Von Hans-Peter Kurr
Zu Dagmar Ellen Fischers Liška-Biografie
Seine Karriere begann im Alter von 14 Jahren als Eleve am Prager Konservatorium und dauert noch immer an, jetzt auf hohem – international gültigem – Niveau.
Die Rede ist von Ivan Liška, dem die Kulturjournalistin Dagmar Ellen Fischer und der Leipziger HenschelVerlag eine gründlich recherchierte Biografie mit dem poetischen Titel „Die Leichtigkeit des Augenblicks“ gewidmet haben, die zweite in dieser Verlags-Sparte bereits: Frau Fischers wundervolles Buch-Porträt eines anderen Tanz-Welt-Stars, Egon Madsen, erschien vor drei Jahren.
Das ausführliche und sehr reizvoll bebilderte Liška-Porträt zeichnet sich durch eine Besonderheit aus: Es weist zahlreiche autobiografische Beiträge des weltberühmten Tänzers auf, der sich offenbar mit der Autorin auf diese Spannung erzeugende Mixtur beider Textformen einigen konnte. So geschieht es, dass die 184 Seiten sich häufig lesen wie ein Dialog.
Ungewöhnlich, aber reizvoll!
Und so wandert der Leser ohne Eile durch ein interessantes Leben, dessen nächste Station immerhin bereits den Namen Paris trägt, wohin Liškas Lehrerin, Mila Urbanova, den zur Zeit des „Prager Frühlings“ 18-Jährigen als Tanzparter für ihre Sommerworkshops der Jahre 1968 und 69 einlud.
Nach dem Scheitern des „Prager Frühlings“ begann die Geschichte der Flucht der fünfköpfigen Liška-Familie in den Westen, wo der inzwischen 19-jährige Tänzer ein Engagement während der Intendanz Grischa Barfuß‘ an der damals weltberühmten Düsseldorfer „Deutschen Oper am Rhein“ – zunächst als Gruppentänzer, später als Solist – erhält. Und das glücklicherweise in der Aera des Ballettdirektors Erich Walter, der ihn förderte Seine Freundin und spätere Ehefrau, die Tänzerin Colleen Scott, eine bis heute ebenfalls weltbekannte Solistin, lernte er in Düsseldorf kennen.
Da wir nicht den gesamten Buchinhalt hier nacherzählen, sondern dem geneigten Leser dieses – wirklich bedeutende – Vergnügen überlassen wollen, erspart der Chronist eben jenem die Berichterstattung über die 20 Jahre, in denen Liška als Erster Solist an der Seite John Neumeiers für die Hamburgische Staatsoper wirkte ebenso wie das Aufsummen der zahlreichen ihm verliehenen Ehren wie dem Deutschen Tanzpreis, den er 2012 für seine – bis heute andauernde – Arbeit als Ballettdirektor des Bayerischen Staatsballetts erhielt.
Diese gesamte hochabwechslungs- und inhaltsreiche Karriere beschreibt die Kulturjournalistin Dagmar Ellen Fischer unnachahmlich humorvoll, aber auch praxisbezogen und fachgerecht, da sie selber aus der Ballettszene kommt. Chapeau! Chapeau!
Die 184-seitige Biografie enthält 80 kunstvolle Abbildungen, kostet € 24,95 und wurde vom Leipziger HenschelVerlag unter ISBN
978-3-89487-754-5 veröffentlicht