Tschechows Menschen in Licht und Schatten

Von Hans-Peter Kurr

Karin Beiers nächste inszenatorische Großtat am Schauspielhaus mit ihrem faszinierenden Ensemble :
„Onkel Wanja“

Zu einem neuerlichen Jubelfest für Schauspiel und Regie an der Kirchenallee wurde der Premierenabend mit Tschechows, häufig genug im Schatten seiner „Möwe“ und seinem „Kirschgarten“ nachgerade verschwindenden , Meisterwerk „Onkel Wanja“ in der sensiblen und sensibilisierenden Inszenierung der Hausherrin am vergangenen Wochenende. Des schon früh – wie seine Brüder – ständig mit dem Tod konfrontierten Dichters ( Er litt an der im 19. Jahrhundert noch unweigerlich zum Lebensende führenden Tuberkulose) Denken zu diesem Thema ist trotz der Problematik jener Menschen,die wissen, daß die Gnade des „Bewusstseins seiner selbst“ (Jaspers) als teuren Kaufpreis das Bewusstsein um die eigene Sterblichkeit im Gefolge hat,voll des sanften Zaubers poetischer Kraft. Continue reading „Tschechows Menschen in Licht und Schatten“

Dreimal Hans-Peter Kurr oder: Ein halber Abschied oder: Morandi, Der Bär und Die Stühle

Von Johanna Renate Wöhlke

Hans-Peter Kurr
Hans-Peter Kurr

Hans-Peter Kur (78), Schauspieler, Regisseur und Rhetoriklehrer, wird im Januar 2015 Abschied von seiner Schauspielerlaufbahn nehmen. Dies wird mit einer Reihe von Aufführungen geschehen, für die der Terminkalender des kommenden Jahres 2015 schon einmal vorsorglich gefüllt werden sollte.

Liebe Leser und Freunde dieses mit Leib und Seele Theatermannes Hans-Peter Kurr – von dem man sich gar nicht vorstellen kann, ihn nicht mehr auf der Bühne sehen: an dieser Stelle schon einmal ein terminlicher und inhaltlicher Vorgeschmack auf die zu genießenden Theaterabende mit „Hans-Peter Kurr und Freunden“.

Aber dies wird nur ein Abschied auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“, sein, nicht als Regisseur. Ein halber Abschied also? Darüber freuen wir uns besonders, lieber Hans-Peter Kurr, denn das bedeutet: Es geht weiter – nur eben anders!

Bei den Abschiedsvorstellungen handelt sich dabei um drei Einakter, in denen Kurr eine kleine, eine mittlere und eine Solorolle spielen wird.

Es handelt sich um folgende Stücke, die alle im Mozartsaal an der Moorweidenstraße 8 in Hamburg zur Aufführung kommen werden, Beginn 20 Uhr. Continue reading „Dreimal Hans-Peter Kurr oder: Ein halber Abschied oder: Morandi, Der Bär und Die Stühle“

„Anyone for Breakfast?“ The New Play at the English Theatre of Hamburg

By Uta Buhr

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Are you the new cleaning-woman for upstairs?

What a pity that Britain’s great playwright Derek Benfield is no longer with us. Most unfortunately he died in 2009 at the age of 83 years. Otherwise, we could look forward to a lot of new hilarious plays such as “Anyone for Breakfast?” that just premiered on the Mundsburg stage.

This comedy, set in Shirley und Gilbert’s country house near London has all the classic ingredients of the genre: there are numerous doors through which the actors pass to and fro, usually just missing each other or hiding from each other, thus complicating the plot. Jane, a married woman and a close friend of Shirley’s, tries to seduce young attractive Mark who is shocked by the idea to have an affair with the wife of another man. Continue reading „„Anyone for Breakfast?“ The New Play at the English Theatre of Hamburg“

„Anyone for Breakfast?“ Die neue Premiere am English Theatre of Hamburg

Von Uta Buhr

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Sind Sie die neue Putzfrau für die oberen Räume?

Wenn je einer sein Handwerk verstand, Komödien zu schreiben, die das Publikum von Anbeginn in ihren Bann ziehen, dann der britische Autor und Schauspieler Derek Benfield. Dies gilt auch für sein jüngst auf die Mundsburger Bühne gebrachtes Stück „Anyone for Breakfast?“, dessen deutscher Titel „Auf die Plätze fertig, lo…ve“ die Handlung wesentlich konkreter umschreibt als das englische Original. Denn hier wird das Liebesleben von sechs Personen der britischen Mittelschicht zelebriert wie ein sportlicher Wettbewerb. Sex mit dem antrauten Partner oder außereheliche Liebelei? Benfield hat ein Bäumchen-wechsel-dich-Spiel mit allen Raffinessen Continue reading „„Anyone for Breakfast?“ Die neue Premiere am English Theatre of Hamburg“

„Noseland“

Von Ariane de Melo
Klassische Musik mal… zugänglich

Sebastian Leitner, Aleksej Igudesman, Sabina Hasanova - ChrisNemes Noseland
Sebastian Leitner, Aleksej Igudesman, Sabina Hasanova – ChrisNemes Noseland

Als nicht begeisterte Dokumentarfilm-Zuschauerin, betrat ich das gemütliche B-Movie Kino auf St. Pauli, um die hamburgische Premiere des Films „Noseland“ anzuschauen. Ein Dokumentarfilm. Über klassische Musik. Es waren gemischte Gefühle.
Dann wurde ich überrascht. Und zwar positiv.
Mit viel Witz, Ironie – und seine Freunde fast zur Verzweiflung treibend – leitet uns Regisseur und Violinist Aleksey Igudesman auf eine sehr sympathische Weise durch die Kulissen des klassischen Musik-Festivals „Julian Rachlin and Friends“, im märchenhaft schönen Dubrovnik, Kroatien. Continue reading „„Noseland““

Jerry Cotton ist „back in town“

Von Hans-Peter Kurr

Überraschende Krimi-Inszenierung im Imperial-Theater

In der Mitte der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts ging es auf Hamburgs Kiez in manchen Nächten besonders hoch her – stets dann, wenn im Studio Hamburg wieder ein Jerry-Cotton-Film abgedreht war und die Constantin-Film zum -vorübergehenden – Abschied vom Filmteam in zahlreichen Etablissements auf der Reeperbahn zu einem rauschenden ( und wohl auch ziemlich teuren ) Farewell-Fest , zu dem geschickterweise auch zahlreiche Filmjournalisten gebeten wurden,einlud.Im Mittelpunkt dieser Nächte standen ausnahmsweise nicht attraktive Mädchen, sondern drei, schon bald international bekannte, Männer: Die Schauspieler George Nader (Rolle: Jerry), Heinz Weiss (Rolle: Phil) und – „entliehen „ aus dem Gründgens-Ensemble des Deutschen Continue reading „Jerry Cotton ist „back in town““

Das Rätsel „unserer“ Frauen – in den Hamburger Kammerspielen

Von Hans-Peter Kurr

Umjubelte Premiere eines aktuellen Problem-Stückes in den Kammerspielen

Unsere Frauen von  Éric Assous an den Hamburger Kammerspielen
Unsere Frauen von Éric Assous and den Hamburger Kammerspielen

Ein thematisch hochaktuelles Stück findet nach Lektüre durch Chefdramaturgin Anja Del Caro und Intendant Axel Schneider seinen Weg zu Regie und Besetzung, schliesslich zur Premiere mit drei ungewöhnlich begabten Menschendarstellern wie Dieter Laser, Mathieu Carrière und Ulrich Bähnk in der Inszenierung des, was szenische Phantasie angeht, ungewöhnlich trainierten Regisseurs Jean-Claude Berutti, der offenbar auch mit schwierigen Star-Schauspielern umgehen kann. Continue reading „Das Rätsel „unserer“ Frauen – in den Hamburger Kammerspielen“

In guter Erinnerung: Fußballsiege in Brasilien

Von Johanna R. Wöhlke

Hans-Dieter und Monika Landsky bei einer Feier der "Die Auswärtige Presse e.V." in Hamburg
Hans-Dieter und Monika Landsky bei einer Feier der „Die Auswärtige Presse e.V.“ in Hamburg

Für Hans-Dieter Landsky war dieser Fußballsommer ein Sommer mit mehr als dem Gefühl, dass die deutsche Mannschaft in Brasilien den Weltmeistertitel gewonnen hat. Die Erinnerungen trugen ihn zurück in das Jahr 1957. Da hat der 77 Jahre alte Hamburger aus Hamburg Winterhude nämlich „seine“ Fußballmeisterschaft in Brasilien gewonnen – jung und voller Schwung, gewann er mit der Mannschaft von Lagoa, einem Stadtviertel von Rio, die brasilianische Strandfußballmeisterschaft. Dass dies ein Lebensereignis und unvergesslich ist, versteht sich von selbst. Es mag zwar 50 Jahre her sein, aber die Erinnerung an diese Zeiten in Brasilien haben sein Leben geprägt und begleiten ihn seither. Nach acht Jahren verließ Landsky Brasilien wieder und kam zurück nach Continue reading „In guter Erinnerung: Fußballsiege in Brasilien“

Pen Port Hamburg im Museum der Arbeit

Pen Port Hamburg
Foto: Maren Schönfeld

Von Maren Schönfeld

Draußen auf dem Gelände findet jedes Jahr der große Flohmarkt statt, der bekannt ist – aber drinnen ist das eigentlich Spektakuläre: Die Füllhalterbörse. Um halb neun morgens komme ich an, da sind die eingefleischten Schreibgerätesammler bereits auf Tour. Kaum sind Kisten ausgepackt, Stifterollen entrollt, beugen sich auch schon fachkundige Menschen, ausgerüstet mit Lupen, darüber und taxieren in Windeseile die aufgereihten Schätze. Ich winke Tom heran und bitte ihn um Bewertung dreier Füllhalter, die aus dem Nachlass meiner Schwiegereltern stammen. Tom hat in Sekunden die Details erfasst, die er im Dieter-Thomas-Heck-Tempo verlauten lässt (dies ist ein seltenes Exemplar, der hier hat eine Stahlfeder und ist im schlechten Zustand, unddieser da, naja -), mir drei Zahlen genannt und fröhlich gewunken, Continue reading „Pen Port Hamburg im Museum der Arbeit“

Hamburg – du ewig lebendige Stadt

Von Dr. Ferenc Horvath

Fregatte Hessen
Fregatte Hessen

Es gibt grundsätzlich kein Wochenende, an dem in Hamburg irgendetwas nicht passiert. Ob eine Messe, ob ein Festival, ein Triathlon oder Marathon, Fußball, ein Vergnügen oder Parade, die Organisatoren sorgen stets für das Wohlergehen der Bewohner und der Besucher der „schönsten Stadt der Welt“. Diese haben selbstverständlich zusätzlich ein stetig vielfältiges kulturelles „Standard“ Angebot. Es ist deshalb manchmal gar nicht so einfach das richtige Programm für das Wochenende zusammenzustellen.

Besonders beim guten Wetter lohnt es sich aber nicht zu Hause zu bleiben! Wir fahren ganz einfach los. Continue reading „Hamburg – du ewig lebendige Stadt“

John Gabriel Borkmann Spielzeit-Eröffnung 2014/15 im deutschen Schauspielhaus

Von Hans-Peter Kurr

Wieder einmal: Karin Henkel, die ,in mancherlei Hinsicht, Bewundernswerte! Wie sie Schauspieler zu verwandeln vermag, wie sie Stücke, deren Grundcharakter ein durchaus realistischer ist, in tiefenpsychologische Studien umformt, wie sie (mithilfe ihrer Szenenbildner) einen vom Autor konkret vorgeschriebenen Set optisch überhöht, das alles macht sie zu einer Szenenzaubererin, wie sie anlässlich der Premiere des über einhundert Jahre alten Ibsen-Dramas „John Gabriel Borkmann“ bei dessen Premiere im Deutschen Schauspielhaus wieder einmal dokumentieren konnte. Continue reading „John Gabriel Borkmann Spielzeit-Eröffnung 2014/15 im deutschen Schauspielhaus“

„The Whipping Man“ – das neue Stück am English Theatre of Hamburg

Von Uta Buhr

ET
Drei, die den Bruderkrieg überlebt haben

Wem läuft bei dem Titel „Der Auspeitscher “ nicht ein kalter Schauer über den Rücken! Allerdings schält sich im Verlauf dieses von dem jungen amerikanischen Autor Matthew Lopez geschriebenen Dramas erst langsam heraus, was es mit der Peitsche und anderen Sadismen auf sich hat.

Wir schreiben das Jahr 1865. Der amerikanische Bürgerkrieg ist gerade blutig beendet worden, die Südstaatler vernichtend von den Yankees geschlagen. An einem stürmischen Herbstabend kehrt Caleb DeLeon in sein einst prächtiges, durch die Kriegswirren verwüstetes Elternhaus in Continue reading „„The Whipping Man“ – das neue Stück am English Theatre of Hamburg“

„The Whipping Man“ – The New Play at The English Theatre of Hamburg

By Uta Buhr

ET
Three survivors of the American Civil War

“The audacious work marks the debut of a fresh talent” titled a renowned critic of the Associated Press. “Lopez’s drama has undeniable power,” wrote “Time Out New York’s” Adam Feldman enthusiastically after “The Whipping Man” premiered at the Manhattan Theatre Club in 2011. In fact, Matthew Lopez’s drama is a gripping play using sharply drawn characters and rich metaphor. It wrestles with typically American issues such as race, religion and responsibility.

About the Play:
We are writing the year 1865. The War of Secession – the American Civil War – has just ended and many disillusioned Confederate soldiers return to their once stately homes that now sit in ruins. Continue reading „„The Whipping Man“ – The New Play at The English Theatre of Hamburg“

Museumsinsel Heide: „Kunst-Stücke“

von Dirk-Uwe Becker

Finissage mit Lesung zur Ausstellung „Kunst-Stücke“ – Museumsinsel Heide

Die Lesenden
Die Lesenden

Nachdem die Vernissage zur Ausstellung „Kunst-Stücke“ von Uschi Bramke und Michael Schulte mit der Einführung durch den Schriftsteller Uwe Herms aus Eiderstedt so erfolgreich gewesen war und beim Publikum gut angekommen ist, lädt der Kunstverein Heide zum Abschluss der Ausstellung am Sonntag, den 21. September, um 14.00 Uhr in die Museumsinsel, Lüttenheid 40 in Heide, zu einer Lesung mit Kostproben des schriftstellerischen Schaffens von Michael Schulte und Uwe Herms ein. Es werden feine, interessante und amüsante Texte sein, die wir von beiden Autoren zu hören bekommen werden. Continue reading „Museumsinsel Heide: „Kunst-Stücke““

Spielwiese Tempelhof – wo einst die Rosinenbomber landeten

Dieser Artikel erschien am 14. September in SaS (Schleswig-Holstein am Sonntag)

Von Uta Buhr

Die Hungerharke
Die Hungerharke

„Weißt du noch?“ Meine Kollegin zupft mich am Ärmel, als wir uns dem monumentalen Empfangsgebäude des ehemaligen Berliner Flughafens Tempelhof nähern. Wie oft sind wir während der Zeit des Kalten Krieges hier gelandet, weil wir den Weg durch die schikanösen DDR-Kontrollen nach West-Berlin scheuten. „Die Besichtigung beginnt in zehn Minuten“, verkündet eine junge Frau und bittet die Besucher noch um ein wenig Geduld. „Sehen Sie sich doch inzwischen das Luftbrückendenkmal an. „Hungerharke“ nennt der Berliner Volksmund die aus drei Streben konstruierte Skulptur, die an die Blockade Berlins durch die Sowjets von Juni 1948 bis Mai 1949 erinnert. Seinerzeit wurde die Frontstadt von den westlichen Alliierten durch die Luft versorgt. Continue reading „Spielwiese Tempelhof – wo einst die Rosinenbomber landeten“

Sevilla: Viel mehr als Flamenco

Erschienen in den Salzburger Nachrichten

Von Lilo Hoffmann

Manuel kutschiert Touristen zu den Attraktionen von Sevilla. Dazu gehört auch die Plaza de Espana mit ihrem halbrunden Prachtbau.
Manuel kutschiert Touristen zu den Attraktionen von Sevilla. Dazu
gehört auch die Plaza de Espana mit ihrem halbrunden Prachtbau.

„Wie lange brauchen wir, um Sevilla kennen zu lernen“, fragt ein junges Pärchen seinen Reiseführer während der Besichtung der gotischen Kathedrale, dem mächtigsten Kirchenbau Spaniens. Als Antwort erhalten die beiden nur ein Achselzucken.

Im Sommer, bei Temperaturen zwischen 40 bis 50 Grad, braucht man sicher etwas länger, um sich annähernd ein Bild von Sevilla zu machen. Wer aber mehr sucht als Flamenco, Sonne und südliches Flair, sollte Andalusien in der Vor- oder Nachsaison besuchen. Continue reading „Sevilla: Viel mehr als Flamenco“

Budapest – diesmal wieder ganz anders!

Von Dr. Ferenc Horvath

Das Stadion
Das Stadion

Budapest erfreut sich wegen der hohen Besucherzahlen schon seit Jahren. Das ist ziemlich ungewöhnlich, da Ungarn nicht einmal eine eigene Fluggesellschaft besitzt, seit die Malev vor einiger Zeit Pleite gegangen ist.

Die Metropole zeichnet sich durch eine stabile, infrastrukturelle Entwicklung aus. Diese Entwicklung beruht ebenfalls offensichtlich auf dem Gemüt der eigenen Bürger – die mit der zum zweiten Mal wiedergewählten und zum zweiten Mal durch absolute Mehrheit ausgestatteten Regierung scheinbar immer noch zufrieden sind- eine starke positive Wirkung aus. Continue reading „Budapest – diesmal wieder ganz anders!“