Von Hans-Peter Kurr
Notizen zu Hartmut Uhlemanns kluger Inszenierung im Ernst Deutsch Theater
Die Inszenierung selbst eines so klugen, umsichtigen und erfahrenen Schauspielregisseurs wie Hartmut Uhlemann muss – so schien es in den ersten zwanzig Minuten des Premierenabends im Ernst Deutsch Theater – an einer so groben Adaption des Buchheim-Romans „Das Boot“ wie sie Manfred Langners Stuttgarter Fassung darstellt, der seine eigene Inszenierung im Jahr 2013 denn auch kräftig „ gegen die Wand fuhr“, scheitern.
Eine über Gebühr auf fast neunzig Minuten breitgetretene Introduktion mit einem geringen Maß an Handlung , aber einem glänzenden Schauspieler-Ensemble mit dem wundervollen Erik Schaeffler an der Spitze, dessen Mitglieder in den anfänglichen Sequenzen ihre, in der hamburgischen Theaterszene wohlbekannten darstellerischen Fähigkeiten nur ansatzweise verwirklichen konnten, halfen der dramaturgisch dürren Vorlage nicht auf die Beine., die so qualitätsbewusste Per Lauke wohl der Popularität des Films wegen in sein Verlagsprogramm aufgenommen hat….trotz Uhlemanns Versuch, für möglichst viel Abwechslung und Spannung zu sorgen , sogar durch das Verwenden von Liedern wie „Matthias Claudius‘ Trauergesang „S’ist Krieg“ oder d e m
Soldatensong der 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts „ Rosemarie“ oder, sozusagen als „Ouvertüre“ ,Chöre aus Wagners „Fliegendem Holländer“ und trotz der beeindruckenden Erfindung einer effekt- und projektionsreichen Szene seiner Bühnenbildnerin Eva Humburg, die nicht den Stuttgarter Fehler begehen wollte, das U-Boot des Films auf der Szene möglichst echt zu kopieren, sondern eine sehr bühnengerechte Lösung fand mit Kojen, Kombüse, Torpedorohren, Sehrohr, Offiziersmesse, Diesel- und Elektroantrieb, Turmluk.
Dann aber scheint über Uhlemann – um mit Max Frisch zu sprechen – die „grosse Wut des Philipp Hotz“ hereingebrochen zu sein und nach der Pause gelang ihm und seinem Team der Hochbegabten ein szenisches Furioso wie es rasanter, überzeugender, beängstigender auf der Bühne nicht gestaltet werden könnte. Notabene : Der Film gibt ständig, was des Filmes ist ,durch Schnitte, Schwenks, Close-ups und vieles mehr. Dieselbe Handlung auf der Bühne zu sehen, heisst, das Publikum stets und ständig derselben Totale auszusetzen. Wie überzeugend muss also das künstlerische Personal sein, um den Zuschauer adäquat zu beeindrucken.Dann erst zeigt sich, daß Schaeffler den Kapitänleutnant des Petersen-Filmes , Jürgen Prochnow , gestalterisch weit hinter sich lässt, daß der damals junge Grönemeyer, verglichen mit Patrick Abozens Marinekorrespondenten, angenehm verblasst, daß soeben erst diplomierte Nachwuchsschauspieler wie Lennart Matthiesen ( 2. WO.)und Leenert Schrader ( 1. WO. ) oder der russisch-strämmige Anton Faber als „Smutje Smutt“ bereits beachtenswertes darstellerisches Potentioal aufweisen. Aber auch (Hand zum Gruß an das Käppi!!!) , wie schmerzlich wir den vor Jahren verstorbenen Klaus Wennemann noch heute entbehren !
Nehmt alles nur in Allem: Entstanden ist – nach gewiss vorlagenbedingter –
anfänglicher Zähheit ein bemerkenswerter Schauspielabend, der noch bis zum 17. April im EDT an der Mundsburg zu sehen sein wird.
Foto: Oliver Fantitsch ( Im Ausguck),