Der Pfennig vom Absatz

Diese Glosse erschien am 7. Juli 2011 im Hamburger Abendblatt

Eine Glosse von Uta Buhr

Ausgerechnet am Sonnabend  – und dazu noch mitten in der Stadt – muss ich den „Pfennig“ vom Absatz meines rechten Schuhs verlieren. Ich bin wütend und schimpfe auf das Kopfsteinpflaster. Die witzig gemeinte Bemerkung meines Begleiters, was eher da war, das Straßenpflaster oder der Stöckelschuh, bringt mich noch mehr in Rage. In einer kleinen Straße unweit des Bahnhofs muss es passiert sein. Ich habe die Ritze, in der ich hängen blieb, deutlich gespürt. Also eilig zurück zum Ort des Geschehens. Continue reading „Der Pfennig vom Absatz“

Sicheres Versteck

erschienen im Hamburger Abendblatt am 28. Juni 2011

Eine Glosse von Uta Buhr

Hunderte von Einbrüchen ereignen sich täglich in Hamburg und Umgebung. Und das am hellichten Tag. Meine Nachbarin nimmt die Warnungen der Polizei vor Einbrechern und Klingelgangstern sehr ernst. „Während ich weg bin“, schärfte sie ihrem achtjährigen Sohn daher ein, „gehst du nicht an die Tür.“

Der befolgte Mutters Mahnung aufs Wort und ignorierte gestern selbst das hartnäckige Klingeln, Klopfen und Rufen des Hausmeisters. Stattdessen errichtete er eine wehrhafte Barrikade aus Stühlen  hinter der Haustür. Als die Eltern sich am Abend mühsam einen Weg in die Festung erkämpft hatten, trauten sie ihren Augen nicht. Continue reading „Sicheres Versteck“

Auslaufmodell Rasierpinsel?

erschienen im Hamburger Abendblatt am 2. Juli 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Mein Vater hatte einen Rasierpinsel. Irgendwann wurden dann Rasierpinsel zu Auslaufmodellen und der modernen Technik des Trockenrasierens geopfert. Das war schade. Sie sahen ziemlich dekorativ aus, diese Rasierpinsel. Ein echter Mann hielt sich auch mehrere – wie heute die männlichen Restexemplare von Pfeifenrauchern sich gerne mehrere Pfeifen zulegen. Manche geben sogar gerne und selbstbewusst damit an, über einhundert davon zu haben. Ja, auch der Mann ist ein urzeitlich geprägter Sammler mit Resten von Hamsterverhalten auf den Genen. Continue reading „Auslaufmodell Rasierpinsel?“

Der Traum von der eigenen Insel

erschienen im Hamburger Abendblatt am 1. Juli 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Mir ist da eine exklusive Möglichkeit ins Haus geflattert, eine richtig exklusive. Man bietet mir an, eine Insel zu kaufen, eine richtige kleine tropische Insel und das alles steuerfrei. Meine Gedanken beginnen zu kreisen.

Welch ein wunderbarer Gedanke, eine eigene Insel zu haben. Robinson zu spielen, wann immer man möchte und das alles steuerfrei. Unter einer Palme am Strand zu liegen – ohne Kokosnüsse natürlich, die auf den Kopf fallen könnten – ein erfrischendes Getränk in der Nähe und das alles steuerfrei. Allerdings liegt diese Insel so weit weg, dass die Reise dorthin alles andere als paradiesisch zu nennen wäre und damit wohl auch die steuerlich günstige Variante ihren Reiz verlöre. Continue reading „Der Traum von der eigenen Insel“

Durch die Blume gesprochen

Diese Glosse wurde am 25. Juni 2011 im Hamburger Abendblatt veröffentlicht

Eine Glosse von Uta Buhr

Ich liebe meinen Blumenhändler an der Ecke. Der Mann besitzt einen umwerfenden Charme und hat immer ein freundliches Wort oder fröhliches Lied auf den Lippen. Beim ersten Sonnenstrahl in diesem Jahr erfreute er seine Kunden mit einem aus voller Brust geschmetterten „Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte.“ Eine bühnenreife Vorstellung! Selbst wenn der kleine Laden gesteckt voll ist, verliert er nie seine gute Laune. „Immer mit der Ruhe und n’em Veilchen im Knopfloch“ sagt er, während er meinen Strauß aus roten und weißen Rosen bindet. Dann überreicht er ihn mir mit großer Geste und fast mediterran anmutender Grandezza mit den Worten: „Und noch einen dynamischen Tag, schöne Frau.“ Soviel Zuwendung beflügelt. Da ist die Welt auch morgens um neun schon in Ordnung. Continue reading „Durch die Blume gesprochen“

Apgedeetet – oder was?

erschienen im Hamburger Abendblatt am 22. Juni 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Wie war es doch früher so schön. Ich plaudere mal aus dem Nähkästchen: Meine Mutter nähte uns in jedem Frühjahr zu Ostern neue Kleider. Sie war Schneiderin, und es gefiel ihr, ihre beiden Töchter gleich auszustatten, auch wenn wir keine Zwillinge waren. Alles neu machte das Frühjahr. Darauf war Verlass.

Seit einigen Jahren haben die Begriffe Erneuerung und das Erneuern Konkurrenz bekommen. Die Konkurrenz kommt aus dem Englischen und heißt: update – wir sprechen es apdeet aus, versuchen wir es mal! Update bedeutet soviel wie auf den neuen Stand bringen, etwas Veraltetes wieder frisch machen. Hörte ich da eben aus dem Hintergrund jemanden sagen: aufpolieren? Wäre gar nicht so schlecht, finde ich. Continue reading „Apgedeetet – oder was?“

Umzug? Nein, danke!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 20. Juni 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Umziehen kann eine Qual sein. Neulich sagte ein Freund: Dreimal umziehen ist wie einmal abgebrannt. Das hört sich nicht nach guten Erfahrungen an. Ich lasse meinen Blick durch meine Wohnung gleiten und – ich stelle mir vor, all das müsste ich einpacken und an einen anderen Ort schaffen: den Gläserschrank samt Inhalt, überhaupt alle Schränke samt Inhalt: das Geschirr, die Vasen, den Weihnachtsschmuck, den Osterschmuck, Geschenktes, Aussortiertes und doch Aufgehobenes über Jahre, den ganzen Boden voll, voll mit bislang nicht zu entsorgenden Erinnerungen – alles in vielen Jahren Angesammelte, alles Herumstehende halt und – die Bücher, all die Bücher. Mich befällt ein Gefühl des Grauens, na ja, fast ein Gefühl des Grauens! Ich will nicht umziehen müssen mit all dem. Ich will bleiben, wo ich bin! Continue reading „Umzug? Nein, danke!“

Erwischt – und alles das in Rosa!

nicht nur eine Glosse!

Von Johanna R. Wöhlke

Ja, ich gebe es zu. Es hat mich erwischt. Plötzlich und unerwartet verspüre ich es – ich verspüre dieses eigenartige Kribbeln…nein, nicht im Bauch! Hier wird es  nicht erotisch – hier wird es praktisch. Auch wenn Sie, verehrte Leser und Leserinnen, zu recht der Meinung sein könnten, beides gehöre zusammen.  Das Kribbeln bezieht sich also nicht auf den Bauch, sondern auf die Fingerspitzen und das Schmunzeln in den Gedanken, die unbedingt zu Papier gebracht werden wollen. Es handelt sich um einen kleinen Gegenstand in Rosa! Continue reading „Erwischt – und alles das in Rosa!“

Gemogelte Pfunde

Diese Glosse erschien am 10. Juni 2011 im Hamburger Abendblatt

Von Uta Buhr

Kurz vor dem Urlaub im sonnigen Süden ist bei meiner Freundin Brigitte Schmalhans Küchenmeister. Damit sie rank und schlank im Bikini an den Gestaden des Mittelmeeres glänzen kann, verordnet sie sich und – der Einfachheit halber – auch  ihrem Ehemann Jörg Magerquark, Knäckebrot und Mineralwasser. Jörg, der gutes Essen über alles schätzt, ist frustiert. „Dir kann eine Entschlackungskur auch nicht schaden“, erklärt Brigitte energisch, wenn ihr Eheliebster aufmucken will. Continue reading „Gemogelte Pfunde“

Die Stimmung am Morgen

erschienen im Hamburger Abendblatt am 8. Juni 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Es ist Morgenstimmung im Lande. Die Menschen sind aufgestanden, haben ihre Morgenwäsche absolviert, den Tee oder Kaffee getrunken, gefrühstückt auf die Schnelle oder auf die langsame, gemütliche Weise – alles das. Dann geht es in den Tag, für jeden auf seine Weise.

Für den Busfahrer heute am Morgen ist eigentlich nicht mehr Morgen. Er ist schon seit einigen Stunden unterwegs. Der Tag begann in schwarzer Nacht und endet vor dem verdienten Schlaf am Mittag. Die Krankenschwester geht vom Nachtdienst nach Hause und lebt ebenfalls in einem Rhythmus, der nicht vom Auf- und Untergang der Sonne bestimmt ist. Continue reading „Die Stimmung am Morgen“

Wo das Einhorn auf den Teddy trifft: das Steiff-Museum

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 2/11 des Magazins „Sehnsucht Deutschland“ sowie am 4. Juni 2011 in der PAZ (Preußische Allgemeine Zeitung)

von Uta Buhr

Auf einem Besuch im Steiff-Museum in der Teddybärklinik begegnet man Kinderträumen

Uta Buhr kam begeistert von ihrer Reportage zurück!

Es ist früh am Morgen, und die Bürgersteige in Giengen, der kleinen Stadt an der Brenz, sind noch hochgeklappt. Vom Bahnhof kommend, schlagen wir den Weg ins Städtchen ein. Links und rechts der Hauptstraße gepflegte Fachwerkhäuser, Blumenschmuck auf Fensterbänken und in Hauseingängen. Eine fast biedermeierliche Idylle, der die auf langen Stangen befestigten Teddybären in bunten Fantasiekostümen etwas Verwegenes verleihen. Ein verlockender Duft nach frischem Brot und Kaffee empfängt uns in der Bäckerei am Platze.

„Das Steiff-Museum öffnet erst um 10 Uhr“, sagt die freundliche Bäckersfrau und serviert uns eine Tasse dampfender Schokolade. Auch der Postbote ist schon auf den Beinen, hält hier und da ein kleines Schwätzchen mit den Bürgern der Stadt und schiebt dann sein gelbes Fahrrad in Richtung Rathaus. Ein Déjà-vu! Wir identifizieren auf Anhieb das Umfeld, in dem die berühmteste Bärenmutter der Welt ihr ganzes Leben verbrachte. Margarete Steiff erblickte 1847 in Giengen das Licht der Welt und starb hier 1909 im Alter von nur zweiundsechzig Jahren.  Erinnerungen an den anrührenden Film mit Heike Makatsch in der Hauptrolle werden wach. Continue reading „Wo das Einhorn auf den Teddy trifft: das Steiff-Museum“

Notizen von der Küste

erschienen im Hamburger Abendblatt am 31. Mai 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Dieter ist mit seiner Frau Gertrud an der Nordsee unterwegs, denn es gefällt ihnen einfach immer wieder. Das ist nichts Ungewöhnliches für uns Nordlichter. Wir hier im Norden wissen ja, wie schön es im Norden ist! Wenn Dieter unterwegs ist, sendet er auch ab und zu auch eine Nachricht. Da steht dann zum Beispiel mit einem Augenzwinkern: Gerade sei er aufgestanden, um ans Meer zu gehen – aber das Meer war weg. So was aber auch. Continue reading „Notizen von der Küste“

Das Hamster Syndrom

erschienen im Hamburger Abendblatt am 30. Mai 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Lange habe ich gebraucht, um den Genforschern auf diesem Wege DIE interessante Entdeckung zukommen können zu lassen, aber nun ist es soweit: Der Mensch stammt vom Hamster ab! Das wird einige unter uns erstaunen, denn bislang war Darwin mit seiner Abstammungslehre der Hit. Jetzt aber beginnt eine neue Zeit, die Postaffenzeit! Nur zur Erklärung: Wenn der Wissenschaftler „post“ sagt, meint er nicht, dass er Briefe versendet. Post ist lateinisch und bedeutet so viel wie hinter oder nach. Continue reading „Das Hamster Syndrom“

Heute fährt Sie ein Astrologe

Hamburgs originellster Taxi-Kutscher berät seine Gäste während der Fahrt

Text: Hans-Peter Kurr, Foto: Bettina Katalin-Kurr

Sie wollen auf ganz und gar unalltägliche Weise erfahren, was die Sterne am Firmament über uns speziell Ihnen zu sagen haben? Dann callen Sie  0160 / 97642905, ordern auf diese Weise Hamburgs derzeit wohl originellsten Taxifahrer von seinen „Lieblings-Stehplätzen Rotherbaum oder Elyséehotel“ vor Ihre Tür und lassen sich an Ihr Tagesziel fahren……
Nein, nein, denken Sie nicht an das „Quiz-Taxi“, dessen origineller Fahrer und Frager eine Zeitlang über unsere Bildschirme flimmerte. Das war ja schon recht originell, aber: Seit kurzem gibt es in Hamburg einen Taxi-„Kutscher“ mit dem selber gewählten Namen „Horus“, der seinen Gästen während der Fahrt zum Ziel keine Rätsel aufgibt, sondern Ihnen die Wichtigkeit der Astrologie, also der ausdeutenden Sternenkunde, vor Augen führt und sie individuell berät. Continue reading „Heute fährt Sie ein Astrologe“

Auch Schleimer machen Freude

erschienen im Hamburger Abendblatt am 25. Mai 2011

Von Johanna R. Wöhlke

An diesem Abend und immer hat er seinen großen Auftritt: der Mann mit den richtigen Worten zur richtigen Zeit! Wann ist ein Mann ein Mann mit den richtigen Worten zur richtigen Zeit? „Richtige“ Männer wissen das genau: Wenn sie Frauen Komplimente machen! Männer, die dieses Mittel der Kommunikation nicht nutzen, haben entweder einen extrem starken Charakter mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein, sind schüchtern, interessieren sich nicht für Frauen oder machen nur der eigenen Frau Komplimente. Auch das soll es geben. Continue reading „Auch Schleimer machen Freude“

Zufall oder Schicksal?

erschienen am 12. Mai 2011  im Hamburger Abendblatt

Von Johanna R.Wöhlke

Widmen wir uns einem heiklen Thema am Morgen. Widmen wir uns der Frage: War es Zufall oder Schicksal oder gar Bestimmung – was nun war es? Mir gefällt an diesen Begriffen  eines nicht: das Gefühl, eine von außen manipulierte Puppe an den Fäden von etwas zu sein zu sollen, das über mich verfügt, ohne dass ich eine Chance hätte, mich dagegen zu wehren, eigene Entschlüsse zu fassen, ich selbst zu sein, zu lernen, Fehler zu machen, all das. Continue reading „Zufall oder Schicksal?“

Relatives am Morgen

erschienen im Hamburger Abendblatt am 9. Mai 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Physik ist etwas Wunderbares! Wenn man doch nur immer alles verstände! Das waren nun zwei Ausrufungszeichen und – es waren nicht zwei Ausrufungszeichen zuviel. Ihre Faszination reicht für mich vom Begreifen der Funktionsweise des Motors meines Autos bis hin zur Relativitätstheorie Albert Einsteins. Was ist bei uns von dieser vielschichtigen und komplexen Theorie hängengeblieben? Es ist dieser wunderbare Satz: Es ist doch alles relativ oder: Es kommt immer auf den Standpunkt des Betrachters an. Continue reading „Relatives am Morgen“

Fusion

Nachrichten über Fusionen, Mergers etc. sind uns allen präsent; aktuell und zuletzt das Drama um Hochtief. Als Teilnehmer eines Seminars wurde ich heute mit einer köstlichen Fabel konfrontiert. Der Referent erzählte uns die Fabel vom Huhn und dem Schwein, einer Geschichte, die wert ist, weiterverbreitet zu werden.
Ein besonders cleveres Huhn traf eines schönen Tages ein Schwein. Das Huhn sagte zum Schwein: Du, uns geht es gut. Aber es könnte uns noch besser gehen. Wie, sagte das Schwein?
In dem wir fusionieren, sagte das Huhn. Was bedeutet das, sagte das Schwein. Nun, so das Huhn, das ist ganz einfach. Wir beide könnten mit unseren Fähigkeiten viel mehr machen. Stell Dir nur mal vor: meine phantastischen Eier: jeden Tag frisch, biologisch einwandfrei, und Dein wunderbarer Schinken: ham and eggs, ein weltweit begehrtes Produkt! Lass uns fusionieren und dann dieses tolle Produkt vermarkten.
Gute Idee, sagte das Schwein. Dann stutzte es. “ Aber, was wird denn dann aus mir? Du kannst immer weiter Eier produzieren. Aber ich habe nur zwei Schinken. Wenn wir die nehmen, gehe ich doch dabei drauf?“
Tja, sagte das Huhn, so ist das nun leider mal bei Fusionen, man muss dran glauben, der eine mehr, der andere weniger!