Von Dr. László Kova
Eine rare und empfehlenswerte Ausstellung wurde am 05. September 2014 eröffnet.
Max Beckmann (geb. 12.02.1884 in Leipzig, gest. 27.12.1950 in New York) ist in der Kunsthalle Hamburg mit seinen ausdruckstarken Gemälden ständig vertreten. Seine Bilder werden neben Werken von Oskar Kokoschka, Willi Baumeister, Oskar Schlemmer, Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde, Franz Marc in der Abteilung der klassischen Moderne exklusiv präsentiert.
Die meisten Museumsbesucher kennen hauptsächlich seine Figurenbilder, mythologischen Werke, Landschaftsgemälde und Selbstporträts. Die Kuratorin Dr. Karin Schick zeigt Max Beckmann diesmal mit seinen seltener präsentierten Stillleben, die mit einem besonderen Reichtum an Farben, Formen und Stofflichkeit herausragen.
Diese Ausstellung in Hamburg, die durch zahlreiche Leihgaben von privaten und öffentlichen Sammlungen im In- und Ausland möglich gemacht wurde, ist eine besonders gelungene und hoch qualitative Präsentation von Max Beckmanns Schaffen. In dieser Größe und Vielfalt waren die Stillleben von Beckmann noch nirgendwo vertreten. Die gekonnte Hängung der Bilder und die informativen Texte an den Wänden fallen während des Besuches positiv auf.
Die malerischen Elemente in Max Beckmanns Bildern stellen die Vergänglichkeit durch Blumen, verwelkende Gewächse, Fische oder erloschene Kerzen dar. In der Szenerie der Gemälde sind Spiegel, Figuren, Porträts oder Landschaftsfragmente integriert, die den komplexen Kontext der Bilder erhöhen. Weitere Motive wie Uhren, Musikinstrumente, Zeitungen, Lampen gehören zu seiner Bildkomposition. Die Szenerie, die Farbgebung und die Stimmung der Bilder lassen den Betrachter in die Gefühlswelt des Künstlers eintauchen.
Die laufende Ausstellung versäumt nicht, auch Arbeiten auf Papier zu zeigen. Zusätzlich werden Gegenstände (z.B. afrikanische Holzgefäße), die dem Maler als Vorlagen in seinem Atelier dienten. Erwähnenswert ist die Fotoserie in schwarzweiß über den Künstler Beckmann, die Helga Fietz 1938 in Amsterdam schoss.
Beckmann wurde im Januar 1933 durch die Nationalsozialisten als „entarteter“ Künstler aus seinem Amt an der Städelschule entlassen. Aus Frankfurt zog er mit seiner Frau Mathilde nach Berlin, ab Juli 1937 lebten sie in Amsterdam im Exil. An der Brooklyn Museum Art School unterrichtet er ab September 1949 in New York. Von der Washington University Saint Luis wurde ihm 1950 die Ehrendoktorwürde (Dr. h.c.) verliehen. Kurz darauf verstirbt er bei einem Spaziergang am 27. Dezember 1950 im Central Park infolge eines Herzinfarkts. Noch in diesem Jahr bildeten 14 repräsentative Gemälde von ihm den Mittelpunkt im deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig.
Die Ausstellung „Max Beckmann. Die Stillleben“ ist in der Hamburger Kunsthalle, Glockengießerwall, 20095 Hamburg bis 18. Januar 2015 zu besichtigen. Zur Ausstellung erschien ein reich bebildertes Buch – „Max Beckmann. Die Stillleben“ – mit wissenschaftlichen Texten (Prestel Verlag, 200 Seiten, deutsche und englische Ausgabe, Preis: € 29,-), das im Museumsshop und www.freunde-der-kunsthalle.de erhältlich ist. Über diverse Führungen durch die Ausstellung, Vorträge und Vorführungen informiert das Internet unter www.hamburger-kunsthalle.de.
Fotos: Kova