Von Dr. Ferenc Horváth
März 1962 wurde der in Ungarn geborene Czódor István in Hamburg der Pfarrer in Poppenbüttel. Im gleichen Jahr begann er neben den deutschsprachigen auch regelmäßig katholische, ungarische Gottesdienste in der Nordspitze der Stadt zu halten. Seitdem gibt es diese am ersten Sonntag jedes Monats, wo sich Ungarn aus Hamburg und Umgebung nun seit fünfzig Jahren schon zusammenfinden. Nachdem Pfarrer Czódor in Rente gegangen ist, übernahm seine Arbeit Pfarrer Rasztovác Pál, der heute diese außergewöhnlichen Gottesdienste hält.
Der heutige deutsche Pfarrer Anton Jansen unterstüzt die ungarische Gemeinschaft und nebenbei pflegt er selbst auch die Erinnerungen an den seitdem verstorbenen Pfarrer Czódor.
Die ungarischen Gläubigen kamen und kommen auch heute noch in Strömen in den Norden Deutschlands.
Wie auch Statistiken zeigen, leben in Hamburgs Diözese mehr als 800 solche ungarische Staatsbürger, welche monatlich und regelmäßig die nach eigenem Wunsch und Willen abgezogene Kirchensteuer zahlen. Zu ihnen muss man allerdings auch die nach dem Vertrag von Trianon Hiergebliebenen, Emmigrierten dazuzählen, die allerdings meistens keinen ungarischen Pass haben, aber trotzdem den größten Teil der Kirchenbesucher ausmachen. Herauszuheben sind die Menschen aus dem ungarischen Südland, aber es gibt auch viele Gläubige die aus Siebenbürgen oder aus dem ungarischen Hochland gekommen sind. Die Brüder aus dem Mutterland Ungarn sind zwar in kleinerer Zahl vertreten, aber es gibt immer einige die an den gemeinsamen Gottesdiensten dabei sind, wo neben den vertrauten ungarischen Worten auch die mehr als 100 Jahre alten ungarischen kirchlichen Lieder und am Ende der Messe die immer herzerwärmende ungarische Hymne unsere Ohren und Seelen streichelt.
Nach all den Jahren wurde die Katholische Poppenbüttler Kirche das zweite „Zuhause” der hier lebenden Ungarn. Oftmals schließen sich auch Turisten diesen Gottesdiensten an, denn die Gemeinde ist wohl bekannt.
Um das harmonische Zusammenleben gut aufrecht zu erhalten wurdeaus der Initiative der deutschen Gemeinde das Jubiläum am 28. Mai, am Pfingstmontag mit einem Gottesdienst und danach einem gemütlichen Beisammensein gefeiert, wobei ungarische und deutsche Gläubige gleichfalls vertreten waren.
In der bis zum Platzten gefüllten Kirche spielte das Orchester der Gemeinde deutsche und ungarische Lieder abwechselnd und unter Anderem konnte man auch das alte kirchliche Lied „Boldogasszony Anyánk régi nagy patrónánk” hören. Das Motto und den ganzen Geist der Feier könnte man am besten mit einem Satz aus Gelér Józsefs Rede zusammenfassen: „Im Namen Jesu Christi: Nicht die Sprache, sondern das Herz ist das Entscheidende bei menschlichen Beziehungen.”
Pfarrer Jansen warnte uns vor den Gefahren unserer mondernen Zeit, wo riesige Datenmengen und verschiedene Informationen auf uns einrieseln und wo das gesprochene Wort oftmals das Verständnis gegenüber anderen Menschen zerstört, anstatt das Zusammenleben zu vereinfachen und zu harmonisieren.
Am Ende der Messe hießen die deutschen Gläubigen dem Anlass entsprechend mit fünfzig roten Rosen die Ungarn willkommen. Diese wurden als Verpflichtung auf den Altar der Heiligen Mutter Maria plaziert.
Das gute Wetter steuerte auch den weiteren Feierlichkeiten vor der Kirche bei: Gebäcke der ungarischen Kochkunst erwarteten die Interessenten, welche in den folgenden drei Stunden bei gemütlichem Beisammensein und sichtbar guter Laune und freundlichen Konversationen verspeist wurden.
Die Homepage der Kirche lautet: http://www.st-bernard-hamburg.de
Dr. Ferenc Horváth / Hanna Horváth
Hamburg, 2012