MINT und Friedrich Strehlke – seiner Zeit voraus!

Von Dr. Manuel Ruoff

Friedrich Strehlke war einer der Vorväter des Realgymnasiums

Heutzutage gelten die Geisteswissenschaften als brotlos, die alten Sprachen als tot. MINT ist angesagt. Gemeint ist in diesem Falle nicht die englische Übersetzung von Minze, sondern die neudeutsche Abkürzung für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Absolventen dieser Fachrichtungen verdienen vergleichsweise gut und genießen ein hohes Sozialprestige. Sind es doch vor allem ihre Entwicklungen, Erfindungen und Ingenieurleistungen, auf denen Deutschlands Exporterfolg beruht. Und der ist für die Bundesbürger nicht nur Quelle des Wohlstandes, sondern auch des rudimentären Nationalstolzes. Gerade auch wegen dieser großen Bedeutung des Exportes gilt es als ideal, wenn der MINT-Absolvent zusätzlich dann auch noch Kenntnisse in modernen Fremdsprachen besitzt.

Das war nicht immer so; die Reihenfolge war vor gar nicht allzu langer Zeit noch umgekehrt. Erst allmählich gelang den mathematisch-naturwissenschaftlich-neusprachlichen Disziplinen die Gleichstellung mit den klassischen Schwerpunktfächern des humanistischen Gymnasiums. Wichtige Fortschritte gelangen hier in der Kaiserzeit.

Vorreiter und Pioniere gab es aber auch schon vor der Reichsgründung, wie das Beispiel des Naturwissenschaftlers und Pädagogen Friedrich Strehlke zeigt, dessen Todestag sich kommende Woche jährt. In 33 Amtsjahren trug der am 11. Dezember 1797 im westpreußischen Funkenmühle, Kreis Konitz geborenen Direktor der Danziger St. Petrischule erheblich zu den Bestrebungen bei, die Realgymnasialbildung jener der humanistischen Gymnasien gleichzustellen. Bereits in seinem ersten Amtsjahr 1838 beantragte er erfolgreich die Einführung von Englisch als dritter Fremdsprache, die physikalische Schulsammlung wurde erheblich ausgebaut. Als führende Anstalt für Mathematik und Naturwissenschaften in Ost- und Westpreußen wurde seine Schule noch unter König Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) für die Einrichtung von Preußens erster Hohen Volksschule, dem späteren Realgymnasium, vorgesehen. Preußens Einführung des Realgymnasiums als fast gleichberechtigte Alternative zum humanistischen Gymnasium im Jahre 1882 durfte Strehlke noch erleben. Er starb am 25. Februar 1886.