Hamburger Museen, Ausstellungshäuser und Gedenkorte öffnen wieder ihre Türen zur Langen Nacht der Museen.
Kulturinteressierte können sich auf eine besondere NACHTWANDERUNG durch Kunst, Geschichte, Natur und Technik begeben.
Die Lange Nacht der Museen 2025 bietet unter dem Motto „Nachtwanderung“ beiderseits der Elbe einzigartige Programmpunkte an und lädt dazu ein, vertraute Orte neu wahrzunehmen und bisher Unbekanntes zu entdecken. Zum ersten Mal ist das Achilles-Stiftung Glasmuseum dabei.
Besucherinnen und Besucher können ganz nach ihren Interessen ihre individuelle Entdeckungsroute gestalten und aus über 500 Veranstaltungen ihr Programm zusammenstellen.
Geboten werden Führungen von Kuratorinnen und Kuratoren, Mitmachaktionen, Workshops, Lesungen, Technikvorführungen, Vorträge, Tanz, Film und vieles mehr.
Ergänzt wird das Angebot durch interaktive Programme für Familien, Führungen für Menschen mit und ohne Sehbehinderung, Führungen in Deutscher Gebärdensprache und Veranstaltungen auf Englisch und in weiteren Sprachen.
Eine Nacht, vielfältige Routen
Wie wäre es zum Beispiel mit einem Harburg-Streifzug? Im Archäologischen Museum entstehen in nur fünf Minuten humorvolle Porträts der Besucher und Besucherinnen.
Im electrum – Das Museum der Elektrizität treffen elektrische Technik und Kulinarik aufeinander, wenn in der Heinzelkoch-Küche Toast Hawaii zubereitet wird. Der Kunstverein Harburger Bahnhof erkundet in „What Remains of Light“ die Verbindung von Licht und Erinnerung. In der Sammlung Falckenberg eröffnet die Jubiläumsausstellung „HOW’S MY PAINTING?“ neue Perspektiven auf die Malerei.
Bergedorf bei Nacht hält regionale Entdeckungen bereit: Im Astronomiepark Hamburger Sternwarte können Interessierte den Nachthimmel durch Teleskope beobachten, mit dem Nachtwächter des Bergedorf Museums durch den Stadtteil streifen, in der Bergedorfer Mühle Korn mahlen oder im Deutschen Maler- und Lackierer-Museum Farben mit historischen Techniken anrühren.
Hamburgs Wilder Westen entführt im Jenisch Park in die Welt der Kunst und Kultur. Die drei Museen, das Bargheer Museum, das Ernst Barlach Haus und das Jenisch Haus, laden beim Botanic Bingo zur Suche nach Pflanzen in der Kunst ein. Das Bargheer Museum bringt mit seiner Ausstellung die Sonne Ischias nach Hamburg und begleitet den Abend mit Live-Jazz. Im Ernst Barlach Haus entfaltet sich die schillernde Kunstwelt der 1920er – von Varietés bis Zirkus.
Auf der „Nie wieder ist jetzt“-Route wird die Erinnerung wachgehalten. Im Altonaer Museum gewährt die Sonderausstellung „Altona – Theresienstadt“ einen bewegenden Einblick in die Lebenswege von Leon Daniel Cohen und Käthe Starke-Goldschmidt. Das Universitätsmuseum Hamburg beleuchtet bei einer Führung die Geschichte vertriebener Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen während der NS-Zeit und zeigt die Auswirkungen des erzwungenen Exils.
1 Ticket, 51 Museen
Ticketpreise:
17,00 Euro; ermäßigt 12,00 Euro; Junge Nacht für 13 – 7-jährige 4,00 Euro; Kinder bis 12 Jahre kostenfrei
Ab sofort erhältlich in allen teilnehmenden Museen, an vielen Vorverkaufskassen in Hamburg und Umgebung sowie im Online-Ticketshop unter: https://shop.langenachtdermuseen-hamburg.de/
Das Ticket berechtigt zur Nutzung des hvv (Ringe A-F) am Veranstaltungstag ab 16:00 Uhr – 6:00 Uhr am Folgetag und des LANGE NACHT-Bus-Shuttles.
Außerdem ist die Nutzung der Historischen S-Bahn zwischen Altona und Barmbek sowie des Barkassen-Shuttles vom Anleger Sandtorhöft zum Anleger Deutsches Hafenmuseum / Stiftung Hamburg Maritim enthalten.
{„capture_mode“:“AutoModule“,“faces“:[]}Für Leser und Buchliebhaber: zwei Veranstaltungen an einem Tag, beide in Hamburg Altona in der
Schnittke-Akademie Max-Brauer-Allee 24, rund 400 Meter vom Bahnhof Altona entfernt
Donnerstag, 1. Mai, 15:30 bis 17:30 Uhr
Hamburger Autorenvereinigung Tiefgründige und humorvolle „Perlen der Literatur“
Fünf neue Bücher aus dem Input-Verlag (Wilhelm Busch, Christof Stählin, Cécilede Jong, Guy de Maupassant, Thomas Mann) mit Charlotte Ueckert, Maren Schönfeld und Ralf Plenz.
Musikalische Begleitung mit Stählin-Liedern: Holger Saarmann, Gitarre
Eintritt: frei
Feine Bücher
Gespräche
Neue „Perlen der Literatur“
Donnerstag, 1. Mai, 11 bis 15 Uhr (inkl. Pause) Bücherliebhaber und Bibliophile inklusive Büchertauschbörse
jeder Besucher bringt maximal 7 Bücher mit und tauscht kostenlos maximal 7 Bücher ein
Ausstellung und Podiumsgespräche (Verleger, Journalisten, Büchermacher/Buchkünstler)
„Pirckheimer im Norden“
Eintritt: frei
Alfred Schnittke-Akademie im Hochparterre, Max-Brauer-Allee 24, rund 400 Meter vom Bahnhof Hamburg-Altona
Am 12. und 13. April 2025, jeweils von 10 bis 17 Uhr öffnet die Eulsetehalle in Himmelpforten ihre Türen für alle Bücherliebhaber – und das bei freiem Eintritt! Die von der Initiative „…fair geht vor!“ organisierte Buchmesse verspricht ein abwechslungsreiches Programm, das Menschen aller Altersgruppen begeistert.
Die Veranstaltung steht in diesem Jahr unter der Schirmherrschaft von Corinna Lange, Landtagsabgeordnete (SPD), und Kai Seefried, Landrat des Landkreises Stade (CDU), die mit ihrem Engagement die Bedeutung von Literatur und sozialem Miteinander betonen. Corinna Lange wird die Buchmesse am Samstag eröffnen.
Zu den Ausstellern gehören unter anderem Ann-Kathrin Karschnick, der Chronistenturm, Marley Alexis Owen und viele weitere spannende Akteure der Buchwelt, die die Messe mit ihrer literarischen Vielfalt bereichern. Erleben Sie diese Vielfalt der Literatur mit Ausstellern und Autoren aus den unterschiedlichsten Genres – von packenden Romanen und spannenden Krimis, bis hin zu inspirierenden Sachbüchern.
Gäste einer Lesung auf der Buchmesse
Freuen Sie sich auf Lesungen, bei denen Autoren ihre Werke präsentieren und Einblicke in ihre Geschichten geben. Hier einige Highlights aus dem Programm:
– Samstag, 12. April, 11:00 Uhr: Olympiasiegerin Heike Henkel.
– Samstag, 12. April, 16:25 Uhr: Nadine Most.
– Sonntag, 13. April, 15:35 Uhr: Lovemoon-Verlag.
Ein besonderes Highlight in diesem Jahr: Die Olympiasiegerin Heike Henkel wird ihr neues Buch vorstellen und am Stand des Sibost-Verlags für Gespräche und Begegnungen mit ihren Lesern zur Verfügung stehen.
Mit der Unterstützung durch Standgebühren und Cafeteria-Verkäufe wird es möglich, nach Abzug der notwendigen Kosten auch soziale Zwecke zu fördern und die Gemeinschaft aktiv zu unterstützen.
„Diese Buchmesse ist nicht nur ein Treffpunkt für Literatur – sie ist ein Statement für Gemeinschaft, Inspiration und soziales Engagement. Lassen Sie sich dieses besondere Ereignis nicht entgehen und werden Sie Teil eines Wochenendes, das Köpfe bewegt und Herzen verbindet!“
Ein gewöhnlicher Dienstag, der 5. Oktober 1921 in London? Halt nein, da schien sich etwas anzubahnen. Etwas Besonderes. Gegen 20 Uhr strebten mehrere Herren, vereinzelt auch Damen dem Restaurant The Florence in der Rupert Street, im kultigen Viertel Soho zu. Um 1890 herum war The Florence das Lieblingslokal von Oscar Wilde und später trugen dort „zornige“ Schriftsteller und Dichter wie Filippo Marinetti aufrührerische Texte vor. Ja, das Florence war seit Jahrzehnten ein beliebter Ort der schreibenden Zunft. War für heute etwa wieder Revolutionäres vorgesehen? Warten wir‘s ab.
Grüppchen schritten an den großen Bogenfenstern des Lokals vorbei und ab und an hielt eine Droschke davor, der Personen entstiegen, die gleichfalls im Restaurant entschwanden. Es fiel auf, dass die Gäste allesamt festlich in Anzug und Abendkleid daherkamen und nach kurzem Smalltalk im von Kronleuchtern illuminierten Speisesaal, Platz nahmen …
Bis auf eine Gruppe mit Dame, und die war umringt von diskutierenden Herrn. Ein gewisser George Bernhard Shaw war auch darunter. Die Dame schien an diesem Abend eine wichtige Rolle zu spielen. Schwarz gekleidet war sie erschienen, ihr rundliches Gesicht zeigte den Ansatz eines Doppelkinns. Ihre Lippen waren zart geschminkt. Die Augen, blaugrau, hatten ihr Gegenüber fest im Blick. Dunkles, mittellanges Haar, gewellt, zeigte einen Mittelscheitel. Eigentlich eine gemütliche Person, Mitte 50.
Spätere Erkundigungen ergaben: Die Dame hieß Catherine Amy Dawson Scott, wurde im August 1865 in London geboren, war Schriftstellerin, doch vor allen Dingen eine ebenso umtriebige wie talentierte Organisatorin.
Einst war sie mit dem Arzt Dr. Scott verheiratet gewesen, hatte drei Kinder und lebte mehrere Jahre auf der Isle of Wight. In der Abgeschiedenheit wurde es ihr zu langweilig. Also zog es sie zurück nach London, ins literarische Leben, dichtete und schrieb Romane.
Nach 20 Ehejahren ließ sie sich scheiden. Auch noch zu erfahren war, dass Catherine Scott gern behauptete über übersinnliche Kräfte zu verfügen. Im Jahr 1929 gründete sie die Survival Leage, eine spirituelle Organisation. Gestorben ist sie 1934 in London.
To-Morrow Club, Dinner Club, PEN
Zurück in den Speisesaal des Florence, in dem sich unterdessen 44 Schriftstellerinnen und Schriftsteller niedergelassen hatten: Es wurde ausgiebig gespeist. Das sechsgängige Galadinner mundete vorzüglich. Eigentlich war die Zusammenkunft bei gutem Essen immer noch nichts Außergewöhnliches.
Catherine Amy Dawson Scott, Freunde nannten sie Sappho, hatte bereits geraume Zeit vorher einen Verein zur Förderung junger Autorinnen und Autoren gegründet, den To-Morrow-Club. Eine Art literarische Freundschaftsgesellschaft, die auch mit etablierten Schriftstellern bekannt machen sollte. Zu diesen Club-Abenden mit gediegener Verköstigung wurden auch Redakteure und Literaturagenten eingeladen. Zu den frühen Club-Mitgliedern zählten unter anderen Joseph Conrad, George Bernard Shaw, oder H.G. Wells. Also alles beim Alten?
Wäre da nicht Sapphos Abend-Einladung folgenden Inhalts vorangegangen: „London hat kein Zentrum, an dem wohlbekannte Schriftsteller beiderlei Geschlechts verkehren können, keinen Ort, an dem illustre Gäste aus dem Ausland sie zu treffen hoffe, dürfen. Da ein Dinner Club diesen Bedarf erfüllen würde, schlage ich vor, ihn zu gründen.“
Nachdem sich die Gäste an dem Galadinner gestärkt hatten, wurde Sapphos Vorschlag mit Begeisterung angenommen. Das Organisationstalent hatte den Weg bereitet und den Vorläufer des PEN an diesem Abend ins Leben gerufen. Zunächst als „Dinner Club“, der jedoch rasch zu einer internationalen Schriftstellervereinigung von Rang wuchs. Und, was wenig bekannt ist: Mit der Vereinigung entstand gleichzeitig die älteste internationale Menschenrechtsorganisation der Welt! Dawson Scott überließ an diesem Abend dem eloquenten, weltgewandten Schriftsteller John Galsworthy die „Laudatio“.
Der erste PEN-Präsident
Seine Worte: „Wir Schriftsteller sind gewissermaßen die Treuhänder der menschlichen Natur, und wenn wir engherzig und voller Vorurteile sind, schaden wir der gesamten Menschheit. Aber je besser wir einander kennen, desto größer sind die Aussichten der Menschheit auf Glück in einer noch nicht allzu glücklichen Welt.“
John Galsworthy wurde Präsident des Internationalen PEN und blieb dies bis 1933. Der gelernte Jurist wohlhabender Eltern fand am Beruf des Rechtsanwalts kein Interesse. Er ging zur See wo er Joseph Conrad kennenlernte, der in ihm die Begeisterung an der Literatur entfachte.
Wenngleich er sich bisweilen wie ein Aristokrat mit Frack und Zylinder zeigte, übte er Kritik am britischen Klassensystem, und schilderte auf ironisch-sarkastische Weise Großbürgertum und Adel. Beißend glossierte er den Materialismus der Oberklasse und klagte über die Situation unglücklich verheirateter Frauen.
Als bekanntes Werk sei seine „Forsyte Saga“ erwähnt. Sie trug dazu bei, ihm 1932 den Literaturnobelpreis zu verleihen. Sechs Wochen nach der Ehrung verstarb Galsworthy in London an einem Gehirntumor.
Die Organisation
Die neu gegründete Schriftstellervereinigung begab sich an die Formalien: Der Mitgliedsbeitrag belief sich auf fünf Shilling für Sekretariatsausgaben. Galsworthys Sekretärin wurde übrigens Dawson Scotts Tochter Marjorie. Zur Mitgliedschaft konnte man gebeten werden. Bewerbungen waren verpönt. Exklusivität zeigte sich in den Voraussetzungen: Die Publikation eines Gedichtbands oder eines Romans, veröffentlicht von einem bekannten europäischen oder amerikanischen Verlag; eines Theaterstücks, das auf einer bekannten Bühne aufgeführt worden ist; oder die derzeitige oder frühere Herausgeberschaft einer bekannten Zeitung oder Zeitschrift. Und das Kürzel PEN? Ein Apronym des Wortes „pen“, Schreibfeder für Poets, Essayists, Novelists.
In den ersten Jahren war für Dawson Scott und Galsworthy wichtig, im Sinne der Völkerverständigung zu wirken, um Frieden zwischen den Völkern zu sichern. In seinem Bestreben sollte sich der PEN jedoch unpolitisch verhalten. „No politic, under no circumstances!“ wurde postuliert. PEN sollte nicht zwischen die Mahlsteine unterschiedlicher Weltanschauungen geraten. Die Politikabstinenz ließ sich jedoch nicht lange durchhalten.
Stürmische Zeiten
Der erste PEN-Kongress fand 1923 in London statt. Inzwischen hatten sich bereits elf nationale PEN-Zentren gegründet und sich dem Dachverband in London angeschlossen. Unter der Leitung des Bühnenautors Ludwig Fulda gründeten Autoren am 15. Dezember 1924 das PEN-Zentrum in Deutschland, das durch die NSDAP und die spätere Teilung Deutschlands Jahre stürmischer Zeiten erleben musste.
Das PEN-Mitglied Ernst Toller, ein deutscher Dramatiker, setzte sich als wohl erster für eine Politisierung des PEN International ein. Als es um die Frage der Aufnahme exilrussischer- und sowjetrussischer Schriftsteller ging, scheiterte er jedoch an der Zustimmung des PEN Dachverbands.
Die Literaturgrößen Bertolt Brecht, Alfred Döblin und Kurt Tucholsky traten 1926 ein. Sie kritisierten sogleich die konservative Ausrichtung des PEN. Adolf Hoffmeister, Schriftsteller, Maler, Karikaturist, Journalist und Anwalt, war in den 1930iger Jahren Präsident des tschechischen PEN-Clubs. Er zeichnete Catharine Amy Dawson Scott als „Die Mutter der PEN-Clubs“ und „stellte“ einige Clubzentren um sie herum.
Oh ja, Sappho war nicht nur Mutter, auch eine frühe Feministin und achtete darauf, dass Frauen im PEN nicht zu kurz kamen, sondern würdig vertreten waren. Auf dem PEN-Kongress in Oslo 1928 erfuhr sie, dass ein PEN-Zentrum keine Frauen zuließ. Das brachte sie in Rage. Sie wetterte: „Es widerspricht dem Geist des PEN. Ich bestehe darauf, das Gleichheitsprinzip in den Prinzipien des PEN zu verankern!“
Nach ihrem Tod gab es starke Frauen in der Organisation. Margaret Storm Jameson vertrat um 1930 den englischen PEN-Vorstand. Und weltberühmte Schriftstellerinnen zählten zu PEN-Mitgliedern: Nadine Gordimer, Toni Morrison, Margaret Atwood … , um stellvertretend lediglich drei Namen zu nennen.
Gründung des deutschen PEN
1947 wurde der deutsche PEN neu gegründet, spaltete sich dann vier Jahre später in die Sektion Ost und West. Erst 1998 gelang es endlich, nach mühevollen Verhandlungen ein gemeinsames deutsches PEN- Zentrum in Darmstadt, mit Christoph Hein als Präsidenten, zu gründen.
Unter Deniz Yücel bahnte sich 2022 eine Zerreißprobe an, die unschön öffentlich ausgetragen wurde. Es hieß, politische Differenzen und der Führungsstil Yücels führten zu den Auseinandersetzungen, die schließlich zum Rück- und Austritt des Präsidenten führten.
José F. A. Oliver ist der jetzige Präsident. Noch im selben Jahr gründeten Deniz Yücel und Eva Menasse den PEN Berlin. Wobei es in der Beurteilung des Israel-Gaza-Konflikts abermals medienwirksame Differenzen innerhalb des PEN Berlin gab.
In der Tat, PEN Deutschland hat eine aufreibende Geschichte. Es sei die Frage erlaubt: Schlossen die PEN-Gründer politische Aktivitäten in einer Welt der Krisen wohlweislich aus?
Eisernen Bestand hat die PEN-Charta, sie ist für alle PEN Zentren weltweit verpflichtend und von den Mitgliedern zu unterschreiben. Im Kern geht es darin um die Freiheit des Wortes.
PEN International als Dachverband vereint zur Zeit 144 Zentren in 102 Ländern und ist seit 1948 auch beratendes Mitglied der UNESCO für die Bereiche: Erziehung, Wissenschaft, Kultur. Der Verwaltungssitz befindet sich wie gehabt am Gründungsort in London. Derzeitige Präsidentin ist Jennifer Clement als die erste Frau des PEN International.
Überzeugende Verfechter
Als einen der überzeugendsten Verfechter des Leitmotivs sei Salman Rushdie erwähnt: „Die Freiheit des Wortes – ein Fundament unserer Kultur. Ohne diese Freiheit muss jede andere Freiheit scheitern. Sie ist ein universelles Menschenrecht.“ Und weiter: „Der autoritäre Geist hat Angst vor dem freien Geist,“ so Rushdie.
Dieser freie Geist ist zu wahren durch den Mut des Einzelnen und die Kraft der Gleichgesinnten. Bisweilen riskiert der Freigeist das Leben für seine Überzeugung. Es sei an Alexej Nawalny gedacht.
Mit den Worten Juli Zehs möchte ich meine Ausführung abschließen: „Die Freiheit des Wortes ist nichts, wofür man einmal kämpft, um es für immer zu gewinnen. Sie ist das Ringen um die Grundlagen des menschlichen Zusammenseins. Welche Aufgabe könnte ehrenvoller für uns Schriftsteller sein!“
Darauf frei nach Leo Tolstoi: „Das Gute und das wahre Wort sind unzertrennlich.“
Dieser Artikel erscheint auch in der Anthologie „Freiheit des Wortes“, Kulturmaschinen Verlag, 97199 Ochsenfurt.
Der 9. Cradle to Cradle Congress am 13. und 14. März 2025 mit 80 Speakern und insgesamt 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hat gezeigt, wie vielfältig die Ansätze für eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft in Deutschland inzwischen sind. „Echter Wandel braucht mehr als Schadensbegrenzung. Er erfordert eine konsequente Transformation hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft. Ein Ansatz, den nur Cradle to Cradle in seiner Ganzheitlichkeit bieten kann“, sagten Nora Sophie Griefahn und Tim Janßen, geschäftsführende Vorstände von Cradle to Cradle NGO in ihrem Eingangsstatement.
In seiner Keynote betonte Dr. Eckart von Hirschhausen, dass reaktive Lösungen nicht zielführend seien und nicht an den Ursache der vielfältigen Probleme unserer Zeit ansetzten. Ein anschauliches Beispiel dafür sei die Luftverschmutzung in Großstädten, zu einem Großteil verursacht von Reifenabrieb, dessen Partikel sich in unseren Lungen absetzen. „In vielen Städten hat jeder dritte Mensch ein Asthmaspray, was jedoch nicht die Lösung des Problems darstellt, sondern nur die körperliche Reaktion unterdrückt“, sagte Hirschhausen. Um das Bewusstsein für zusammenhänge Probleme zu schärfen sei es notwendig, eine „Kommunikation zu finden, die uns unter die Haut geht, die nicht nur die Netzhaut und unser visuell überlastetes System erreicht, sondern uns wirklich über das Ohr auch innerlich berührt.“ „Lasst uns also Cradle to Cradle denken, denn die nächste Generation ist schon unterwegs.“ sagte Dr. Eckart von Hirschhausen abschließend. „Wir dürfen nicht nur den negativen Impact sehen. Wir müssen vom Footprint zum Handprint kommen und dann schließlich zum Heartprint.“
Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall und Beirätin von C2C NGO, sagte: „Ich bin schon lange bekennender Cradle-to-Cradle-Fan. Wir sagen als IG Metall: Cradle to Cradle ist eine große Chance für den fairen Wandel und den ökologischen Umbau, den wir in diesem Land und in Europa brauchen. Der Weg ist noch lang und steinig, aber wir stehen nicht mehr am Anfang. Ein modernes Auto besteht aus 10.000 einzelnen Teilen – Stahl, Aluminium, Gusseisen, Elektronikkomponenten und vielen unterschiedlichen Kunststoffen. Wir sind der Meinung, dass vieles, was im Auto steckt, wiederverwendet werden kann und sachgerecht von der Wiege zur Wiege zu etwas Neuem werden kann.“
Netzwerkcafe. Foto: Jan Kulke
In den Foren wurden die Themen des Kongresses weiter vertieft, so auch zum Thema „Transformation begleiten: Die Rolle von Kultur & Medien“. Unter Moderation von Dr. Monika Griefahn diskutierten Domitila Barros (Greenfluencerin, Social Activist und Referentin der Gesellschaft der Europäischen Akademien e.V.) mit Jacob Sylvester Bilabel (Projektleitung, Green Culture Anlaufstelle), Johanna Jaurich (Dokumentarfilmregisseurin, fechnerMEDIA), Tabea Kaplan (Geschäftsführerin, Loft Concerts) und Jo Schück (Journalist & Moderator, ZDF). Einig waren sich alle, dass es nicht reicht, über den Wandel bloß zu berichten, sondern dass Kulturschaffende eine aktive Rolle einnehmen müssen. Ein Beispiel hierfür war unter anderem die von Tabea Kaplan vorgestellte Zusammenarbeit mit den Rockgruppen Die Ärzte und Die Toten Hosen in vier Konzerten im Projekt Labor Tempelhof. Es zeigt, dass sich klima- und ressourcenpositive Veranstaltungen heute schon umsetzen lassen und ganz erheblich Ressourcen sparen können. Domitila Barros betonte die Notwendigkeit, Brücken zu bauen und nur gemeinsam in eine gute Zukunft gehen zu können. Die Foren gaben viel Anlass für den anschließenden Austausch im Netzwerkcafé.
Die BuchDruckKunst feiert 2025 ihr 20. Jubiläum und lädt vom 4. bis 6. April erneut ins Museum der Arbeit ein. Die Messe für Erlesenes auf Papier bringt Liebhaberinnen und Freunde von feiner Buchkunst, künstlerischer Grafik und zeitgenössischem Druckhandwerk zusammen. Unter dem Motto „Herzblut und Werkschwarz“ präsentieren rund 60 Ausstellerinnen und Aussteller ihre Arbeiten, die von handwerklicher Präzision, gestalterischer Leidenschaft und dem Experimentieren mit klassischen Drucktechniken geprägt sind. „Werkschwarz“, die tiefschwarze Druckfarbe aus Ruß und Leinöl, steht in diesem Jahr symbolisch für das traditionsreiche Buchdruckhandwerk. Historische Maschinen und Techniken wie der Bleisatz, die Holzletter-Fräsen und der Druck auf Tiegel- und Schnellpressen werden während der Messe live vorgeführt.
Zu den Ausstellenden gehört etwa Daniel Klotz, der in seiner Berliner Manufaktur DIE LETTERTYPEN historische Maschinen und Handwerk mit digitalen Technologien, wie laserbelichteten Polymerklischees, verbindet. Dirk Lange widmet sich der traditionellen Papierkunst und fertigt in aufwendiger Handarbeit außergewöhnliches Handmarmorpapier mit einzigartigen Mustern. Gleichzeitig geben innovative Gestalter wie Martin Schneider und Dominik Schmitz mit ihrem OPEN PRESS PROJECT Einblicke in neue Wege der Druckkunst. Dabei entwickelte Schneider eine 3D-druckbare Mini-Radierpresse, die weltweit Anklang findet und traditionellen Tiefdrucktechniken eine neue Zugänglichkeit verleiht.
Das diesjährige Messemotiv stammt von Klaus Raasch, der die BuchDruckKunst seit ihrer Gründung 1997 als Gestalter geprägt hat und sie seit 2016 organisiert. Mit der Verwendung seines Motivs verabschiedet er sich von der Messe, die er über Jahrzehnte mit seinem Engagement für Druckkunst und Typografie bereicherte. Die von ihm gestaltete Typografik steht sinnbildlich für die BuchDruckKunst und spiegelt das zentrale Anliegen der Messe wider: die Verbindung von Tradition und Innovation. Auch in diesem Jahr wird die BuchDruckKunst wieder zu einem lebendigen Forum, bei dem das Publikum vor Ort mit Buchkünstlerinnen, Druckern und Typografie-Experten in Kontakt treten kann.
Freitag, 4. April 2025 von 17 bis 21 Uhr, Eintritt 9 Euro Samstag, 5. April 2025 von 10 bis 18 Uhr, Eintritt 12 Euro / erm. 9 Euro Sonntag, 6. April 2025 von 10 bis 17 Uhr, Eintritt 12 Euro / erm. 9 Euro
Im Eintrittspreis ist ein bebildertes Ausstellerverzeichnis enthalten.
Handmarmorpapier. Foto: Dirk Lange
Die Radierpresse aus dem 3D-Drucker ermöglicht das Drucken auf kleinstem Raum. Foto: Open Press Project
“Doubt” is set in the mid-sixties of the last century, a year after President John F. Kennedy was shot in Dallas while campaigning for a second term in office. His death coincided with the Second Ecumenical Council of the Vatican aka Vatican II, which was meant to establish a closer relationship between the Church and contemporary society.
The Assassination of President John F. Kennedy Shocks the World
The setting of the play is St. Nicholas, a Catholic church and school in the Bronx. We write the year 1964. We meet Father Flynn (Brian Tynan) in his church giving a sermon on the distinction between doubt and certainty. The question is “What do you do when you’re not certain?” He refers to the death of President Kennedy who was killed on November 22, 1963, leaving the world in shock and dispair. In Father Flynn’s opinion this was not necessarily negative since it brought people together spiritually. A daring statement that was not shared by everyone.
„Fairness in sport is of utmost importance.“
Anyway, the young progressive priest follows his own instincts and neither cares for other people’s opinions nor for outdated rituals. Besides being the “good shepherd” in questions of faith he wants to be a friend to his pupils. It is one of the priest’s foremost pleasures to coach the school’s basketball team, teaching his boys fairness while strengthening their fighting spirit at the same time.
The Priest and the Nun
The principal of St. Nicholas, Sister Aloysius of the Sisters of Charity (Jan Hirst), is the sheer opposite of Father Flynn. Clad in black from head to toe, the widow of a hero who died during the Second World War, is a rigid self-righteous woman lacking the slightest hint of humour, let alone tolerance towards people who do not share her opinions. She represents one of these rules-bound disciplinarians that do not forgive any shortcomings. You may call her “Big Sister” who is permanently surveilling and watching other people. George Orwell would have taken pleasure in meeting one of his own horror figures in the flesh.
Opponents
„Oh, Sister James, I have such doubts.“
It Is no secret that Sister Aloysius utterly dislikes Father Flynn. She criticizes his fingernails which are far too long for her taste and should be cut short. Another unforgivable sin is Father Flynn’s taking three lumps of sugar in his tea. The man is guilty of a sweet tooth. How shocking! While pupils love the friendly progressive priest, they fear the relentless principal of their school. It comes to a show-down between the two opponents when Sister Aloysius becomes aware of a “special” relationship between Father Flynn and twelve-year old Donald Muller, the only black boy in St. Nicholas. Since the boy is mobbed by the other pupils due to his colour, Father Flynn feels obliged to protect him. However, the nun being destitute of any empathy, suspects that the boy has been molested by the priest.
It is just a feeling without any evidence whatsoever. But the sister is absolutely certain that something scandalous is going on between teacher and pupil. When Sister James (Naomi O’Taylor), a young naïve novice, is telling her that she recently smelled alcohol on Donald’s breath, Aloysius is absolutely sure that the priest is guilty of abusing the black boy.
No Way Out – the Die is Cast
Sister Aloysius insists that Father Flynn be removed from her school. She even lies to her superiors to get rid of the priest. Finally, he has to leave St. Nicholas. However, thanks to the male-dominated church hierarchy he is promoted into a higher position in another parish where, as Aloysius suggests, he will continue his pedophile crimes and further poison the boys’ minds.
Donald Muller is heartbroken when hearing that his favourite teacher had to leave St. Nicholas. His mother seeks the dialogue with Sister Aloysius accusing her of doing harm to her son. Does this rigid woman really think that she is doing good? “The world is a hard place. I don’t know that you and me are standing on the same side”, Mrs. Muller says before leaving the rectory. When Father Flynn later faces Sister Aloysius he is furious and near to tears. He accuses her of trying to influence Donald’s mother. “Do you have any evidence to support your accusations against me?” he asks her. No reply. But the nun sticks to her bias. She is sure that Father Flynn will use his new position to molest boys. She knows for sure that this is Father Flynn’s intention. When Sister James joins her later, she sobs: “Oh, Sister James, I have doubts! I have such doubts!”
Doubts about Father Flynn’s Innocence remain…
„Listen, Sister Aloysius, my Donald is a good boy.“
A great play with many question marks. Can you rely on Father Flynn’s words that he is innocent of any abuse at St. Nicholas? Of course, he can’t prove his innocence. And that is the crucial point. When gossip spreads it is difficult to prove that you are not guilty. We all know the saying: “Where there is smoke, there is fire.”
Can you trust Father Flynn whose intention it is to be his pupils’ guy-like progressive parish priest? The helping hand when any calamities arise that the boys are unable to solve by themselves? Or is he a most talented actor and hiding his bad intentions behind the mask of good guy? Hard to say. While the unbending bigot Sister Aloysia is as sure as a rock that the priest is a pedophile, most of her colleagues do not agree with her. Particularly Donald and his fellow students feel that the priest is the “good shepherd” teaching them values for their adult life in a hard world.
Bert Brecht, the great German poet and theatre aficionado would probably close this review with these words: We are standing here sort of spell-bound and have no answer to any of the questions posed in the play. Curtain.
A wonderful drama featuring four outstanding actors. Also a big hand for director Dean!
Last performance of “Doubt” on April 12, 2025. Tickets under phone number 040 – 227 70 89 or online under www.englishtheatre.de
Next premiere: “Anthropology” be Lauren Guderson, on May 5, 2025
Pater Flynn liest seiner Gemeinde einfühlsam die Leviten.
Die neue Premiere am English Theatre of Hamburg.
Clifford Deans brillante Inszenierung eines brisanten Theaterstoffs, das mit dem renommierten Pulitzer-Preis geadelt wurde, auf den Brettern des English Theatre. Dieses Drama hält die Zuschauer bis zur letzten Sekunde in Hochspannung. Nur vier Schauspieler stehen auf der Bühne. „Doubt“ ist ein Stück, das von den außerordentlich intensiven Dialogen zwischen den Protagonisten lebt.
Sind katholische Geistliche pädophil?
Jene Geschichte, die hier in knapp zwei Stunden erzählt wird, ist aus heutiger Sicht ziemlich banal. Denn längst haben wir uns an
Schlagzeilen gewöhnt, die den (angeblichen) Missbrauch junger Männer durch Geistliche der allein selig machenden katholischen Kirche thematisieren. Es gibt immer wieder Aufmacher, die nicht nur auf den Titelseiten der Boulevardblätter, sondern auch in seriösen Presseorganen für Furore sorgen. Allerdings hat der amerikanische Erfolgsautor John Patrick Shanley die Handlung in das Jahr 1964 verlegt. Noch dazu in die katholische Schule St. Nicholas im New Yorker Stadtteil Bronx. Wenn man auch seinerzeit den Begriff „No Go Area“ noch nicht benutzte, war dieser Distrikt bereits in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts eine Gegend, in der „man“ eigentlich nicht wohnte. Dennoch, Pater Flynn (Brian Tynan), ein aufgeschlossener Priester irischer Herkunft, hat es sich nun einmal in den Dickschädel gesetzt, seinen Schülern ein guter Lehrer und sogar ein Freund zu sein. Davon profitiert in erster Linie Donald Muller, der einzige schwarze Schüler in St. Nicholas, der jedoch die ganze Zeit über unsichtbar bleibt.
Nervenkrieg der Antipoden
„St. Nicholas ist ein Ort sportlicher Fairness.“
Wir sehen Pater Flynn, in kostbare Talare gehüllt, auf der Kanzel, wie er seiner Gemeinde erfrischend menschlich ins Gewissen redet. Und dies immer mit einem spitzbübischen Zwinkern in den Augenwinkeln. Ebenso locker sieht er die sportliche Erziehung seiner Zöglinge, die er zu Kampfgeist und Fairness beim Basketball ermuntert.
Die Gegenspielerin dieses mit seiner Zeit gehenden Kirchenmannes ist Schwester Aloysius (Jan Hirst), die Schulleiterin von St. Nicholas, eine vom Leben enttäuschte Nonne alter Schule, die dem reformatorischen Geist Pater Flynns nicht nur skeptisch, sondern offen feindselig gegenübersteht. Sie, die einst mit einem den Heldentod im Zweiten Weltkrieg gestorbenen Soldaten verheiratet war, steht treu im Dienst der ultrakonservativen katholischen Kirche. Bereits ihr strenges Äußeres – schwarze Nonnentracht und eine Haube, unter der sich nicht ein einziges Haar hervorstiehlt – verrät ihre unbeugsame Haltung. Ein gefundenes Fressen also, als die Novizin Schwester James (Naomi O’Taylor) ihr in einfältiger Loyalität verrät, Pater Flynn habe ein privates Gespräch mit Donald Muller geführt, und dieser Schüler habe nach Alkohol gerochen. Sofort verdichtet sich der Verdacht bei Schwester Aloysius, der Priester unterhalte eine unkeusche Beziehung zu seinem Schüler.
Dieser Zweifel – oder besser – dieses Misstrauen beruht auf einem durch nichts fundierten Verdacht. Reicht es etwa nicht, dass Pater Flynn längere Fingernägel hat, als es sich für einen Geistlichen ziemt? Spricht es nicht Bände, dass er drei Stück Zucker in seinen Tee nimmt und gar weltliche Weihnachtslieder mit seinen Zöglingen singt? Ist Pater Flynn etwa pädophil? Zwischen Schwester Aloysius und Pater Flynn entbrennt ein Nervenkrieg. Auf der einen Seite die durch nichts in ihrem tief verwurzelten Misstrauen gefangene Nonne, auf der anderen ein junger Kirchenmann, der seinen Schülern in jeder Lebenslage helfen möchte. Dies gilt besonders für den schwarzen Zögling Donald Muller, dessen Hautfarbe per se schon problematisch ist.
Eine Mutter kämpft für ihren Sohn
„Mein Sohn Donald ist ein guter Junge.“
Eine der Schlüsselszenen in „Doubt“ ist der Dialog zwischen Schwester Aloysius und Mrs. Muller (Angelena O’selle), der Mutter Donalds. Die stolze schwarze Frau sieht sich den herablassenden Anschuldigungen einer selbstgerechten weißen Patriarchin ausgesetzt, die sich durch nichts von ihrer vorgefassten Meinung abbringen lässt. Sie droht, Donald von der Schule zu werfen. Zum Showdown kommt es später zwischen Schwester Aloysius und Pater Flynn, der in tiefer Verzweiflung, seine Unschuld zu beweisen, in Tränen ausbricht. Für die strenge Nonne jedoch kein Grund, irgendeine Form von Empathie zu zeigen, sondern nur grimmige Genugtuung und das Gefühl, sie habe doch gleich gewusst, dass mit diesem Mann etwas nicht stimmen könne.
Kein Happy End, aber viele Zweifel
Es kommt, wie es kommen musste. Pater Flynn muss gehen. Er wird zwar an eine andere Schule versetzt, und – oh Wunder – sogar in eine höhere Position befördert. Haben die anderen Glaubensbrüder und -schwestern trotz aller Widersprüche am Ende doch gemerkt, dass Flynns Reformgeist der Sache viel dienlicher ist als sture Prinzipienreiterei? Schwester Aloysius bleibt allein mit ihren Zweifeln zurück. Und der Zuschauer fragt sich, ob vielleicht doch etwas dran war an ihrem Verdacht gegen den Pater. Wäre es nicht möglich, dass dieser so schuldig ist wie Kain und uns alle mit einem Glanzstück seiner Schauspielkunst hinters Licht führte? Da zitieren wir einen Grundpfeiler unserer Rechtsprechung: In dubio pro reo – im Zweifel für den Angeklagten!
Das Schlusswort überlassen wir heute Bert Brecht: „Und somit sehen wir betroffen den Vorhang zu und alle Fragen offen.“
„Schwester James, ich hege solche Zweifel.“
Résumé: Ein großer Theaterabend, an dem die vier Akteure sämtliche Register ihres Könnens zogen. Allen voran Pater Flynn, der trotz seines klerikalen Habits so elegant und leichtfüßig daherkommt, auf Augenhöhe mit seiner Widersacherin, einer verbitterten Schwester Aloysius, die nicht gewillt ist, auch nur einen Zoll von ihrer vorgefassten Meinung abzuweichen. Großes Lob für „Pater“ Brian Tynan und Jan Hirst, die die Schwester Aloysius bereits zum zweiten Mal auf der Mundsburger Bühne mit Bravour meisterte. Naomi O’Taylor verlieh der Rolle der noch nicht im Glauben gefestigten naiv-wankelmütigen Novizin Schwester James ebenso Statur wie Angelena O’selle, die die Rolle der um die Ehre ihres Sohnes kämpfenden Mrs. Muller eindrucksvoll verkörperte.
„Pater Flynn, schneiden Sie Ihre Fingernägel.“
Jedem, der „Doubt“ nicht mehr als zeitgemäß empfindet, sei empfohlen, sich an den zum Teil haarsträubenden Verhältnissen in unserer gegenwärtigem „postmodernen“ Gesellschaft zu orientieren. Da wird verdächtig und bei oft sehr zweifelhafter Beweislage nach Lust und Laune vorverurteilt, dass sich die Balken biegen. Es hat sich außer der Mode auch in den letzten Jahrzehnten leider nichts geändert.
Liebe Zuschauer, genießen Sie einen inspirierenden Theaterabend in vollen Zügen.
„Doubt“ läuft bis einschließlich 12. April 2025.
Tickets unter der Telefonnummer 040-227 70 89 oder online unter www.englishtheatre.de
Nächste Premiere: “Anthropology“ von Lauren Guderson am 5. Mai 2025
Das neue Jahr ist jung, so mag es noch angebracht sein, ein glückliches und erfolgreiches 2025 bei bester Gesundheit zu wünschen – besonders in einer Welt von Unruhen und Kriegen. Um uns herum politische, wirtschaftliche, finanzielle und gesellschaftliche Unsicherheiten. Doch wir lassen uns durch diese Unsicherheiten nicht lähmen! Wir werden das Jahr mit Zuversicht begegnen. Kümmern wir uns um die Lösungen, nicht um die Probleme. Bleiben wir optimistisch! Und stimmen Fernando Sabino zu: „Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende.“ Das werden, das müssen wir uns zurufen!
Ja, es waren Optimismus und Wissensdrang, was mich bewegte, ausgerechnet in die Ukraine zu reisen. Geplant war eine Lesung aus meinem Buch „Zwischen Hamburg und der Ferne“ im Goethe-Institut, in Kiew … doch dann kam alles ganz anders:
Ein Flix-Bus brachte mich nach 32 Stunden in die quirlige Hauptstadt Kiew mit seinen drei Millionen Einwohnern. (Allein um die zehn Stunden wurden wir an der polnisch – ukrainischen Grenze aufgehalten.) Später im Hotel hieß es: „Können wir Ihnen ein Zimmer im sechsten Stockwerk anbieten, oder lieber eines parterre?“ Der besseren Aussicht wegen, wählte ich das in luftiger Höhe. Als Sirenen heulten, hieß es Bombenalarm. Luftschutzeinrichtungen seien aufzusuchen. Da war ich mit der Zimmerwahl nicht mehr so glücklich.
Kiew: Auf dem Maidan Platz, wo den Gefallenen gedacht wird. Foto: privat
In der Lawrske Straße 16 befindet sich das Goethe-Institut, ein repräsentatives, gelb angestrichenes Gebäude. Herr Tsiur, der Lehrgangsleiter, empfing mich mit seiner Sekretärin im Foyer. Beides Einheimische, die ein gutes Deutsch sprachen. Sie zeigten mir die geräumige, fabelhaft ausgestattete Bibliothek, in der gewöhnlich Lesungen stattfinden. „Zur Zeit werden Sprachkurse nur online, oder per Fernunterricht angeboten und durchgeführt, Aus Gründen der Sicherheit müssen wir Menschenansammlungen vermeiden,“ erklärte Tsiur. Und etwas verlegen und kleinlaut gestand er, dass Lesungen derzeit nicht zu verantworten seien. „Der Krieg, das verstehen Sie doch!“, fügte er hinzu. Natürlich verstand ich das. Die Information kam nur etwas überraschend.
Ein Erlebnis von über zwei Wochen
Schon mal im Land, disponierte ich um. Nie hätte ich erwartet, das aus der Ukrainefahrt ein Erlebnis von über zwei Wochen werden könnte! Erst einmal besuchte ich die wichtigen Sehenswürdigkeiten Kiews: Das Höhlenkloster, die Mutter-Heimat-Statue, das Goldene Tor. In der St. Volodymyr’s Kathedrale geriet ich in eine Messe und erlebte die tiefe Gläubigkeit vieler Ukrainer. Auf dem berühmten Maidan Platz, dem der einstigen Massenproteste, standen Panzersperren und auf einem fahnengeschmückten Areal wurde der gefallenen Soldatinnen und Soldaten gedacht. Ein Ort der Besinnung und Trauer, bisweilen vom Sirenengeheul, gestört … Doch Kiews Geschäftigkeit ließ sich dadurch nicht beeindrucken.
Soldat: „Die Proteste von damals, eine Revolution der Würde.“ Foto: Cropp
„Die Proteste von damals,“ gemeint waren die schweren Auseinandersetzungen auf dem Maidan Platz von vor zehn Jahren, „ waren eine Revolution der Würde und das Bekenntnis zu Westeuropa“, sagte mir ein Soldat im Kampfanzug, der gerade von der Front kam.
Zwei Tage später befand ich mich, nach einer Siebenstunden-Busfahrt, in Odessa. Einst war der Ort am Schwarzen Meer eine der mondänsten Hafenstädte Europas. Ursprünglich eine griechische Kolonie. 1830 wurde der aus Frankreich geflüchtete Emmanuel Richelieu erster Gouverneur der Stadt. Und hier wirkte auch der vom Zar Nikolaus I. verbannte Alexander Puschkin. Der berühmte Schriftsteller war rasch von dem Ort begeistert und verkündete: „In Odessa atmet man ganz Europa!“ – Ich atmete nur Staub und Ruß zerbombter Gebäude des letzten Beschusses! Beim russischen Raketenangriff waren viele Bewohner getötet, wichtige Anlagen zerstört worden.
Wieder nächtlicher Bombenalarm: du drehst dich im Bett um und schläfst weiter.
Mit dem Hilfstransport gen Osten
William Sharp, pensionierter Richter aus Oregon, und den Arzt Justin Forster aus Boston, sie traf ich an der Bar des Holiday Inn Odessa. William vertrat eine Hilfsorganisation aus seinem Wohnort Eugene. Er hatte ein stattliches Sümmchen an Dollar mitgebracht und war im Begriff Hilfsgüter für Soldatinnen, Soldaten und Zivilisten im Kampfgebiet einzukaufen. Beide erschienen mir nach eine Weile des Aus- und Abfragens vertrauenswürdig. Also beteiligte ich mich tags darauf an den Einkäufen und der Verpackung von Medikamenten, Verbandszeug, medizinischen Geräten und Winterkleidung. Mit einem geliehenen Pickup wurden die Güter transportiert.
In der St. Volodymyr’s Kathedrale ist die tiefe Gläubigkeit der Ukrainer zu spüren. Foto: Cropp
Unser Weg führte erst einmal gen Osten durch ein Gebiet weiter Steppen und brach liegender Weizenfelder, durch die einstige Kornkammer der früheren Sowjetunion, nach Cherson. Der Hafenstadt am Dnepr, wo Fürst Gregor Potemkin seine letzte Ruhestätte hat. Jener Potemkin, der seiner Zarin Katharina II. „Potemkinsche Dörfer“ vorgeführt haben soll. Cherson ist übrigens die Patenstadt von Kiel.
Der Ort war zuvor erobert worden. Neun Monate stand Cherson unter russischer Okkupation mit schlimmer Auswirkung! Bereits Homer (8. Jh. v. Chr.) beschrieb, die um Cherson lebenden Kimmerier als wildes Reitervolk, am Eingang zum Hades, der Unterwelt, der ewigen Finsternis. Auch der Geschichtsschreiber aus der Antike Herodot (um 490 bis um 420 v. Chr.) war in diesem Gebiet unterwegs gewesen. Auf seinen Spuren gings für uns auf heißen Pfaden tiefer und tiefer in den Osten, in die „Finsternis“ hinein, in Richtung Donetsk.
Luftalarme wurden intensiver. Die Zerstörungen ringsum verheerender. Granateinschläge kamen näher. Ausgebrannte Panzer, liegengebliebene Militärfahrzeuge, zerstörte Häuser und Bombentrichter markierten unsere Strecke. Eine Strecke, die aus trichterübersäten Straßenabschnitten und unbefestigten Pfaden bestand. Ein Kontrollposten stoppte uns. Mit gemischten Gefühlen harrten wir der Ereignisse … Ein Wachhabender warnte vor der Weiterfahrt. Erkannte schließlich unsere Absicht und ließ passieren.
Das Ende der Reise
Zwei Tage später mussten wir in dem Örtchen Chernihivka erneut halten. Dieser Posten war unerbittlich. Eine Weiterfahrt wäre unverantwortlich. Was einzusehen war. Irgendwo klinkte eine Drohne eine Granate aus, die in unmittelbarer Nähe explodierte. Hauptmann Yaroslav Kyrylo war ein umsichtiger Mann, der englisch, sogar einige Brocken deutsch sprach. Über unsere Lieferung war er hocherfreut und dankbar. Er versprach eine gerechte Verteilung an seine Leute und bedürftige Zivilisten. Beim Ausladen hatten wir ein gutes Gefühl.
Kyrylo trat zu mir und fragte, was denn der alte Mann so weit im Osten suche. „It’s not the right place for you.“ – „Ich bin ein neugieriger Journalist mit Helfersyndrom“, war meine Antwort. Er lächelt verschmitzt unter seinem Stahlhelm und meinte: „If you have sons, send them over.“ Als Vater von zwei Söhnen ging mir diese Hilfe dann doch zu weit!
Bevor wir die Rückfahrt antraten, saßen wir mit ihm, Hauptmann Kyrylo, und anderen Offizieren und Mannschaften der Kompanie in einem verfallenen Gebäude beisammen, diskutierten und spekulierten bis tief in die Nacht über den Ausgang des Krieges. Zwischendurch rumste es von nah und fern. Eine Kapitulation konnte und mochte sich niemand vorstellen, aber an einen Kampf bis zum Sieg über Putins Überfall glaubte auch keiner so recht. Wurden doch die Kräfte der Verteidigung an den Fronten von Tag zu Tag schwächer. Man schaute nun gebannt auf Trump und die Resultate aus kommenden Verhandlungen … Optimisten mögen Worte wie diese trösten: „Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende.“
Anmerkung der Redaktion: Der Verfasser dieses Berichts wird am 27.01.2025 um 19 Uhr in der Hauptkirche St. Michaelis seinen Text „Aus der Hölle, ein letzter Brief“ vorlesen. Die Lesung erfolgt im Rahmen der alljährlichen Gedenkveranstaltung für die Opfer des Holocausts. Lesen Sie hierzu bitte unsere Pressemitteilung: https://die-auswaertige-presse.de/aus-der-hoelle-ein-letzter-brief/
Lesung mit Wolf-Ulrich Cropp zum 80. Jahres-Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus
Die Hauptkirche St. Michaelis und die Hamburger Autorenvereinigung e.V. laden zu einer besonderen Veranstaltung ein. Auf Ansprachen der Vorsitzenden der Hamburger Autorenvereinigung, Sabine Witt, sowie des Hauptpastors der St. Michaelis-Kirche, Alexander Röder, folgt ein literarisch-musikalischer Abend mit dem Hamburger Schriftsteller Wolf-Ulrich Cropp. Er wird musikalisch von Sven Forsberg (Violoncello) und Enno Gröhm (Orgel) begleitet.
„Nie wieder Krieg!“, schworen die Menschen nach dem 2. Weltkrieg. Und – was ist daraus geworden? Krieg in der Ukraine, Krieg im Nahen Osten. Blutige Konflikte im Sudan und Süd-Sudan, in Äthiopien, Somalia, der Demokratischen Republik Kongo. Afghanistan, Haiti, Myanmar, Drogenkrieg in Mexiko … Die Aufzählung grausamer Auseinandersetzungen mit unzähligen Toten, Verwundeten, Fliehenden und Heimatlosen ließe sich fortsetzen.
Wolf-Ulrich Cropp
Dazu der Schriftsteller Wolf-Ulrich Cropp: „Als Kind erinnere ich mich an Bombenalarm, Beschuss und Zerstörung. Auf Reisen in die Länder Afghanistan, den Jemen, Süd-Sudan, Konog und weitere Krisengebiete, zuletzt in die Ukraine, habe ich viel Leid erlebt. Auch im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten versuchte ich zu helfen. Daraus ist die Geschichte ‚Aus der Hölle, ein letzter Brief‘ entstanden. Mit dem Apell eines Vaters an seinen kleinen Sohn, wachsam zu sein. Sich später mit ganzer Kraft für Frieden und Freiheit einzusetzen, dafür zu kämpfen, um zu verhindern, was einst im Namen Nazi-Deutschlands an Schrecklichem geschah. Ist das nicht wichtiger denn je?“
80 Jahre nach der Befreiung des KZ Auschwitz am 27. Januar 1945 wird in der Hauptkirche St. Michaelis der Opfer des Holocausts mit einer Lesung gedacht. 1996 hat der damalige Bundespräsident Roman Herzog den 27. Januar als Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus ausgerufen. Und seit 1997 findet jährlich an diesem Tag im Michel eine Veranstaltung der Hamburger Autorenvereinigung statt.
Am diesjährigen 80. Gedenktag wird der weitgereiste Hamburger Schriftsteller Wolf-Ulrich Cropp, der stellvertretende Vorsitzende der Hamburger Autorenvereinigung, den bewegenden Text „Aus der Hölle, ein letzter Brief“ aus seinem Buch „Zwischen Hamburg und der Ferne“ lesen. Die Geschichte erinnert an die Bombardierung Hamburgs 1943, der ein beschwörender Brief eines Frontsoldaten an Frau und kleinen Sohn als letzte verzweifelte Mahnung folgt.
Hauptkirche St. Michaelis, Englische Planke 1, 20459 Hamburg Montag, 27. Januar 2025, 19 Uhr Eintritt frei Gefördert von der Behörde für Kultur und Medien Mitveranstalter: Hamburger Autorenvereinigung e.V., Friedensallee 100 c, 22763 Hamburg
Vom Hamburger Wolf-Ulrich Cropp erschienen bisher – auch unter Pseudonym – 28 Bücher und viele Kurzgeschichten, darunter „Alaska-Fieber“ (Bestseller bei Piper/Malik/National Geographic); „Goldrausch in der Karibik“ (Delius Klasing); „Im Schatten des Löwen“ (DUMONT); oder „Fangtage“ (Arena-Verlag). Er erhielt Literaturpreise, ist stv. Vorsitzender der Hamburger Autorenvereinigung e.V., Mitglied des VS, der DAP e.V. und in der Jury namhafter Literaturwettbewerbe.
Buchcover
42 heiße Storys: Ein funkelndes Kaleidoskop von Erlebnissen, Beobachtungen und Abenteuern. Der Schriftsteller spannt einen weiten Bogen von Hamburg bis in die Ferne der sechs Erdteile, um schließlich mit einem Showdown in seine Heimatstadt zurückzukehren. Da werden Geschichten erzählt, die neugierig und nachdenklich machen, erheitern oder wehtun, weil sie an die Grenze gehen: Hamburg im Krieg, ein Mönch auf Abwegen, Seenot, Liebesrausch in Coronazeiten, eine Seemannsbraut, Gedanken im Herzen der Sahara …
Wolf-Ulrich Cropp: Zwischen Hamburg und der Ferne, 492 Seiten, Verlag Expeditionen, Hamburg 2022