Von Hans-Peter Kurr
Reise zu seinen Mythen und zu den Sternen im Hamburger Planetarium
Unter dem Titel „Das Universum der Maya“ steht gegenwärtig eine ebenso prächtige wie intelligente „Himmel-Show“ zentral im Programm des Hamburger Planetariums, die es zu bewundern gilt.
Als die Azteken, die um das Jahr 1000 nach Christi Geburt ins heutige Mexiko eingewandert waren, zum ersten Mal das Gelände von Teotihuacan im Tal unter sich erblickten, schauten sie auf eine Geisterstadt hinab. Sie lag dort seit Jahrhunderten – nur eine Tagesreise von der prachtvollen aztekischen Hauptstadt Tenochtitlan entfernt, die heute Mexiko-City heißt. Und doch hätte bis zu diesem Tage kein Späher sie entdeckt, kein Wanderer seinen Fuß dorthin gesetzt, wo ehedem ein Volk ohne überlieferten Namen, um seinem Gott Quetzalcoatl näher zu sein, drei gewaltige Pyramiden errichtete – reich ornamentiert, aber ohne jedes erkennbare Schriftzeichen.
Die Truppe der Krieger, die auf der Suche nach einem Stamm, den sie bekämpfen und aus seinen Reihen Gefangene für ihre Menschenopfer-Rituale gewinnen wollten, entdeckte die Geisterstadt um das Jahr 1300 nach der Zeitenwende, also etwa 1500 Jahre, nachdem Menschen hier zu siedeln begonnen, 500 Jahre, nachdem sie ihre Tempelstadt – ohne bis heute erkennbaren Grund, ohne Glyphen, die Nachfahren hätten entziffern können – verlassen hatten und 200 Jahre, bevor spanische Conquistadoren unter Hermann Cortes 1521 die von Montezuma regierte, benachbarte aztekische Haupt- und Tempelstadt Tenochtitlan vollständig zerstörten und auf deren Trümmern ihre „Ciudad di Mexico“ errichteten.
Eines hat die moderne, erst etwa 150 Jahre alte Archäologie herausgefunden: Neben der aztekischen Kultur existierte, ohne daß die Menschen voneinander wußten, schon eintausend Jahre länger in Meso-Amerika eine zweite, womöglich glänzendere: die der Maya.
Das interessanteste Bauwerk ihrer Zeit auf dem Gelände des heutigen Palenque ist der „Tempel der Inschriften „. Hier fanden sich endlich, wenngleich zunächst nicht entzifferbare ,Glyphen, deren weitgehende Entschlüsselung auch die Wissenschaft unserer Tage noch beschäftigt.
Seit 1952, seit der Entdeckung des Grabes des Priesterkönigs Pakal , dem fünf Opferknaben in den Tod folgen mußten, in jenem „Tempel der Inschriften“ wird nach den ökonomischen und ökologischen Gründen gefahndet, die das Volk zu seinen Wanderungen durch ein beträchtliches Areal Meso-Amerikas veranlaßte. Der aktuelle Stand ( dem mexikanischen Forscher Professor Moise Morales folgend) beschreibt, wie große, im Regenwald lebende Stämme , mit zehntausenden Mitgliedern mehr und mehr logistische (Ernährungs-)Probleme zu lösen hatten.
Morales:“ Wenn dann junge Könige mit ihrer Anhängerschaft sich von ihrem Stamm abspalteten, ihm also die Kraft der Jugend entzogen, blieben – verkörpert durch die Alten – die paradoxe Kombination von Weisheit und Schwäche, die letzendlich in die Dekadenz führen muß. Kastendenken und rituelle Menschenopfer – an bestimmten Tagen bis zu 20 000 – sowie Inzest innerhalb der Priester-Oligarchie taten ein Übriges, um das Volk der Maya endgültig degenerieren und schließlich verschwinden zu lassen…..bis auf jene weißgekleideten Nachfahren einiger Geschlechter, die wir heute unter dem Namen ‚Lacandomen’ kennen.“
Der schneebedeckte Berg Popocatepetel nahe den Städten, die die Maya und später die Azteken fast zu seinen Füßen gründeten,“ weil hier ein Adler, auf einem Kaktus sitzend, eine Schlange fraß“, der in unseren Tagen durch den Smog über Mexico-City nur noch selten bis zur Spitze zu sehen ist, hat auf alle diese Geschehnisse herniedergeschaut und …..bis heute geschwiegen.
(Tickets und Termine gibt es im Hamburger Planetarium unter der Telefon-Nummer 040 / 42886520 )
Foto: Planetarium Hamburg