MG3 – „Die Sehör-Musiker“ !

Von Hartmuth Seitz

Konzertreihe  „Musik(T)Räume“ im Rahmen des Hermann-Rauhe-Festivals

Massoud Godemann

Im Allgemeinen bezeichnet die Presse Massoud Godemann als den Poeten unter den Jazzgitarristen. Diese  Bezeichnung trifft sicherlich für ihn zu, doch sie bezieht seine „Zuspieler“ nicht mit ein. Der Sohn persisch-französisch-deutscher Eltern war und ist immer auf der Suche nach dem Besonderen.

Genau das Richtige für den Start der der Konzertreihe  „Musik(T)Räume“ im Rahmen des Hermann-Rauhe-Festivals.

Suchen und Entdecken – das ist das eigentliche Motto des Gitarristen und „Erfinders“ Godemann. Er hat gesucht, entdeckt und gefunden. Da ist Michael Pahlich, seines Zeichens „Schlagwerker“. Er bringt alles zum Schwingen und Klingen, was nicht vor ihm wegläuft. Musik ist für ihn Sprache, Ausdrucksweise. Sein Spiel pendelt zwischen sanft, leise, phantasievoll, unerwartet und kraftvoll.

Michael Pahlich

Er sieht sich als Mittler zwischen Godemann und dem Kontrabassisten Gerd Bauder. Bauder entlockt dem Bass bisweilen ungewohnte Töne. Er unterscheidet Musik in gute und weniger gute Musik. In der Gruppe ist er der ruhige, aber auch das taktgebende Bindeglied zwischen Gitarre und Schlagzeug.

Das gemischte Publikum reichte über vier Generationen – und dieses Publikum war von dieser Premiere über 4 Generationen angetan, über 4 Generationen begeistert. Allgemeines Credo „So etwas habe ich noch  nicht erlebt, das ist wirklich etwas Besonderes.“

Gerd Bauder

Und das nicht nur in akustischer Hinsicht – auch in optischer. Man muss dieses Trio erlebt haben. Gitarrist Godemann hielt es nicht auf seinen Stuhl. Nicht nur seine Finger hüpften die Tonleitern und Akkorde hinauf und hinunter – nein, der ganze Körper begleitete die Notenfolge. Bei Bauder, meistens der Kategorie ruhig zuzuordnen, kristallisierte sich schnell heraus, dass, wenn er seine Finger und Bogen frisch mit Kolophonium versorgte, der Bass der treibende Motor des Trios wurde. Bei Schlagwerker Pahlich hatte man zeitweise den Eindruck er träume zu den Klängen von Bass und Gitarre, um dann an seinem Schlagzeug quasi von seinem „Dämmerungszustand“ ausgehend die musikalische Choreographie zu übernehmen. Über allen lag dann noch ein ganz besonderer Ton – Massoud Godemann begleitete jede seiner gespielten Noten mit einem fein hörbaren Oberton-Gesang.

Dabei wurde von den Zuhörern verlangt, sich dieser Darbietung hinzugeben. Für ungeübte Ohren nicht einfach – aber da war ja noch das Auge, das fasziniert feststellte, dass man sich schnell in dieses musikalische Erlebnis einfinden konnte, wenn man zusah. Die Alterspräsidentin der Zuhörergruppe fasste es treffend zusammen.  „Würde ich das im Radio lediglich hören, hätte ich sicherlich schnell einen anderen Sender gesucht – aber dieses Live-Erlebnis war ein Genuss.“

Gesucht und gefunden. Musik(T)Räume hat  mit Sicherheit ein jazziges Juwel als Premierengast gehabt.

Das zarte Pflänzchen ist gesät, der Traum geht weiter. Auch wenn man ernüchternd von einem „Wohnzimmerkonzert“  sprechen muss. Das ist schade – diejenigen, die es den kalten Sprung in die Konzertreihe in der Wohnstube der Musikschule gewagt haben, waren – wie erwähnt – begeistert. Und wenn jeder dieser Gäste als musikalischer Multiplikator wirkt, reicht für das nächste Konzert die Wohnstube nicht mehr aus.

Am 15.09.2012 wird im Rahmen dieser Konzertreihe der Bremer Pianist Emanuel Jahreis mit einem Boogie-Woogie-Konzert in jeder Hinsicht ein Kontrastprogramm bieten, während im November das lehrende Personal mit seinen Schülern die Konzertreihe in diesem Jahr klassisch beschließen wird.

Aktuelle Informationen: www.massoudgodemann.de

Fotos: Hartmuth Seitz