Von Uschi Tisson
Da meine ich, die größten musikalischen Botschafter Irlands bereits zu kennen, tut sich doch immer wieder eine herzerfrischende Überraschung auf: Kieran Goss! Ihn bisher nicht wenigstens einmal gehört zu haben, ist eine musikalische Sünde für einen Irland-Fan wie mich. Doch sie sei mir verziehen: Ich habe ihn live in der Empore bei seiner „Live in Belfast dvd-Tour“ in Empore Buchholz (Nordheide) erleben dürfen. Anfangs als Trio mit Ann Kinsala und Gareth Hughes. Dann mit seinen Überraschungsgästen, den Brüdern Brendan und Declan Murphy und natürlich auch solo.
Augen zu und einfach den Klängen der Gitarren und der betörenden Stimmen lauschen. Mir dabei vorzustellen, ich stehe am Strand von Valentia Island (Cty. Kerry) oder lasse den Blick über die „Clew Bay“ – der Bucht mit den 365 Inseln im Cty. Mayo – streifen und mir den Wind um die Nase wehen. Wem diese Verzauberung gelingt, obwohl ich abgehetzt und gerade noch rechtzeitig zu Konzertbeginn angekommen bin – der ist schon ein wahrer Meister.
Was die irischen Musiker und ihre Bands auszeichnet, ist „nicht viel Tam-Tam“ auf der Bühne. Schlicht der Vorhang. Einfach die Lichteffekte in wechselnden Farben. Die Songs, das Spiel der Gitarre und des Kontrabasses von Gareth Hughes und letztendlich die Stimmen sind der Mittelpunkt. „That’s what love is for“, „Jamaica I’m in love“, „Reasons to leave“ – die Songs verbreiten Gänsehaut-Feeling pur. Zwischendurch erzählt der in Nordirland geborene Kieran Goss immer wieder Lustiges, Nachdenkliches – kleine und große Begebenheiten aus seinem Leben in gutem Deutsch. Fast schon ein erwarteter „Running Gag“ eines jeden Konzerts mit irischen Künstlern: Der Hinweis auf den CD-Verkauf in der Pause und nach dem letzten Schlussakkord. Da gibt’s nicht nur Autogramme auf die CD- und DVD-Cover signiert. Auch für ein persönliches Wort oder ein Foto für die Fans und „Schreiberlingen“ zwischendurch nehmen sich die Künstler Zeit und ich habe nicht das Gefühl, das müsste jetzt unbedingt sein, weil nur Publicity fördernd.
Ein „full house“ hätte ich den Weitgereisten in der Nordheidestadt Buchholz schon gegönnt. Doch nicht die Masse der Zuhörer macht es letztendlich aus, ob ein Auftritt gelingt oder nicht. „Es war okay so“, sagte Declan zu mir nach dem Konzert. „und es hat uns unheimlich viel Spaß gemacht.“
Von mir jedenfalls bekommt das Konzert das Siegel „Prädikat wertvoll“. Es hallt noch nach! „I’ll be seeing you“ – der Titel seiner letzten Studio-CD – ist verpflichtend!
Man sieht sich, man hört voneinander, Uschi Tisson ©
Text und Fotos: copyright Uschi Tisson
Weitere Stationen ihrer Tournee hier: http://www.kierangoss.com/