The English Theatre Of Hamburg: Deadly Game

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DAS NEUE STÜCK:THE ENGLISH THEATRE OF HAMBURG

EINE ECHTE HAMBURGENSIE

Von Uta Buhr

EIN VERWIRRSDPIEL MIT TÖDLICHEM AUSGANG “DEADLY GAME”
Ohne sein English Theatre wäre Hamburg um eine Attraktion ärmer! Das ist die einhellige Meinung all derer, denen die Bühne an der Mundsburg seit langem ans Herz gewachsen ist. Seit nunmehr einunddreissig Jahren treten hier erfahrene Schauspieler aus dem englischsprachigen Raum in einer Vielzahl von Theaterstücken auf. Das Répertoire reicht von Ayckbourn über Pinter bis hin zu Shakespeare. Auch launige Komödien von so unterschiedlichen Autoren wie Oscar Wilde und Neil Simon stehen auf dem Spielplan. In der Pause trifft ein kunterbuntes Völkchen aus allen Gesellschaftsschichten in dem mit vergoldeten Spiegeln geschmückten Foyer des Theaters zusammen. Manch prominenter Besucher wird hier gesichtet, u.a. ein ehemaliger Minister nebst Ehefrau, beide langjährige Fans des English Theatre. Continue reading „The English Theatre Of Hamburg: Deadly Game“

„Prinsessan“ in Hamburg

Ein Paradies für Leckermäulchen – Die Desserterie „Prinsessan“ in Hamburg

Von Uta Buhr
„Für welchen Hauptgang haben Sie sich entschieden“, fragt Sibylle, die freundliche Bedienung des „Prinsessan“, „Den Die  Terrasse des "Prinsessan", flüssigen Schokoladenkuchen mit karamellisierten Bananen und Curryeis kann ich sehr empfehlen. Aber auch die Kaffee-Kardamon-Mousse ist sehr lecker.“ Manchen Gästen, die sich in dem kleinen, aber feinen Restaurant am Hofweg 63 niederlassen, um einen Happen zu essen, erscheint dieses Speisenangebot zunächst etwas seltsam. Doch sie befinden sich hier in der einzigen Desserterie Deutschlands, in der sich alles um den Nachtisch dreht. Sechs Drei-Gang-Menüs stehen jeweils zur Auswahl. Der erste Gang wechselt täglich. Heute gibt es ein leichtes „Amuse Bouche“ – einen Appetitanreger – aus Apfel mit Safran. Als Hauptgang wählen wir die Variationen der gebrannten Crème mit Erdbeer-Litchi-Sorbet, Nougat , Campari und Orangensorbet. Den Abschluss bilden drei hausgemachte Petits Fours, die auf der Zunge zergehen. Der Dessertwein – ein  2006 Muskat Ottonel Auslese aus dem Burgenland – rundet das einzigartige Menü ab. Da die Anordnung dieser Abfolge süßer Sünden eine Augenweide ist, bekommt man fast ein schlechtes Gewissen bei der Zerstörung der Kunstwerke. Continue reading „„Prinsessan“ in Hamburg“

Zu Gast bei den Freiherren von G.

Die „Villa Sorgenfrei“ in Radebeul
Von Uta Buhr


Welch traumhaftes Anwesen! Die einstige Sommerresidenz der Freiherren von Gregory liegt inmitten eines Parks mit uraltem Baumbestand. Blühende Weinberge rahmen das sonnengelb verputzte Ensemble aus Schlösschen und Nebengebäuden. Wer die mit Möbeln im Louis-Seize-Stil ausgestattete Halle des Haupttraktes betritt, fühlt sich sofort in die galante Zeit des Rokoko zurück versetzt. Ein „Sanssouci“ in Radebeul, das von einer kunstsinnigen Adelsfamilie gegen Ende des 18. Jahrhunderts erbaut wurde. „Als meine Frau und ich die Villa Sorgenfrei  zum ersten Mal sahen, wussten wir sofort – das ist es“, erzählt Björn Zierow, der das Haus seit 2005 mit Gattin Julia als Hotel  führt. Als leidenschaftliche Gastronomen hatten sie nach dem ganz Besonderen gesucht und waren einen Steinwurf vom Elbflorenz Dresden fündig geworden. Ein Investor ließ die  notwendigen Sanierungsarbeiten an den Gebäuden durchführen, und der gebürtige Bad Segeberger Björn Zierow wurde als geschäftsführender Gesellschafter eingesetzt. Hat die Nähe zu Karl May, der lange in Radebeul wirkte, auch eine Rolle gespielt?  Continue reading „Zu Gast bei den Freiherren von G.“

Von Hanseaten und „Hämbörgern”

Eine kurze Kulturgeschichte des berühmtesten Fleischklopses der Welt

Von Uta Buhr

AlsterJenseits der Grenzen tut sich ein Hamburger häufig schwer. Nach seiner Herkunft gefragt, leuchten die Augen des Gegenübers auf: „Ah, Reeperbahn“, ruft er aus und schnalzt genüsslich mit der Zunge. Ein Franzose fügt fast immer ein viel sagendes „Oh, là, là“ hinzu. Stets wohliges Erschauern bei der Erwähnung der jugendlichen Bewohner des Schanzenviertels und ihrer „feurigen“ Straßenfeste.  Doch das ist noch lange nicht alles. Gern identifizieren Ausländer den stolzen Hanseaten mit einem Fleischklops, der – fatal genug – seinen Namen trägt. „Sie sind ein Hamburger“, witzeln sie. „Ich mag meinen am liebsten mit Salatblatt und viel Tomatenketschup!“ Continue reading „Von Hanseaten und „Hämbörgern”“

Stadt im Seewind – Marseille

Von Uta Buhr

Yachthafen„Eigentlich wollte ich Ihnen Marseille bei strahlendem Sonnenschein vorstellen. Ich muss mich für das schlechte Wetter entschuldigen.“ Mélina Como schaut etwas betroffen drein. Ein bleigrauer Himmel hängt über der Hafenstadt im Golfe de Lion. Nieselregen setzt ein und schafft ein Chaos auf der Canebière, einer lärmenden Verkehrsader, die sich mit „Reeperbahn“ frei übersetzen ließe. Hier wurden früher wie in Marseilles Partnerstadt Hamburg Taue für die Schifffahrt „geschlagen.“

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Lebens- und liebenswürdiges Münster

Vorfahrt für Fahrräder: Lebens- und liebenswürdiges Münster

Von Uta Buhr

In Münster, so heißt es, werden vor dem Einschlafen keine Schäfchen gezählt, sondern Fahrräder. Auf die etwa 280.000 Einwohner der Stadt kommen immerhin über 500.000 Drahtesel. Hier wird von früh bis spät fröhlich in die Pedale getreten, ob auf dem Sandboden der bewaldeten Promenade oder dem holperigen Kopfsteinpflaster der Altstadt. Münster war übrigens die erste Stadt Deutschlands mit einem Fahrrad-Parkhaus. Inzwischen sind es drei, die ständig gut gefüllt sind, denn viele Touristen Giebel am Prinzipialmarktfolgen dem Trend der Stadt und setzen sich statt hinter das Steuer auf’s Rad! Wo hat man je so disziplinierte Autofahrer gesehen! Die halten überall an, wo ein Pulk von Radlern die Straße überqueren will, und dies ohne Gehupe und böse Worte. Die Münsteraner haben Stil! Bereits die feinsinnige Lyrikerin Ricarda Huch (1864 – 1947) schrieb begeistert: „Von allen Städten Westfalens ist Münster die vornehmste. Ja, in Deutschland gibt es keine, die ihr darin gleichkommt.“ Eine Aussage, die auch heute noch gilt. Schon die Auslagen der Schaufenster künden vom guten Geschmack der Bürger. Billige Ramschläden sucht man hier vergeblich. Continue reading „Lebens- und liebenswürdiges Münster“

Die Geburt ist nicht der Anfang

Rezension von Götz Egloff zum Buch
Die Geburt ist nicht der Anfang. Die ersten Kapitel unseres Lebens – neu erzählt
von Marianne Krüll. Unter Mitarbeit von Flora Frank
Klett-Cotta, Stuttgart, 2009

Das Unbekannte in der Biographie – wie vor- und nachgeburtliche Erfahrungen den Menschen prägen

Die große Dame der Gender-Soziopsychologie Marianne Krüll hat ein herausragendes Werk über das Werden des Menschen vorgelegt. In gefühlvollem und klugem Ton führt sie in Welten ein, die manchem Menschen als weit entfernt liegend erscheinen mögen, deren unmittelbare Relevanz für das Leben jedoch größer nicht sein könnte.
Dass der Mensch ein historisches Wesen ist, ist nachvollziehbar. Dass der Mensch ein sprachliches Wesen ist, wer wollte das bestreiten? Dass schon früheste Erfahrungen – zurückreichend bis in den mütterlichen Uterus – Körpererinnerungsspuren hinterlassen, sind wichtige Erkenntnisse der prä-, peri- und postnatalen Psychologie. Continue reading „Die Geburt ist nicht der Anfang“

Der Akt in der Kunst

 Rückenakt gebückt

Eröffnungsrede der Ausstellung „Moonlicht Bodys“ in der Rudolf Steiner Schule Altona  am 22.02.2010
Von Dr. László Kova
Hört man das Wort Akt, erscheinen in unserem Gehirn erotische Bilder, in unserer Psyche angenehme Schwingungen. Hatte der Schöpfer ähnliche Gefühle etwa vor 25.000 v. Chr., als er aus Kalkstein die nur 11 cm große Venus von Willendorf herausarbeitete? Dieses Fruchtbarkeitssymbol hat schwere Brüste, runden Bauch, ein überproportioniertes Gesäß und dicke Schenkel. Sogar ihre Schamlippen sind detailliert dargestellt. War er der erste Künstler in der Geschichte, der eine Aktdarstellung schaffte? Wurde er für seine künstlerische Arbeit von seinen steinzeitlichen Zeitgenossen bewundert oder musste er sich dafür schämen? Continue reading „Der Akt in der Kunst“

Meißen – Wiege Sachsens, Geburtsort des „Weißen Goldes“

Von Uta Buhr

MEISSEN -Albrechtsburg   Foto: Uta Buhr„In diesem Jahr feiern wir eine der größten Erfindungen des 18. Jahrhunderts“, freut sich  Marleen Herr vom Tourismusverband Sächsisches Elbland. Anlässlich der ‚Geburt’ des europäischenPorzellans und der Gründung der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen vor 300 Jahren hat der Verband  ein umfangreiches Programm unter dem Titel „Weißes Gold erleben“ gestaltet, das Menschen aus aller Welt mit der Entstehung des Meissner Porzellans vertraut machen soll.

„Wir haben eine Art Tour d’Horizon durch die Geschichte des Porzellans in der gesamten Region erarbeitet. Dresden gehört ebenso dazu wie eine Reihe von Orten entlang der Sächsischen Weinstraße“, sagt Frau Herr und zeigt  eine Broschüre, die Auskunft über sämtliche Details gibt. Da ist zum Beispiel die Stadtrundfahrt im komfortablen City-Bus Meißen, die die Besucher zu den größten Sehenswürdigkeiten der Stadt führt bis hinauf zur Albrechtsburg. (Foto: Uta Buhr) Auch die Sächsische Dampfschiffahrt hat sich etwas einfallen lassen: Continue reading „Meißen – Wiege Sachsens, Geburtsort des „Weißen Goldes““

81 Jahre lang Soldat

Der gebürtige Stettiner »Papa Wrangel« war ein Original

WP_Friedrich_von_WrangelVon Manuel Ruoff
Im Gegensatz etwa zu seinem Landsmann und Zeitgenossen Helmuth von Moltke war Fried­rich von Wrangel weniger ein intellektueller Stratege als ein schneidiger Frontoffizier mit kernigem Berliner Humor. In seinen späten Jahren wurde er sogar als „Papa Wrangel“ zum Original. Man sollte ihn jedoch nicht unterschätzen. So werden ihm Schlauheit, Verschlagenheit und schauspielerisches Talent nachgesagt. Der Verdacht liegt nahe, daß er durchaus bewußt an seinem Image des „Papa Wrangel“ gearbeitet hat, um die Akzeptanz seines militärischen Eingreifens in die 48er Revolution zu erhöhen. Andererseits setzte er sich mit seiner Volkstümlichkeit, zu der auch ein grammatikalisch schiefes Deutsch gehörte, dem Vorwurf aus, sich nicht immer standesgemäß verhalten zu haben. Schließlich war der Generalfeldmarschall zeitweise der ranghöchste Angehörige des preußischen Heeres nach dem König. Continue reading „81 Jahre lang Soldat“

Der Beginn der Ära Castro

Vor 50 Jahren schuf die kubanische Revolution die heutigen Machtverhältnisse auf der Zuckerrohrinsel

Von Manuel Ruoff

Fidel_Castro_-_MATS_Terminal_WashingtonAm nachrevolutionären Kuba scheiden sich die Geister. Für die einen machte der Wechsel von Fulgencio Batista zu Fidel Castro aus einem Land der freien Welt einen Ostblockstaat, für die anderen war die Revolution eine Befreiung von US-Imperialismus und Korruption. Die einen verweisen auf bis zu 60000 Opfer der Castro-Herrschaft, die anderen auf ein vergleichweise starkes Bildungs- und Gesundheitssystem. Eine Zäsur war die kubanische Revolution vor 50 Jahren es auf jeden Fall.

Am 10. März 1952 putschte sich der Offizier und Politiker Fulgencio Batista mit Hilfe des Militärs auf Kuba an die Macht, nachdem sich abgezeichnet hatte, daß er die für jenes Jahr angesetzte Wahl verlieren würde. Zwei Tage später wagte es der Rechtsanwalt Fidel Castro, den erfolgreichen Putschisten wegen Verfassungsbruchs zu verklagen. Das Oberste Gericht des Landes wies die Klage jedoch mit der Begründung ab, die „Revolution“, gemeint ist der Militärputsch, habe als Quelle des Gesetzes zu gelten. Da General Fulgencio Batista durch revolutionäre Mittel Präsident geworden sei, könne er nicht als verfassungswidriger Präsident hingestellt werden. Continue reading „Der Beginn der Ära Castro“

Bonnie und Clyde

Clyde C. BarrowVon Manuel Ruoff

Vor 100 Jahren, am 24. März 1909, kam der männliche Teil des berühmten Verbrecherpaares Bonnie und Clyde in Telico bei Dallas zur Welt. Clyde Chestnut Barrow entstammte einer kinderreichen armen Landarbeiterfamilie. Schon als Minderjähriger wurde er kriminell, 1926 wurde er wegen Autodiebstahls erstmals verhaftet. Weitere Verbrechen und Verhaftungen folgten. Dabei blieb er seiner texanischen Heimatregion treu.
1930 stieß er in Oak Cliff auf die Liebe seines Lebens, die ein­ein­halb Jahre jüngere Bonnie Eli­za­beth Parker. Die beiden wurden ein Paar. Bereits zwei Monate später wurde Barrow verhaftet. Dank einer von ihr eingeschmuggelten Waffe gelang ihm zwar ein Ausbruch, doch wurde er schon eine Woche später wieder gefaßt.
Im Jahre 1932 entließ ihn das Gefängnis von Crockett in Texas auf Bewährung. Es folgten zwei Jahre voller Raubüberfälle von Bonnie und Clyde. Dabei gingen sie über Leichen. Neun tote Polizisten säumten ihren Weg. Ihr Ende war ein Hinterhalt der Polizei, in den sie mit ihrem Ford gerieten. Am 23. Mai 1934 durchsiebten am Straßenrand wartende Polizeibeamte mit automatischen Waffen ihren vorbeifahrenden Wagen. Das Paar starb im Kugelhagel.

Ein linker Rechtsliberaler

WP_Eduard_LaskerVon Manuel Ruoff

Eduard Lasker kennzeichnete als linker Nationalliberaler ein sehr ambivalentes Verhältnis zu Otto von Bismarck, der ihn in seinen Memoiren als „ehrlichen Gegner“ bezeichnet hat.
Jizchak Lasker, der schon als Gymnasiast seinen Vornamen in Eduard änderte, kam am 14. Ok­tober 1829 als Sohn eines Nagelfabrikanten und dessen Ehefrau in Jarotschin in der Provinz Posen zur Welt. Nach dem Abitur und einem Jurastudium verdiente er seinen Lebensunterhalt mehr schlecht als recht als Syndikus des Berliner Pfandbriefinstituts.
1867 wurde der Liberale ins preußische Abgeordnetenhaus gewählt. Kurz danach hatte das Parlament über die nachträgliche Legalisierung von Bis­marcks umstrittenem Vorgehen beim preußischen Heereskonflikt zu entscheiden. Lasker entschied sich mit dem rechten Flügel der Fortschrittspartei für Bismarck und dessen Indemnitätsvorlage und gehörte mit anderen Rechtsliberalen zu den Gründern der Nationalliberalen Partei, in der er die Führung des linken Flügels übernahm. Als Bismarck mit seinem Rechtsschwenk von 1878 die Nationalliberale Partei einer schweren Belastungsprobe aussetzte, entschied Lasker sich gegen Bismarck. Mit anderen Linksnationalliberalen gründete er die Liberale Vereinigung, deren Führung er übernahm.
1875 erkrankte Lasker schwer. Da er sich nicht schonte, folgte 1883 ein völliger gesundheitlicher Zusammenbruch. Vor 125 Jahren, am 5. Januar 1884, starb der linke Rechtsliberale, dem die Fortschrittspartei zu bismarckkritisch und die Nationalliberale Partei schließlich zu bismarckunkritisch war.

Elsaß-Lothringens erster Statthalter

Vor 200 Jahren wurde der preußische Generalfeldmarschall Edwin Freiherr von Manteuffel geboren

Von Manuel Ruoff

Andere Generalfeldmarschälle haben als Truppenführer oder in Stäben die Karriereleiter erklommen, Edwin Freiherr von Manteuffel tat es als Adjutant.
Nicht etwa in Preußen, sondern in Sachsens Hauptstadt Dresden wurde der spätere preußische Generalfeldmarschall Edwin von Manteuffel am 24. Februar 1809 geboren. Sein Vater Hans Freiherr von Manteuffel war ursprünglich sächsischer Beamter. Bei der Geburt des Sohnes war der Vater Geheimer Refendarius in der sächsischen Staatsregierung. Später wurde dieser dann Präsident der Regierung der Niederlausitz. Und als die Niederlausitz als Folge des langen Festhaltens des sächsischen Königs am Bündnis mit Napoleon auf dem Wiener Kongreß von 1814/15 zusammen mit der späteren Provinz Sachsen an Preußen fiel, wechselte Manteuffel in den preußischen Staatsdienst. Somit wurde Edwin von Manteuffel zum Preußen. General_von_Manteuffel
Wie der Vater entschied auch er sich für den Staatsdienst, allerdings in Uniform. Manteuffel war wissenschaftlich interessiert. So besuchte er nicht nur die allgemeine Kriegsschule, die spätere Kriegsakademie, sondern später auch die Berliner Universität, wo er sich mit dem Historiker Leopold von Ranke anfreundete. Zudem werden Manteuffel neben diplomatischem Geschick gewinnende Formen nachgesagt. Dafür spricht, daß er während seiner Karriere immer wieder höheren Stellen angenehm auffiel und von diesen gerne als Adjudant eingesetzt wurde. Continue reading „Elsaß-Lothringens erster Statthalter“

Er führte das Feldgrau ein

Vor 75 Jahren starb Karl von Einem, der sich als Kriegsminister gegen mehr Soldaten wehrte

Von Manuel Ruoff

Karl von Einem lehnte als preußischer Kriegsminister eine Heeresvermehrung ab, wurde hierfür seitens der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichtsschreibung kritisiert und setzte gegen den Widerstand seines Kaisers und Königs die Grundsatzentscheidung für Feldgrau statt Preußischblau als Uniformfarbe der preußischen Armee durch.
EinemGBWKarl Wilhelm George August Gottfried von Einem entstammte einer hannoverschen Offiziersfamilie. Sein Vater, George August von Einem, war Rittmeister und dessen Vater Oberstleutnant. Und sein anderer Großvater, der Vater seiner Mutter Julie, war Kapitän. Am 1. Januar 1853 kam Karl von Einem im damals noch hannoverschen Herzberg am Harz zur Welt. Nach dem Besuch von Gymnasien in Celle und Hildesheim ergriff er den Beruf seiner Väter, allerdings als Folge des Deutschen Krieges von 1866, der seine Heimat preußisch werden ließ, auf preußischer Seite. Erst in Bensberg und dann in Berlin genoß er eine Kadettenausbildung. 1870 wurde er Angehöriger des Ulanenregiments Nr. 14. Während des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/1871 wurde er zum Offizier befördert. Es folgte eine Karriere als Adjutant. Von 1873 bis 1876 war er Regimentsadjutant in Verden an der Aller. Dem schloß sich eine Tätigkeit als Adjutant bei der 8. Kavalleriebrigade in Erfurt an. Über die Adjutantur kam er 1880 ohne Besuch der Kriegsakademie in den Generalstab. Continue reading „Er führte das Feldgrau ein“

»Erich, es geht nicht mehr. Du mußt gehen«

Vor zehn Jahren starb mit dem »roten Preußen« Willi Stoph der erste, der im SED-Politbüro Honeckers Rücktritt forderte

Von Manuel Ruoff

Als „roter Preuße“ ist der langjährige Minister- und Staatsratsvorsitzende der DDR bezeichnet worden. Böse Zungen mögen meinen, diese Bezeichnung sage mehr aus über das (negative) Preußenverständnis desjenigen, der sie verwendet, als über den Parteisoldaten, den sie charakterisieren soll. Fakt ist, daß das langjährige Mitglied von KPD und SED ein gebürtiger Preuße ist.
Willi Stoph
Am 9. Juli 1914 kam der Sproß einer Arbeiterfamilie in Berlin zur Welt. Dem Besuch der Volksschule folgten eine Maurerlehre und später ein Fernstudium der Bautechnik. Nachdem er vorher schon dem Kommunistischen Jugendverband Deutschland (KJVD) angehört hatte, trat er 1931 in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein.
Im Gegensatz zu vielen anderen Größen der DDR emigrierte er jedoch nicht, als 1933 die Nationalsozialisten in Deutschland an die Regierung kamen. Er kam von 1935 bis 1937 seiner Wehrpflicht bei einem Artillerieregiment in Brandenburg an der Havel nach und nahm nach einer kurzen Tätigkeit als Bautechniker in einem Architekturbüro ab 1940 als Wehrmachtssoldat am Zweiten Weltkrieg teil. Kurz vor Kriegsende geriet er in die Gefangenschaft der Sowjets, konnte jedoch bereits im Juli 1945 aus deren Lager Deutsch Eylau fliehen und sich nach Berlin durchschlagen, in dessen von den Kommunisten kontrollierten Teil er nun Karriere machte. Continue reading „»Erich, es geht nicht mehr. Du mußt gehen«“

Er holte und vertrat Bismarck

Vor 150 Jahren wurde Albrecht Graf von Roon Kriegsminister

Von Manuel Ruoff

Stehen wir vor dem Bismarck-Nationaldenkmal am Großen Stern in Berlin, so finden wir unweit – quasi als Einrahmung – Denkmäler für Helmuth Graf von Moltke, aber auch für Albrecht Graf von Roon. Heute ist der Kriegsminister neben dem genialen Außenpolitiker Bismarck und dem nicht weniger genialen Militärstrategen Moltke etwas in Vergessenheit geraten, aber früher wurden sie gerne in einem Zuge genannt, wenn es darum ging, die Siege in den drei Eini­gungskriegen zu personifizieren.Albrecht_Graf_von_Roon
Wenn Roon auch kein so großer Regierungschef wie Bismarck und kein so großer Generalstabschef wie Moltke war, so war er doch ein recht erfolgreicher politischer General. Er konzipierte nicht nur für seinen König eine politisch umstrittene Militärreform. Er vertrat sie auch, durchaus mit Geschick, im Parlament. Und er sorgte dafür, dass sie umgesetzt werden konnte, indem er Bismarck nach Berlin holte.
Voraussetzung für das folgenreiche Wirken des Kriegsministers war seines Königs Vertrauen. Ein Jahrzehnt vor Roons Berufung an die Spitze des Kriegsministeriums lernten die beiden sich kennen. Roon war damals Generalstabs­chef eines der preußischen Armeekorps, mit denen Wilhelm die Badische Revolution niederschlug. Continue reading „Er holte und vertrat Bismarck“