Das Ende der Dänenherrschaft

erschienen in der PAZ, von Dr. Manuel Ruoff

Vor 150 Jahren gingen Schleswig, Holstein und Lauenburg an die beiden deutschen Großmächte über
Der Deutsch-Dänische Krieg von 1864 endete mit dem Frieden von Wien. In ihm trat der dänische König Christian IX. seine Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg an die Herrscher Österreichs und Preußens ab.

Wegen seiner Gleichgewichtspolitik unterstützte Großbritannien in der Schleswig-Holstein-Frage das kleinere Dänemark gegen das größere Deutschland. So wurde 1852 auf einer in seiner Hauptstadt tagenden internationalen Konferenz der fünf Großmächte und der zwei skandinavischen Staaten Dänemark und Schweden das Londoner Protokoll beschlossen, dem zufolge entgegen dem Continue reading „Das Ende der Dänenherrschaft“

Böses Erwachen

Eine Glosse von Lilo Hoffmann

Was war das nur für ein Oktober. Reichlich Sonnenschein und öfter mal Temperaturen über 20 Grad. Ist das nun die Klimaerwärmung oder hatte Petrus einfach nur gute Laune?
In einer Zeit, in der wir in anderen Jahren schon vor Kälte bibberten, Autos vom Schnee befreiten und die alljährlich wiederkehrende Schlagzeile „Blitzeis – Tausende kamen zu spät zur Arbeit“ die Runde machte, sonnten wir uns in Parks und an der Elbe, starteten leicht bekleidet zur Radtour, bevölkerten Eiscafés und Biergärten und liefen mit hochgekrempelten Ärmeln – die Jacke über den Arm tragend – durch die Gegend.
Da war so mancher Sommer kühler und nasser als dieser Herbst. Und dann die wunderbaren ersten Novembertage, an denen die Temperaturen noch einmal in die Höhe schnellten.
Allmählich ist es etwas frischer geworden. Doch ich träume davon, dass der ganz große Kälteeinbruch auf sich warten lässt. Ich weiß, das böse Erwachen kommt bestimmt.
Irgendwann empfangen mich Sturm und Hagel, wenn ich morgens vor die Tür trete. Mein Auto springt nicht an, weil die Nacht so frostig war und auf der Titelseite der Zeitung steht: „Blitzeis – Tausende kamen zu spät zur Arbeit.“

Neues Abenteuer des Theaters „Einwirkzeit“

Von Hans-Peter Kurr

Zum ersten Mal in einem Möbelhaus präsentiert: „Zuhause“

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Es ist wirklich abenteuerlich, an welch ungewöhnlichen Orten in unserer Hansestadt Freie Gruppen zeitgenössische Schauspieltexte auf improvisierten Bühnen zum Leben erwecken. So waren jetzt erstmalig Ingrid Lausunds Gedanken zum Leben „moderner“ Menschen, umgesetzt von der Regisseurin Heike Skiba mit dem vorzüglichen Darstellerpaar Samantha Hanses ( , gebürtige Italienerin und Kosmopolitin, die wir in Hamburg bereits auf zahlreichen Bühnen vom Monsun bis zum Schauspielhaus erleben durften ) und Martin Maecker ( Dietrich Haugks „Schauspielerschmiede“ am Salzburger Mozarteum entsprossen) im Ottenser Möbelhaus „Das Königreich“ zu sehen. Continue reading „Neues Abenteuer des Theaters „Einwirkzeit““

Jerry Cotton ist „back in town“

Von Hans-Peter Kurr

Überraschende Krimi-Inszenierung im Imperial-Theater

In der Mitte der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts ging es auf Hamburgs Kiez in manchen Nächten besonders hoch her – stets dann, wenn im Studio Hamburg wieder ein Jerry-Cotton-Film abgedreht war und die Constantin-Film zum -vorübergehenden – Abschied vom Filmteam in zahlreichen Etablissements auf der Reeperbahn zu einem rauschenden ( und wohl auch ziemlich teuren ) Farewell-Fest , zu dem geschickterweise auch zahlreiche Filmjournalisten gebeten wurden,einlud.Im Mittelpunkt dieser Nächte standen ausnahmsweise nicht attraktive Mädchen, sondern drei, schon bald international bekannte, Männer: Die Schauspieler George Nader (Rolle: Jerry), Heinz Weiss (Rolle: Phil) und – „entliehen „ aus dem Gründgens-Ensemble des Deutschen Continue reading „Jerry Cotton ist „back in town““

Bach widmete ihm Meisterwerk

erschienen in der PAZ

von Dr. Manuel Ruoff

Der jüngste Sohn des Großen Kurfürsten, Christian Ludwig von Brandenburg-Schwedt
Wie die böse Stiefmutter im Märchen trachtete auch die Mutter von Christian Ludwig von Brandenburg-Schwedt, die zweite Ehefrau des Großen Kurfürsten Dorothea Sophie, danach, das materielle Wohl ihrer leiblichen Kinder zu mehren. Wenn ihr auch unterstellt wurde, ihren Stiefkindern nach dem Leben zu trachten, so konnte sie doch ihren eigenen Nachwuchs nicht in den Besitz eines Fürstentums bringen, aber sie konnte Vermögen anhäufen und dieses ihren Kindern vererben. Sie erwarb Schwedt und Umgebung und schuf damit die materielle Grundlage für die Continue reading „Bach widmete ihm Meisterwerk“

Das Rätsel „unserer“ Frauen – in den Hamburger Kammerspielen

Von Hans-Peter Kurr

Umjubelte Premiere eines aktuellen Problem-Stückes in den Kammerspielen

Unsere Frauen von  Éric Assous an den Hamburger Kammerspielen
Unsere Frauen von Éric Assous and den Hamburger Kammerspielen

Ein thematisch hochaktuelles Stück findet nach Lektüre durch Chefdramaturgin Anja Del Caro und Intendant Axel Schneider seinen Weg zu Regie und Besetzung, schliesslich zur Premiere mit drei ungewöhnlich begabten Menschendarstellern wie Dieter Laser, Mathieu Carrière und Ulrich Bähnk in der Inszenierung des, was szenische Phantasie angeht, ungewöhnlich trainierten Regisseurs Jean-Claude Berutti, der offenbar auch mit schwierigen Star-Schauspielern umgehen kann. Continue reading „Das Rätsel „unserer“ Frauen – in den Hamburger Kammerspielen“

„Die Ratten“ im Deutschen Schauspielhaus Hamburg

Von Hans-Peter Kurr

Karin Henkel, derzeit – gewiss zu Recht – bestbeschäftigte Regisseurin am Deutschen Schauspielhaus, hat wieder ein großes Stück dramatischer Literatur, sozusagen aus dem internationalen Archiv bedeutender Theaterautoren, entliehen und dem Stoff den Stempel ihrer sehr persönlichen Sicht auf die vertrackte Menschenwelt aufgedrückt.

Das ist eo ipso am deutschen Sprechtheater keine neue Methode, ihre Wirkgeschichte begann (weil in der davor liegenden Zeit der NS-Terrorherrschaft andere „Gesetzmässigkeiten“ herrschten ) in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts und ist bis heute verbunden mit Regienamen wie Kortner, Noelte, Lietzau, Paryla, Bauer oder, in der darauffolgenden Generation, Palitzsch, Zadek, Reible und vielen anderen. Aber: Bei Karin Henkel, die noch so jung ist, dass sie die erstgenannten Namen vermutlich nur aus dem theatergeschichtlichen Unterricht ihrer Ausbildungsstätten als Continue reading „„Die Ratten“ im Deutschen Schauspielhaus Hamburg“

Ausstellung Jürgen Heck: „Mensch und Architektur“

Aus dem Kalender

Ausstellung Jürgen Heck: "Mensch und Architektur", Vernissage am 1. November 2014 um 16 Uhr

Mensch und Architektur

Der Fotokünstler Jürgen Heck stellt in der Galerie m.a.sh - modern art showroom in Remagen am Rhein aus: Kirchstr.25, Ecke Drususplatz, 53424 Remagen. Einführung durch Gudrun Hillmann.
Öffnungszeiten: sa und so 14 bis 17 Uhr, Führungen nach Vereinbarung, Telefon Galerie: 0152-28621548

When: Sa November 1 16:00 - So November 23 17:00
Where: Galerie m.a.sh - modern art showroom, Kirchstr. 25, 53424 Remagen

Erfolgreich mit »Kindermehl«

Von Dr. Manuel Ruoff

Der größte Nahrungsmittelkonzern der Welt sitzt in der französischsprachigen Schweiz, doch sein Gründer ist ein Deutscher. Der vor 200 Jahren, am 10. August 1814, in Frankfurt am Main geborene Heinrich Nestle war der Sohn eines Glasermeisters. Nach einer Apothekerlehre ging er auf Wanderschaft. Möglicherweise wegen seiner Kontakte zur liberalen Opposition verschlug es ihn nach Vevey (Vivis) in der französischsprachigen Schweiz, wo er sich ab 1839 Henri Nestlé nannte. Dort wurde er erst Mitarbeiter des Stadtapothekers M. Nicollier, eines Schülers des deutschen Chemikers Justus von Liebig. Eine eigene Apotheke zu gründen blieb ihm verwehrt, aber mit Hilfe seines Arbeitgebers und der deutschen Verwandtschaft machte er den Schritt in die Selbstständigkeit. Continue reading „Erfolgreich mit »Kindermehl«“

Ich will hier ja nicht alleine leben

Von Maren Schönfeld

Hildegard Kempowski Foto: Maren Schönfeld
Hildegard Kempowski
Foto: Maren Schönfeld

Auf dem antiken Konsolentisch steht ein Bild von Walter Kempowski mit einer Teetasse in der Hand. Neben dem Bild eine Kerze, die Hildegard Kempowski immer dann anzündet, wenn sie im Teepavillon sitzt, vor sich den Buchständer auf dem runden Tisch und mit einem Buch wie das von Lutz Hagestedt, in dem sich Texte wie „Die lakonischen Gedichte Kempowskis und die Lyriktheorie Benns“ finden. Dass sie nur noch lesen möchte, sagt sie manchmal. Und in den Garten schauen: Der Ausblick in die großen Büsche, das Vogelhaus vor dem Fenster. Die große Freude, die Vögel zu beobachten, aber dazu ist nicht viel Zeit im Haus Kreienhoop, in dem sich Literaturinteressierte und Schreibende begegnen können. Walter Kempowski hat es selbst geplant und sich „darüber genauso viele Gedanken gemacht wie über jeden meiner Romane“. Draußen am Zaun im Schaukasten wird zum spontanen Klingeln eingeladen. Continue reading „Ich will hier ja nicht alleine leben“

Der Arbeiterführer starb wie ein Aristokrat

Von Dr. Manuel Ruoff

Foto: Maren Schönfeld
Foto: Maren Schönfeld

Vor 150 Jahren erlag Ferdinand Lassalle den Folgen eines Duelles mit dem Verlobten seiner Ex-Geliebten Helene von Dönniges

Schon fast grotesk, um nicht zu sagen komisch, ist der Anachronismus, dass Ferdinand Lassalle, der als Sozialist eine nachbürgerliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung wollte, einem vorbürgerlichen Ritual zum Opfer fiel und dass das Ende des begnadeten Führers des erst aus der modernen Industrialisierung hervorgegangenen Vierten Standes an eine antike Tragödie erinnert. Beide Hauptprotagonisten der Liebestragödie haben ihr Fehlen später eingesehen und bereut – aber da war es zu spät, um die Katastrophe zu verhindern.

Erschöpft vom politischen Kampf gönnte sich der 1825 in Breslau geborene Hauptinitiator und Präsident der ältesten SPD-Vorläuferorganisation ADAV ab Mitte Juli 1864 einen Kuraufenthalt in der Schweiz, im Kurort Kaltbad auf dem Rigi. Als die damals 21-jährige Helene von Dönniges hiervon Continue reading „Der Arbeiterführer starb wie ein Aristokrat“

„Hannelore-Greve-Literaturpreis 2014“ für die Trägerin des Literaturnobelpreises Herta Müller

Von Johanna Renate Wöhlke

von links) Herta Müller, Gino Leineweber-Vorsitzender der Hamburger Autorenvereinigung e. V. ; Hannelore Greve; Erster Bürgermeister Olaf Scholz
(von links) Herta Müller; Gino Leineweber,Vorsitzender der Hamburger Autorenvereinigung e. V. ; Hannelore Greve; Erster Bürgermeister Olaf Scholz

Wir freuen uns, an dieser Stelle die unten folgende Rede des Vorsitzenden der Hamburger Autorenvereinigung, Gino Leineweber, veröffentlichen zu können. Er hielt sie anlässlich der Verleihung des „Hannelore-Greve-Literaturpreises 2014“ am 7. Oktober 2014 im Festsaal des Hamburger Rathauses.

Alle 250 Gäste, die sich an diesem Abend im Rathaus auf den Weg in den Festsaal machten, tauchten ein in ein Wechselbad aus Freude und Trauer, denn im Rathausfoyer machte das feierlich ausgestellte Kondolenzbuch der Stadt für den Schriftsteller Siegfried Lenz deutlich: Der Hamburger Ehrenbürger und auch Mitglied der Hamburger Autorenvereinigung war am selben Tage in Hamburg verstorben. Continue reading „„Hannelore-Greve-Literaturpreis 2014“ für die Trägerin des Literaturnobelpreises Herta Müller“

In guter Erinnerung: Fußballsiege in Brasilien

Von Johanna R. Wöhlke

Hans-Dieter und Monika Landsky bei einer Feier der "Die Auswärtige Presse e.V." in Hamburg
Hans-Dieter und Monika Landsky bei einer Feier der „Die Auswärtige Presse e.V.“ in Hamburg

Für Hans-Dieter Landsky war dieser Fußballsommer ein Sommer mit mehr als dem Gefühl, dass die deutsche Mannschaft in Brasilien den Weltmeistertitel gewonnen hat. Die Erinnerungen trugen ihn zurück in das Jahr 1957. Da hat der 77 Jahre alte Hamburger aus Hamburg Winterhude nämlich „seine“ Fußballmeisterschaft in Brasilien gewonnen – jung und voller Schwung, gewann er mit der Mannschaft von Lagoa, einem Stadtviertel von Rio, die brasilianische Strandfußballmeisterschaft. Dass dies ein Lebensereignis und unvergesslich ist, versteht sich von selbst. Es mag zwar 50 Jahre her sein, aber die Erinnerung an diese Zeiten in Brasilien haben sein Leben geprägt und begleiten ihn seither. Nach acht Jahren verließ Landsky Brasilien wieder und kam zurück nach Continue reading „In guter Erinnerung: Fußballsiege in Brasilien“

Pen Port Hamburg im Museum der Arbeit

Pen Port Hamburg
Foto: Maren Schönfeld

Von Maren Schönfeld

Draußen auf dem Gelände findet jedes Jahr der große Flohmarkt statt, der bekannt ist – aber drinnen ist das eigentlich Spektakuläre: Die Füllhalterbörse. Um halb neun morgens komme ich an, da sind die eingefleischten Schreibgerätesammler bereits auf Tour. Kaum sind Kisten ausgepackt, Stifterollen entrollt, beugen sich auch schon fachkundige Menschen, ausgerüstet mit Lupen, darüber und taxieren in Windeseile die aufgereihten Schätze. Ich winke Tom heran und bitte ihn um Bewertung dreier Füllhalter, die aus dem Nachlass meiner Schwiegereltern stammen. Tom hat in Sekunden die Details erfasst, die er im Dieter-Thomas-Heck-Tempo verlauten lässt (dies ist ein seltenes Exemplar, der hier hat eine Stahlfeder und ist im schlechten Zustand, unddieser da, naja -), mir drei Zahlen genannt und fröhlich gewunken, Continue reading „Pen Port Hamburg im Museum der Arbeit“

Rhododendronsymphonie

Von Johanna Renate Wöhlke

 

Rhododendronsymphonie
Rhododendronsymphonie

Schlangen schlängeln sich. Ihre Wege sind breit und an manchen Stellen werden sie schmal. Ihre Bahnen verwischen sich in endlosen Linien und teilen sich und sind nicht mehr. Ein  Blatt nimmt eine Linie auf und windet sie in Kreisen über sich und zerstäubt sie in eine große, weite Fläche, die ihre Farbe wechselt wie verwischt von einem gewaltigen Pinsel. Da tanzen und reiben sich alle Farben aneinander, die Platz haben, miteinander eine Verbindung einzugehen. Sie stoßen sich. Sie gehen ineinander über und verlieren ihre eigene Form immer wieder in einem gewaltigen Brei von Verästelungen, Schleifen, Rosetten, Quadraten und Dreiecken. Es tun sich immer neue Wege auf und immer neue Zielpunkte, zu denen sie streben. Sie sind gejagt und still, feurig und zahm, auch blütenhaft und stengelig wie ein alter, kahler Apfelbaum im Winter. Wohin wollen sie? Was ist ihr Ziel? Es gibt kein Ziel, es gibt nur eine unendlich scheinende Lust am Rausch mit sich selbst, sich zu betrinken an sich selbst. Nirgendwo sonst hat sich die Lust in so unwidersprochenen Bahnen ergossen und ohne Ende und Angst vor dem Ende immer wieder gewunden und gekrümmt. Einmal lebt sie von der Wiederkehr. Ein andermal von einem sich überschlagenden Chaos von Farben und Formen. Suche den Sonnenaufgang, und du wirst ihn finden. Suche den Mond und die Sterne, du wirst sie erkennen. Alles ist da.

Hamburg – du ewig lebendige Stadt

Von Dr. Ferenc Horvath

Fregatte Hessen
Fregatte Hessen

Es gibt grundsätzlich kein Wochenende, an dem in Hamburg irgendetwas nicht passiert. Ob eine Messe, ob ein Festival, ein Triathlon oder Marathon, Fußball, ein Vergnügen oder Parade, die Organisatoren sorgen stets für das Wohlergehen der Bewohner und der Besucher der „schönsten Stadt der Welt“. Diese haben selbstverständlich zusätzlich ein stetig vielfältiges kulturelles „Standard“ Angebot. Es ist deshalb manchmal gar nicht so einfach das richtige Programm für das Wochenende zusammenzustellen.

Besonders beim guten Wetter lohnt es sich aber nicht zu Hause zu bleiben! Wir fahren ganz einfach los. Continue reading „Hamburg – du ewig lebendige Stadt“

John Gabriel Borkmann Spielzeit-Eröffnung 2014/15 im deutschen Schauspielhaus

Von Hans-Peter Kurr

Wieder einmal: Karin Henkel, die ,in mancherlei Hinsicht, Bewundernswerte! Wie sie Schauspieler zu verwandeln vermag, wie sie Stücke, deren Grundcharakter ein durchaus realistischer ist, in tiefenpsychologische Studien umformt, wie sie (mithilfe ihrer Szenenbildner) einen vom Autor konkret vorgeschriebenen Set optisch überhöht, das alles macht sie zu einer Szenenzaubererin, wie sie anlässlich der Premiere des über einhundert Jahre alten Ibsen-Dramas „John Gabriel Borkmann“ bei dessen Premiere im Deutschen Schauspielhaus wieder einmal dokumentieren konnte. Continue reading „John Gabriel Borkmann Spielzeit-Eröffnung 2014/15 im deutschen Schauspielhaus“

Katharsis – Was sich Künstler und Intellektuelle vom 1. Weltkrieg erhofften

Ein Essay von  Joachim Frank

Bitte lesen Sie den vollständigen Beitrag mit Anmerkungen unter: Katharsis 2

Vor etwas mehr als hundert Jahren begann der I. Weltkrieg, dessen Entstehung viel weniger im Bewusstsein verankert ist als seine fünfundzwanzig Jahre später folgende, noch brutalere, radikalere und menschenverachtendere Steigerung.
Sind die Ursachen des II. Weltkriegs in zahlreichen Publikationen und Dokumentationen für meine Begriffe hinlänglich sichtbar gemacht worden, so verstehe ich bis heute nicht so recht, wieso das Attentat auf den Thronfolger der österreichisch-ungarischen Monarchie einen Weltkrieg auslösen konnte, und schon Stefan Zweig schrieb: „Wenn man … sich fragt, warum Europa 1914 in den Krieg ging, findet man keinen einzigen Grund vernünftiger Art und nicht einmal einen Anlaß.“ Im am 28. Juni 1919 in Paris unterzeichneten Versailler Vertrag wurde jedenfalls die alleinige Kriegsschuld Deutschlands festgeschrieben. Vielleicht zu Recht, obwohl mir meine umfängliche Lektüre zu diesem Thema ein sehr viel differenzierteres Bild vermittelt hat: Es gab jede Menge internationaler Verflechtungen, Bündnisse, Gegen-Bündnisse, nationale und globale Interessen, die aufeinanderprallten und die vor allem eines gemeinsam hatten: den Willen, ganz eigene, nationale, egoistische Interessen gegenüber anderen durchzusetzen. Deutschland war nicht der Böse unter den Guten, sondern einer der – heute würde man sagen – „Global Player“ der Weltpolitik, allerdings ein Emporkömmling unter den etablierten Großmächten Großbritannien, Frankreich, Russland und Österreich-Ungarn , der, wirtschaftlich und militärisch immer stärker geworden, nun nach einer entsprechenden politischen (Welt-) Geltung strebte. Continue reading „Katharsis – Was sich Künstler und Intellektuelle vom 1. Weltkrieg erhofften“