„Hop on – hop off“ mit der AIDAdiva

von Marita Weber-Hagel

Es geht gar nicht anders: Ein Trip mit der Rostocker AIDA Flotte heißt für Rollstuhlfahrer jede Menge Wellness und Genuss – aber auch jede Menge Action, Abenteuer & Kultur.

Unterwegs mit der Aida
Unterwegs mit der Aida

Wir sind auf der Ostsee Richtung St. Petersburg unterwegs. Erster Landgang in Tallinn nach einem Tag auf See. 23. Juni, bewölkt, 19 Grad. Fast gleichzeitig wollen an die 2000 Passagiere nach dem Frühstück von Bord der AIDAdiva. In drei bis sieben Stunden den malerischen Markt in der Altstadt, das gotische Rathaus besichtigen. Von der Aussichtsplattform den Kanonenturm, die mittelalterliche Stadtmauer bestaunen. Fotos in der Neustadt, an der Parkanlage Katharinental und der Sängerwiese schießen. In Souvenirshops zwischen Bernsteinanhängern, Kaviardöschen, Wodka, Folklorepuppen und Postkarten wühlen. Nach Tallinn ist St. Petersburg dran. Danach Helsinki, Stockholm, Danzig, Kopenhagen. Sie ahnen es: Eine Sechs-Städte-Cruise durch sieben Länder in zehn Tagen kann nicht nur für Menschen mit Mobilitätseinschränkunen ganz schön anstrengend sein. Da sehnt man sich – zurück auf dem Schiff – nach Entspannung und Wellness. Und weil es den meisten Passagieren so geht, wurde auch auf der AIDAdiva eine wunderschöne Wellness–Landschaft installiert, in der die Relax-Kultur blüht.

Durch eine Glastür schiebe ich meinen durch Parkinson rollstuhlabhängig gewordenen Mann in die „Wellness Oase“ – Mittelpunkt des Body & Soul-Bereichs auf Deck 12 mit stilvoller Lobby, Friseur, 14 eleganten Behandlungssuiten und Saunalandschaft – es ist eines der größten schwimmenden SPAS auf den Weltmeeren. Nach unserer Städte-Tour entspannen wir auf dickgepolsterten Korbliegen. Tropische Pflanzen und Orchideen schmücken die zweistöckige, lichtdurchflutete Wohlfühloase. Von hier aus erreichen wir über einen Gang problemlos das Sonnendeck, mit den Lifts alle anderen öffentlichen Bereiche – auf Deck 14 dient uns der Fitness-Parcours als Rampe. Und mit stets hilfsbereiten Passagieren schaffen wir sogar die wenigen Stufen hinunter in einen der drei Pools. Nach Aquagymnastik dümpeln wir herrlich entspannt an der Beckenrandstange, chillige Rhythmen mischen sich mit Plätschern und Gurgeln aus zwei Riesen-Whirlpools. Windstille, die Abendsonne wärmt bei 24 Grad – himmlisch! Endlich dabei! Urlaub kann so schön sein!

Genießen der Aussicht
Genießen der Aussicht

Nicht nur die Abwechslung aus Bewegung & Entspannung, Genuss und Kultur sind für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen auf Kreuzfahrtschiffen einzigartig. Die AIDAdiva bietet wie ihre zehn Schwesternschiffe alle nur erdenklichen Innovationen, auch für Rollstuhlfahrer: Auf einem „Barrierefrei Treff“ am ersten Seetag in der AIDA Bar versammeln sich um die 20 Passagiere mit Rollatoren sowie Leicht-und Elektrorollstühlen. Von Tourmanagerin Ann-Cathathrine erfahren wir, welche Busfahrten aus der Ausflugsvielfalt für Menschen mit eingeschränkter Mobilität geeignet sind. Super! 4 bis 6 Personen können mit einem Extra-Rollstuhl-Service für insgesamt 280 bis 619 Euro pro Ausflug 4 Stunden einen Minibus mit Rampe, Fahrer und deutschsprachigem Reiseleiter buchen – am sichersten organisiert die AIDA Reederei diese „Special Arrangements“ vor Reiseantritt.

Mit dem Rollstuhl unterwegs
Mit dem Rollstuhl unterwegs

Wichtig für uns: Wie können wir individuell Städtebesichtigungen machen? Ja, es gibt Taxen oder Sightseeing-Busse direkt am Pier. Wir erfahren, dass auf dieser Cruise der Ausstieg in allen Häfen in Pierhöhe auf Deck 3 erfolgt. Prima! So kommen alle Rollifahrer, auch die mit Elektromotoren mit Hilfe der Crew von Bord. Das ist nicht immer so. Auf manchen Schiffs-Routen sind Hafen-Ein-und-Ausstieg nur über relativ steile Gangways ab Deck 4, 5 oder 6 möglich. Da muss von Fall zu Fall geprüft werden, ob ein sicherer Transport möglich ist. „Dies hängt vom Gewicht des Fahrers und des Rollstuhls, Neigung der Gangway und Beschaffenheit des Piers ab“, erfahren wir von unserer Tourmanagerin. „Liegt das Schiff auf Reede vor dem Zielhafen, wird das Ausbooten durch Tenderboote organisiert. Natürlich ist unsere AIDA Crew auch hier behilflich, wenn der Rollstuhl vom Gewicht her nicht zu schwer ist,“ sagt Ann-Cathrine. Wichtig: „Sie sollten sich vor Buchung eines Ausflugs nach den jeweiligen Ausstiegsmöglichkeiten in unserem Ausflugs-Center auf Deck 5 erkundigen.“ Beruhigend auch, dass die AIDA Crew, wo immer es möglich ist, an Bord oder am Pier zu unserer Unterstützung zur Verfügung steht. „Nur beim Einsteigen in die Ausflugsbusse dürfen wir aus Versicherungsgründen nicht helfen“, mahnt die Tourmanagerin. Wer also die hohen Stufen in die Busse nicht schafft, ist auf die Hilfe seiner Begleitung oder tatkräftiger Passagiere angewiesen.

Auf der AIDA Flotte gibt es behindertengerechte Doppelkabinen in verschiedenen Kategorien. Sie liegen in der Nähe der Treppenhäuser/Lifte. Auf AIDAcara, AIDAvita und AIDAaura in den Decks 6 und 7, auf allen anderen Schiffen in Deck 4. Unsere AIDAdiva hat 11 Doppelkabinen: Helles Design in den mit 18 bis 27,5 qm großen, komfortablen Innen-und Außenkabinen mit Meerblick in Rot und Gelbtönen. Unsere Kabine 4222 ist mit 27,5 qm sehr geräumig, der glatte Kunststofffußboden in Holzoptik leicht befahrbar. Das trennbare 55 cm hohe Doppelbett ist nicht unterfahrbar. Ein Sessel kann als drittes 85cm breites Bett ausgefahren werden. Der unterfahrbare Schreibtisch vor dem Meerblickfenster mit Spiegel und Stuhl ist für meine Reisenotizen nützlich. Über dem rechten Nachttisch und im Badezimmer befinden sich zwei Notknöpfe. Praktisch: Wir haben eine befahrbare Kleiderkammer mit Safe, vielen Fächern und einer Kleiderstange mit Liftsystem. Über eine leichte Schräge im Fußboden rollt man ins weißgekachelte Bad. Dusche, Duschklappsitz, WC in 46 cm Höhe und Haltegriffe entsprechen den Sicherheitsvorschriften. Das Waschbecken ist unterfahrbar, die Höhe verstellbar. Ausschwenkbare Ablageflächen bieten Platz für Accessoires.

Barrierefrei an Bord unterwegs
Barrierefrei an Bord unterwegs

Das Herz des Schiffes ist ein gläsernes 3.000 qm großes Theatrium, das wie ein überdimensioniertes Wasserglas drei Decks hoch aus den Schiffswänden ragt. Hier spielt täglich zu unterschiedlichen Zeiten die Musik – keine Fernsehshow könnte besser unterhalten! Auf der AIDAdiva gibt es für jeden Geschmack fast alles – von morgens bis weit nach Mitternacht. Highlight für alle: Täglich wechseln die vier erstklassigen Buffet-Restaurants ihr internationales Themenangebot. Auch in den drei à-la- carte-Restaurants verführen die kulinarischen Genüsse durch die feinsten Küchen der Welt zu wahren Entdeckungsexzessen. Das Gourmet-Restaurant „Rossini“ kann mit seinen raffinierten Menüs und a` la carte-Kreationen mit deutschen Sterne-Restaurants konkurrieren. Überschüssige Kalorien können die Passagiere im Fitness-Center mit Trainingseinheiten wie Flexi-Bar, Tae Bo, Yoga, Stepp und Pilates Aerobic, Indoor-Cycling, Power Plate oder Tanz-Stunden abbauen.

Cool: In Helsinki, Stockholm und Kopenhagen beobachte ich, wie AIDA Scouts Mountainbikes und Seg-Ways zum Pier für Aktiv-Passagiere schultern. Etwas später tragen drei Crew-Mitglieder meinen Mann samt Rollstuhl die paar Gangwaystufen von Bord. Am Pier schiebe ich dann unseren Rolli in aller Ruhe zu City Sightseeing-Bussen der internationalen Linie „hop on“, „hop off“. Während die Radfahrer im Vorbeifahren Po und Muskeln strapazieren, rollen wir von Bus-Stopp zu Bus-Stopp über ausschiebbare Rampen und haben dabei Riesenspass. Nur in St. Petersburg nehmen wir mit dem Gruppenvisum an vier von AIDAdiva organisierten Panorama-Busfahrten teil. Unvergessliche Erlebnisse sind die Blutkirche, die Isaakskathedrale, der Prachtboulevard Newski-Prospekt, der klassische Bolschoi-Ballettabend und die weltberühmten Gemälde in der Eremitage. Dank AIDAdiva ist dieser Ostsee-Urlaub für uns vor allem ein Fest für alle Sinne.

Infos, Auskunf, Buchung:
AIDA Cruises; Tel: +49(0)381/20270812;
barrierefreiheit@aida.de; www.aida.de

 

Fotos: Marita Weber-Hagel