Ausstellungen im Altonaer Museum
Arno Schmidts 100. Geburtstag am 18.01.2014 ist ein würdiger Anlass, sein Werk in Erinnerung zu rufen. Sein Werk, ja, Zettels Traum, Kaff auch Mare Crisium, Kühe in Halbtrauer … Dem Schmidt-Verehrer leuchten die Augen angesichts dieser Titel und gern holt man wieder den schon zerlesenen Band hervor und vertieft sich in die Schmidt-typische Schriftsprache. Diese im Kopf zu haben in ohrwurmartig kreisenden Zitaten und dabei durch eine Ausstellung zu spazieren, die Schmidts Landschaftsfotografien zeigt – das ist allerdings ein ganz besonderes Vergnügen. Seit den 1930er Jahren fotografierte der Schriftsteller und das Altonaer Museum stellt nun aus: „Arno Schmidt. Der Schriftsteller als Landschaftsfotograf“ Zu sehen sind auch erstmals an die Öffentlichkeit gelangte Bilder. Das Museum zeigt außerdem Manuskripte und die Kamera.
Überhaupt – das Altonaer Museum hat sich gemausert. Dass dessen Fortbestand 2010 so bedroht war, dass der damalige Museumsdirektor Torkild Hinrichsen eine Demonstration organiserte und 25.000 Unterschriften für den Erhalt beschaffte, kann man kaum glauben. Nicht nur äußerlich hat das Haus eine Aufmöbelung erfahren; es kommt auch in seiner Präsentation moderner daher. Erstmals auf einer Art Miniplakat zum Auseinanderfalten aufgeführt, entsteht der Eindruck, die Zahl der Veranstaltungen hätte sich eklatant erhöht. Möglicherweise liegt das aber nur daran, dass nun einmal alle Veranstaltungen und Führungen für Groß und Klein erwähnt und aufgeführt werden. Das Museum ist dank des famlienfreundlichen Programms mit seinem Kinderolymp ein beliebtes Ausflugsziel geworden.
Was darf man als Besucher erwarten? Neben den Sonderausstellungen findet sich die kurzweilig präsentierte Kunst- und Kulturgeschichte des norddeutschen Raumes. Nehmen wir einen kurzen Rundgang, um die Vielfalt der Ausstellungen kurz zu streifen. „Alles im Fluss“, eine Dauerausstellung auf 1.200 Quadratmetern in der ersten Museumsetage, zeigt die naturhistorische Entwicklung des Elbabschnitts zwischen Altona und Schulau in den letzten 250 Jahren. Der Besucher wähnt sich auf einem Schiff mit Blick auf bewegte Uferbereiche, Schiffsgetute und Möwengeschrei inklusive und an den Seiten Einblicke in Schiffsfrachten, fein in Vitrinen sortiert. Die Spinne im Glas, nein, die rührt sich nicht mehr, obwohl sie so aussieht, als könnte sie …
In den oberen Räumlichkeiten liegen die alten Bauernstuben im halbdunklen Dämmerschlaf. Licht wird automatisch beim Betreten der Räume entfacht, besonders reizvoll ist das langsame Hinzutreten ins Dämmerlicht, bevor es hell wird und man sich inmitten Delfter Kacheln, handbemalt in Blau, wiederfindet. Alte Aussteuertruhen und Einbaumöbel aus dunklem Holz, Alkoven und Küchenbänke, Interasienhölzer und allerlei liebevoll arrangiertes Geschirr bergen die siebzehn „guten Stuben“, die um 1900 in Schleswig-Holstein zusammengetragen wurden. Mit einem Personal Digital Assistant (PDA), erhältlich an der Information, bekommt der Besucher eine besondere Führung durch die Geschichte der bäuerlichen Wohnkultur.
Ein weitere Besonderheit in diesem Museum ist der Dufke-Laden ganz oben im Haus. Der zuletzt von Magdalene Dufke geführte einstige Dorfkrämerladen wurde 1890 gegründet und konnte 1979 mit Hilfe des Verlagshauses Gruner + Jahr für das Museum angekauft und dort originalgetreu wieder aufgebaut werden. Er ist ein Relikt aus alter Zeit, inklusive einer riesigen, verzierten Kasse in Silber und unendlich vielen kleinen Artikeln, die an einen Kaufmannsladen erinnern, wie Kinder ihn früher zum Spielen hatten.
Begibt sich der Besucher nach diesem Ausflug in die oberen Etagen wieder hinunter, mit dem Ziel Schiffsbauausstellung oder Galionsfigurensaal, so sollte er einen Zwischenstopp bei den wie Guckkästen anmutenden Dioramen aus der Sammlung Jürgen Glanz und in der optischen Wunderkammer einlegen. Letztere stellt vom Papiertheater über die Laterna Magica bis zum Videoclip eine Vielzahl optischer Spielwelten vor. Das Eidophusikon (Wolkentheater) bietet Samstags und Sonntags um 15.30 Uhr Vorführungen an und beeindruckt durch ausgefeilte Lichteffekte.
Wer mit Kindern kommt, wird besondere Freude am Kinderolymp haben, wo auch ein Rahmenprogramm mit Lesungen und Märchenerzählern besucht werden kann. Originalillustrationen aus Kinder- und Jugendbüchern sind im Kinderbuchhaus zu bewundern. Das Kinderbuchhaus ist ein Ort für lebendige Buchkultur. Ein spezielles Werkstattprogramm für Kinder und ein Fortbildungsangebot für Erwachsene macht Buchkultur hier erlebbar.
Auch im Museumsladen neben dem Eingang sind viele optische Spielzeuge und solche aus Papier zu erstehen, Nachbauten der historischen Exponate. Der Laden bietet auch ein gut sortiertes Buchsortiment und Kunstpostkarten an.
Wer nun auf den Geschmack der regionalen Ausstellungsstücke aus den Bereichen Malerei und Graphik, Kunsthandwerk, Kulturgeschichte, Fischerei und Schifffahrt gekommen ist, kann sich obendrein noch mit den Außenstellen des Altonaer Museums befassen. Bei gutem Wetter empfiehlt sich ein Spaziergang vom Museum hinunter nach Neumühlen, um von dort mit dem Dampfer nach Finkenwerder und – mit Umsteigen – weiter nach Teufelsbrück zu fahren. Inmitten des Jenischparks auf der anderen Seite der Elbchaussee kann der Spaziergang fortgesetzt werden.
So finden sich im hochherrschaftlich anmutenden Jenisch Haus, dem ehemaligen Landsitz des Hamburger Senators Martin Johan von Jenisch d. J., (errichtet 1831-1834 nach Entwürfen von Franz Gustav Forsmann und Karl Friedrich Schinkel) eine Folge von Sälen, die mit Möbeln und Kunsthandwerk aus der Entstehungszeit eingerichtet sind. Sonderausstellungen zu verschiedenen Themen aus verschiedenen Epochen finden im 2. Obergeschoss statt. Das Jenisch-Haus verfügt über ein elegantes Café, im Park befindet sich außerdem ein Kiosk mit kleinen Speisen. Neben wunderschön gepflegten Gartenpflanzen kann man ein Gewächshaus besuchen. In den Nebengebäuden finden Ausstellungen zeitgenössischer Künstler statt, die am Wochenende meist vor Ort sind und sich über einen Besuch freuen.
Auch das Heine Haus gehört zum Verbund des Altonaer Museums. Es wurde 1832 als Gartenhaus Bankiers und Wohltäters Salomon Heine (1767-1844), eines Onkels des Dichters Heinrich Heine (1797-1856), erbaut. Im Heine Haus sind in unregelmäßigen Abständen Sonderausstellungen zu sehen. Außerdem richtet der Verein “Heine Haus” e.V. dort umfangreiche Vortragsreihen, u.a. zu jüdischen, literarischen, musikalischen und topographischen Themen aus.
Doch zurück zum Stammhaus in der Museumstraße. Arno Schmidts Landschaftsfotografie ist vom 26.02. bis 14.09.14 zu sehen. Vielleicht nehmen Sie ja ein Hörbuch mit, vom Autor selbst besprochen oder von Joachim Kersten und Bernd Rauschenbach, und gehen, von den Worten Schmidts begleitet, durch die Landschaft, in der er diese Worte schrieb. Besser, nein besser gehts wohl kaum.
Sonderausstellungen: Arno Schmidt. Der Schriftsteller als Landschaftsfotograf 26.02.-14.09.2014 Vermessenes Altona. Die Firma Dennert & Pape ARISTOverlängert bis 18. Mai 2014
Helldunkel. Spiele mit Licht und Schatten bis 16.03.2014, Kinderolymp
Herzlichen Glückwunsch zum 40.! Ein Ausflug in die Welt der Sesamstraße bis 16. März 2014,
Altonaer Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Museumstr. 23, 22765 Hamburg Das Museum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Eintritt € 6 / € 4
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Quellen: Seite und Flyer Altonaer Museum, Interview mit Hinrichsen in der zeit, ndr.de/ratgeber