Von Johanna Renate Wöhlke
Kein Hafen, keine Schiffe und trotzdem Hamburg. Farbe, Farbe und nochmals Farbe – aber worauf? Die Antwort ist nicht des Pudels Kern, sie ist der Heidschnucken Wolle in Form gemalter Bilder auf nackten Heidschnuckenskulpturen!
Damit haben wir uns einem Kunstprojekt angenähert, das sich im Süden Hamburgs, genauer gesagt im Stadtteil Neugraben Fischbek, immer mehr in das Stadtbild integriert: bemalte Heidschnucken. Sie sollen sich in Neugraben zu einem Skulpturenpark entwickeln, denn: Heidschnucken gehören im Süden der Stadt einfach dazu! Schließlich gibt es eine Herde von etwa 300 Tieren, von denen sich kesse einzelne früher beim Vorüberziehen durch Kurzbesuche in Gärten beobachten ließen, begleitet von dem typischen leisen Getrippel ihrer Hufe auf dem Asphalt.
Die Kunstschnucken bestehen aus glasfaserverstärktem Kunststoff und haben Originalgröße. Von ihnen ist nicht zu befürchten, dass sie das Grün der Gärten für sich entdecken. Vielmehr haben die Neugrabener die Heidschnucken nun für sich entdeckt, seit die erste im Mai 2014 aufgestellt worden ist.
Gefördert wird dieses Kunstprojekt der bemalten Heidschnucken durch Frauke Rinsch von der „steg Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft Hamburg mbH“ in Kooperation mit dem Gymnasium Süderelbe sowie des dazugehörigen Schulvereins. Die künstlerische Leitung wurde durch Tanja Jaffal vom Gymnasium Süderelbe übernommen, die mit unterschiedlichen Klassen den Kunstunterricht für die Gestaltung der Schnucken nutzte; 15 Heidschnucken brachten sie schon „auf den Weg“, weitere sollen folgen.
Tanja Jaffal hofft, dass sich genügend Sponsoren finden, um eine Herde vom Bahnhof Neugraben bis hin zu dem Naturschutz-Informationshaus Schafstall in der Fischbeker Heide aufzubauen. Ihre Schüler im Gymnasium Süderelbe sind mit Begeisterung dabei, Farben und Motive auf die Schnucken zu bringen. Da gehen die Ideen nicht aus, denn Inspiration und Wünsche kommen auch immer wieder von den Sponsoren der Schnucken wie den Marktbeschickern, Einzelhandelsgeschäften, der Seniorenresidenz und demnächst auch von der evangelischen Michaelisgemeinde vor Ort, dem Ortsamt und vielen mehr. Das bedeutet: die Heidschnucken haben ihren Siegeszug durch den Stadtteil angetreten.
Frauke Rinsch von der steg kann sich freuen. Ihr Ziel, die Identität Neugrabens zu fördern und insbesondere Jugendliche aber auch Geschäftsinhaber zu motivieren, sich aktiv an der Gestaltung und Aufwertung ihres Stadtteils zu beteiligen, scheint sich in die Praxis umzusetzen. Frauke Rinsch: „ Die Heidschnucke als das „Wahrzeichen“ der Heidelandschaften rund um den Stadtteil bot sich als identitätsstiftendes Element an. Die jugendlichen Künstler und auch Sponsoren werden auf Namenstafeln genannt, die direkt auf den Granitblöcken befestigt werden. Als besonderes Highlight gestaltet die Quartiersentwicklung der steg Hamburg noch unterschiedliche Postkarten, die seitens der Sponsoren verteilt werden können.“
Die Freude an den Schnucken wurde kurzfristig ein wenig getrübt, weil sie von Kindern und Eltern als Spielgeräte angesehen wurden, was sie nicht sind. Die Modelle halten das Gewicht nicht aus. Das konnte inzwischen geklärt werden und die bunten, auf ihren Granitblöcken verankerten Schnucken sind weiter auf Siegeszug in Hamburgs Stadtteil Neugraben.
Fotos: JRWöhlke