ist sie innerlich vereinsamt und hofft, dieses Defizit mit flüchtigen, sehr jungen männlichen  Bekanntschaften – heute banal „One-Night-Stands“ genannt – wettzumachen. Doch heute geht das kurze Abenteuer gründlich schief. Denn Billy, so der Name des hübschen Kellners, mit dem Camille gerade das Bett geteilt hat, weigert sich, ihr Apartment zu verlassen. Weder mit guten Worten noch mit Drohungen oder Geldangeboten ist der Bursche zum Gehen zu bewegen. 98790016Stattdessen zieht er einen Trumpf aus der Tasche: Er hat die erotische Begegnung mit Camille auf einem Video festgehalten und versucht nun – wie könnte es anders sein – sie damit zu erpressen. Doch die kühle Geschäftsfrau lässt sich nicht so leicht aus der Fassung bringen und ruft den Wachmann ihres Apartmenthauses zu Hilfe. Ted, ein bulliger, durchtrainierter Kerl, erscheint sofort auf der Bildfläche. Doch von nun an laufen die Dinge total aus dem Ruder. Jetzt wird nicht mehr diskutiert, sondern geschossen. Und auf einmal liegt der Erpresser Billy blutüberströmt auf dem edlen Parkett. Wohin mit der Leiche? Während Camille für eine Entsorgung in einem Teppich plädiert, schlägt 98790026Ted eine äußerst drastische, ja makabre Lösung vor, die er kurze Zeit darauf in einem schweren Überseekoffer präsentiert. Doch dies ist noch lange nicht das Ende dieser mit vielen überraschenden Wenden gespickten Geschichte. Nur eines sei verraten: Billy ist natürlich nicht tot. Und es ist ganz offensichtlich, dass er und der Wachmann gemeinsame Sache gegen die zunächst ahnungslose Camille machen. Nach einem diabolischen verbalen Katz- und Maus-Spiel zwischen den Protagonisten bleibt schließlich tatsächlich einer auf der Strecke. Wer das durchlöcherte Opfer ist, wird hier natürlich nicht verraten.
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Für dieses facettenreiche Mörderspiel kann man getrost den Titel eines Theaterstückes des englischen Dramatikers Peter Shaffer heranziehen: „Passen Sie auf, hören Sie zu!“ Denn in „Deadly Game“ zählt wirklich jedes Wort. Da die Darsteller ein sehr schnelles American English sprechen, ist es für manchen Zuschauer nicht ganz leicht, jedem Dialog zu folgen. Am besten klappt das noch bei Wachmann Ted, der zwar einen trefflichen Slang spricht, den aber äußerst behäbig abspult. Erstaunliches ergibt das Gespräch zwischen Camille und Billy.98810007 Ein dunkles Geheimnis liegt über dem Leben der aus sehr ärmlichen Verhältnissen stammenden Camille, die einen wesentlich älteren, sehr reichen Mann heiratete und somit zu Ruhm und Geld gelangte. Woran starb der Ehemann und was hat es mit der verschwiegenen
Mutterschaft Camilles auf sich? Fragen über Fragen, deren Antworten Schlitzohr Billy nur allzu gut zu kennen scheint. Doch woher hat er dieses Wissen? Ist er etwa, wie er nebulös andeutet, Camilles Sohn? Ist der Zuschauer Zeuge eines Inzestes geworden? Auch das,
liebe Zuschauer, finden Sie bitte selbst heraus. Nur soviel: Sie werden Ihre grauen Zellen
schon etwas  anstrengen müssen, um der Lösung des Rätsels nahe zu kommen. Keine Angst, 98810014selbst Agatha Christies detektivisches Superhirn Hercule Poirot hätte seine liebe Not mit dieser vertrackten Story gehabt.

Der amerikanische Autor David Foley, dem wir neben einer Reihe erfolgreicher Theaterstücke – u.a. „Murder at Argos“ und „A Hole in the Fence“ – auch diese tödlichen Spiele verdanken, ist ein Meister seines Faches. Zur Einstimmung in „Deadly Game“ hält er dem Zuschauer98810025 den Spiegel vor mit den Worten: „Wir mögen Blut. Und wir haben doch eigentlich alle eine Schwäche für Mord. Wir lieben die Gefahr und den Augenblick, in welchem der Boden unserer sicheren, vorhersehbaren Welt ins Schwanken gerät. Wir lieben diesen Moment in einem Thriller, weil dieser uns erlaubt, ohne wirkliche Gefahr für Leib und Leben zu lachen, während der Terror uns die Kehle zuschnürt. Hier gehen Entsetzen und Vergnügen eine unvergleichliche Synthese ein. Ich selbst habe als Kind schon Thriller und Geheimnis umwitterte Geschichten gemocht.98850008 Nach Agatha Christie und Perry Mason auf dem Bildschirm habe ich Ira Levins teuflische  Stücke genossen und mich an Anthony Shaffers so  elegant konzipiertem  ‚Sleuth’  (Schnüffler) ergötzt. Als ich ‚Deadly Game’ schrieb, entdeckte ich die wahrhaft süchtig machenden Freuden dieses Genres – mysteriöse Fremde, unbezahlbaren Schmuck, unappetitliche Geheimnisse und Menschen, die keines natürlichen Todes gestorben waren… Aus diesem Stoff ist auch mein vergnügliches Stück ‚Deadly Game’ gewoben.“ Soweit der Autor über seine Freude am Schreiben spannender Krimis.

Die Darsteller dieses Drei-Personen-Stücks geben ihr Bestes: Joanne Hildon, die wir bereits aus der Komödie „Why not Stay for Breakfast“ kennen, spielt die coole Lady Camille sehr überzeugend und Warren Adams, ein Absolvent  der Middlesex University im UK, gibt den bösen Buben Billy mit viel Charme. Eine ideale Besetzung für Wachmann Ted ist Les Kenny-Green, der in seinem „früheren“ Leben Soldat und Freuerfresser im Zirkus war, bevor er sich dem Theater zuwandte.
Am 4. Juli 2010 tritt das English Theatre seine wohlverdienten Sommerferien an und meldet sich mit einem neuen Stück im September zurück. Wir werden die Leser der DAP Homepage
rechtzeitig darüber informieren.
Letzte Vorstellung von „Deadly Game“ : 3. Juli 2010

Weitere Informationen über The English Theatre im www.englishtheatre.de
eMail: ETHamburg@onlinehome.de
Die English Theatre Website verzeichnet im Schnitt 2000 Klicks pro Tag!

Adresse und Erreichbarkeit:
The English Theatre of Hamburg
Lerchenfeld 14
22081 Hamburg

Telefon: 040 – 227 70 89
Fax: 040 – 229 50 40

Erreichbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln: U2 bis U-Bahnhof Mundsburg,
Busse 172 und 173 ebenfalls bis Mundsburg

Fotos: Hans-Jürgen Kock