
Als Sammler bibliophiler Bücher und ehemaliger Druckerei-Inhaber war es wieder einmal ein Genuss ohne Ende, durch die beiden Etagen einer alten Fabrik in Hamburg-Barmbek, die seit vielen Jahren als Museum fungiert, zu schlendern.
Denn vom 4. bis 6. 2025 April fand im Museum der Arbeit in Hamburg die 20. Messe „BuchDruckKunst“ unter dem Motto „Herzblut und Werkschwarz“ mit rund 60 Ausstellern statt.
Es ist eine wahre Freude, zu sehen, wie Buchbindermeister hervorragende Ideen mit technisch perfektem Material so umsetzen, dass nicht nur höchste Handwerkskunst, sondern auch Buchkunst dabei herauskommt. Mit den Kollegen zu fachsimpeln und gelegentlich nicht aus dem Staunen herauszukommen, ist für den Fachbesucher jedes Jahr erneut faszinierend.
Sammler und andere Verrückte: die Pirckheimer-Gesellschaft
Ein Verband, der sich bereits seit vielen Jahrzehnten dem Sammeln, Bewerten und Vernetzen im Bereich der Buchkunst und der bibliophilen Bücher widmet, war gleich an einem der ersten Messestände zu sehen: Die Pirckheimer Gesellschaft gibt unter anderem die sehr empfehlenswerte vierteljährlich erscheinende Fachzeitschrift „Marginalien“ heraus, wie hier auf den beiden Rollups im Fotohintergrund zu sehen ist.

Der Verleger Rudolf Angeli vom Verlag Angeli & Engel zeigte mir sein Vorabexemplar der Juni-Neuerscheinung des Malers Klaus Waschk: „Övelgönne – Zeichnungen gegen den Strich“. Fünfzig Vorzugsausgaben, denen eine Originalzeichnung beiliegt, sind bereits jetzt, noch vor Erscheinen, vergriffen – ein großer Erfolg, der auch auf diese Messe BuchDruckKunst zurückzuführen ist.
Bilder von allen Messeständen, wie dem Svato Verlag, der Corvinius Presse, Officina Ludi, Susanne Theumer, Roland Meuter und der Edition Ehrt zu zeigen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Daher habe ich mich entschlossen, zwei besondere Buchkünstler in Bild und Text kurz vorzustellen.
Buchkunst vom Feinsten
Kürzlich verstarb in Hamburg Peggy Parnass, eine vielgelobte journalistische und politisch-literarische Größe. Sie lebte in Hamburg St. Georg, wo seit weit über 30 Jahren auch die Buchkünstlerin Tita do Rêgo Silva ihr Atelier hat. Gemeinsam gestalteten sie 2012 in einer kleinen Auflage, gedruckt auf historischen Maschinen im Museum der Arbeit, das Buch „Kindheit – Wie unsere Mutter uns vor den Nazis rettete“ von Parnass. Das Buch war so erfolgreich, dass es 2014 als Reprint im vierfarbigen Offsetdruck im hoch angesehenen S. Fischer Verlag in Frankfurt erschien. Auf dem Foto vom Messestand sehen wir nicht nur die bildende Künstlerin, sondern im Hintergrund auch ihre teilweise sehr großen farbigen Holzschnitte, die ihresgleichen suchen (s. Bild oben).
Dem aufmerksamen Besucher fiel ebenfalls in der Verlag „The Other Collection“ auf, der sehr individuell gestaltete, wunderschöne Hardcoverbände von bekannten Autoren zeigte. Sie verfügen zwar nicht über Illustrationen, beeindruckten aber durch sehr gute Typographie und die Haptik. Mit der Verlegerin Birgit Schmitz, vormals in großen Verlagen in verantwortlicher Position tätig, unterhielt ich mich über das Konzept. Dass die Bände im Bleisatz und Buchdruck hergestellt sind, hervorragendes Papier und Einbandmaterialien haben, ist bei dieser besonderen Messe kaum erwähnenswert. Die aufgerufenen Preise je Buch liegen jedoch bei 138 Euro, was nicht allein wegen des Buchdrucks auf einer alten Maschine nachvollziehbar ist. Der Clou: Alle Bücher sind nummeriert und vom Autor signiert. Mir fiel sofort William Boyd auf, von dem ich bereits vier Bücher gelesen hatte, und war fasziniert, wie die Verlegerin es schaffte, diese besondere Edition jeweils von den Autoren signieren zu lassen – ein enormer logistischer Aufwand. Die kreative Namensgebung von einzelnen Kunstwerken sei hier nur an einem Bild erläutert, welches für sich spricht.
An den drei Messetagen waren mehrere tausend Besucher in Sachen Buchkunst unterwegs, kauften Postkarten, Handpressendrucke, ließen sich in Newsletter-Listen eintragen und pflegten Kontakte aus den Vorjahren. Das auch viele jüngere Besucher kamen, liegt sicherlich daran, dass in Hamburg und Norddeutschland mehrere Studiengänge für Illustration angesiedelt sind und gerade in digitalen Zeiten der Wunsch nach analogen Texten und Bildern und dem Treffen im „real life“ zunehmend wichtiger werden.
Eines weiß ich schon jetzt: nächstes Jahr bin ich im April wieder auf dieser Messe, lasse mich von Neuem inspirieren und pflege die bislang geknüpfte Kontakte. Dem Messeteam um Klaus Raasch sei gedankt, ich wünsche ihnen für die nächsten Jahre weiterhin sehr viele Besucher.
Fotos: Ralf Plenz