25 Jahre Filmschule Hamburg Berlin

Andrè Feldhaus arbeitet als Komponist für Film und Fernsehen. Foto: Filmschule

Die Filmschule Hamburg Berlin in der Friedensallee in Hamburg- Ottensen feierte 2019 ihr 25-jähriges Bestehen. Gegründet wurde sie einst von Karin Dehnbostel unter dem Namen „medien und kulturarbeit e.V“. In all den Jahren hat der Verein zahlreiche Weiterbildungen angeboten und durchgeführt. Interessierte der audiovisuellen Medien wurden auf diese Weise zusammengeführt.
Versierte Dozenten, die sich in ihrem Bereich bereits einen Namen gemacht haben, unterrichten in der Filmschule und geben somit ihr umfangreiches Wissen weiter.

Selbstverständlich bietet der Verein auch im Jahr 2020 zahlreiche Kurse und Workshops an. Bereits am 11. und 12. Januar  startet in Hamburg das Seminar „Einsatz von Musik im Film“ unter der Leitung von Andrè Feldhaus, der als freier Komponist fürs Kino und Fernsehen arbeitet. Unter anderem schrieb er Musik für den „Tatort“ und diverse ARD-Reihen. Laut Aussage von Margot Neubert-Maric, Filmeditorin und seit 2009 Vorsitzende der Filmschule Hamburg Berlin, gibt es für dieses Seminar noch freie Plätze.
Vom 17. bis 19 Januar wird der Drehbuchautor Wolfgang Kirchner  in Berlin zukünftigen Autoren „Filmszenen, die süchtig machen“ näherbringen. Am 18. Januar (12 bis 19 Uhr) geht es in Hamburg um „Filmförderung im Praxistest“. Bernd-Günther Nahm vermttelt an diesem Tag die allgemeinen Grundlagen.
„Dramaturgisch denken und Geschichten erzählen“ heißt das Seminar in Berlin (24. bis 26. Januar) von Oliver Schütte, in dem es um die Einführung in das Drehbuchschreiben geht.
„Dramaturgie im Dokumentarfilm“ nennt sich ein Workshop, der am 1. und 2. Februar in Hamburg angeboten wird. Dozent ist der Dramaturg Oliver Rauch.

Anmeldung und weitere Infos: www.filmschule-hamburg-berlin.de

 

 

 

Der Mann mit den goldenen Händen. Eine Hommage an Ferdinand Sauerbruch in der Charité

Operation am Brustkorb („Thorakoplastik“) 1922, Ölgemälde, Hermann Otto Hoyer, Kunstsammlung Charité, Foto: Thomas Bruns, Berlin

Die Ausstellung „Auf Messers Schneide“. die bis zum 2. Februar 2020 im Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité läuft, ist ein posthumes Heimspiel für den legendären Chirurgen Ferdinand Sauerbruch (1875 bis 1951). Denn in diesem Krankenhaus feierte der „Mann mit den goldenen Händen“ seine größten Erfolge. Die Ausstellung verzeichnet täglich bis zu dreihundert Besucher.

Beim Betreten des ersten Saales sticht der riesige Schreibtisch des Chirurgen ins Auge. Dahinter an einem Nagel hängt sein weißer Arztkittel. Die Brille mit den kreisrunden Gläsern ruht gleich nebenan in einer gläsernen Vitrine. Man könnte meinen, Sauerbruch habe gerade sein Zimmer verlassen und würde jeden Augenblick zurückkommen, um einen Patienten zu empfangen. Während wir auf ihn warten, begeben wir uns auf einen Rundgang durch sein bewegtes Leben, das in den Ausstellungsräumen bis ins kleinste Detail dokumentiert ist.

Der Chirurg Ferdinand Sauerbruch 1932, Max Liebermann, Öl auf Leinwand, © Hamburger Kunsthalle /bpk, Foto: Elke Walford

Sauerbruch wuchs im ostrheinischen Barmen in kleinbürgerlichen Verhältnissen als Enkel eines Schuhmachers auf. Nach dem von seiner Familie geförderten Medizinstudium und Stationen an Krankenhäusern in Erfurt und Kassel begann sein kometenhafter Aufstieg als bald weltberühmter Chirurg, der aufgrund seiner Erfolge im OP-Saal von der internationalen Presse mit Elogen überschüttet wurde. „Meister des Skalpells“, „Gigant der Chirurgie“, „Sieger über den Tod“ und „König der Chirurgen“ waren nur einige der ihm zugedachten Titel. Beim Anblick der aus dem frühen 20. Jahrhundert stammenden Gerätschaften wie Peritonalklammern, Zungenzangen und Leberhaken staunen die jüngeren Besucher. Mit so primitivem Handwerkszeug haben die Altvorderen hantiert? Der klobige OP-Tisch mit den ledernen Halteriemen lässt sie erschaudern. „Sieht ja aus wie eine Folterbank mit Fesseln“, flüstert einer. Kaum vorstellbar, dass unter diesen heute so antiquiert wirkenden Bedingungen Medizingeschichte geschrieben wurde. Weltweite Anerkennung fand Sauerbruch durch seine Operation am offenen Brustkorb, die der Maler Hermann Otto Hoyer 1932 auf einem lebensgroßen, hier ausgestellten Gemälde eindrucksvoll festhielt.

Die vielen Tondokumente, bei denen der Chirurg selbst zu Worte kommt – sei es im Hörsaal oder im Gespräch mit Kollegen – helfen, die Persönlichkeit des Menschen Sauerbruch zu verstehen. Offenbar war er mit einem rheinischen Humor gesegnet, den seine Studenten sehr schätzten. Da kommen Zweifel an dem Etikett „Halbgott in weiß“ auf, das ihm manche seiner Zeitgenossen ans Revers geheftet hatten. Es ist bekannt, dass Sauerbruch stets das Wohl seiner Patienten über alles andere stellte. Zitat: „Arzt ist nur der, der nicht an sich selbst denkt, sondern an seine Mitmenschen, der Verständnis hat für die Qual der Kranken.“ Der Eid des Hippokrates in seiner edelsten Form.

Ein Teil der Ausstellung befasst sich akribisch mit der Rolle Sauerbruchs während des Dritten Reiches. Warum hat er nicht klar Stellung gegen die Diktatur bezogen, lautet die Frage. Und stimmt es, dass er von den perfiden medizinischen Versuchen der Nazis am lebenden Menschen wusste und nichts dagegen unternahm? Fest steht, dass er an diesen Machenschaften nicht beteiligt war und nach 1945 von jeglicher Schuld freigesprochen wurde. „Sauerbruch ist beleidigt“, lautet eine Schlagzeile, als der Chirurg empört darauf hinweist, er habe auch während des Krieges seine Pflicht an seinen Patienten erfüllt. Denn selbst als Berlin lichterloh brannte und alliierte Bomben auch die Gebäude der Charité nicht verschonten, stand er Tag und Nacht im Bunker des Hospitals am OP-Tisch und operierte gewissenhaft jeden, der unter sein Skalpell kam.

Es lohnt sich, den Nachruf auf den großen Sauerbruch anzuhören, der am 2. Juli 1951 über den Äther ging. Ein mit Pathos gesprochener Kommentar, der den Dienst des Chirurgen am Menschen würdigte – ohne Wenn und Aber. De mortuis nil nisi bene.

Prothesenwand Arm- und Handprothesen 1920er – 1950er Jahre, Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité Foto: Thomas Bruns, Berlin

Dieser Artikel erschien im November im „Deutschen Ärzteblatt“ und im Dezember in der Preußischen Allgemeinen Zeitung

Von der Stärke einer Freundschaft

Cover

35 Jahre nach dem Abitur fährt Barbara zu einem Klassentreffen in ihre Geburtsstadt Gleiwitz. Bei einem Abstecher in den Vorort ihrer Kindheit ist es wie ein Déjà vu, als sie zwei Mädchen im Garten spielen sieht. Es erinnert sie an ihre Gemeinschaft mit ihrer Freundin Hanna, deren Großmutter Anfang der 1990er Jahre hierher zurückgekehrt ist. Aber was ist aus Hanna geworden?

Die Freundinnen hatten seit Jahrzehnten keinen Kontakt mehr. So wird Kathrin von K., Hannas Großmutter, nicht nur die Vergangenheit wieder aufleben lassen, sondern auch die Gegenwart lebendig machen und die Kindheitsfreundinnen wieder zusammenführen. Hanna, die sich nach dem Tod ihres Sohnes in ein Kloster zurück gezogen hat, und Barbara, die selbst einen querschnittsgelähmten Sohn hat, finden zu ihrer alten Freundschaft zurück. Renate Gandor-Glodny zeichnet ein einfühlsames Porträt von Menschen verschiedener Generationen, die Widrigkeiten in ihrem Leben überstehen müssen. Barbaras Sohn Alexander hat sich in einem geistigen Kosmos aus Literatur verschanzt und sich damit, ähnlich wie Hanna, in seinem Schmerz isoliert. Barbara lebt nur noch für Alexander und meint, kein Recht mehr auf ein eigenes Leben zu haben, solange es Alexander schlecht geht. In der wiedererstandenen Gemeinschaft der Freundinnen, ergänzt durch die Großmutter und Alexander sowie durch Andreas, der behutsam in Barbaras Leben tritt, erstarken die einzelnen Persönlichkeiten und finden zu einem tiefen Zusammenhalt. Wie der Buchtitel es schon benennt, ist diese Geschichte ein Plädoyer für Mut und Zuversicht, dass auch in den vermeintlich dunkelsten Momenten von irgendwoher ein Licht kommt und dass die Hoffnung zuletzt stirbt. Gerade in der heutigen Zeit baut diese Art Lektüre die Leserinnen und Leser gewiss auf und entlässt sie mit einem positiven Gefühl.

Renate Gandor-Glodny wurde 1944 in Posen geboren und lebte bis zu ihrer Ausreise 1979 nach Hamburg in Gleiwitz/Gliwice. Sie studierte am Polytechnikum in Gliwice und schloss das Studium als Dipom-Ingenieurin ab. Seit 1960 schreibt sie, zunächst Gedichte, später auch Prosatexte und journalistische Texte. Sie ist außerdem freie Übersetzerin und Journalistin.

Renate Gandor-Glodny: Steh auf und geh
Verlag Tredition, Hamburg 2012