Energiesparen total – bis zum Allerallerletzten…

erschienen im Hamburger Abendblatt am 3. Mai 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Die Leistung lässt uns nicht los. Wehe, wir leisten nicht, dann ist was los. Ich habe nichts gegen Leistung, im Gegenteil. Ich erbringe sie gerne und wenn es geht auf hohem Niveau, aber muss es denn immer und in jedem Augenblick meines Lebens sein?

Ich lerne. Ich lerne in jedem Augenblick. Ja, es muss in jedem Augenblick meines Lebens sein! Zum Beispiel auch dort, wo ich es gar nicht vermute: in meinem Haushalt. Was kann ich da nicht alles leisten! Continue reading „Energiesparen total – bis zum Allerallerletzten…“

Der Mensch ist ein soziales Wesen

Oder: Es ist dem Menschen nicht förderlich, dass er allein sei

Von Hans-Peter Kurr

41 Prozent der gesamtdeutschen Bevölkerung sind mit ihrem Leben zufrieden.Sie würden selbst dann nichts daran ändern wollen, wenn sie dadurch keine Nachteile befürchten müssten. Das ist  e  i  n   Ergebnis einer Befragung von über eintausend Gesprächspartnern, die das Bielefelder Emnid-Institut durchgeführt hat. Darin heisst es weiter, dass nur vier Prozent der Befragten den Partner tauschen würden. Eine sensationelle Zahl….wenn sie denn stimmt.

Nicht stimmen kann sie, wenn etwas die Trennung bewirkt, was die meisten Menschen ‚Schicksal’ nennen: Krankheit und Tod. Continue reading „Der Mensch ist ein soziales Wesen“

Statistischer Durchschnitt oder Haben Sie 1,36 Kinder?

erschienen im Hamburger Abendblatt am 29.4.2011

von Johanna R. Wöhlke

Ein Brot muss durchgeschnitten werden, damit man es genießen kann. Dann ist eine Scheibe Brot also der Durchschnitt durch ein Brot, eine Scheibe Brot aber deshalb noch lange nicht durchschnittliches Brot. Denn diese eine Scheibe Brot kann keine Aussage darüber rechtfertigen, wie dieses Brot im statistischen Durchschnitt aussieht.

Machen wir uns den Spaß und stellen uns die Informationen über diese Welt wie ein Brot vor und betrachten die Informationen der Statistik, die uns immer so gerne mit Durchschnittswerten konfrontiert. Neulich zum Beispiel wieder einmal mit der Aussage: Die deutsche Frau hat im Durchschnitt 1,36 Kinder. Das ist eine hoch, sehr hoch interessante Aussage. Ich will mir das Kind nicht vorstellen, das übersteigt meine Fantasie. Was hat die Mathematik gemacht? Continue reading „Statistischer Durchschnitt oder Haben Sie 1,36 Kinder?“

Einfach leben

erschienen im Hamburger Abendblatt am 28. April 2011

Von Johanna R. Wöhlke

„Leben, das ist etwas anderes“, meint mein Gesprächspartner. Wir haben über den Beruf gesprochen und darüber, wie sehr ihn sein Beruf ausfüllt und gleichzeitig so belastet, dass manchmal die Lust am Leben stark reduziert wird. Stress, so nennt die Umgangssprache das. Stress, stressig und gestresst – wer kennt diese drei Wörter nicht, wem begegnen sie nicht immer wieder, zu viel immer wieder!

In der Mühle des Berufes sein, das kann Stress bereiten. Jeden Tag funktionieren zu müssen, verlässlich funktionieren zu müssen. Schließlich wird man gerade dafür bezahlt und gerade das ist es auch, was Kunden und Arbeitgeber erwarten, zu recht erwarten können, denn sie bezahlen Geld für die von ihnen erworbene Leistung. Geben und Nehmen heißt dieses Spiel des Lebens, das kein Spiel ist. Continue reading „Einfach leben“

Der hängende Osterhase

erschienen im Hamburger Abendblatt am 20. April 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Ich habe ihn schon über das Feld hüpfen sehen, den Osterhasen. Es waren sogar mehrere. Ich bin mir ganz sicher, dass es Osterhasen waren, denn sie hatten es so eilig davonzukommen, dass es sich nur mit vorösterlicher Eile erklären lässt. Ja, folgen wir den Mythen und glauben an sie, dann ist diese Zeit jetzt Stress pur für den Osterhasen, denn sie bemalen die Eier. Sie bemalen sie nicht nur, sie sollen sie auch noch legen und verschenken. Nicht nur ich meine: Das ist des Guten zu viel! Continue reading „Der hängende Osterhase“

Eine Frage des Geschmacks

erschienen im Hamburger Abendblatt am 18.April 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Kochen ist auf allen Sendern in. Es scheint: Alle Welt kocht und hat nichts anderes im Sinn als zu kochen! Das ist gut so. Gutes Essen ist eine wahre Freude, ein wahres Vergnügen, eine wahre Lust. Es ist nur so, wenn ich das am Rande und unmaßgeblich bemerken darf: Es sollte auch schmecken! Das ist meine gedankliche Kurve zu unseren Lieblingsgerichten!

Ja, die Lieblingsgerichte, wir kommen nicht von ihnen los. Sie begleiten uns ein Leben lang und sind im wahrsten Sinne des Wortes unverzichtbar. Die herrschende Meinung dazu ist, dass unser Geschmackssinn in der Jugend geprägt wird. Wir nehmen ihn mit ins Leben und können uns nicht mehr von ihm trennen, also auch nicht von unseren Lieblingsgerichten aus dieser Zeit. Continue reading „Eine Frage des Geschmacks“

Die Vögel zwitschern wieder!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 14. April 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Es ist die Zeit der Vögel, scheint es mir. Wenn es zu Weihnachten hieß: Allüberall auf den Tannenspitzen sah ich goldene Lichtlein blitzen, dann müsste es nun heißen: Allüberall auf den Tannenspitzen sah ich zwitschernde Vögel sitzen – und wie sie zwitschern. Sie zwitschern nicht nur, sie machen auch andere Dinge und sind sogar schon mit der Brutpflege beschäftigt. Einen Sommer lang sind sie mit der Brutpflege beschäftigt und dann, endlich, fliegen sie aus, die groß gewordenen Kleinen. Continue reading „Die Vögel zwitschern wieder!“

Frühstücks-Typen

erschienen im Hamburger Abendblatt am 12. April 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Wie sieht ihr Frühstück aus? Ich wette, da gibt es so viele Antworten, wie wir Leserinnen und Leser haben! Die Frage ist als sehr interessant einzustufen. Keine Angst, ich werde hier keine psychologische Abhandlung am Morgen darüber schreiben, was für besondere Neigungen Sie haben könnten, wenn sie das Ei köpfen oder es lieber im Glas oder als Rühr – und Spiegelei bevorzugen. Davon halte ich nichts. Es geht einfach nur darum, die Vielfalt menschlichen Seins auch hier zu entdecken und ein wenig darüber zu schmunzeln! Continue reading „Frühstücks-Typen“

Wann ein Arzt wirklich gut ist!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 11. April 2011

von Johanna R. Wöhlke

Wann ist ein Arzt ein guter Arzt? Sich diese Frage zu stellen, bedeutet, sich auf glattes Eis zu begeben. Zu oft schon habe ich es erlebt, dass Patienten von ein und demselben Arzt ganz unterschiedliche Meinungen vertreten haben: einmal war er klasse, einmal war er einfach nur miserabel. Warum ist das so?

Die naheliegende Antwort ist wohl: Menschen sind Individuen und nehmen individuell wahr. Jeder von uns schaut alles – also auch einen Arzt – durch seine „Brille“ an. Wie aber ist es dann möglich, eine halbwegs objektive Einschätzung einer Person und ihrer Arbeit zu bekommen? Fragen über Fragen tun sich auf. Continue reading „Wann ein Arzt wirklich gut ist!“

Das Drama mit den Socken!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 9.April 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Jetzt ist es passiert. Jetzt ist es geschehen. Ich bin verzweifelt. Ich habe alles hingeworfen. Ich habe keine Lust mehr. Aus, basta! Warum? Was würden Sie tun, wenn Ihnen schwarz vor Augen wird und Sie nichts mehr sehen – trotz allen Bemühens und trotz allen guten Willens durchzuhalten. Auch Sie sagten: Ich habe keine Lust mehr!

Mein Mann stand amüsiert davor, obwohl es eigentlich um ihn ging, um ihn und seine schwarzen Socken. Wie kann er da lachen? Nur und immer schwarze Socken, schwarz, schwarz, schwarz. Ich verweigere mich. Kaum ein Paar, das ich passend zusammenlegen kann. Immer bleiben mehrere Strümpfe übrig und suchen nach dem Strumpfpartner, ohne ihn jemals wieder zu finden. Es ist ein dauerndes Drama. Es ist eine dauernde Katastrophe. Ich will nicht mehr! Continue reading „Das Drama mit den Socken!“

Das Leben ist nicht planbar oder: Et kütt wi et kütt…

erschienen im Hamburger Abendblatt am 7. April 2011

von Johanna R. Wöhlke

Seien wir ehrlich! Sind wir nicht immer mal wieder auf der Suche nach DEM Zufall, der unser Leben endlich mit der Riesenportion Glück und Erfolg versorgt, die wir uns erhoffen, erträumen, erwünschen? Wer ist schon frei davon? Natürlich hören wir immer wieder auf die klugen Worte weiser Menschen, die Predigten am Sonntag, die uns auf den Kern, das Wesentliche des Lebens hinweisen wollen, all das – aber eigentlich bleiben wir die Fatalisten, die sich alles Gute vom Schicksal erhoffen und auch dazu neigen, mit unserem Schicksal zu hadern, wenn es uns gerade das nicht beschert. Continue reading „Das Leben ist nicht planbar oder: Et kütt wi et kütt…“

Meine arme Kreditkarte

erschienen im Hamburger Abendblatt am 31. März 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Wer zu viel Zeit hat und nicht weiß, wie er sie verbringen soll, der muss sich Gedanken darüber machen, wie er sich die Zeit vertreiben kann. Von diesen Menschen scheint es auf der Welt viele zu geben. Sie haben so viel Zeit, die bedauernswerten Leute, und nun machen sie sich Gedanken darüber, sie sinnvoll einzusetzen. Ihre Idee: Sie wollen mir helfen. Wie wunderbar! Continue reading „Meine arme Kreditkarte“

Der Wechsel macht den Erfolg – oder: Ich revolutioniere die Bundesliga!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 30. März 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Immer wieder sehe ich, wie sehr sich die fußballbegeisterten Männer der Nation damit abquälen, den Fußball für alle Beteiligten zu einem rundum vollkommenen Vergnügen zu machen. Leider gelingt es ihnen nie. Immer verliert eine Mannschaft, die nicht verlieren will. Immer muss wieder ein Trainer den Job quittieren und zu einem anderen Verein wechseln. Ich vermute, Fußballtrainer leben nur in angemieteten möblierten Wohnungen und packen die Koffer erst gar nicht aus. Continue reading „Der Wechsel macht den Erfolg – oder: Ich revolutioniere die Bundesliga!“

Kreislauf des Schenkens

erschienen am 18. März 2011 im Hamburger Abendblatt

Von Johanna R. Wöhlke

Da liegt es, das Geschenk. Es kommt mir irgendwie bekannt vor, aber ich kann es nicht wirklich einordnen. Hübsch ist es, das ist zweifelsfrei. Ich mag es. Aber wieso kommt es mir so bekannt vor. Die Gedanken daran schiebe ich zur Seite. Wahrscheinlich habe ich ein ähnliches Teil in irgendeinem Geschäft gesehen, es hat mir gefallen und nun erinnere ich mich daran. Das wird es sein.

Dann kommt mein Mann. Er hat ein exzellentes Gedächtnis und hat mich damit schon so manches Mal überrascht. Er schaut sich das Geschenk an und lacht. Wieso lacht er? „Ich kenne es!“, meint er und lacht noch immer. Dann gehen wir gemeinsam auf eine Erinnerungsreise, die uns einige Jahre zurück führt und plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Continue reading „Kreislauf des Schenkens“

Nachts im Sägewerk

erschienen im Hamburger Abendblatt am 16. März 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Ich bin eine von Jugend auf erprobte Schnarchertragerin! Mein Vater pflegte in jeder Nacht ganze Wälder abzusägen. Ich hörte es durch die Schlafzimmerdecke bis in mein Kinderzimmer darüber. Neben ihm lag meine Mutter. Immer habe ich mich gefragt: Wie hält sie das nur aus? Sie hielt es aus und schlief. Keiner verstand wieso.

Die schönste Geschichte diesbezüglich grassierte in der Familie bezüglich einer Reise in den frühen fünfziger Jahren. Meine Eltern waren mit Freunden mit dem Zelt unterwegs. Man zeltete am Bodensee. Am ersten Morgen gab es unliebsame Blicke der Zeltplatzbewohner, danach unmissverständlich die Aufforderung, doch etwas gegen das Schnarchen zu unternehmen. Man sei im Urlaub und habe nicht die Absicht, auf dem Gelände eines Sägewerkes zu übernachten. So ist das mit dem Schnarchen. Continue reading „Nachts im Sägewerk“

Gastronomischer Frühlingsstart

erschienen im Hamburger Abendblatt am 1. März 2011

Von Johanna R. Wöhlke

 

Die Frage nach dem Frühlingsanfang lässt sich ganz leicht beantworten: Astronomisch liegt er im Jahr 2011 am 21. März um 0.21 MEZ. Das ist noch lange hin. Das hält uns aber auch nicht davon ab, uns Gedanken darüber zu machen, dass man den Frühlingsanfang auch ganz anders definieren könnte, ich sage könnte!

Meteorologisch liegt der Frühlingsanfang auf der nördlichen Halbkugel nämlich am 1. März, denn die Weltorganisation für Meteorologie der UN hat das so festgelegt. Danach werden jeweils drei Monate einer Jahreszeit zugeordnet und die Monate März, April und Mai sind Frühling! Mit dieser Einteilung, so sagen die Meteorologen, haben sie es einfacher, Statistiken zu erstellen und Klimavergleiche anzustellen. Sollen sie. Continue reading „Gastronomischer Frühlingsstart“

Elb-viel-harm-o-nie

Glosse von Till  K u l i

Foto: T o b i a s G l o g e r

Jede Stadt, so scheint es derzeit , hat ihre Großbaustelle in der sie jeweils genüsslich Steuermillionen vergräbt. Berlin das Stadtschloss – noch in der Debatte, aber imgrunde schon beschlossen – Stuttgart den Bahnhof und Hamburg selbsverständlich die Elbphilharmonie. 531 Millionen Euro teuer inzwischen. Geld, welches viele Hamburger Theater, Museen und Künstler aller Sparten am Leben erhalten hätte. 531 Millionen zuviel für einen Bau, den die meisten Hamburger nicht wollen und viele inzwischen  hässlich und klotzig finden. Deshalb hier nun unser rettender Vorschlag (  Inspiriert vom Stuttgarter Bahnhofsprojekt ):  Continue reading „Elb-viel-harm-o-nie“

Der wichtigste Saft der Welt!

erschienen am 26. Februar 2011 im Hamburger Abendblatt

Von Johanna R. Wöhlke

Blutspenden sind wichtig. Wer sie jemals gebraucht hat, weiß das. Wer sie jemals bekommen könnte, sollte das wissen. Der wichtigste Saft der Welt ist nicht aus der Retorte zu haben. Nichts mit künstlich. Nichts mit Chemie. Nichts mit mal eben so um die Ecke besorgen, leicht und locker zur freien Verfügung wann immer wir wollen. Ohne den Menschen und seinen Körper geht das nicht. Hier braucht der Mensch den Menschen, so nah und so unmittelbar wie wohl kaum sonst im Leben. Continue reading „Der wichtigste Saft der Welt!“