Ungarn/Szeged, die Heimat der Pick Salami
Von Dr. László Kova
Eidelstedt/Szeged (lak). “Wo wird die Pick Salami hergestellt?”, frage ich jemanden eines Spätnachmittags in Budapest. Die Antwort lautete wie aus einem Kochbuch zitiert: „Nehme den Fernbus nach Szeged, fahre bequem auf der Autobahn nach Süden ans Ufer des „blonden“ Flusses Theiß und genieße die Stadt des Sonnenscheins, der Skulpturen, der Jugendstilhäuser und die lebhafte Kultur, atme die historische Luft ein und koste dort die weltberühmte ungarische Salami.“ Und ich tat es.
Der Dom ist das Symbol von Szeged und gehört zu den imposanten Kulissen der berühmten ´Szegeder Festspiele´. Der Bauplan des Domes entstand übrigens nach der Überschwemmung der Teiß 1879, aber die Fertigstellung erfolgte erst 1930.
Die von Budapest 170 km entfernte Stadt ist wirklich faszinierend und blickt auf eine lange Geschichte zurück. Von Mammutjägern aus der letzten Eiszeit vor 24.000 Jahren stammen die ältesten menschlichen Spuren. Hier und in der Gegend wohnten Menschen schon auch in der Jungsteinzeit vor ca. 5.000 Jahren vor Chr. Die Stadt Szeged unten dem Namen Partiscum wurde allerdings von den Römern gegründet. Die günstigen Land- und Wasserwege ermöglichten schon in dieser Zeit die Beförderung von Salz, Gold und Holz. Der Hunnenkönig Attila (starb 453 n.Chr.) hatte unweit von hier sein Hauptlager aufgeschlagen, von wo er West Europa erobert hatte und das mächtige Rom zu regelmäßigen Tributzahlungen in Gold zwang. Der ungarische Landnehmer Árpád schenkte ca. 896 dem Stammesführer Ond dieses sandige Gebiet. Urkundlich wird die Stadt Cigeddin zuerst 1183 erwähnt, wo bald der Handel u.a. mit Getreide und Wein blühte.
Als meine Unterkunft wählte ich das Hotel Novotel, ein vier Sterne Hotel am Ufer der „blonden“ Theiß, deren Wasser von dem hellen Sand der Tiefebene gefärbt ist. Aus der siebten Etage genießt man ein herrliches Panorama auf die Stadt. Der Dom von Szeged ist eine neoromantische Bischofskathedrale, in der eine der größten Orgeln Europas während der Gottesdienste zu hören ist. In dem Turm erklingt regelmäßig die zweitgrößte, 86 Zentner schwere Glocke des Landes. Der Palast Reök repräsentiert den Jungenstil. Beim Spaziergang bewundert man die Architektur der Synagoge. Im Sommer finden die berühmten Freilichtaufführungen der ´Szegeder Festspiele´ (Oper, Operette, Tanzkunst, klassische Musikabende) statt. Die Universität Szeged genießt national und international einen guten Ruf.
Die Gastronomiekunst ist hier schon seit Jahrhunderten vom Paprika geprägt. Auch wenn man Ungarn noch nicht besucht hat, kennt man vom Hören das feurige Szegediner Gulasch. Das Gulasch ist ein Eintopf der Magyaren, den es in zahlreichen Variationen gibt und der grundsätzlich eine pikante Rinderfleischsuppe ist. Das international gemeinte ´Gulasch´ heißt in Ungarn ´Pörkölt´ (Angeröstetes!), es ist dickflüssig und wird mit saurer Sahne verfeinert.
Die Szegeder sind Stolz auf die fein schmeckende Salami.
Der Boden und das besondere Klima sind in dieser Region für den Pflanzenanbau (Paprika) und die Viehzucht (altungarische Manglica-Schweine) geignet. Die mit Edelschimmelbelag überzogene Salami hat hervorragende Produkteigenschaften, die durch günstige Zusammenwirkung vom harmonischen Duft, charakteristischen Aroma und feinwürzigen Geschmack entstehen. Die heute weltberühmte Firma gründete Mark Pick 1869 in der ´Paprikastadt´ Szeged. Das vorteilhafte Klima, die Pflege der landwirtschaftlichen Traditionen, die kontrollierte Viehzucht, das angesammelte Produktionsfachwissen, das Lieben des Fleischerberufes und die hochentwickelte Produktionstechnologie sichern die Qualität der begehrten und international oft ausgezeichneten Pick Salami.
„Gibt es Eselfleisch in der Salami?“, hatte ich im Pick Salami und Paprika Museum gefragt. Dafür erhielt ich nur Gelächter. Für den guten Geschmack ist allein nur das dicke, mit Borsten bedeckte Mangalica-Schwein verantwortlich, das Herrn Pick zum Weltruhm half. Über die Schönheit dieser uralten europäischen Schweinerasse könnte man sicherlich streiten, aber sein dicker Speck zergeht geschmackvoll auf der Zunge, sein dunkles Fleisch ist zart.
Wo gut gegessen wird und die Gäste würzige Weine kosten, erscheinen die virtuosen Musiker, die Volkslieder und Zigeunermusik spielen und zum Csárdás-Tanzen ermuntern.
Die Pick Salami darf man nicht essen, man genießt sie. Drum schneidet man sie in papierdünne Scheiben, legt sie auf feines Weißbrot bzw. Butterbrot und trinkt dazu Weißweine, deren Reben im hellen Sandboden der Gegend angebaut werden.
Landkarte: Südliche Tiefeben Ungarn mit dem Zentrum Szeged an dem „blonden“ Fluß Teiß
Unterkunft: Novotel Szeged, Tel.: +36 62 562-200, Fax: +36 62 562-222, www.novotel-szeged.hu Museum: Pick Salami und Paprika Museum in Szeged/Ungarn, Adresse: Felsö-Tiszapart 10, 6721 Szeged, Tel.: +36 20 980-8000, eMail: pick.szeged@museum.hu
Info: Ungarisches Tourismusamt Berlin, Tel. und Fax: 030 24 31 46 13, mueller@ungarn-tourismus.de