Geschätzt von Leibniz wie Peter dem Großen

Vor 350 Jahren wurde die erste preußische Königin Sophie Charlotte geboren
Schlosspark Charlottenburg, Foto Pixabay

Von keinem Geringeren als dem russischen Zaren Peter dem Großen heißt es, dass er dem ersten König in Preußen auf dessen Frage, was ihm an dessen Land am besten gefallen habe, geantwortet hat: „Was könnte einem Menschen noch besser gefallen als Deine Frau.“

Wenn Begabungen vorliegen und diese erkannt und durch eine entsprechende Erziehung gefördert werden, ist das ein Glücksfall. Ein solcher lag bei Preußens erster Königin vor. Sophie Charlotte, so ihr Name, kam vor 350 Jahren, am 30. Oktober 1668, in Iburg im Bistum Osnabrück zur Welt. Ihr Vater war „der Gentleman Deutschlands“ und spätere Kurfürst Herzog Ernst August von Braunschweig und Lüneburg, ihre Mutter „die lustige gutherzige“ Sophie von der Pfalz, eine Tochter des berühmten böhmischen „Winterkönigs“ aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Sophie Charlotte hatte drei ältere und drei jüngere Brüder, aber keine Schwester. Entsprechend eng war die Beziehung zur Mutter. Sophie war ihrer Nichte Liselotte von der Pfalz bereits eine liebevolle Ersatzmutter geworden und wurde nun ihrer Tochter Sophie Charlotte eine ebensolche Mutter.

Dass Sophie ihre Tochter konfessionell offen erzog, hatte allerdings weniger aufklärerische Gründe als politische. Auf dem Heiratsmarkt sollten keine Optionen durch eine klare konfessionelle Festlegung  verbaut werden. So kam eine Ehe mit einem katholischen französischen Bourbonen oder bayerischen Wittelsbacher ebenso in Frage wie mit einem calvinistischen brandenburgischen Hohenzoller.

Vergrößert wurden Sophie Charlottes Aussichten auf dem Heiratsmarkt noch durch ihre äußere wie innere Schönheit. Ein Zeitgenosse schreibt über die „sehr liebenswürdige Person“: „Ihre Taille ist mittelmäßig. Sie hat den schönsten Hals und Busen, den man sehen kann, große und sanfte blaue Augen, eine wunderbare Fülle schwarzen Haars, Augenbrauen wie abgezirkelt, eine wohlproportionirte Nase, einen Mund von Incarnat, sehr schöne Zähne und einen lebhaften Teint. Die Bildung ihres Gesichts ist weder länglich noch rund, sondern beides zugleich. Sie hat viel Geist und herzgewinnende Freundlichkeit. Sie singt schön, spielt Clavier, tanzt mit Anmuth und hat ein solches Wissen, wie es in so jungem Alter wenige Personen haben.“

Auch der brandenburgische Kurprinz Friedrich fand Interesse an der schönen Welfin, und auch sie war einer Verbindung nicht abgeneigt. Ihren Eltern, die nach der Kurwürde strebten, war das Einheiraten ihrer Tochter in ein kurfürstliches Haus nicht unangenehm, erschien ihnen vielmehr zweckdienlich. Sophie-Charlotte war zwar religiös tolerant und offen erzogen, aber dass beide jungen Leute calvinistisch und niederländisch geprägten waren, erleichterte die Verbindung zusätzlich. 1684 wurde geheiratet.

Die große Liebe wurde es wohl nicht, aber beide Seiten respektierten und akzeptierten einander und hatten beide ihren Aktionsradius, ohne sich einzuengen. Sophie Charlotte war im Gegensatz zu ihrer Schwiegermutter Luise Henriette von Oranien dem Manne keine große Beraterin, könnte man es negativ formulieren. Man könnte aber auch sagen, sie mischte sich in seine Angelegenheiten kaum ein. Wenn sie es tat, dann tat sie es meist zum Nutzen ihres Elternhauses. Das mochte man als Preuße als Illoyalität werten, aber es darf einen angesichts des engen Verhältnisses zur Mutter, das auch nach der Heirat bis zum Tode anhielt, nicht wundern. Vielleicht ist hierin auch eine Ursache der Abneigung ihres Sohnes Friedrich Wilhelm, des Soldatenkönigs, gegen das Haus Hannover zu sehen.

Allerdings stellte Sophie Charlotte ihr gewinnendes Wesen auch in den Dienst ihrer neuen Heimat. Als ihr Mann König werden wollte, ging sie auf Tour und warb beim bayerischen Kurfürsten wie beim englischen König erfolgreich um deren Anerkennung der Krönung.

Friedrich seinerseits, der als der liebendere Teil in dieser Partnerschaft gilt, ließ seine Ehefrau gewähren und finanzierte ihren Lebensstil großzügig. Im Gegensatz zu ihrem einzigen das Erwachsenenalter erreichenden Sohn, dem Soldatenkönig Friedrich Wil­helm I., war Sophie Charlotte nicht sparsam. Der gebildete, kultivierte, feinsinnige Schöngeist schätzte nicht nur den wissenschaftlichen Austausch, sondern auch das Schöne. Dass Sophie Charlotte sich das gönnte, kostete. Aber für sie war Luxus kein Selbstzweck. Vielmehr hatte er dem Zwecke zu dienen, das Leben zu verschönern. Neureichen Snobismus und Geprotzte lehnte sie ab.

Zwar ist die Richtigkeit der weitverbreiteten Anekdote, dass sie bei der Selbstkrönung ihres Mannes despektierlich eine Prise Tabak geschnupft habe, nicht bewiesen, aber dafür, dass sie Gottfried Wilhelm Leibniz, mit dem sie ebenso wie ihre Mutter freundschaftlich verbunden war, in jenen Tagen geschrieben hat, niemals würde sie die Pracht und die Kronen, von denen so viel Aufhebens gemacht würde, ihren geliebten philosophischen Gesprächen vorziehen. Zu diesen Gesprächen lud sie sich gerne sie interessierende Menschen wie Leibniz in ihr Charlottenburger Schloss ein, und es spricht für sie, dass Menschen wie Leibniz diesen Einladungen gerne folgten.

Das 1699 eingeweihte Lustschloss hieß damals noch Schloss Lietzenburg, und Friedrich ermöglichte es Sophie Charlotte, es großzügig nach ihren Vorstellungen als ihr Refugium zu gestalten. „Sophie Charlottes Musenhof“ wurde ihr kleines Reich genannt, das selbst Friedrich nur auf ihre Einladung hin betrat.

Wenn Sophie Charlotte nicht in ihrer Residenz vor den Toren Berlins lebte, dann besuchte sie für die Frau eines Regenten ausgesprochen häufig ihre Eltern, in deren Schloss in Hannover sie sogar ein Appartement hatte. 1705 ließ sie sich selbst von einer Halsentzündung nicht von der Reise zu ihrer geliebten Mutter abhalten, die seit 1698 verwitwet war. Mit Gewalt ging sie gegen an, statt zu Hause zu bleiben, sich zu schonen und das Leiden auszukurieren. Das wurde ihr zum Verhängnis. Sie erreichte zwar noch am 18. Januar das Ziel ihrer Reise, aber dort wurde sie schnell bettlägerig. Am 1. Februar 1705 verstarb Preußens erste Königin in Hannover.

Leibniz, mit dem sie ihren Mann dazu gebracht hatte, 1696 die Berliner Akademie der Künste und vier Jahre darauf die Akademie der Wissenschaften zu gründen, schrieb nach Sophie Charlottes Tod, „sie wollte mich oft in ihrer Nähe haben; so genoß ich häufig das Gespräch einer Fürstin, deren Geist und Menschlichkeit von keiner jemals übertroffen wurde … Die Königin besaß eine unglaubliche Kenntnis auch auf abgelegenen Gebieten und einen außerordentlichen Wissensdrang, und in unseren Gesprächen trachtete sie danach, diesen immer mehr zu befriedigen, woraus eines Tages ein nicht geringer Nutzen für die Allgemeinheit erwachsen wäre, wenn sie der Tod nicht dahingerafft hätte.“

„Here lies Jeremy Troy“ by Jack Sharkey – the New Play at the English Theatre of Hamburg

By Uta Buhr
Photos: Stefan Kock

Darling, I’ll be back in a couple of hours to prepare our dinner

What to do on a grey November evening in Hamburg? You can either have an early night in bed, prepare yourself a nice hot cup of tea or – much better – buy a ticket for the English Theatre of Hamburg und rejoice in the farce “Here lies Jeremy Troy”, written by Jack Sharkey as early as 1965. Although this hilarious comedy is an “old hat”, so to speak, it has not lost any of its charm since it premiered on Broadway some fifty years ago. What do you think when you hear or read the title “Here lies Jeremy Troy?” In fact, English is a tricky language, since to lie has to meanings. You may either lie on your sofa or lie to your wife or boss. The latter meaning is to be dishonest to somebody. The spectator will soon find out which meaning applies to Jeremy Troy, the “hero” of this play.

Hi daddy, I’m in real good company

We meet Jeremy and Kathryn Troy – a well-heeled couple (James Walmsley and Debbie Radcliffe in top form) – in their cosy apartment in West Rutherford, New Jersey, just a few miles away from New York City. Jeremy, a lawyer who is up for a partnership, has invited his big boss for dinner tonight. Kathryn leaves the house to do her shoppings and Jeremy is left alone with his ideas how to convince his boss to make him a partner in his law firm. The setting seems so be perfect until an old school chum of Jeremy’s turns up out of the blue. Charles “Charly” Bickle (funny as usual Stephen Chance), a notorious sponger, turns up at the Troy’s doorstep and blackmails Jeremy into putting him up this night. Charly discovers that Jeremy’s law degree is a fraud. Charly is getting his way – and what a cheek – even hires a “model” by phoning an agency in the city. Tina Winslow (sweet and naïve Isobel Wood) is a real eye-catcher in her canary-yellow outfit revealing pretty long legs. When Kathryn unexpectedly comes home, she is shocked to see this young woman in her home whom she suspects to be Jeremy’s lover. She leaves the apartment “for good” as she shouts and disappears. Poor Jeremy is in real trouble. Who on earth is going to cook the dinner and entertain his boss Sven Ivorsen? Jeremy has a brilliant idea. Why not make attractive Tina with her charming Southern drawl his wife for this night’s reception? Tina consents, and the party can start. Sven Ivorsen (Alan Booty at any time good for waves of laughter), a powerful man with a loud voice, turns up dressed formally in a tuxedo and is deeply impressed by Jeremy’s charming replacement spouse. Even Tina’s inedible food does not spoil the dinner party. The four of them – Jeremy, Tina, Charly and boss Ivorsen – are in high spirits drinking wine and making jokes just to the moment when Kathryn appears on the scene. Jeremy as an experienced liar presents his real wife to Ivorsen as Ingeborg, Princess of Rumania, although Ivorsen has his doubts that this is a genuine Romanian name. The chaos created by the host and his classmate Charly culminates in Jeremy’s confession that he never passed his exam as a lawyer at any university. He admits that he wanted to impress his beloved Kathryn by presenting a title that he never deserved. Kathryn forgives her husband on the spot. But what about the reaction of boss Sven Ivorsen when learning the truth about his partner-to-be Jeremy Troy? Dear spectator, come and enjoy this wonderful screwball comedy that will give you an answer to this             question. After all, Sven Ivorsen, a cunning lawyer himself, has the last word: “Honesty is the best policy”, he preaches to the audience who thanks the performers with a long lasting applause.

Good Lord, what a terrible mess!

Although “Here lies Jeremy Troy” was already written in 1965 and premiered the same year on Broadway, it has not lost its relevance to the presence. In our daily life we meet people – not least in politics – who are masters of glossing over their true situation, including their curriculum vitae. Mostly without any consequences. “Orbis terrarum vult decipi”, the wise Romans already knew human nature all too well. Nothing has changed yet. We repeat this dictum in good English: Halas, the world will be deceived.

The American author Jack Sharkey who was born in Chicago in 1931 and died 1992, began his career as a writer at the early age of ten years. He wrote altogether 83 plays – mostly comedies, but also thrillers such as “Murder House” – and became one of America’s foremost playwrights. “Here lies Jeremy Troy” was his hit number one which proved an applauding success on Broadway. One of his critics wrote enthusiastically “A hilarious farce, sexy but nice, a comedy with witty dialogue. One just can’t help laughing throughout the play.” And another one added: “Jack Sharkey has a hit on his hand.”

Final performance of “Here lies Jeremy Troy” on February 2, 2019

Tickets under phone number 040 – 227 80 89, online booking under www.englishtheatre.de 

Next premiere: “Beauty of the Father” bv Nino Cruz, on February 14, 2019

Premiere am English Theatre: „Here lies Jeremy Troy“ von Jack Sharkey

Von Uta Buhr
Fotos: Stefan Kock

Liebling, ich bin rechtzeitig zurück zu unserem Dinner

Wenn der Winter naht, die Tage kürzer werden und graue Nebel über der Alster wabern, ist es Zeit für eine Komödie auf der Bühne des Theaters an der Mundsburg. In diesem Jahr hat Direktor Bob Rumpf aus einem reichen Angebot ein besonders witziges, temporeiches Konservationsstück ausgewählt, das man durchaus mit den früher am Broadway und in Hollywood so beliebten Screwball Comedies vergleichen kann. Dabei spielt es keine Rolle, dass der amerikanische Erfolgsautor Jack Sharkey dieses Lustspiel bereits im Jahre 1965 schrieb. Denn jene im Stück aufgespießten menschlichen Schwächen wie Eifersucht, Betrug und Verrat sowie alle daraus resultierenden Irrungen und Wirrungen sind heute so aktuell wie eh und je.

Jack Sharkey, geboren 1931 in Chicago und gestorben 1992, begann seine schriftstellerische Karriere bereits im zarten Alter von zehn Jahren und brachte es im Laufe seines Lebens auf 83 Theaterstücke, darunter auch Mystery Plays und Thriller. Früh übt sich, wer ein Meister der Sprache werden will. Mit dem etwas verwirrenden Titel des hier besprochenen Stückes „Here lies Jeremy Troy“ legt Sharkey den ersten Fallstrick. Denn ins Deutsche übersetzt kann dies sowohl „Hier liegt Jeremy Troy“ als auch „Hier lügt Jeremy Troy“ heißen. Wer gut aufpasst, findet schnell heraus, um welche semantische Variante es sich hier handelt.

Hallo Paps, ich bin in echt cooler Gesellschaft

Das Stück beginnt etwas behäbig in einer schicken, im Stil der sechziger Jahre eingerichteten Wohnung in New Jersey im Weichbild New Yorks. Das Ehepaar Jeremy und Kathryn Troy erwartet Jeremys Boss Sven Ivorsen zum Abendessen. Dieser will Jeremy, das beste Pferd im Stall seiner New Yorker Anwaltskanzlei, bei dieser Gelegenheit anbieten, sein Teilhaber zu werden. Soweit so gut. Oder? Alles wäre perfekt, wenn die Sache nicht einen klitzekleinen Schönheitsfehler hätte. Jeremy hat nie ein juristisches Staatsexamen abgelegt, was ihn zum Anwalt qualifiziert. In dürren Worten: Er hat seine Umgebung jahrelang belogen. Also „hier lügt Jeremy Troy.“ Damit ist die Bedeutung des Titels klar. Auch Ehefrau Kathryn, die Jeremy mit seinem Titel beeindrucken wollte, ahnt nichts von seinem Betrug. Aber die Nemesis, die griechische Göttin der Rache und der ausgleichenden Gerechtigkeit, naht in der Person des alten Freundes Charles „Charly“ Bickle (skurril Stephen Chance). Dieser Schnorrer aus alten Studententagen. der sich mit allen denkbaren Tricks über Wasser hält, versucht sich wenig erfolgreich als Kunstmaler und ist darauf aus, sich bei den Troys einzunisten. Als Druckmittel dient ihm sein Wissen um Jeremys Lüge bezüglich seines juristischen Universitätsabschlusses. Damit sind alle Voraussetzungen für eine turbulente Komödie mit einer endlosen Reihe von Missverständnissen und Verwechslungen geschaffen, zumal Charly auch noch die Chuzpe besitzt, sich durch eine Modelagentur eine junge attraktive Dame ins Haus der Troys zu bestellen. Tina Winslow, das „Model“ mit den endlos langen Beinen, betritt in einem kanariengelben figurbetonten Kleid die Szene. Dass sie in dem singenden Tonfall der Südstaatler parliert, macht sie für die anwesenden Herren umso reizvoller. Wenig begeistert zeigt sich allerdings Ehefrau Kathryn, die empört das Haus verlässt, weil sie Tina (Isobel Wood zum Anbeißen hübsch und zauberhaft naiv) für die Geliebte ihres Mannes hält. Was tun, wenn die Hausfrau den Boss des Ehemanns nicht empfangen kann? Dem gewieften Jeremy fällt gleich die Lösung ein. Tina muss einspringen und die Aufgaben Kathryns für diesen Abend übernehmen. Über ihre eher begrenzten Kochkünste sehen alle Beteiligten, einschließlich Boss Sven Ivorsen, gern hinweg. Zwischenruf: Alan Booty als schwergewichtiger Anwalt im Smoking, der mit seinem homerischen Lachen die Gesellschaft aufmischt, ist einfach herrlich! Aber weiter im Text. Als Kathryn Troy (Debbie Radcliffe sehr professionell als Sturm und Wetter erprobte Ehefrau) mitten in die gemütliche Dinnerrunde platzt, die hier auch noch gegenüber Ivorsen als Ingeborg, Prinzessin von Rumänien gehandelt wird und dabei gute Miene zum bösen Spiel macht, wird es eng für Jeremy. Da hat er sich mit seinem „bestman“ Charly doch in der Tat ein trojanisches Pferd ins Haus geholt, aus dessen Bauch die schöne Tina entstiegen ist. Aha, der Autor wollte wohl mit dem Nachnamen Troy – zu deutsch Troja – sein Publikum noch zusätzlich auf’s Glatteis führen. Nun helfen alle Lügen nicht mehr. Jeremy muss beichten. Verzeiht ihm Kathryn, sieht Boss Ivorsen ihm den Betrug nach und macht ihn trotzdem zum Partner? Hier muss die Rezensentin wieder das Publikum bitten, dies selbst herauszufinden. Denn der Schluss eines Stückes – ob Komödie oder Thriller – darf nicht verraten werden. Nur soviel: Es wird noch richtig turbulent, als Jeremy Troy (James Walmsley in Hochform) sich unter dem Druck der Verhältnisse als Hochstapler outet. Das Schlusswort von Sven Ivorsen wollen wir dem geneigten Publikum nicht vorenthalten. „Ehrlich währt am längsten“, spricht der selbst mit allen Wassern gewaschene Staranwalt. Und damit ist alles gesagt.

Gütiger Gott, welch ein Chaos!

Noch ein paar Takte zum Autor Jack Sharkey: Obwohl dieser außerordentlich talentierte Schreiber eine schier endlose Reihe von erfolgreichen Stücken – u.a. „Take a Number, Darling“, „The Murder Room“ und „Rich is Better” verfasst hat, steht wenig über ihn im Internet. Wahrscheinlich ist es der gleichlautende Name, den er mit dem US-Boxweltmeister 1932/33 im Schwergewicht teilt. Jener Sportler litauischer Herkunft nimmt noch heute viel Raum im world-wide-web ein. Boxer schlägt Literaten. Allerdings hier nur im übertragenen Sinne.

„Here lies Jeremy Troy“ läuft bis einschließlich 2. Februar 2019

Tickets unter der Telefonnummer 040 – 227 70 89 oder online unter www.english-theatre.de

Nächste Premiere: „Beauty of the Father“ , Schauspiel von Nino Cruz, am 14. Februar 2019

Kontroverse Erinnerung an das Ende des 1. Weltkriegs vor 100 Jahren

Von Immo H. Wernicke

Pilsudski-Skulptur aus Sand in Swinemünde im Sommer 2018

In Paris gedachten die Staats- und Regierungschefs der ehemaligen Weltkriegsgegner des vor 100 Jahren am 11. November 1918 abgeschlossenen Waffenstillstands in Compiègne zur Beendigung des I. Weltkriegs. Vier Jahre zuvor, im Sommer 1914 waren die damaligen Kontrahenten in den „I. Weltkrieg hineingestolpert“. So hat es Cristopher Clark in seinem Buch „The Sleepwalkers“ beschrieben, das er mit dem damaligen Außenminister Frank W. Steinmeier 2014 im historischen Museum in Berlin vorstellte.

Der junge Historiker Jörn Leonhard analysiert in seinem ebenfalls 2014 erschienenen Buch „Die Büchse der Pandora“ den Verlauf und das Ende des Krieges sowie dessen umwälzende Folgen. Das umfassende Werk beschreibt auch die von Historikern und Politikern meist vernachlässigten militärischen und politischen Geschehnisse vor hundert Jahren im Osten. So hatte sich die Kriegslage bis Anfang 1918 für die Mittelmächte noch recht günstig entwickelt. Durch erfolgreiche militärische Vorstöße, die Revolten in der russischen Armee 1917 und den folgenden Bürgerkrieg musste Russland seine in der Vergangenheit eroberten Gebiete im Westen (Polen, Litauen, Weißrussland), im Norden (Estland, Lettland, Finnland) und im Süden (Ukraine, Kaukasus) räumen. Im Frühjahr 1918 wurden in dem separaten Friedensvertrag von Brest Litowsk diese Gebiete formell abgetrennt und zu eigenständigen Staaten deklariert. Den national orientierten Bevölkerungen war es gelungen, sich von der russischen Herrschaft zu befreien. Dabei blieb es zunächst auch nach 1918, trotz der von den Westmächten erzwungenen Annullierung dieses Separatfriedens.

Dank an deutsche Unterstützung zur Unabhängigkeit Georgiens 1917/18

Ihrer 1918 errungenen Unabhängigkeit von Russland gedachten diese Staaten auch in ihren Botschaften in Berlin. Bereits im Sommer 2017 feierte Finnland unter großer Publikumsteilnahme sein 100 jähriges Unabhängigkeitsjubiläum in der Nordischen Botschaft. 2018 fanden die Feierlichkeiten in Warschau und andernorts in Polen statt. Selbst in kleineren Orten wie Swinemünde (Swinoujscie) auf Usedom beging die Bevölkerung den 100. Jahrestag ihrer neugewonnenen Nationalstaatlichkeit und der Loslösung von russischer Herrschaft. Eine besondere Rolle spielt dabei der bis heute umstrittene Staatengründer Marschall Józef Pilsudski. An ihn erinnert auch eine 2018 aus Ostseesand gebaute Skulptur an der Promenade von Swinemünde (Foto 1). Bundespräsident Frank W. Steinmeier würdigte Pilsudski in seiner Rede im Juni in Warschau auf dem polnischen Jubiläumskongress als Gründer der Republik Polen. Unerwähnt lässt er dessen Rolle als Kommandeur einer Brigade der polnischen Legion, die auf Seiten der Mittelmächte gegen die russische Armee und für ein unabhängiges Polen kämpfte. Anders als der Bundespräsident, verweist der junge Historiker Jörn Leonhard darauf, dass Polen bereits im November 1916 von den Mittelmächten als eigenständiges Königreich restituiert wurde. Der damalige Regentschaftsrat ernannte Pilsudski im November 1918 zum polnischen Befehlshaber und zum Staatspräsidenten.

Weniger bekannt ist, dass auch Georgien seiner vor 100 Jahren wieder errungenen Unabhängigkeit auch in der Botschaft in Berlin gedacht hat. Die georgische Regierung dankte sogar ganz offiziell Deutschland für die Unterstützung der georgischen Selbständigkeit vor 100 Jahren. (Foto 2).

Zum Ende des I. Weltkriegs zieht Historiker Jörn Leonhard das Fazit: „Der Weltkrieg endete, aber viele Kriege setzten sich fort, oder sie begannen.“

Anlässlich des Kriegsendes vor 100 Jahren wurde auch im Deutschen Bundestag am Volkstrauertag in besonderer Weise der Opfer beider Weltkriege gedacht. In einer sehr engagierten, viel beachteten  Ansprache rief der französische Staatspräsident Emmanuel Macron in Berlin zu einer „nouvelle étape“ der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich und seinen Partnern auf, um Europa wieder voranzubringen und seine Rolle in der Welt zu stärken.