Von Dr. László Kova
Toskana ist Romantik, hügelige Landschaft, blauer Himmel, Wein, weite Wiesen, Zypressen, Pinien, Kultur: Boccaccio, Botticelli, Dante, Galilei, Leonardo, Machiavelli, Michelangelo, Petrarca, Puccini und noch mehr.
Von Hamburg aus landeten wir eines Nachmittags im September in Pisa. In der Nachmittagshitze fuhr ich mit meiner Frau zu der Festungsstadt Lucca weiter. Den 40 kg Koffer auf einem Wägelchen schleppend, denn wir wollten alles sportlich machen, gingen wir zu unserem im Internet gebuchten Bed & Breackfest Hotel. Auch bei Abenddämmerung ist die Altstadt faszinierend, aus allen Ecken hörte man lautes Wortwechseln, wie man es dort nach dem Sonnenuntergang tut. Während unseres dreitägigen Aufenthalts konnten wir die Stadt gut entdecken, wir bewunderten die baulichen Errungenschaften der Florentiner Renaissance des bedeutenden Baumeisters Matteo Civitali (1436-1501), hörten in einem Konzert einige Kompositionen von dem grandiose Luigi Boccherini (1743-1805). Der „Teufelsgeiger“ Nicolò Paganini (1782-1840) machte die Stadt ebenso berühmt wie später Giacomo Puccini (1858-1924), dessen Museum leider wegen Renovierung geschlossen war.
Giacomo Puccini ist einer der berühmten Söhne der Stadt Lucca. Seine Melodien werden von Milano über Tokyo bis New York überall in der Welt gespielt.
Glücklicherweise ist in Italien der Bus- und Zugverkehr kostengünstig. So führte uns der Weg weiter nach Florenz, der Stadt der Kunst- und Kulturschätze. Der Dom, die Skulptur Davids, Uffizien, Bauten der Renaissance, die Heimat von Dante, das Museum von Michelangelo oder das Geistesgut von Machiavelli, Palazzo Pitti, die Brücke Ponte Vecchio ziehen aus aller Welt Menschenmengen an, alle möchten das selbe sehen, vor den Museen steht man stundenlang Schlange, die Piazzas und Straßen sind voll neugieriger Touristen.
Auf der Brücke Ponte Vecchio kauft man in teuren Geschäften Gold und Diamanten, bei den Straßenhändlern Handtaschen und billige Posters.
Bei Uffizien erholten wir uns von den täglichen Strapazen auf den Treppen sitzend, wo während der Abenddämmerung Straßenmusiker, ausnahmslos virtuose Gitarristen, zum großen Gefallen des spontan angesammelten Publikums Konzerte gaben. Derjenige, der Florenz ein bisschen kennen lernen möchte, muss dafür mehrere Tage einplanen und gute Kondition haben. Da wir im Internet nicht früh genug nach einer Unterkunft gesucht hatten, schliefen wir im Zelt (kein Platz für den Koffer!) des Campings Il Michelangelo auf dem Berg über der Stadt, von wo aus morgens ein herrliches Panorama von Florenz zu genießen ist.
Der Abstecher nach Vinci war ebenso erlebnisvoll. Der Bus schlängelt bis Vinci an einer wunderbaren Serpentintrasse an toskanischen Feldern und Höfen vorbei. Nach der Besichtigung des Museo Loonardino mit den Maschinenkonstruktionen (nach Skizzen nachgebaute Kriegsgeräte, Flugmaschinen, Fahrrad) von dem Renaissance-Genie Leonardo da Vinci (1452-1519) verfolgten wir bei der großen Mittagshitze die Touristenzeichen auf dem Berg hinauf zu seinem Geburtshaus, das in 6 km Entfernung liegt. Der Weg ist staubig, voll mit beinbrechendem losem Geröll, man wusste nicht, wo man den Fuß sicher absetzen sollte. Der Fußweg ist mit Olivenbäumen gesäumt, die Sonne knallte unerbittlich auf den Kopf, die Wasserreserven waren bald verbraucht, aber aufgeben konnte man nicht mehr. Mit dem letzten Krafteinsatz heftig atmend erreichten wir endlich sein angebliches Geburtshaus, das sehr dürftig aussieht. Im Inneren gibt es keine Einrichtung, man sieht nur die karge Steinmauer oder auf den huppeligen Steinboden. Dann füllten wir die Wasserflaschen auf und schleppten wir uns absolut erschöpft zurück nach Vinci.
Michelangelos David in Übergröße in der Nähe von Uffizien in Florenz
San Gimignano erreicht man mit Bus. Von weitem fallen die s.g. Geschlechtertürme aus dem 13. Jh. auf, die die Stadt wie Soldanten „bewachen“. Die Altstadt liegt innerhalb der Festungsmauer, die Touristen drängen sich durch die engen Straßen, werden von Geschäften, Restaurants, Kirchen, Museen freundlich aufgenommen. Eine Fülle von Galerien bieten in der hügeligen Weinanbaugegend gemalte Landschaftsgemälde an. Die Liebhaber des Radsports finden hier genügen Möglichkeiten, sich intensiv zu trainieren.
Die Blütezeit Sienas liegt in der Geschichte zwischen 1287 und 1355, als wohlhabende und auf Ordnung bedachte Kaufleute das Leben der Stadt bestimmten. Der Mittelpunkt der Stadt ist der Il Campo, der große, schräg liegende Platz mit mittelalterlichen Palästen und dem Rathaus. Es gibt in der Altstadt eine große Anzahl der Sehenswürdigkeiten: z.B. ist der mamorverkleidete Dom eine der schönsten gotischen Kirchen Italiens oder San Domenico, die mächtige Hallenkirche der Dominikaner, die 1225 zuerst im Stil der Gotik gebaut wurde. Unweit vom historischen Siena, aus der Gegend Chianti, kommen die besten Weine der Toskana. Unvergesslich bleiben unsere Weinproben im Freien zwischen den Weinreben während den Abenddämmerungen, als der Rotwein im Glas zu der untergehenden Sonne in zauberhaften Farben spielte. Die sanften Hügel, blumige Wiesen, Getreidefelder, Zypressenzeilen und Häusergruppen boten und bieten den Malern die schönsten Landschaftsmotive Italiens.
Im Campo dei Miracoli steht der weltberühmte schiefe Turm von Pisa.
Wer kennt nicht die Stadt mit dem schiefen Turm? Das ist Pisa. Für den fotografierenden Freund posieren die lustigen Touristen so, als würden sie den Turm in die Senkrechte zurückhelfen wollen. Am Stadtrand von Pisa stand der Turm schon beim Bau schief im Tempelbezirk, namentlich im Campo dei Miracoli: Auf der grünen Wiese befinden sich der imposante Dom, das Baptisterium, Campanile und Camposanto zum Stolz der Pisaner. Der berühmteste Sohn dieser religiösen Stadt ist Galileo Galilei (1564-1642), der vor der Inquisition in Rom seine wissenschaftliche Erkenntnis zurückzog, aber später verlautbarte er doch: „Eppur si muove“, also „Und sie bewegt sich doch“. Er meinte die Erde um die Sonne.
An unserem letzten Urlaubstag besuchten wir noch einmal Campo dei Miracoli. Bei der sinkenden Sonne zeigte es uns erneut seine Schönheit. Wir schossen die letzten Fotos und eilten durch die Stadt zu Fuß und mit dem 40 kg Koffer auf dem Wägelchen (!)zum Bahnhof, dann weiter zum Flughafen und sagten: „Arrivederci Toscana!“, das nächste Jahr sind wir wieder hier.