Von Johanna Renate Wöhlke
Unwesentliche Gedanken zu einem wesentlichen Fortbewegungsmittel und einem Forschungsprojekt der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg
Warum gibt es eigentlich noch nicht das Auto der Neuzeit? Damit meine ich das Auto, das alles kann. Alles kann bedeuten: Es fährt quasi auf Zuruf oder auf einfachen Knopfdruck hin los und bringt mich sicher ans Ziel. Ich stelle mir das in etwa so unkompliziert vor wie die Bedienung meines Staubsaugers oder einer Bohrmaschine. Bitte nicht so kompliziert wie die Bedienung eines Computerprogramms – da muss auch noch viel getan werden, um das Leben komfortabel zu gestalten. Aber die Beweglichkeit des Menschen auf unserem Globus hat ja auch klein angefangen: zuerst, indem er sich der Kräfte der Tiere und des Wassers bediente. Viel später kam dann die Luft dazu und ein Gefährt, das wir heute Auto nennen.
Ach, das Auto!
Seit gestern weiß ich, dass ich nicht allein bin. Denn gestern erreichte mich die Information der in Hamburg ansässigen Hochschule für Angewandte Wissenschaften, kurz HAW genannt: „Das intelligente Auto von morgen wird an der HAW Hamburg entwickelt. An der HAW Hamburg startet ein neues Forschungsprojekt zur intelligenten Vernetzung von Elektronik im Auto.“
Das erfüllt mich mit Freude!
Gleichzeitig wird mir bei der Lektüre mehr als klar, dass ich technisch auf dem Mond lebe – und das auf der der Sonne abgewandten Seite! Denn ich lese weiter und muss das hier wiederum zitieren: „In Automobilen spielt Elektronik eine immer wichtigere Rolle. Fahrerassistenzsysteme wie ESP und PreCrash sowie deren Umfeld-Sensoren machen das Fahren sicherer. Komfort-Funktionen vom Fensterheber bis zum automatischen Einparken oder Unterhaltungs- und Informationssysteme sind unmittelbare Bestandteile des modernen Autos. Durch die starke Zunahme von Elektronik kommen die heute eingesetzten Kommunikationsstrukturen allerdings an ihre Grenzen. Hier greift das Projekt RECBAR. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Komplexität des Fahrzeug-Bordnetzes zu reduzieren und gleichzeitig deren Kapazität zu erhöhen. Dabei werden vorhandene Technologien aus dem Bereich der Computernetze auf das Auto übertragen, was die Forscher als „Fahrzeug-Backbone“ bezeichnen. Ein Pilotfahrzeug zusammen mit der IAV ist geplant.“
Darauf bin ich mehr als gespannt!
Jetzt möchte ich nur noch wissen, was dieses RECBAR bedeutet. Die Erklärung: „Das Kürzel RECBAR steht dabei für „Realtime Ethernet Backbone for Cars“ und demonstriert, wie eine neuartige und intelligente Bordnetz-Architektur etabliert werden kann. Hierfür erhält die Forschergruppe um Prof. Franz Korf in den kommenden drei Jahren eine viertel Million Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Automobilindustrie. Partner des Projektes sind die IAV, das OFFIS An-Institut der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und das C-LAB Paderborn.“
Ich hoffe, dass ich es noch erleben werde, diese zukunftsmodernen Autos kennenzulernen. Mir wird klar – und das mit einer Klarheit, die in dieser Form sehr selten mein Gemüt bewegt hat: Der technische Fortschritt ist unaufhaltsam auf dem Weg, unsere Welt kontinuierlich durch alle Zeiten zu verändern – und immer auch über unsere eigene Lebenszeit hinaus. Wir bleiben staunend und fragend zurück, sind Teil des Gewohnten und Gelebten. Aber immer auch stehen wir mit einem Fuß auf der Schwelle der Zukunft.
Einst war es der Literat Jules Verne, der in seinen Romanen die technische Moderne vorwegnahm, vorwegnahm mit den Mitteln der Phantasie. In unserer Zeit haben Science Fiction Serien dies auch immer wieder versucht. Captain Kirk vom Raumschiff Enterprise, ich grüße sie in Gedanken und vermute: Die Fahrerassistenzsysteme ihrer Raumschiffe waren auch mit Kommunikationsstrukturen besetzt, komplex eingebaut in das Raumschiff-Bordnetz, so dass es Ihnen keinerlei Mühe gemacht hat, die Enterprise automatisch einzuparken…im Weltraumbahnhof der Zukunft…
Was es wohl noch alles zu erleben geben wird?
Foto: JRWöhlke