von Maren Schönfeld
Die Kräne ragen nicht in die Wolken, sie tragen die Wolken, die sich wie riesige Kissen übereinander türmen, zwischen denen eine Lücke Licht blitzen lässt, ein Loch im Stoff oder nur eine poröse Stelle.
Die Kräne ragen nicht über die Schiffe, sie halten die Schiffe am Kai mit Containerarmen, Greifhänden halten sie sie, schmiegen sich Riesen an die Mauern für ein paar Stunden, bevor die See sie zurückholt und die Kräne einsam am Kai stehen wie Liebhaber, die man versetzt hat, und den Fluss entlangschauen mit erwartungsvollem Blick und am Kai entlangwandern.
Die Kräne verbinden Land und Wolken, das Land baumelt in Quadern an ihnen, die Wolken ruhen sich auf ihnen aus.
Die Kräne spielen Fangen, sie werfen Container hin und her, bringen die Ordnung durcheinander, stapeln ihr eigenes System. Das ist nicht hochseetauglich.
Die Kräne haben ihre Lieblinge unter den Schiffen, auf denen klangvolle Namen stehen. Sie ent- und beladen auch, wen sie nicht mögen, es bleibt ihnen nichts anderes übrig, sonst werden sie durch andere, angepasste Kräne ersetzt.
Die Kräne winken den Leuten, die am anderen Ufer durch feuchten Sandstrand stapfen, barfuß oder mit derben Schuhen, mit Hund und Picknickkorb. Die Leute starren die Kräne an, aber winken den Kränen nie.
Die Kräne ruhen nur, wenn kein Schiff da ist, dann lassen sie die Seile hängen wie Halbkreisreihen unter sich. Dann dulden sie einige Möwen auf Flugpause und rühren sich nicht, um die Vögel nicht aufzuscheuchen. Die Kräne achten darauf, dass genug Abstand zwischen den Wolken auf ihren Armen und den Vögeln auf den Seilhalbkreisen besteht, dass die Wolken keine Möwe verschlingen. Die hungrigen Wolken.