05.03.2011 – Ogoh Ogohs, Nyepi, Ngrupuk

Fremd anmutende Buchstabenkombinationen formen Wörter, deren Sinn sich uns nicht erschließt. Wörter aus einer fremden Welt, aus einem anderen Kulturkreis. Was verbirgt sich dahinter?

Des Rätsels Lösung liegt auf Bali, jenem paradiesischen Teil der Inselwelt Indonesiens, der zu Recht als die Insel der Götter bezeichnet wird, und bei jedem Besucher bleibende Eindrücke hinterlässt.

Bali ist geprägt von Religion, in diesem Fall der hinduistischen Religion, vermischt mit animistischen Elementen. Sie bestimmt das Leben der Bevölkerung durch eine Vielzahl von Verhaltensregeln, Riten und Feiertagen, die genau einzuhalten sind. Ein solcher Tag ist Nyepi, der Tag der Stille und zugleich der Beginn des neuen Jahres nach balinesischem Kalender.

In der Nacht vor Nyepi werden Ogoh – Ogohs in Prozessionen, den Ngrupuk, durch die Straßen getragen, Abbilder mystischer Monster.

An Strassenkreuzungen und Weggabelungen werden diese jeweils dreimal gegen den Uhrzeigersinn gedreht, um sie zu verwirren, damit sie den Rückweg nicht finden. Denn sie sollen vor Beginn des neuen Jahres die Insel verlassen und nicht mehr zurückfinden. Das erreicht man mit Nyepi, dem folgenden Tag. An diesem Tag darf keine Aktivität verrichtet werden, der Verkehr ruht komplett, es wird nur flüsterleise gesprochen, man bleibt in den Häusern, ohne jeden Lärm, ohne Licht, ohne Feuer. Es gibt keinerlei Entertainment, und auch die Touristen werden gebeten in den Hotels zu bleiben und sich der Landessitte anzupassen. Die Insel erscheint wie tot und verlassen. Das sollen auch die Geister glauben und sich von diesem verlassenen Ort entfernen, wo es offensichtlich nichts zu holen gibt. Nach 24 Stunden endet Nyepi, und das Leben geht wieder weiter, befreit von Dämonen und bösen Geistern, zumindest für kurze Zeit.

Die prächtigen Monstergestalten werden von den Jugendlichen in den Dörfern gebaut, unter tatkräftiger Mithilfe der Väter. Auf Bambuskonstruktionen werden sie dann in den Prozessionen getragen, nicht unähnlich unseren Karnevalsumzügen. Sie können beträchtliche Ausmaße erreichen, so dass für ihre Fortbewegung zum Teil viele kräftige Männer erforderlich sind.

Früher wurden die Monsterfiguren am Ende der Nacht in Freudenfeuern verbrannt. Heute ist dies nicht immer mehr der Fall, denn sie sind aufwendig herzustellen und begehrte Kaufobjekte, mit denen sich gute Preise erzielen lassen.

Für weitere Fotos hier der Blog meiner auf Bali lebenden Tochter:

http://annakphotographies.blogspot.com/2011/03/ogoh-ogohs-and-nyepi.html