Ssählawih oder C’est la vie? Gelungene Kurt-Tucholsky-Revue

Von Hans – Peter Kurr

Im Geburtsdatum trennen sie 22 Jahre, die „eiserne Schnauze“ Kurt Tucholsky, der nur 45 Jahre auf unserem Planeten verbrachte und das eiserne Hamburger Theaterschiff, das heute noch lebt….

Und das kam so (,……wie es in manchen Geschichten heißt)

Nach dem Zusammenbruch des „Großdeutschen Reiches“, das eintausend Jahre überleben sollte, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, nach dem Verlust aller Kunst in deutschen Landen, nach den schrecklichen, lebenvernichtenden Continue reading „Ssählawih oder C’est la vie? Gelungene Kurt-Tucholsky-Revue“

Der Klosterbruder und die Liebe

 Von Hans-Peter Kurr

Der Klosterbruder und die Liebe

Inken Rahardts phantasiereicher Umgang mit Massenets „Manon“

Als anno Domini 1893 im Hamburger Opernhaus die deutsche Erstaufführung von Puccinis Meisterwerk „Manon Lescaut“ stattfand, von den hanseatischen Besuchern allerdings nicht goutiert und deshalb nach wenigen Vorstellungen abgesetzt wurde, klangen auch die Melodien seines Mitbewerbers um die Gunst der Musikwelt, Jules Massent, aus dessen Oper „Manon“ bereits seit sieben Jahren durch die Opernhäuser.

Etwa 120 Jahre später zählt Ersterer noch immer zu den Vips der europäischen Komponistenrunde. Zweiterer wird uns – in der Regel in Programmen wie denen von Klassikradio oder NDR III – durch die Einspielung seiner Zwischenakt-Musik „Meditation“ aus Massenets bedeutendem, aber selten produzierten Werk „Thais“ nahegebracht. Continue reading „Der Klosterbruder und die Liebe“

Vor 75 Jahren: Groß-Hamburg Gesetz änderte Grenzen

Ein letztes Mal vor dem Ende

Vor 75 Jahren änderte das Groß-Hamburg-Gesetz Preußens Grenzen

Am 1. April 1937 veränderten sich noch einmal Preußens Grenzen in nennenswerter Weise. Da die Grenzverschiebungen vor allem den Großraum Hamburg betrafen, trägt die entsprechende gesetzliche Grundlage  vom 26. Januar 1937 den Titel „Gesetz über Groß-Hamburg und andere Gebietsbereinigungen“.

Hamburg hatte im 19. Jahrhundert und vor allem nach der Reichs­einigung und dem Zollanschluss eine Blütezeit als „Deutschlands Tor zur Welt“ erlebt. Die Freie und Hansestadt war dabei über ihre politischen Grenzen hinausgewachsen. Bereits im Ersten Weltkrieg, aber vor allem in der nachfolgenden Weimarer Zeit hatte sich die Hamburger Politik und Verwaltung um eine Anpassung der politischen Grenzen bemüht, war dabei aber am preußischen Nachbarn und dem Föderalismus gescheitert. Continue reading „Vor 75 Jahren: Groß-Hamburg Gesetz änderte Grenzen“

Er führte die Lassalleaner in die SPD

Von Dr. Manuel Ruoff

Und mit Wilhelm Liebknecht begründete der Sozialdemokrat Wilhelm Hasenclever die Parteizeitung »Vorwärts«

Das Wissen darum, dass die SED 1946 aus der Vereinigung der „rechten“ SPD mit der „linken“ KPD in der Ostzone hervorgegangen ist, sollte zur Allgemeinbildung gehören. Schon weniger bekannt sein dürfte, dass die SPD ihrerseits selber aus einer Vereinigung hervorgegangen ist. 1875 vereinigte sich der „rechte“ Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV), die Lassalleaner, mit der „linken“ Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), wie die SPD sich damals noch nannte. Ähnlich wie bei der Vereinigung von 1946 war auch nach der von 1875 die Spitze der neuen Partei erst einmal paritätisch besetzt. Continue reading „Er führte die Lassalleaner in die SPD“

Weibliches Pendant zum Alten Fritz

Von Dr. Manuel Ruoff

Der jüngsten Schwester Friedrichs des Großen, Anna Amalia, wird die größte Ähnlichkeit mit ihrem Bruder nachgesagt

Von allen Geschwistern soll Anna Amalia von Preußen Friedrich dem Großen am ähnlichsten gewesen sein. Gerne ließ sie sich von ihrem Bruder für die Musik begeistern. Bereits als 15-Jährige schreibt sie Friedrich: „Mein teurer Bruder, Sie wissen, daß ich mich seit einiger Zeit ein bißchen mit der Musik beschäftige und ich brenne vor Lust mich darin zu perfektionieren. Hätten Sie die Güte, mir in dieser noblen Absicht zu helfen und mir einige nette Stücke zuzusenden, mit denen ich weiter üben könnte.“ Continue reading „Weibliches Pendant zum Alten Fritz“

Eine Probe auf Rechtsstaat und Kultur: Anders Breivik

Von Johanna R. Wöhlke

Am Rande gesagt…

Der moderne Rechtsstaat ist über Jahrhunderte gewachsen und hat sich entwickelt unter Qualen und Schmerzen vieler Menschen. Sie haben gekämpft und gelitten, überzeugt und argumentiert, insistiert und nicht aufgegeben, die Suche nach und den Begriff von Gerechtigkeit zu entwickeln und zu festigen.

Für kultivierte Menschen ist es in diesen Tagen besonders schwer, die Zeitung aufzuschlagen und einem Gesicht zu begegnen, das zu einem menschlichen Monster gehört, dessen selbstgefällige und menschenverachtende Selbstdarstellung der Inhalte und Antriebe seines Handelns die Grenzen dessen erreicht, was in einem funktionierenden Rechtsstaat als gewährleistet betrachtet werden muss: Das Recht auf rechtliches Gehör und das Recht auf ein faires Verfahren vor dem Richter. Continue reading „Eine Probe auf Rechtsstaat und Kultur: Anders Breivik“

Wie Marokko französische Kolonie wurde

Von Dr. Manuel Ruoff

Vergebens versuchte das Deutsche Reich, dem afrikanischen Staat seine Unabhängigkeit zu bewahren

Der Anfang vom Ende der marokkanischen Unabhängigkeit begann damit, dass Frankreich an der ihm gegenüberliegenden Küste des Mittelmeeres Brückenköpfe bildete, diese immer mehr ausbaute und schließlich als Herr über Algerien zum Nachbarn Marokkos wurde. 1830 besetzten französische Truppen Algier, Oran und Beleb el-Anab.

Dass Marokko erst 1912 Kolonie wurde, was für ein afrikanisches Land schon bemerkenswert spät ist, lag zum einen am Deutschen Reich, das sich lange für die marokkanische Unabhängigkeit einsetzte, und zum anderen an der Zerstrittenheit zwischen den an Nordafrika interessierten Kolonialmächten. Noch 1880 garantierten die Vereinigten sowie ein Dutzend europäische Staaten, darunter die Großmächte, die Souveränität Marokkos. Continue reading „Wie Marokko französische Kolonie wurde“

Bote Willis vornehme Tour

Diese Glosse erschien am 17. April 2012 im Hamburger Abendblatt

Von Uta Buhr

An der Frage, ob man über Geschmack streiten kann oder nicht, scheiden sich von jeher die Geister. Manche von uns treiben es zuweilen gar zu bunt mit ihrer Kleidung. Andere hingegen mögen’s eher schlicht und ergreifend. Besonders die Männerwelt erscheint allzu oft grau in grau im tristen Büro- und Börsenlook.

Ganz anders unser Bote Willi. Zählte auch er bis vor kurzem noch zur Kategorie der grauen Mäuse, hat er sich zum Frühlingsbeginn zu einer wahren Augenweide gemausert. So modebewusst würde er selbst einem anspruchsvollen Herrenmagazin zur Continue reading „Bote Willis vornehme Tour“

Püppchens Lehrstück

Diese Glosse erschien am 13. April im Hamburger Abendblatt

Von Uta Buhr

Trotz  Tiefdruckgebieten, die uns einen Mix aus Graupelschauern, Wind und gelegentlichen Gewittern bescheren,  naht der Frühling mit Brausen. Besonders bei den Modemachern. Eine Freundin, wegen ihrer elfenhaften Zierlichkeit Püppchen genannt, erhielt unlängst ein Angebot für streckende, schlank machende  Modelle. „Gnädige Frau“, lautete der vertrauliche Brief. „Wenn man erst einmal die Vierzig überschritten hat, bleiben hässliche Pölsterchen nicht aus. Wir helfen Ihnen, diese geschickt zu verbergen. Jetzt, wo der Frühling naht, ist das besonders wichtig.“ Continue reading „Püppchens Lehrstück“

Domenica: Das Fotobuch

Domenica: Das Fotobuch.

Domenica Niehoff (1945 – 2009), Deutschlands bekannteste Hure, war eine Frau, die ihre Energien verschleuderte, sie hatte ein weites Herz für Viele, und das nicht nur für Männer. »Ich hatte alles. Alle Schichten. Sie waren winselnd, bettelnd, fordernd, gemein.

Brav, lieb, reich, arm, jung, alt«, sagte sie 2008. Prominente wie die Thurn und Taxis ließen sich gern mit ihr fotografieren, die Popgruppe Trio präsentierte ihr Dekolleté auf einem Plattencover – unter dem Titel »Bum Bum«, bei entwürdigenden Promi- und Medienevents wurde sie verheizt.

Ende der 80er Jahre begann sie, sich als Streetworkerin für junge drogenabhängige Prostituierte zu engagieren, bis an die Grenzen ihrer Kräfte. Sie selbst stieg aus dem Milieu Continue reading „Domenica: Das Fotobuch“

Fröhliche Ostern!

 

Fröhliche Ostern! mit EGGart von Cosia Immerscheen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Liebe Mitglieder und liebe Leser unserer Seite!

Wir möchten Sie in diesen Tagen nicht ohne einen fröhlichen Ostergruß auf unserer Seite empfangen. Diese beiden Küken mögen Ihnen Freude bereiten! Erholsame, entspannende und fröhliche Ostertage wünscht Ihnen der Vorstand!

Ginny von Bülow in der Hamburger Spielbank

Große Dame mit Vergangenheit: Lesung aus dem Werk Ginny G. von Bülows am 26. März 2012 in der Spielbank Hamburg

Von Uta Buhr

Es war schon ein Genuss, der Lesung von Doris Kunstmann  aus dem Werk der Autorin  Ginny von Bülow zuzuhören. Das rauchig-sinnliche Timbre der Stimme der bekannten Hamburger Schauspielerin  verlieh den amüsanten Episoden der Weltenbummlerin und geistreichen Erzählerin, die am Roulettetisch ebenso zu Hause ist wie auf der Rennbahn, einen unverwechselbaren Reiz. Obwohl die Texte unverhohlene biographische Züge tragen, nimmt man Ginny von Bülow das „Leben einer Tagediebin“ – so der Titel eines ihrer Bücher – nicht so recht ab. Die Dame von Welt  gehörte mit Sicherzeit nie zu jenen Zeitgenossen, die dem lieben Gott den langen Tag stehlen, wie es Continue reading „Ginny von Bülow in der Hamburger Spielbank“

Streit der Vaudeville-Titanen

 Von Hans-Peter Kurr

 St. –Pauli-Theater: Neil Simons „Sonny boys“ in Starbesetzung

sonny boys

Der Frankfurter Fischer-Verlag, neben Rowohlt, Bloch, Kiepenheuer einer der bedeutendsten deutschen Editionäre für Theaterstücke , weiß, auf welche Theater er setzen darf….auch in Hamburg:

Vor, sozusagen, kaum einem Atemzug sahen wir Neil Simons berühmte „Sonny boys“ im Winterhuder Fährhaus mit Peter Striebeck und Ralf Schermuly ,schon erscheinen sie in neuem Gewand und in neuer Besetzung auf dem Kiez: Der ( künstlerische) Hausherr des renommierten St.-Pauli-Theaters, Ulrich Waller , inszenierte jene hinreissende Komödie um zwei gealterte Vaudeville – Continue reading „Streit der Vaudeville-Titanen“

A night at the opera – Oslo 2012

Von Dr. Ferenc Horvath

Der Eingang

Norwegen, das an seinem GDP gemessen ein heutzutage fabelhaft reiches Land.  Im Norden hat es in 1999 entschieden ein neues Opernhaus zu bauen.  Damit sollte das faktisch erst seit 1905 unabhängiges  Land ein weiteres, diesmal ein kulturelles Zeichen setzen.

Diese neue Oper – „Oslo -Operahuset“ –  wurde damit das größte norwegische Kulturprojekt der Nachkriegszeit.

Der erste Spatenstich erfolgte in 2003. Die Gala Eröffnung fand am 12.April 2008. statt. Für uns Hamburger noch eine ganz wichtige Information: die Kosten der Fertigstellung haben  die der ursprünglichen Planung mit 300 Millionen Norwegischen Kronen unterschritten. Continue reading „A night at the opera – Oslo 2012“

Sitzend – Stehend – Liegend

Von Dr. László Kova

Eröffnungsrede zur Ausstellung in der Rudolf-Steiner-Schule, Altona

Dr. László Kova Eröffnugsrede

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste unserer Ausstellung!

Die Bezeichnung „Sitzend – Stehend – Liegend“ deutet nicht auf körperliche Betätigung hin, ist auch keine Werbung für eine orthopädische Praxis in Altona, setzte nicht ins Ziel, die Anwesenden durch sportliche Animation von Ihren Rückenschmerzen zu befreien. Es ist einfach der Titel unserer Ausstellung. Continue reading „Sitzend – Stehend – Liegend“

Blumen für den Morgenmuffel

 Diese Glosse erschien am 30. März 2012 im Hamburger Abendblatt

Von Uta Buhr

Viele Menschen sind unverbesserliche Morgenmuffel. Für sie ist selbst die Welt morgens um neun noch lange nicht in Ordnung. Auch bei schönstem Sonnenschein machen sie ein Gesicht, als wäre ihnen gerade die Petersilie verhagelt.

Mein Nachbar Heinz ist das genaue Gegenteil – ein echter Strahlemann in allen Lebenslagen.  Plagt ihn sein Rheuma auch noch so sehr, immer hat er ein freundliches Wort auf den Lippen. Seine gute Laune verpflichtet. Treffe ich ihn morgens auf der Treppe, zaubere ich sofort ein strahlendes Lächeln auf mein Gesicht, ganz gleich, wie Continue reading „Blumen für den Morgenmuffel“

Minsk brüskiert Polen

Von Manuela Rosenthal-Kappi

Polnische Diplomaten behindert − EU verschärft Sanktionen

Als sich vergangene Woche eine Gruppe polnischer Sejmabgeordneter auf den Weg ins weißrussische Grodno aufmachte, um sich mit Vertretern des dort ansässigen „Bundes der Polen“, einer offiziell nicht anerkannten Vertretung der polnischen Minderheit in Belarus, zu treffen, kam sie nicht weit: An der Grenze wurde sie aufgehalten und zur Umkehr gezwungen, obwohl sie im Besitz von Diplomatenpässen waren.

Kurz zuvor hatte Alexander Lukaschenko polnischstämmigen Beamten verboten, eine „polnische Karte“ zu beantragen. Diese wird von Polen an Landsleute ausgestellt, die in Ländern des post-sowjetischen Raums leben. Sie ermöglicht den Inhabern neben der visafreien Einreise nach Polen auch ein Niederlassungs- und Arbeitsrecht. Laut Angaben des polnischen Außenministeriums rechnet man in Warschau tatsächlich damit, dass bis zu 900000 Anträge aus Weißrussland eingehen werden, obwohl es nicht Continue reading „Minsk brüskiert Polen“

Janukowitsch steht Putin im Wege

Von Manuela Rosenthal-Kappi

Kiew setzt auf Annäherung an die EU: Absage an Zoll- und Eurasische Union

Wladimir Putins Rückkehr ins Präsidentenamt gilt schon jetzt, wenige Tage vor der Wahl, als sicher. Vieles deutet darauf hin, dass er eine Wiedervereinigungspolitik ehemaliger Sowjetrepubliken mit Russland vorantreiben wird. Mit der Ukraine kann er jedoch vorerst nicht rechnen. Der bislang als „pro-russisch“ geltende Viktor Janukowitsch wehrt sich standhaft gegen russische Einflussnahme.

Kürzlich kündigte Kiew an, ab 2013 neue Steuern für Einrichtungen der auf der Krim stationierten russischen Schwarzmeerflotte erheben zu wollen. Im Gasstreit 2009 hatte das Thema „Schwarzmeerflotte“ Janukowitsch als Druckmittel schon einmal geholfen. Damals hatte Kiew gedroht, den Pachtvertrag nicht zu verlängern, wenn Moskau den Gaspreis nicht senken würde. Gazprom senkte den Preis, dafür wurde in einem Abkommen festgehalten, dass die Schwarzmeerflotte bis 2042 auf ukrainischem Territorium in Sewastopol bleiben darf. Continue reading „Janukowitsch steht Putin im Wege“