Endogene Energie in El Salvador

Von José Napoleón Mariona (Text und Fotos)
El Salvador hat mehr als 20 aktive Fumarolen (vulkanische Gasausströmungen) und das bedeutet, dass die Geschichte des kleinsten Landes auf dem amerikanischen Kontinent (in etwa genauso groß wie das Bundesland Hessen: etwas mehr als 20.000 qkm) auf Grund des Vulkanismus voll von schrecklichen Episoden ist. Jede Generation von Salvadorianern hat mindestens ein Erdbeben miterleben müssen.

Aber Not macht erfinderisch. Die Salvadorianer haben ihre Vulkane gezähmt. Der beste Kaffee der Welt wächst auf Kaffeeplantagen, die mehr als 1.000 Meter hoch liegen. Das bedeutet, dass man in El Salvador den Kaffee an den Hängen der Vulkane erntet – eine erste Zähmung der Vulkane.

Bei der zweiten Zähmung der Vulkane hat man sie elektrische Energie produzieren lassen. Das bedeutet, dass El Salvador diese Kenntnisse durch einen neu zu schaffenden Studiengang über ENDOGENE ENERGIE an den Universitäten El Salvadors nach Deutschland und von hier aus in den Rest der Welt vermitteln könnte. Aber solche Ideen bedürfen einer kurzen Erklärung.

Die geothermische Energie in El Salvador

Die Gewinnung von geo-thermischer Energie hatte 1904 in Lardello, Italien, ihren Anfang genommen. Dies ist die weltweit älteste Produktion geo-thermischer Energie, sie ist heute noch in Gebrauch und wird als Europas wichtigste geo-thermische Energiequelle angesehen.

Anfang der 50er Jahre kam der deutsche Techniker Fritz Dürr als Mitglied der Deutschen Geologischen Mission nach El Salvador. Er war der erste, der dem salvadorianischen Großgrundbesitzer und Investor Victor De Sola die Nutzung der Fumarolen zur Erzeugung elektrischer Energie vorschlug. Nach einigen Jahren – man schrieb schon die 1960iger Jahre – fing man an, die Forschung mehr im Detail zu betreiben – immer gründend auf die anfänglichen Studien jener ersten Etappe der 50iger Jahre und auf die Initiative Victor De Solas aufbauend.

So wurde mit der Erforschung der vulkanischen Gasausströmungen in Chipilapa, Ahuachapán, in BERLIN- Usulután (El Salvador), Parras Lempa, in San Vicente und in Chinameca begonnen. Diese Bohrungen gipfelten in der Öffnung der Brunnen CH-1 und AH-1, die in Ahuachapán liegen und bis heute arbeiten. In den 70iger Jahren wurde mit diesen Brunnen die erste Anlage zur Herstellung elektrischer Energie auf Grund von geo-thermischen Ressourcen in der Geschichte Mittelamerikas erbaut. Die Anfangskapazität betrug 60 Megawatt.

Am 7. September 1975 wurde in Ahuachapán mit der Förderung und Nutzung geo-thermischer Energie (Primärenergie) begonnen und die Herstellung dieser elektri-schen Energie wurde in die sozio-ökonomische Entwicklung El Salvadors miteinbezogen. 1980 wurde die Kapazität auf 95 Megawatt erweitert und es wurde ein Entwässerungskanal von 80 km Länge gebaut, durch den die Bohr-Abwässer in den Pazifik geleitet wurden. Ebenfalls 1980 wurden die ersten tiefen Brunnen gebohrt, mit denen die Produktion in der Zone des Tronador in der Nähe BERLINS – Usulután aufgenommen wurde.

Die Anlage in BERLIN – Usulután wurde am 5. Juli 2003 durch die Installation der dritten Turbine mit 28MW erweitert. Das gegenwärtige Programm hat zum Ziel, das geo-thermische Potential im Cantón Tortuguera – Cuyanausul, in Atiquizaya zu erforschen und die Ableitung der Abwässer durch den Kanal ins Meer zu beenden.

Andere Projekte, die bereits in Angriff genommen wurden, sind die Verstärkung durch Rückkoppelung der geo-thermischen Anlage von Ahuachapán, der Aufbau der Einheiten binärer Zyklen in beiden Feldern und die neuentwickelte Wiedereinspritzung der Bohr-Abwässer in der Anlage von Chilapa.

Die Vorschriften des Umweltschutzes der Republik El Salvadors beachtend, hat die Firma „LA GEO“ am 25. August 2004 das neuartige System der totalen Wiederein-spritzung in Ahuachapán in Betrieb genommen. Diese revolutionäre Methode erlaubt es, dass das ganze aus dem geo-thermischen Brunnen entnommene Wasser wieder in diesen zurück injiziert wird, damit es sich nochmals erhitzt und in Wasserdampf verwandelt und damit erneut die Turbinen antreibt.

„LA GEO“, die Firma, die für die Erzeugung dieser Form von vulkanischer Elekt-rizität verantwortlich zeichnet, besitzt auch die modernsten geo-chemischen Labore ganz Mittelamerikas. Dort arbeiten Techniker an der Analyse verschiedener Chemikalien unter Bedingungen der internationalen Norm ISO/IEC 17025. Diese Labor in El Salvador wird von der Internationalen Atomagentur (OIEA) als Referenzlabor betrachtet und ist aus die-sem Grunde ein INTERNATIONALES AUSBILDUNGSZENTRUM für Personal von Mitgliedsländern dieser internationalen Organisation.

Schlussfolgerungen

Um diese empirischen Erfahrungen El Salvadors zu nutzen, meine ich, dass unterstützungswürdig ist, dass die vor dem Abschluss stehenden Ingenieur-, Geologie- und Chemiestudenten Deutschlands nach El Salvador reisen, um dort Ihre Ab-schlussarbeit basierend auf dieser besonde-ren Energiegewinnung zu schreiben. Die sich wiederholende Anwesenheit während mehrer Jahre einer Anzahl deutscher Studenten, die in El Salvador forschen und dort ihre Doktorarbeiten schreiben, wird unweigerlich binnen kurzer Zeit dazu führen, dass die genannten Studiengänge und Berufsfelder weltweit angeboten werden und El Salvador das notwendige Know-how dazu liefert – El Salvador gewissermaßen Know-how exportiert. Um dieses kurzfristig zu erreichen glaube ich, dass der Ausgangspunkt sein sollte, in Deutschland dafür zu werben, dass sich insbesondere Studenten in ihren Diplomarbeiten mit der Thematik von geo-thermischer Energiegewinnung befassen. Dazu ist es notwendig, dass möglichst viele deutsche technische Universitäten mit den technischen Universitäten in meinem Land kooperieren.

Ein zweiter Schritt wäre, eine Verbindung zwischen der ASIA (Vereinigung salvadorianischenr Ingenieure und Architekten) und der entsprechenden deutschen Organi-sation DAI herzustellen und zu vertiefen. Dazu soll dieser Beitrag ein Anfang sein. Schließlich wäre es gut, wenn durch die mannigfaltigen Kooperationen auch in El Salvador ein Studiengang über die Gewinnung geo-thermischer Energie eingerichtet werden kann, um das vorhandene Wissen dort zu vertiefen.

Ja, es geht mit dem Süden – die Utopie als Horizont

Ich glaube, dass es möglich ist, zu versuchen den Technologietransfer „Süd – Nord“ in ein „Dreiecksprogramm“ für Zusammenarbeit zwischen den Regierungen Deutschlands, El Salvadors und den Regierungen der Länder in denen es Vulkane gibt – besonders in der Dritten Welt – in die Gespräche einzubeziehen. Mit einem solchen Dreiecksprogramm für Zusam-menarbeit (El Salvador – Deutschland – zugunsten eines dritten Landes) sollte eine entsprechende Aufteilung vorgenommen werden, bei der der Technologietransfer den salvadorianischen Universitäten und die Entwicklung und Herstellung der notwendigen Maschinen Deutschland zufällt.

Der Mechanismus eines Dreiecksprogramms für Zusammenarbeit wird mit Sicherheit andere bis jetzt noch nicht in Betracht gezogene Aspekte, bei denen El Salvador sein Wissen dem Norden und auch dem Süden (Süd – Süd-Zusammenarbeit) weitergeben kann, nach sich ziehen. Das augenfälligste Beispiel könnte die Tropenmedizin sein. Dies ist möglich, da es einfach logischer ist, in die sog. Dritte Welt zu gehen, um sich dort auf diesem Gebiet zu spezialisieren, als umgekehrt.

Auf dem Gebiet der Humanitäten Zusammenarbeit und der Bewältigung der Auswirkungen von Katastrophen und Kriegen ist es ebenfalls möglich, einen Katalog von El Salvador während seines 12-jährigen Bürgerkrieges seit 1992 entwickelten und in die Praxis umgesetzten Thesen zu erstellen.

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