Von Hans-Peter Kurr
…..mit einer ungewöhnlichen Uraufführung
Die künstlerisch stets wagemutige Hamburger Regisseurin Rotraut de Neve zeigt am 28. und 29. April diese Jahres im Hamburger Monsun-Theater an der Friedensallee ihre Bearbeitung und Inszenierung einer „an Tschechow angelehnten“ Produktion unter dem Titel „AndersLeben – 3 Schwestern Remake“ , aus der unsere Fotos stammen und schreibt dazu:
„Ein Schwestern-Terzett, in dem sich die Darstellerinnen (Lürssen, Pehlke, Keller, Jochim) in etlichen Facetten weiblicher Umgangskunst austoben. Die teils improvisierten, teils festgelegten Szenen werden begleitet, durchbrochen und erlöst von Tangos in unterschiedlichen Anordnungen.“
AN OLD NEW PLAY OR A NEW OLD PLAY AT THE ENGLISH THEATRE OF HAMBURG: GEORGE BERNHARD SHAW’S “MRS WARREN’S PROFESSION
“What a scandal – how shocking indeed!” This might have been the mildest criticism with regard to George Bernhard Shaw’s play about prostitution in Queen Victoria’s puritanical Great Britain at the beginning of the 20th century. As it is, the play “Mrs Warren’s Profession”, written by the author in 1894, was staged in 1902 when the virtuous ruler – Queen of Great Britain and Ireland, Empress of India – had already been dead for a year. However, her high moral standards were still alive at all levels of society. What a cheek of a playwright – an Irishman at that – to stir up the hornet’s nest of dirt and prostitution which virtually did by no means exist at that time in the country. How daring! Anyway, under the severe theatre censorship of Her Majesty’s Lord Chamberlain the play was forbidden after its first performance. Later, when rules were a bit relaxed, Mrs Kitty Warren’s life as a “madam” of a string of brothels on the Continent became a great box-office success not only in Britain. Continue reading „The English Theatre of Hamburg: Mrs Warren`s Profession“
THE ENGLISH THEATRE OF HAMBURG BRILLIERT MIT EINER NEUEN PREMIERE: GEORGE BERNHARD SHAWS „MRS WARREN´S PROFESSION“
(FRAU WARRENS GEWERBE)
Von Uta Buhr
Welch ein Skandal! „How shocking – really…” Das dürfte noch die mildeste Form der Kritik an George Bernhard Shaws Theaterstück „Frau Warrens Gewerbe” gewesen sein, das er im prüden England Anfang des 20. Jahrhunderts auf die Bühne brachte. Mit dem Gewerbe der Kitty Warren hatte der irische Autor ein ganz heißes Eisen angefasst, an dem er sich auch sogleich verbrannte. Denn sein Stück über Prostitution, die es im Vereinigten Königreich ja eigentlich gar nicht gab, wurde sofort vom ehrwürdigen Lord Chamberlain, seines Zeichens Theaterzensor Ihrer Majestät Königin Victoria, mit Acht und Bann belegt. Dennoch wurde das in typisch Shaw’sche beißend sarkastische Sozialkritik verpackte Drama – oder besser Gesellschaftstragikomödie – um die die kühl berechnende geschäftstüchtige Bordellbesitzerin später zu einem sensationellen Erfolg. Mit spitzer Feder spießt GBS, so das Kürzel des genialen Autors, die besonders in den ganz feinen Kreisen jener Zeit weit verbreitete Bigotterie, Heuchelei und Verlogenheit auf. Continue reading „English Theatre of Hamburg: Mrs Warren`s Profession“
Jede Stadt, so scheint es derzeit , hat ihre Großbaustelle in der sie jeweils genüsslich Steuermillionen vergräbt. Berlin das Stadtschloss – noch in der Debatte, aber imgrunde schon beschlossen – Stuttgart den Bahnhof und Hamburg selbsverständlich die Elbphilharmonie. 531 Millionen Euro teuer inzwischen. Geld, welches viele Hamburger Theater, Museen und Künstler aller Sparten am Leben erhalten hätte. 531 Millionen zuviel für einen Bau, den die meisten Hamburger nicht wollen und viele inzwischen hässlich und klotzig finden. Deshalb hier nun unser rettender Vorschlag ( Inspiriert vom Stuttgarter Bahnhofsprojekt ): Continue reading „Elb-viel-harm-o-nie“
Dass ein so hochqualifizierter Pianist wie Per Rundberg freiwillig auf einen Konzertflügel (, der ihm zustünde!) verzichtet und sich an eine uralte, rotlackierte „Klimperkiste“ setzt, die seit Jahr und Tag den Logensaal im Haus der Hamburger Kammerspiele „ziert“ und sich durch quietschende Pedale auszeichnet, muss tiefgreifende Gründe haben.
Und so ist es: Die Hinneigung zur Musik Gutav Mahlers und die innige künstlerische Verbindung mit der Schauspielerin Katharina Schütz seit der gemeinsamen Arbeit an einem Chopin-Abend
(aus Anlass von dessen 200. Geburtstag) hat dazu geführt, dass wir das Duo Schütz/Rundberg jetzt erneut in eben jenem atmosphärereichen Logensaal erleben durften: Sie als einfühlsame (und mit einer wundervollen Altstimm-Lage begabten) Rezitatorin in eigener, dramaturgisch sehr geschickten Zusammenstellung von Mahlers Biographie , naheliegenderweise mit Schwerpunkt auf seiner 1891 mit einem „Tannhäuser“-Dirigat beginnenden Hamburger Zeit und Original-Briefen und -geschichten, etwa aus Alma Mahlers‘ Tagebüchern, Rundberg als temperamentgeladenen Interpreten von Klaviertranspositionen aus der 3. und 5. Sinfonie des Meisters in der Bearbeitung von Ignaz Friedemann und Otto Singer, dessen Können die „Klimperkiste“ auf höchst wundersame Weise sehr bald in einen veritablen Konzertflügel zu verwandeln schien.
Fazit: Ein wertvoller Abend, der auch für andere Spielorte innerhalb und ausserhalb Hamburgs zu buchen ist unter:
>info@katharinaschuetz.de<
Vom 18. Februar bis zum 29. Mai ist in Amsterdam eine besondere Ausstellung zu sehen: Picasso in Paris 1900 – 1907. Initiiert vom Van Gogh Museum in Amsterdam und dem Museu Picasso aus Barcelona werden dort 70 bekannte Werke Picassos aus seiner Pariser Zeit gezeigt, Leihgaben aus der ganzen Welt.
Die ganze Welt kennt Paris. Wer aber kennt Schoorldam in Nordholland, und was für eine Verbindung gibt es zwischen Paris und Schoorldam? Picasso ist die Antwort. Vor kurzem erst wurde ich gewahr, das zwischen dem kleinen, idyllischen Dörfchen am Nordhollandkanal nördlich von Alkmaar, in dem wir ein winziges Ferienhaus unser eigen nennen, und der Weltstadt Paris eine besondere Beziehung besteht. Picasso war während seiner Pariser Periode für einen Sommer lang quasi unser Nachbar. Allerdings ist das schon lange her, nämlich im Jahre 1905. Wie kam es dazu?
Als 19 jähriger, der kein Wort Französisch sprach, unternahm Picasso seine erste Parisreise von Oktober bis Dezember 1900. Seitdem signierte er seine Werke nicht mehr mit dem Vatersnamen Ruiz, sondern mit dem Namen seiner Mutter, Picasso. Seine zweite Parisreise unternahm er vom Mai bis Dezember 1901. Seine dritte von Oktober bis Dezember 1902, und ab 1904 verlagerte er seinen Lebensmittelpunkt für längere Zeit nach Paris. Continue reading „Von Paris nach Schoorldam“
Klaus Schumacher inszeniert Schimmelpfennigs „Goldenen Drachen“ am Schauspielhaus
Von Hans-Peter Kurr
Das Stück kommt zwar auf den Riesenbühnen des Deutschen Schauspielhauses oder (vor Jahresfrist als Wiener Gastspiel der Uraufführung) des Thalia-Theaters ein wenig verloren daher; deshalb fand seine Uraufführrung 2009 ja auch im Wiener Akademie-Theater, dem „kleinen Haus“, der “ Burg “ statt. Verloren deshalb, weil es sich in den zwei genannten Inszenierungen (Die Uraufführung hatte, wie erinnerlich, der Autor selber besorgt) eher als Kammerspiel erweist. Schon allein aus der Tatsache herzuleiten, dass die fünf Darsteller, wenn sie – wie hier in beiden Arbeiten – ein so vorzügliches Team bilden, zu „weit weg“ sind vom Zuschauer. Continue reading „Die Geschichte vom faulen Zahn“
„Rätsel des Lebens“ ist der Titel einer grandiosen Filmschau, die das Hamburger Planetarium jetzt , zum ersten MaL vollständig im 3-D-Verfahren als Europapremiere anbietet. Die 40-minütige Reise in die Welt der Wissenschaft anhand der faszinierenden Rekonstruktion der Lebensreise des Charles Darwin auf dem berühmten Segler „Beagle“, als Projektion auf die gewaltige Kuppel des Planetariums von den Tiefen des Meeres bis in Himmelhöhen berauscht die Zuschauer. Continue reading „Rätsel des Lebens“
erschienen im Hamburger Abendblatt am 15. Februar 2011
von Uschi Tisson
Es war ein Benefizkonzert der musikalischen Superlative, die Harburg und Wilhelmsburg derzeit zu bieten haben. Nach dem Motto „Gemeinsam für die Knochenkrebsforschung“ sangen und musizierten am vergangenen Sonntag der Harburger Chor „Gospel Train“, das Orchester „Funky Hats“, die „Wilhelmsburger Inseldeerns“ und Elbinsel-Liedermacher Eddy Winkelmann. Im fast voll besetzten Audimax der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) begeisterten sie das Publikum, das keinen von ihnen ohne eine Zugabe gehen ließ. Für Momente ließen die Künstler – es waren überwiegend Jugendliche – den traurigen Hintergrund vergessen, vor dem diese Charity-Veranstaltung stand: Der Kampf gegen Knochenkrebs. Continue reading „Benefizkonzert für die Knochenkrebsforschung“
Benefizkonzert, organisiert von unserem Mitglied Emina Kamber
Melika Buza stammt aus Bosnien-Herzegowina, ist elf Jahre alt und spielt so gut Klavier, dass unser Mitglied Emina Kamber für sie ein Klavierkonzert im Kulturhaus Eppendorf in Hamburg organisiert hat. Aber das ist nur die halbe Information. Die Geschichte von Melika Buza und Emina Kamber ist eine Geschichte von Krieg, Krankheit, Freundschaft und sozialem Engagement. Denn Emina Kamber stammt aus Bosnien-Herzegowina und engagiert sich nach dem Krieg auf dem Balkan in ihrem Geburtsland in aufopfernder Weise für Kinder und Jugendliche.
Im Falle von Melika Buza für ein junges Mädchen, das im Brutkasten überlebte, aber nun mit einem Augenleiden zu kämpfen hat. Emina Kamber bemüht sich um Behandlungsmöglichkeiten in Hamburg für die kleine Melika und möchte die junge Pianistin und ihre Kunst deshalb in einem Konzert vorstellen. Wir veröffentlichen an dieser Stelle einen Brief von Melika, den Emina Kamber übersetzt hat, und der mehr als alle anderen Worte beschreibt, worum es geht, und möchten unseren Lesern dieses Konzert ans Herz legen. Continue reading „Benefizkonzert: Melika Buza spielt für Melika Buza!“
Ratingen – Das Oberschlesische Landesmuseum in Ratingen präsentiert seit dem 19. Februar 2011 eine Sonderausstellung zum Leben und Werk des am 16. März 1911 im oberschlesischen Grunau geborenen und in Ratingen tätigen Bildhauers Erich Elsner. In der Ausstellung anlässlich des 100. Geburtstages des Künstlers werden ausgewählte Plastiken, Modelle und Reliefs gezeigt werden.
erschienen im Hamburger Abendblatt am 24. Januar 2011
Von Uschi Tisson
Der „Texaner“ im rot-karierten Flanellhemd ballt seine Faust. Seine Augen sprühen vor Wut. Es ist laut, während es zwischen ihm und zwei weiteren jungen Männern zu einem handfesten Gerangel kommt. „Genauso ist es richtig“, ruft Edwin Hagemann ihnen zu. „So will ich euch sehen.“ Er klatscht ab und ist hochzufrieden mit der Szene, die sich soeben direkt vor seinen Augen abgespielt hat. Doch das alles passiert nicht in Wirklichkeit, sondern zum Glück nur auf der Bühne in der Aula des Gymnasiums Meckelfeld. Hier laufen die Proben für das Theaterstück „Die zwölf Geschworenen“ von Reginald Rose und Horst Budjuhn für die Aufführungen am 3. und 4. Februar auf Hochtouren. „Anders, als in den Jahren zuvor, bleibt uns nicht viel Zeit“, sagt Lehrer und Regisseur Edwin Hagemann, „doch die Schüler sind hochmotiviert, setzen viel Freizeit für das Üben ein, obwohl keine noten dafür vergeben werden und im Zeugnis nur ‚hat teilgenommen’ stehen wrid.“ und wir kommen wir gut voran.“
Bevor sich die Mitwirkenden der Theater AG nach den Vorstellungen in ihre Abiturarbeiten stürzen, schlüpfen sie alle noch einmal in verschiedene Rollen. „Das Stück bietet sich dafür an“, sagt Edwin Hagemann, „es zeigt einen Querschnitt der amerikanischen Bevölkerung. Es treffen hier sehr unterschiedliche Charaktere aufeinander. Die Handlung ist emotionsgeladen, wortgewaltig und hoch spannend.“ Continue reading „Die zwölf Geschworenen“
„Don Carlos“ kehrte -im Thalia- nach Hamburg zurück
Text: Hans-Peter Kurr Foto: Pressestelle des Thalia-Theaters
Jette Steckel ist eine “ Ver-rückte“, will sagen: Eine Regisseurin jenseits der Norm, immer non-konformistisch, zuweilen ab-norm (, um im Wortspiel zu bleiben:), Tochter eines gleichermassen ver-rückten Vaters eben, der bereits Ende der sechsziger Jahre an den Unruhen im Deutschen Schauspielhaus, sagen wir, nicht ganz unbeteiligt war und seitdem zu den „enfants terribles“ des Sprechtheaters zählt.
Jette Steckel ist aber auch eine Abenteurerin, die Theatertraditionen nicht besonders ernst nimmt, sondern lieber ungewöhnliche ( manchmal durchaus neue) Darstellungsformen erfindet. Ihr „Woyzzek“-Ensemble etwa klettert während des gesamten Aufführungsabends, getragen von Gerd Besslers wundervollen Kompositionen, in die Wanten, das heisst: Es verlässt den tradionellen (Bühnen-)Boden unter den Füssen und spielt die gesamte Büchner-Tragödie in einem riesigen Netz. Eine phantastische Idee, die restlos aufgeht. Oder: Don Carlos‘ Freund, der Marquis Posa, der sich ja , eingestandermassen ,vom höfischen Establishment König Philipps II. abgesondert hat, lässt sie , schnoddrig, mit einer Plastiktüte als Handgepäck auftreten. Continue reading „Von Aranjuez an die Elbe gereist“
Von Hans-Peter Kurr; Fotos: Pressestelle Deutsches Schauspielhaus
Heureka, möchte der Chronist rufen, es ist gelungen! Das Deutsche Schauspielhaus zu Hamburg hat nach Monaten der – weitgehend unverschuldeten – Krise die ihm zustehende Spitzenposition wieder eingenommen. Es sollte noch katastrophaler um die derzeitige Regierungsmannschaft im Hamburger Rathaus bestellt sein, als bisher angenommen, käme jetzt noch irgendjemand auf die Idee, Deutschlands wichtigstes Schauspielhaus weiterhin wirtschaftlich ( und damit künstlerisch!) zu malträtieren.
Soweit zur Situation. Und nun zur Kunst:
Zwar will es sich auf den ersten Blick nicht recht erschliessen, warum sich dieser, offensichtlich sportlich gestählte und gesunde König Lear in der Personifierung Markus Johns, der anfangs den Hof mit Aktivitäten verblüfft, die man früher „Leibesübungen“ nannte, auf sein Alteneil zurückziehen möchte, und minutenlang blitzt während der später umjubelten Premiere die Frage auf, warum nicht der ältere Michael Prelle seine unglaubliche schauspielerische Präsenz, die er an diesem Abend in die Figur des Gloucester investiert, dem Lear leihen darf . Continue reading „Reif sein ist alles“
Der Sänger von „The Dubliners“ mit seinen Söhnen James und Robert auf Tour
Auf Bühnen in der ganzen Welt ist Séan Cannon zu Hause. Doch trotz des großen, jahrzehntelangen Erfolges, den er seit 1982 als Sänger einer der populärsten irischen Folk-Bands „The Dubliners“ feiert, schlägt sein Herz nach wie vor für Auftritte im kleineren Rahmen. „Ich liebe die Musik und bin gern sehr nah am Publikum“, sagt der 70 Jahre alte „Dubliner“, „außerdem macht es mir große Freude, mit meinen beiden Söhnen gemeinsam auf der Bühne zu sein.“ Und so hat der gastgebende „Culturkreis Hemmoor“ (Landkreis Cuxhaven) mit dem Konzert von Séans Familienband „The Cannons“ in der Kulturdiele am vergangenen Freitag gleich zu Beginn des neuen Jahres einen Volltreffer in seiner Veranstaltungsreihe 2011 gelandet. Kurz nachdem bekannt wurde, dass die Band einen Zwischenstopp ihrer Deutschlandtour im Elbe-Weser-Dreieck einlegen wollten, „waren die 200 Karten ruckzuck ausverkauft“, sagt Culturkreis-Vorsitzende Birte Zöllner. Das war kein Einzelfall, denn „The Cannons“ sind ein Garant für ausverkaufte Häuser, musste doch die diesjährige Tour um ein Zusatzkonzert ausgedehnt werden. Continue reading „Séan Cannon auf Tour“
Förderpreis aus Anlass der 200. Wiederkehr von des DichtersTodestag an Hamburger Autor
Von Hans-Peter Kurr
Vielen von uns gibt er seit unserer Schulzeit Probleme auf, jener Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist, der im November a.D. 1811, gemeinsam mit seiner – nach ihrer Selbstdiagnose unheilbar krebskranken – Freundin Henriette Vogel, freiwillig in den Tod ging, nachdem er am Morgen dieses Tages jenen Abschiedsbrief an seine Schwester Ulrike geschrieben hatte , den uns der Deutschlehrer ebenfalls spätestens nach unserem 17. Lebensjahr als Literatur präsentierte :
„Ich kann nicht sterben, ohne mich, zufrieden und heiter, wie ich bin, mit der ganzen Welt, und somit auch, vor allen Anderen, meine theuerste Ulrike, mit Dir versöhnt zu haben.Laß sie mich, die strenge Äusserung, die in dem Briefe an die Kleistin enthalten ist, laß sie mich zurücknehmen; wirklich, Du hast an mir gethan, ich sage nicht, was in Kräften einer Schwester , sondern in Kräften eines Menschen stand, um mich zu retten:die Wahrheit ist, daß mir auf Erden nicht zu helfen war. Und nun lebe wohl; möge Dir der Himmel einen Tod schenken, nur halb an Freude und unaussprechlicher Heiterheit dem meinigen gleich; das ist der herzlichste und innigste Wunsch Wunsch, den ich für Dich aufzubringen weiss.
Am Morgen meines Todes, Stimmings b. Potsdam Dein Heinrich
Auch in dieser letzten schriftlichen Äusserung des grossen Dichters zu Lebzeiten durften wir bemerken, welche Rolle seine individuelle Interpunktion spielen kann – und in allen seinen Werken spielt – , indem sie seine Sätze zerstückelt und gleichzeitg ungaublich anspannt. Continue reading „Kleists Kommata kommentieren Konkretes“
Barbara Krabbe singt und spielt alternierend mit Daniela Ziegler die „Schwester Oberin“ im Musical „Sister act“
Von Hans-Peter Kurr
Wenn sie sich, vermummt gegen die winterliche Kälte und mit einem wärmenden Shawl, die Stimme zu schützen, angetan ,am Elbufer dem Nordostwind entgegenstemmt, wird niemand in ihr die temperamentgeladene Schwester Oberin erkennen als die sie sich – alternierend mit Daniela Ziegler, deren Können wir an dieser Stelle bereits gewürdigt haben – derzeit auf der Bühne des Operettenhauses an der Reeperbahn Dienstag abends und an einem Wochenend-Nachmittag bewegt: Barbara Krabbe ist eine „Wuchtbrumme“ – unverwechselbar in ihrem darstellerischen Feuer, gesangstechnisch wunderbar individuell ausgeprägt. Da sie für die Produktion „Sister act“ derzeit als „Walk-in Cover“ arbeitet, hob sie inzwischen noch eine zweite, sehr schöne Rolle, aus der Taufe, die Schwester Lazarus, die, mehr noch als die gestrenge Oberin, nach komödiantischem Talent verlangt. Und in der Verkörperung durch die Krabbe auch reichlich erhält. Continue reading „Schwester Oberin ist Wagnerianer“
Von Hans-Peter Kurr. Bilder: Produktion Euro- Studio
Dort, wo die Geschichte Hamburgs als Deutschlands Musical-Stadt Nr. 1 mit dem hinreissend-romantischen Märchen „Cats“ einst begann, als die Schlesselmann-Aera des damals scheinbar verlorenen Operettenhauses endete, wird jetzt (Wir berichteten darüber!) ein veritabler Schmaus für Augen und Ohren gezeigt: Whoopi Goldberg’s Nonnen sind an die Elbe gekommen, will sagen: „Sister act“, der Titel des gleichnamigen Erfolgsfilmes, ziert auch die neue Produktion dortselbst mit der sensationellen Zodwa Selele in der Goldberg-Rolle der kleinen Barsängerin, die vor ihrem Zuhälter als Nonne verkleidet in ein Kloster flieht und dort – zunächst unfreiwillig – zur Chorleiterin der frommen Schwestern wird sowie der Wahl-Hamburgerin Daniela Ziegler in einer unterhaltsamen Studie der Mutter Oberin wie man sie auf deutschen Bühnen anderenorts vergeblich suchen würde.
In unserem System der ( wenn auch inzwischen zumeist miserabel) subventionierten Stadt- und Staatstheater sind kommerzielle Musical-Produktionen wie diese immer noch umstrittene Konkurrenzunternehmen. Dabei wird gern vergessen ( oder verdrängt?), wie alles begann: Continue reading „Das Schlüsselwort heisst: Wertgleiche Wiederholbarkeit“