Von Dr. Manuel Ruoff
Walter Nowotny kommandierte das erste Düsen-Jagdkommando
Walter Nowotnys Leidenschaften waren Sport und Technik. Darüber fand er wie viele Gleichgesinnte zur Luftfahrt. Politik interessierte ihn weniger. Als 1938 seine Heimat Bestandteil des Deutschen Reiches wurde, trat der am 7. Dezember 1920 in Gmünd geborene Österreicher der NSDAP bei. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, meldete er sich als Freiwilliger zu den Fliegern.
Nach der Jagdfliegerausbildung und einem Einsatz beim Jagdschutz der Leunawerke wurde der Unteroffizier Ende 1940 zum Jagdgeschwader 54 versetzt. Im Sommer 1941 errang Nowotny an der Ostfront seinen ersten Luftsieg. Wenige Tage und Abschüsse später wurde auch er getroffen, so dass er auf der Ostsee mit Motorschaden notwassern musste. Nach drei Tagen im Rettungsfloß erreichte er die rettende Küste und kurze Zeit später saß er wieder in einer Bf 109.
Nach mindestens 56 Luftsiegen, die ihm das Ritterkreuz einbrachten, erhielt der gerade 22-Jährige 1942 seine eigene Staffel. Seine ab dem darauffolgenden Jahr mit der neuen Fw 190 ausgestattete sogenannte Teufelskette entwickelte sich zur erfolgreichsten der ganzen Luftwaffe. Eine eigene Gruppe folgte 1943.
In seinem 421. Einsatz errang Nowotny im Jahre 1943 als erster Jagdflieger den 250. Luftsieg. Dafür bekam er als achter Wehrmachtssoldat die Brillanten zum Ritterkreuz. Da das NS-Regime keinen Volkshelden verlieren wollte, der er mittlerweile war, erhielt Nowotny noch im selben Jahr Feindflugverbot und wurde als Leiter einer Jagdflugschule in die Etappe versetzt.
Eine neue Herausforderung stellte sich Nowotny mit der Me 262. 1944 stellte er das mit diesem Modell ausgestattete erste Strahljäger-Jagdkommando der Welt auf und übernahm dessen Kommando. Sein „Erprobungskommando Nowotny“ unterzog die Düsenflugzeuge dem Praxistest beim Abfangen alliierter Bomberverbände.
Am 8. November 1944 verstieß Nowotny zum wiederholten Male gegen sein Feindflugverbot. Nachdem er zuvor schon einmal zwei „Fliegende Festungen“ mit einer Me 262 abgeschossen hatte, ließ sich auch sein 443. Feindflug mit dem Abschuss einer B 17 gut an. Beim Landeanflug auf den Heimatflugplatz Achmer wurde er jedoch von einer Staffel „Mustangs“ abgefangen und abgeschossen. Sein Fallschirm verfing sich im Leitwerk und er überlebte den Absturz nicht.
Nach einer großen Trauerfeier einschließlich Staatsakt in der Hofburg erhielt Walter Nowotny auf dem Wiener Zentralfriedhof ein Ehrengrab. Im Jahre 2003 entzog Wiens Gemeinderat mit den Stimmen von Grünen und Sozialdemokraten dieser Ruhestätte den Ehrengrabstatus.