Ein Paradies für Leckermäulchen – Die Desserterie „Prinsessan“ in Hamburg
Von Uta Buhr
„Für welchen Hauptgang haben Sie sich entschieden“, fragt Sibylle, die freundliche Bedienung des „Prinsessan“, „Den flüssigen Schokoladenkuchen mit karamellisierten Bananen und Curryeis kann ich sehr empfehlen. Aber auch die Kaffee-Kardamon-Mousse ist sehr lecker.“ Manchen Gästen, die sich in dem kleinen, aber feinen Restaurant am Hofweg 63 niederlassen, um einen Happen zu essen, erscheint dieses Speisenangebot zunächst etwas seltsam. Doch sie befinden sich hier in der einzigen Desserterie Deutschlands, in der sich alles um den Nachtisch dreht. Sechs Drei-Gang-Menüs stehen jeweils zur Auswahl. Der erste Gang wechselt täglich. Heute gibt es ein leichtes „Amuse Bouche“ – einen Appetitanreger – aus Apfel mit Safran. Als Hauptgang wählen wir die Variationen der gebrannten Crème mit Erdbeer-Litchi-Sorbet, Nougat , Campari und Orangensorbet. Den Abschluss bilden drei hausgemachte Petits Fours, die auf der Zunge zergehen. Der Dessertwein – ein 2006 Muskat Ottonel Auslese aus dem Burgenland – rundet das einzigartige Menü ab. Da die Anordnung dieser Abfolge süßer Sünden eine Augenweide ist, bekommt man fast ein schlechtes Gewissen bei der Zerstörung der Kunstwerke.
Inzwischen hat sich das an eine gemütliche Wohnküche erinnernde Lokal bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Gäste fühlen sich in diesem Ambiente aus weiß lackierten Stühlen, bequemen Sitzbänken und blanken Tischen offensichtlich wohl. Den Mittelpunkt bildet die offene Küchenbar, die jedem Gast erlaubt, von seinem Hochsitz aus der Zubereitung seiner Speisen zuzusehen. Alles hier ist blitzsauber, ohne einen Anflug von Sterilität, und mutet skandinavisch an. „Der Chef ist kein Schwede, hat aber eine Schwäche für das Land“, erklärt eine Bedienung und weist auf die an einem Holzbalken befestigte blau-gelbe schwedische Flagge hin. Ein Faible hat der Gründer dieser neuen Nische der Gastronomie auch für Amerika. Während eines Aufenthaltes in New York entdeckte Roman Witt, seines Zeichens erfolgreicher Agenturbesitzer und Marketingspezialist, eine Desserterie, notierte ein paar Spezialitäten und entschloss sich, ein ähnliches Unternehmen in Hamburg zu gründen. Geschäftsräume im Hamburger Stadtteil Uhlenhorst waren bald gefunden, und das erste „Nachtischimperium“ Deutschlands wurde am 9. Juni 2009 eröffnet.
Dieses entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit zu einem echten Renner. Selbst Menschen, die sehr genau auf ihre Linie achten, entscheiden sich dafür, heute Abend oder morgen früh einmal nicht auf die Waage zu steigen. Diesen Schlemmertag wollen sie ohne Reue in vollen Zügen genießen. Carpe diem – nutze den Tag – sagten schon die alten Römer. Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain brachte diese Maxime im folgenden Satz auf den Punkt: „Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.“ Er prangt in großen Lettern an der Stirnwand des „Prinsessan.“
Auch jenen, die gegen soviel Krokant, Sauerkirsch-Sorbet oder Original New Yorker Cheesecake nicht ankommen oder denen gar der berühmte „süße Zahn“ fehlt, kann geholfen werden. Denn am Hofweg wird an den Wochenenden von 9 bis 14 Uhr auch ein leckeres Frühstück geboten. Oder genauer formuliert, sechs verschiedene Varianten, die sich – nomen est omen – an den vermuteten Vorlieben von sechs europäischen Prinzessinnen orientieren. Während das Frühstück Máxima der Niederlande eine Auswahl exquisiter Biokäsesorten beinhaltet, bietet das „petit déjeuner“ von Carla Bruni (Frankreichs First Lady wird hier in den Rang einer königlichen Hoheit erhoben) ein schlichtes Croissant mit Butter und hausgemachter Marmelade. Frühstück de Luxe mit Lachs und Freilandeiern hingegen bekommen Gäste, die sich für das Gedeck der Mette-Marit von Norwegen entscheiden. Mehr geht wirklich nicht. Oder doch? Der Einfallsreichtum des „Prinsessan“-Teams rund um ihren Chef Roman Witt kennt einfach keine Grenzen. Seit einiger Zeit wird hier auch ein 3-Gang Menü mit Käse als Hauptspeise angeboten – Amuse-Bouche, ein Bio-Käseteller vom Feinsten, sowie die obligatorischen „trois petits fours“ zum Nachtisch. Dazu wird auf Wunsch ein Kaffee gereicht, den Stammgäste als den besten von ganz Hamburg bezeichnen -stark und wunderbar aromatisch. Doch das ist noch lange nicht alles. Neben Caramel Macchiato, einem die Sinne betörenden Getränk mit Sirup und Caramelsauce – verführt eine Vielzahl von Kakaokreationen zum Sündigen. Während „Drachenherz“ durch seinen durchkomponierten Geschmack aus Ginseng und Bergamotte besticht, erinnert die orientalische Würze von „Sinnermann – Zimt aus Java“ an einen Zaubertrunk aus Tausendundeinenacht.
Bei schönem Wetter sind die Plätze vor dem „Prinsessan“ mit Blick auf die weißen Villen
gegenüber sehr begehrt. Hier trifft man sich gern mit Freunden zu einem guten Tröpfchen. Denn auch die Weinkarte des Hauses ist exquisit. Die Gäste sind anspruchsvoll und geben sich nicht mit Mittelmäßigem zufrieden, weiß einer, der ganz in der Nähe wohnt und regelmäßig mit seiner Frau hier einkehrt. Nur mit einer Spezialität dieses ungewöhnlichen Café-Restaurants kann sich der distinguierte Herr nicht anfreunden – dem Schokobier. Da hält er sich doch lieber an ein kühles Radeberger Pils, das es selbstverständlich hier auch gibt. Aber, wiegelt er ab, es soll tatsächlich eine Reihe männlicher Leckermäulchen geben, die ein Fläschchen Schokoladenbier einfach unwiderstehlich finden!
www.prinsessan.de