Von Hans-Peter Kurr
Dieter Seidels Erfolg nach behördlichem Verbot
Köstlich: Das Theater „NN“ mit Büchner-Produktion endlich wieder im „Römischen Garten
„“Wohlverwahrt“ sollte der aus politischen Gründen aus dem Land Hessen geflohene Medizin-Student und Dichter Georg Bücher beim Untersuchungsrichter abgeliefert werden, falls es denn jemandem gelänge, ihn, den Kurzsichtigen, festzusetzen. So lesen wir in einem Steckbrief des Jahres 1835.Wohlverwahrt hat auch Dieter Seidel, Chef des Hamburger Theaters „NN“, das Geheimnis, wie es ihm gelungen ist – trotz chronischen Geldmangels – ein so qualifiziertes Ensemble für seine Inszenierung von Büchners „Leonce und Lena“ zusammenzustellen, das in diesen Tagen ein einigermaßen gedrängt sitzendes Premieren-Publikum, das während der Vorstellung eifrig „picknickte“, im Freilichttheater „Römischer Garten“ oberhalb des Falkensteiners Ufers mit sommerlichem Kunstgenuss verwöhnte.
Zwar hat Seidel von der Kulturbehörde einen geringen, nur für diese Produktion zu verwendenden, Zuschuss erhalten,
sodass die Altonaer Pfeffersäcke im Rathaus an der Palmaille die Produktion oberhalb der Elbe „open air“ zu zeigen nicht mehr verbieten konnten, (wozu auch die heftigen Proteste der Redaktion von Hamburgs erstem und einzigem Theatermagazin GODOT ein Scherflein beigetragen haben dürften!), aber : Ein beträchtlicher Teil dieses Zuschusses wird beim Abarbeiten der unsinnigen Forderungen des Altonaer Bezirksamtes „draufgehen“, das der Theaterleitung dreieinhalb Seiten Auflagen zugestellt hat bis hin zur Erneuerung der Rasenflächen etc.!
Nun denn: Seidels Bearbeitung dieses schwierigen Stückes, die zum Glück im festen Haus bereits ausprobiert war, gestaltete sich zu einem schönen, berechtigen Erfolg. „Stars“ des Abends waren eindeutig Claudia Schermutzki als König
und die unglaublich einfallsreiche Musikerin Annne Wiemann.
Die nächsten Vorstellungen (Sieben hat das Bezirksamt nur genehmigt – was das Theater in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten bringen dürfte -) finden statt, jeweils um 19.30 Uhr (Einlass: 18.30 Uhr) am 4. – 7.