Eine Glosse von Wolf-Ulrich Cropp
Ecuador: Die Lodge Misahualli Amazon liegt in Tena, am Rande dichten Regenwaldes.
Ich liebe die Tropen, die Hitze, das schmatzende Leben, fremde Menschen und Kulturen,
die bunte Tier- und Pflanzenwelt. Also mache ich gern Urlaub irgendwo in Äquatornähe,
wo ich nebenher seltene Vögel beobachten kann.
Dass ich „Paradiesvögel“ mag, schien Coco, der Hotel-Papagei, zu spüren. Wir freundeten
uns gleich am ersten Tag an. Er fraß mir aus der Hand: Erdnüsse, Bananenstückchen.
Krächzte begeistert und setzte sich mir auf die Schulter. Wie selbstverständlich
hockte er da oben, wenn ich durchs Resort schlenderte oder Mahlzeiten einnahm.
Coco war ein prächtiger Ara (Ara macao), mit purpurrotem Bauchgefieder und
königsblauen Flügeln, gut ein Meter groß, mit einem Schnabel, der lässig Wallnüsse
und Hirschhornknöpfe knackte.
Eines späten Abends hatte ich mich mit einer Frau, eher einer Dame zum Dinner auf
dem Terrassen-Restaurant verabredet. Ein Fehler?
Die Traumfrau schwebte ein: natürlich jung, hübsch, kultiviert, gebildet, sehr distinguiert…
und wie es der Zufall wollte: Sie kam gleich mir aus Hamburg! Kaum Platz genommen,
segelte Coco auf meine Schulter. Christiane, die Urlaubseroberung, anfangs etwas konsterniert,
gefiel dann doch meine Wirkung auf Großvögel. Umgab mich Tarzan-, gar Piratenflair?
Wein wurde kredenzt, ein köstliches Gericht serviert.
„Zum Wohl! – Was für eine herrliche Tropennacht!“ meinte Christiane. Man hauchte sich einen
Kuss auf die Wangen.
Oben auf meiner Schulter drehte sich Coco gemächlich um. Jäh hob er seinen Schwanz …
in hohem Bogen klatschte ein mächtiger Kothaufen auf Christianes Teller.
„Scheiße!“ kreischte meine Eroberung. Sprang auf, warf ihre Serviette auf den Teller und
wart nie mehr gesehen.
Coco aber, der blieb mir treu, bis zum Ende des Urlaubs!
Was ich daraus schließe? Selbst in den Tropen gilt: Wähle Urlaubsbekanntschaften mit Bedacht!