Diese Glosse erschien am 19. Juli 2012 im Hamburger Abendblatt
Von Uta Buhr
Die weißhaarige Dame war sichtlich überrascht, als der Kontrolleur sie darauf hinwies, dass sie um diese Zeit die S-Bahn noch gar nicht benutzen dürfe. Laut HVV-Bestimmungen gelten die verbilligten Seniorenkarten erst ab neun Uhr. Das habe sie wirklich nicht gewusst, beteuerte die Dame, aber sie verließe ihr Haus immer um die gleiche Zeit, um die Enten im Harburger Stadtpark zu füttern. „Die warten nämlich schon auf mich“, erklärte sie und zog demonstrativ einen Plastikbeutel mit Brot aus ihrer Einkaufstasche. Ob sie nun Strafe zahlen müsse, fragte sie dann ängstlich. Der Beamte verneinte dies, bat sie aber, sich künftig an die vorgeschriebenen Zeiten zu halten.
„Dann steige ich wohl am besten auf der nächsten Station aus und warte da, bis ich fahren darf, bot die alte Dame an und erhob sich etwas unsicher. Der Kontrolleur drückte sie sanft in den Sitz zurück. „Nun sehen Sie mal zu, dass Sie schnell zu Ihren Enten kommen“, schmunzelte er. „Aber erzählen Sie denen auch, dass Sie in Zukunft etwas später kommen. Nicht vergessen: drei nach neun ist in jedem Fall besser als zwei vor.“
Und da sage jemand, dass Kontrolleure in U- und S-Bahn nicht auch mal das Herz am rechten Fleck haben können und obendrein noch eine gehörige Portion Humor besitzen.