Eine Glosse von Johanna R.Wöhlke
Also – das mit dem Käse war so. Wieder einmal bezeichnete jemand aus der Runde die kleineren Lokalzeitungen als Käseblätter. Wenn ich nur wüsste, wer sich das irgendwann einmal ausgedacht und in die Welt gebracht hat. Es muss sich um einen Menschen gehandelt haben, der sich selbst und seinen Bauchnabel für den Nabel der Welt hält, in dem es ja manchmal nach überreif altem Käse riechen kann, wenn man sich nicht richtig wäscht…
Nur so ist es zu erklären, Käse oder dem Geruch von Käse eine abwertende Qualität zuzuschreiben. Alles andere ist nachweislich falsch. Ich habe in meinen örtlichen Blättern noch nie Käse gefunden, gerochen oder gar serviert bekommen. Ja, ich weiß. Gemeint ist mit Käse in diesen Fällen wohl zumeist: Bedeutungslosigkeit, Unwichtigkeit, kleine und kleinste Auflage, mangelnde Kompetenz – all so etwas.
Die Beleidigung ist also doppelt: Beleidigt werden der Käse und die Zeitung. Aber das merkt der Kritiker nicht, weil er seine Äußerung witzig findet – und hierzulande darf alles verlautbart werden, was witzig ist. Ohne Ausnahme. Das ist erlaubt. Auch wenn keiner lacht oder nur wenige. Wenn dann keiner lacht, findet der Kritiker das auch wieder Käse, greift zu seinem örtlichen Blatt, um sich selbst in der Jahreshauptversammlung des Kaninchenzüchtervereins abgelichtet zu sehen und freut sich! Na ja, manchmal darf er sich dann auch über das Käseblatt freuen, wenn er selbst der Käse ist…