STATIONÄR – DIGITAL – GRENZENLOS

Die schöne, neue Handelswelt


Der alljährlich im November stattfindende Handelskongress, veranstaltet vom HDE und vom Managementforum/Handelsblatt, führte  auch in diesem Jahr wieder rund 1200 Teilnehmer in Berlin zu einem intensiven Erfahrungsaustausch zusammen. In einem gelungenen Mix aus Fachvorträgen, Workshops und Celebrity Keynote Speakern wurde hinterfragt und beleuchtet, wie die Megatrends Multichannel und Digitalisierung die Handelslandschaft  verändern.
Neben Unternehmern und Top-Entscheidern aus dem Handel ist dieses Ereignis zugleich auch eine gern genutzte Plattform zum Diskurs für Politiker aller Parteien. Prominente Vertreter in diesem Jahr waren Ursula von der Leyen, Peer Steinbrück und Wolfgang Schäuble.

Mit 3 Millionen Beschäftigten in über 400000 Betrieben und einem Anteil von 60 % am Bruttoinlandsprodukt ist der Handel ein maßgeblicher Konjunkturfaktor. Die Branche befindet sich momentan im Umbruch. Neue Technologien sind die Treiber dieser Veränderungen. Nach jüngsten Prognosen wird der Onlinehandel, der bereits jetzt den Kataloghandel überrundet hat, im Jahre 2020 ca. 20 % aller Handelsumsätze auf sich vereinen. Für 2012 rechnet man mit knapp 29 Mrd. Umsatz im Onlinehandel, was einem Plus von 13 % entspricht. Mehr als 20 % aller stationären Anbieter tragen diesem Trend bereits Rechnung und haben zusätzlich zum stationären Geschäft einen Multichannelvertrieb eingeführt.

Beschreibt man die Entwicklung des Handels analog zur Entwicklung digitaler Medien, so war Handel 1.0 gekennzeichnet durch den Marktplatz als Tausch und Kommunikationsplattform, die über Jahrhunderte übliche Form des Güterkaufs und Verkaufs. Handel 2.0 begann im 19. Jahrhundert mit dem Umzug in feste Räume, ermöglicht unter anderem durch die Erfindung der Glühbirne, die Licht in diese Räume brachte. Charakteristisch für diese Periode war noch die Warenabgabe auf Basis loser Ware, die für den einzelnen Kunden gezählt, gemessen und abgewogen wurde. Handel 3.0 setzt ein mit dem Übergang von Bedienungs-  zu Selbstbedienungssystemen und einer Vielzahl neuer Ladentypen. Die Verpackungsindustrie war ein Treiber dieser Entwicklung. Unter Handel 4.0 verstehen wir die jetzige Übergangsform des Handels, den Internethandel in Kombination mit digitalen Endgeräten.

Die Frage ist: löst auch diesmal – wie jeweils vorher –  die neue Stufe die alte ab? Wird  in Zukunft der stationäre Handel noch eine maßgebliche Rolle spielen?
Die letzte Frage muss man branchenspezifisch beantworten. Alles, was man direkt benötigt, und alles, was man mit Erlebniskauf bezeichnen kann, wird auch in Zukunft eine Domäne des stationären Handels bleiben. Doch bei Wegfall physischer Produkte entfällt auch zunehmend der Grund für stationären Handel. Wenn der Trend zum Herunterladen von Musik und Filmen anhält, wird es in Zukunft weniger CD´s geben; wenn der dramatische Umbruch im Buchhandel (weg vom physischen Buch und hin zum E-book) weiter anhält, wird dies eine deutliche Herausforderung für die Sortimentsgestaltung vor Ort werden.

Grundsätzlich wird der Trend zum digitalen Einkauf im Food Bereich eher langsam verlaufen, aber recht schnell im Non-Food Bereich. Der rasante Erfolg des Schuhversenders Zalando spricht Bände! Internet basierter Handel wird zu mehr Angebots- und Preistransparenz führen, damit aber auch zu verstärktem Druck auf die Margen. Das Smartphone wird zum Bindeglied zwischen den Kanälen. Die Produkte werden zunehmend digital, die Märkte global.