Von Ariane de Melo
Klassische Musik mal… zugänglich
Als nicht begeisterte Dokumentarfilm-Zuschauerin, betrat ich das gemütliche B-Movie Kino auf St. Pauli, um die hamburgische Premiere des Films „Noseland“ anzuschauen. Ein Dokumentarfilm. Über klassische Musik. Es waren gemischte Gefühle.
Dann wurde ich überrascht. Und zwar positiv.
Mit viel Witz, Ironie – und seine Freunde fast zur Verzweiflung treibend – leitet uns Regisseur und Violinist Aleksey Igudesman auf eine sehr sympathische Weise durch die Kulissen des klassischen Musik-Festivals „Julian Rachlin and Friends“, im märchenhaft schönen Dubrovnik, Kroatien.
Der Film ist ein besonderer Einblick in die Musikgattung, die wir als Gesellschaft zur ewigen Steifheit verurteilten: Wir ziehen unsere besten Kleidungsstücke an, wir fahren pünktlich ins Theater, setzen uns dann fein und senkrecht auf weiche rote Stühle; wir geben keinen Laut von uns, wir applaudieren zwischendurch aus selbst eingeredeter Höflichkeit nicht und reden hinterher viel mehr darüber, wie schön es war, als dass wir uns während des Konzerts von der Musik treiben ließen. Wir respektieren Normen und vergessen dabei die Gefühle.
Der Mockumentary „Noseland“, dessen Titel sich auf den Nasenfetischismus des weltbekannten Violinisten Julian Rachlin bezieht, zeigt die Welt der klassischen Musik von einer ganz anderen Seite, lockert Stereotypen, amüsiert und das erfolgreich. Von rappenden Violinisten bis hin zu einer „Baywatch“ Parodie ist alles zu sehen. Lachen kann man beim Zuschauen fast pausenlos! Die Interviews sind improvisiert, die Stimmung leicht, die Menschen offen; bedeutende Musiker wie, u.a. der Cellist Mischa Maisky, sowie die Schauspieler John Malkovich und Sir Roger Moore lassen sich auf Igudesmans ironische Einspielungen mit Humor ein. Überhaupt alles wird von Crew und Besetzung mit Humor behandelt. Inklusive die Kritik, insbesondere die schlechte!
Aber auch zu lernen gibt es einiges: Man lernt klassische Musik mit anderen Augen zu betrachten, dass ein Violinist durchaus einen durchtrainierten Körper haben kann, dass Sir Roger Moore Sean Connery für den besten aller Bonds hält und dass John Malkovich den Klang seiner eigenen Stimme nicht mag.
Schön ist es vor allem, unter all den Gags diese sonst scheinbar unerreichbaren Künstler von ihrer menschlichen, ungezwungenen Seite entdecken zu können und zu sehen, dass sie lieben, was sie tun.
Ob für Musikbegeisterte, Klassik-Muffel oder Kenner, im „Noseland“ ist für jeden was dabei.
Der Film ist bereits auf DVD, u.a. auf Amazon, erhältlich.
Mehr Infos unter: www.noselandthemovie.com