Lecker kochen zur Musik

erschienen im Hamburger Abendblatt am 21. Februar 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Es ist kochen angesagt. Wer es noch nicht wissen sollte: Kochen ist Präzisionsarbeit, kochen ist Kunst, kochen verlangt Konzentration, Organisation – all diese wirklich wichtigen Fähigkeiten eben, die zu besitzen im Leben nie schaden kann. Keiner zweifelt das an in dieser Welt, denn das Fernsehen ist voller Kochsendungen, und da kann man das immer genau beobachten, nicht wahr?

In diesem Fall ist keine Fernsehkamera dabei, denn in dieser Küche kocht ein ganz gewöhnlicher Mensch, für den sich kein Fernsehsender je interessieren würde. Aber dieser Mensch ist wichtig, sehr wichtig sogar. Von seinem Können hängt es nämlich ab, ob täglich eine ganze Familie am Mittagstisch nicht nur satt wird, sondern auch mit Genuss die Mahlzeiten verspeist.

Dieser Koch hat dafür so seine Tricks, erzählte er mir neulich. Die Geschichte mit der Musik ist spannend und darf auch weitererzählt werden. Er kocht nämlich gern mit Musik in der Küche. Er hat da so seine speziellen CDs, die er gerne hört. Heute ist es wunderbare Barmusik, am Piano gespielt, einen Titel nach dem anderen hören wir, während auf dem Herd ein köstliches Mahl entsteht. Warum nun aber die Musik?

Unser Koch erklärt: „Das ist so, Musik ist in diesem Fall besser als jede Uhr“ –  er legt das Rumpsteak in die Pfanne und das heiße Fett erzeugt wunderbar brutzelnde Geräusche – „denn jetzt hat dieser Titel gerade angefangen zu spielen und ich kann an der abgespielten Zeit sehen, dass bald eine Minute vergangen sein wird und ich muss das Steak wenden. So einfach ist das!“

Ich habe verstanden. Kochen mit Musik, das hat was. Ich überlege: Demnach gibt es die perfekten „Steakbrattitel“ und wenn eine Gulaschsuppe gekocht werden soll, müsste es schon eine Beethoven-Symphonie sein, die da zeitmäßig die Kochdauer vorgäbe. Wir alle merken: Kochen mit Musik – das scheint wirklich ein musikalisch interessanter Ansatz zu sein, der bislang – auch im Fernsehen und in Kochbüchern – noch nicht die gebührend gewürdigt worden ist!