erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung
Von Manuela Rosenthal-Kappi
Ein Besuch des legendären Bernsteinzimmers darf wohl bei keiner St.-Petersburg-Reise fehlen. Aufgrund des großen Andrangs kommt man allerdings nur kurz in den Genuss, das „achte Weltwunder“ zu betrachten. Es empfiehlt sich der Besuch in einer Gruppe. Individualreisende können eine der günstigen Exkursionen von „Lentours“ buchen, die vor dem berühmten Kaufhaus „Gostinnyj Dwor“ auf dem Newskij Prospekt verkauft werden.
In einem Bus geht es nach Zarskoje Selo. Eine Reiseleiterin gibt während der Fahrt Informationen über die Stadt. Wie Ludmila. Wie aus der Maschinenpistole geschossen erzählt sie zu jedem Haus links und rechts des Wegs Geschichtsträchtiges. Sie lebt offensichtlich noch in der sowjetischen Vergangenheit. Jedes Haus, jeder Baum, jeder Platz hatte scheinbar etwas mit der Blockade der Stadt durch die „Faschisten und dem siegreichen Ruhm der Roten Armee“ zu tun. Sie selbst habe als Komsomolzin wichtige Arbeit geleistet.
Beim Katharinenpalast stehen Hunderte Menschen Schlange, die gruppenweise in zwei entgegengesetzten Führungen von schlosseigenem Personal durch den Palast geschleust werden, ausgestattet mit Funkkopfhörern, über den der Besucer den Ausführungen der Reiseleiterin folgen kann. Vor dem Bernsteinzimmer stauen sich die Gruppen. Dann der große Augenblick: In goldgelbem Glanz erstrahlen die Bernsteinmosaiken. In drei, vier Sätzen handelt die junge Reiseleiterin die Geschichte ab, berichtet von der Unterstützung der deutschen Ruhrgas AG und der Unesco bei der Rekonstruktion und der feierlichen Übergabe des Raumes an die Öffentlichkeit 2003 durch den damaligen deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder und den russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Und schon wird man förmlich weitergeschoben und die nächsten Besucher drängen sich in das doch recht kleine Bernsteinzimmer.