Flammende Ignoranz

Vortrag von Gino Leineweber aus Anlass der Gedenkveranstaltung 2010 von Hamburger Autorenvereinigung und VS Verband der Schriftsteller zur Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933

Fahrenheit 451, das ist die Temperatur, bei der Papier Feuer fängt und Bücher sich entzünden, und das ist der Titel eines Romans des amerikanischen Schriftstellers Ray Bradbury. In diesem Buch beschreibt er eine Gesellschaft, in der Bücher verboten sind. Eine als Feuerwehr getarnte Institution, rückt immer dann aus, wenn Bücher gefunden werden, verbrennt sie und verhaftet die Besitzer.

Die Bevölkerung im Roman ist von allem fernzuhalten, was der Gesellschaftsstruktur schaden könnte. Insbesondere von Büchern. Sie bieten andere Ansichten, und erlauben in andere Welten einzutauchen. Continue reading „Flammende Ignoranz“

Sufismus und Frieden

Bericht des Schriftstellers und Vorsitzenden der Hamburger Autorenvereinigung, Gino Leineweber, von einem internationalen Schriftstellerkongresses in Islamabad, Pakistan.

Als ich die Einladung bekam, wollte ich es erst nicht wahrhaben. Ein Treffen von Schriftstellern und Intellektuellen in Islamabad. In der Hauptstadt Pakistans, dem Land, das im Focus der Öffentlichkeit mit Terrorismus und instabilen politischen und sozialen Verhältnissen verbunden wird. Ein Land, in dem man vor Anschlägen nicht sicher ist, und in der Tat wurde die Konferenz aus Sicherheitsgründen zweimal verschoben, von Oktober auf November 2009 und schließlich auf die Zeit vom 14. bis 16. März 2010. Zwei andere Schriftsteller aus Deutschland, die ebenfalls eingeladen waren, sagten aus unterschiedlichen Gründen ab. Ich aber folgte der Einladung.

Das Motto der Konferenz war Sufismus und Frieden (Sufism and Peace). Über Sufismus hatte ich vor vielen Jahren gelesen, und wusste, dass der Sufismus eine Vielheit mystischer Traditionen umfasst, die den Islam als ihre höchste Wahrheit betrachten. Die Lehre wird als eine Offenbarung der esoterischen Wahrheit des Islams gesehen. Alle Teilnehmer hatten zum Thema einen Vortrag zu halten, der später in einer Anthologie veröffentlicht werden sollte. So wie im Jahre 1995, in dem bereits eine Konferenz mit demselben Titel stattfand. Sie war von Benazir Bhutto, der im Dezember 2007 ermordeten pakistanischen Politikerin, die 1995 Premierministerin war, initiiert worden. Die Idee zu einer zweiten Konferenz stammt ebenfalls von ihr, und der Vorsitzende der PAL (Pakistan Academy of Letters), der Pakistanischen Schriftstellervereinigung, Fahkar Zaman, der 1995 Kultusminister unter Benazir Bhutto war, verwirklichte jetzt die Vision der großen Dame der pakistanischen Politik. Wie wichtig diese Konferenz nicht nur für die PAL war, zeigt das große Medieninteresse, dass während der gesamten Dauer der Tagung zu beobachten war  und besonders der Besuch des Pakistanischen Präsidenten, Asif Ali Zardari, des Witwers Benazir Bhuttos und des Bildungsministers Pakistans, Sardar Assef Ahmed Ali. Continue reading „Sufismus und Frieden“

The English theatre of Hamburg

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By Uta Buhr
“Deadly Game”

Crime time at the English Theatre of Hamburg!

In the lobby the spectators are 98780009029878001302greeted by a poster warning them not to catch a fright when confronted with the notorious
“smoking gun.” The explosion during the first act is indeed very impressive, the more so as one of the actors is shot dead and is lying in a pool of blood on the shining floor of Camille Dargus’s elegant Manhattan apartment. Come to that, this “youngish” lady is a famous jewelry designer with a preference for one-night-stands with attractive very young men. The night before, she had invited Billy, a handsome waiter, into her house. 9879001603Nothing unusual so far. However, when she wanted to get rid of him in the morning, he refused9879002603
to leave and turned out to be a  blackmailer who filmed their intimacies in her bedroom. Instead of getting hysterical, Camille kept a cool head und instantly called her security guard Ted to throw her unwelcome visitor out of her flat. From now on this very intricate story gains momentum.  It is very essential to listen very closely to every word exchanged between the actors on stage. Is Billy really dead and which role does the beefy Ted play in this murderous game? What happened to Camille’s rich husband who left her a fortune after his death? And what finally became of that mysterious son of hers? Continue reading „The English theatre of Hamburg“

The English Theatre Of Hamburg: Deadly Game

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DAS NEUE STÜCK:THE ENGLISH THEATRE OF HAMBURG

EINE ECHTE HAMBURGENSIE

Von Uta Buhr

EIN VERWIRRSDPIEL MIT TÖDLICHEM AUSGANG “DEADLY GAME”
Ohne sein English Theatre wäre Hamburg um eine Attraktion ärmer! Das ist die einhellige Meinung all derer, denen die Bühne an der Mundsburg seit langem ans Herz gewachsen ist. Seit nunmehr einunddreissig Jahren treten hier erfahrene Schauspieler aus dem englischsprachigen Raum in einer Vielzahl von Theaterstücken auf. Das Répertoire reicht von Ayckbourn über Pinter bis hin zu Shakespeare. Auch launige Komödien von so unterschiedlichen Autoren wie Oscar Wilde und Neil Simon stehen auf dem Spielplan. In der Pause trifft ein kunterbuntes Völkchen aus allen Gesellschaftsschichten in dem mit vergoldeten Spiegeln geschmückten Foyer des Theaters zusammen. Manch prominenter Besucher wird hier gesichtet, u.a. ein ehemaliger Minister nebst Ehefrau, beide langjährige Fans des English Theatre. Continue reading „The English Theatre Of Hamburg: Deadly Game“

„Prinsessan“ in Hamburg

Ein Paradies für Leckermäulchen – Die Desserterie „Prinsessan“ in Hamburg

Von Uta Buhr
„Für welchen Hauptgang haben Sie sich entschieden“, fragt Sibylle, die freundliche Bedienung des „Prinsessan“, „Den Die  Terrasse des "Prinsessan", flüssigen Schokoladenkuchen mit karamellisierten Bananen und Curryeis kann ich sehr empfehlen. Aber auch die Kaffee-Kardamon-Mousse ist sehr lecker.“ Manchen Gästen, die sich in dem kleinen, aber feinen Restaurant am Hofweg 63 niederlassen, um einen Happen zu essen, erscheint dieses Speisenangebot zunächst etwas seltsam. Doch sie befinden sich hier in der einzigen Desserterie Deutschlands, in der sich alles um den Nachtisch dreht. Sechs Drei-Gang-Menüs stehen jeweils zur Auswahl. Der erste Gang wechselt täglich. Heute gibt es ein leichtes „Amuse Bouche“ – einen Appetitanreger – aus Apfel mit Safran. Als Hauptgang wählen wir die Variationen der gebrannten Crème mit Erdbeer-Litchi-Sorbet, Nougat , Campari und Orangensorbet. Den Abschluss bilden drei hausgemachte Petits Fours, die auf der Zunge zergehen. Der Dessertwein – ein  2006 Muskat Ottonel Auslese aus dem Burgenland – rundet das einzigartige Menü ab. Da die Anordnung dieser Abfolge süßer Sünden eine Augenweide ist, bekommt man fast ein schlechtes Gewissen bei der Zerstörung der Kunstwerke. Continue reading „„Prinsessan“ in Hamburg“

Ehrenpräsident Günther Falbe geehrt

Günther Falbe

Unser Ehrenpräsident Günther Falbe ist für sein Engagement im LIONS-CLUB mit dem höchsten Orden geehrt worden, den LIONS zu vergeben hat, dem Melvin-Jones-Orden. Die Auszeichnung wurde ihm im Rahmen einer Feierstunde zum 25jährigen Jubiläum des LIONS CLUB Hamburg-Altona verliehen, dessen Gründungsmitglied er ist.
Vize-District Governorin Hanne Krantz ehrte Günther Falbe mit den Worten: „Er setzt sich dort ein, wo Hilfe erforderlich ist…hat stets zwei offene Ohren, wenn es vor allem um finanzielle Unterstützung geht. Er versucht einfach, das Unmögliche möglich zu machen, denn die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen liegt ihm sehr am Herzen. Nur mit Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein können die richtigen Entscheidungen getroffen und dem Gruppendruck standgehalten werden.“  Grußworte hochrangiger LIONS-Vertreter und Partnerclubs begleiteten die Veranstaltung und Ehrung.
Günther Falbe ist nicht nur Gründungsmitglied der Altonaer LIONS, er war auch zweimal ihr Präsident und ist der langjährige Quest-Beauftragte der LIONS, eines Hilfsprogrammes in Zusammenarbeit mit Jugendlichen und Schulen.
http://lionsaltona.wordpress.com/aktuell/

Wir gratulieren unserem Ehrenpräsidenten herzlich, mit Respekt und Zuneigung, mit Verehrung und Achtung!

Im Namen des Vorstandes
Johanna Renate Wöhlke
Präsidentin

Fotos. Dr.Wolf Tekook

Zu Gast bei den Freiherren von G.

Die „Villa Sorgenfrei“ in Radebeul
Von Uta Buhr


Welch traumhaftes Anwesen! Die einstige Sommerresidenz der Freiherren von Gregory liegt inmitten eines Parks mit uraltem Baumbestand. Blühende Weinberge rahmen das sonnengelb verputzte Ensemble aus Schlösschen und Nebengebäuden. Wer die mit Möbeln im Louis-Seize-Stil ausgestattete Halle des Haupttraktes betritt, fühlt sich sofort in die galante Zeit des Rokoko zurück versetzt. Ein „Sanssouci“ in Radebeul, das von einer kunstsinnigen Adelsfamilie gegen Ende des 18. Jahrhunderts erbaut wurde. „Als meine Frau und ich die Villa Sorgenfrei  zum ersten Mal sahen, wussten wir sofort – das ist es“, erzählt Björn Zierow, der das Haus seit 2005 mit Gattin Julia als Hotel  führt. Als leidenschaftliche Gastronomen hatten sie nach dem ganz Besonderen gesucht und waren einen Steinwurf vom Elbflorenz Dresden fündig geworden. Ein Investor ließ die  notwendigen Sanierungsarbeiten an den Gebäuden durchführen, und der gebürtige Bad Segeberger Björn Zierow wurde als geschäftsführender Gesellschafter eingesetzt. Hat die Nähe zu Karl May, der lange in Radebeul wirkte, auch eine Rolle gespielt?  Continue reading „Zu Gast bei den Freiherren von G.“

Von Hanseaten und „Hämbörgern”

Eine kurze Kulturgeschichte des berühmtesten Fleischklopses der Welt

Von Uta Buhr

AlsterJenseits der Grenzen tut sich ein Hamburger häufig schwer. Nach seiner Herkunft gefragt, leuchten die Augen des Gegenübers auf: „Ah, Reeperbahn“, ruft er aus und schnalzt genüsslich mit der Zunge. Ein Franzose fügt fast immer ein viel sagendes „Oh, là, là“ hinzu. Stets wohliges Erschauern bei der Erwähnung der jugendlichen Bewohner des Schanzenviertels und ihrer „feurigen“ Straßenfeste.  Doch das ist noch lange nicht alles. Gern identifizieren Ausländer den stolzen Hanseaten mit einem Fleischklops, der – fatal genug – seinen Namen trägt. „Sie sind ein Hamburger“, witzeln sie. „Ich mag meinen am liebsten mit Salatblatt und viel Tomatenketschup!“ Continue reading „Von Hanseaten und „Hämbörgern”“

Stadt im Seewind – Marseille

Von Uta Buhr

Yachthafen„Eigentlich wollte ich Ihnen Marseille bei strahlendem Sonnenschein vorstellen. Ich muss mich für das schlechte Wetter entschuldigen.“ Mélina Como schaut etwas betroffen drein. Ein bleigrauer Himmel hängt über der Hafenstadt im Golfe de Lion. Nieselregen setzt ein und schafft ein Chaos auf der Canebière, einer lärmenden Verkehrsader, die sich mit „Reeperbahn“ frei übersetzen ließe. Hier wurden früher wie in Marseilles Partnerstadt Hamburg Taue für die Schifffahrt „geschlagen.“

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Lebens- und liebenswürdiges Münster

Vorfahrt für Fahrräder: Lebens- und liebenswürdiges Münster

Von Uta Buhr

In Münster, so heißt es, werden vor dem Einschlafen keine Schäfchen gezählt, sondern Fahrräder. Auf die etwa 280.000 Einwohner der Stadt kommen immerhin über 500.000 Drahtesel. Hier wird von früh bis spät fröhlich in die Pedale getreten, ob auf dem Sandboden der bewaldeten Promenade oder dem holperigen Kopfsteinpflaster der Altstadt. Münster war übrigens die erste Stadt Deutschlands mit einem Fahrrad-Parkhaus. Inzwischen sind es drei, die ständig gut gefüllt sind, denn viele Touristen Giebel am Prinzipialmarktfolgen dem Trend der Stadt und setzen sich statt hinter das Steuer auf’s Rad! Wo hat man je so disziplinierte Autofahrer gesehen! Die halten überall an, wo ein Pulk von Radlern die Straße überqueren will, und dies ohne Gehupe und böse Worte. Die Münsteraner haben Stil! Bereits die feinsinnige Lyrikerin Ricarda Huch (1864 – 1947) schrieb begeistert: „Von allen Städten Westfalens ist Münster die vornehmste. Ja, in Deutschland gibt es keine, die ihr darin gleichkommt.“ Eine Aussage, die auch heute noch gilt. Schon die Auslagen der Schaufenster künden vom guten Geschmack der Bürger. Billige Ramschläden sucht man hier vergeblich. Continue reading „Lebens- und liebenswürdiges Münster“

Die Geburt ist nicht der Anfang

Rezension von Götz Egloff zum Buch
Die Geburt ist nicht der Anfang. Die ersten Kapitel unseres Lebens – neu erzählt
von Marianne Krüll. Unter Mitarbeit von Flora Frank
Klett-Cotta, Stuttgart, 2009

Das Unbekannte in der Biographie – wie vor- und nachgeburtliche Erfahrungen den Menschen prägen

Die große Dame der Gender-Soziopsychologie Marianne Krüll hat ein herausragendes Werk über das Werden des Menschen vorgelegt. In gefühlvollem und klugem Ton führt sie in Welten ein, die manchem Menschen als weit entfernt liegend erscheinen mögen, deren unmittelbare Relevanz für das Leben jedoch größer nicht sein könnte.
Dass der Mensch ein historisches Wesen ist, ist nachvollziehbar. Dass der Mensch ein sprachliches Wesen ist, wer wollte das bestreiten? Dass schon früheste Erfahrungen – zurückreichend bis in den mütterlichen Uterus – Körpererinnerungsspuren hinterlassen, sind wichtige Erkenntnisse der prä-, peri- und postnatalen Psychologie. Continue reading „Die Geburt ist nicht der Anfang“

Der Akt in der Kunst

 Rückenakt gebückt

Eröffnungsrede der Ausstellung „Moonlicht Bodys“ in der Rudolf Steiner Schule Altona  am 22.02.2010
Von Dr. László Kova
Hört man das Wort Akt, erscheinen in unserem Gehirn erotische Bilder, in unserer Psyche angenehme Schwingungen. Hatte der Schöpfer ähnliche Gefühle etwa vor 25.000 v. Chr., als er aus Kalkstein die nur 11 cm große Venus von Willendorf herausarbeitete? Dieses Fruchtbarkeitssymbol hat schwere Brüste, runden Bauch, ein überproportioniertes Gesäß und dicke Schenkel. Sogar ihre Schamlippen sind detailliert dargestellt. War er der erste Künstler in der Geschichte, der eine Aktdarstellung schaffte? Wurde er für seine künstlerische Arbeit von seinen steinzeitlichen Zeitgenossen bewundert oder musste er sich dafür schämen? Continue reading „Der Akt in der Kunst“

Meißen – Wiege Sachsens, Geburtsort des „Weißen Goldes“

Von Uta Buhr

MEISSEN -Albrechtsburg   Foto: Uta Buhr„In diesem Jahr feiern wir eine der größten Erfindungen des 18. Jahrhunderts“, freut sich  Marleen Herr vom Tourismusverband Sächsisches Elbland. Anlässlich der ‚Geburt’ des europäischenPorzellans und der Gründung der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen vor 300 Jahren hat der Verband  ein umfangreiches Programm unter dem Titel „Weißes Gold erleben“ gestaltet, das Menschen aus aller Welt mit der Entstehung des Meissner Porzellans vertraut machen soll.

„Wir haben eine Art Tour d’Horizon durch die Geschichte des Porzellans in der gesamten Region erarbeitet. Dresden gehört ebenso dazu wie eine Reihe von Orten entlang der Sächsischen Weinstraße“, sagt Frau Herr und zeigt  eine Broschüre, die Auskunft über sämtliche Details gibt. Da ist zum Beispiel die Stadtrundfahrt im komfortablen City-Bus Meißen, die die Besucher zu den größten Sehenswürdigkeiten der Stadt führt bis hinauf zur Albrechtsburg. (Foto: Uta Buhr) Auch die Sächsische Dampfschiffahrt hat sich etwas einfallen lassen: Continue reading „Meißen – Wiege Sachsens, Geburtsort des „Weißen Goldes““

81 Jahre lang Soldat

Der gebürtige Stettiner »Papa Wrangel« war ein Original

WP_Friedrich_von_WrangelVon Manuel Ruoff
Im Gegensatz etwa zu seinem Landsmann und Zeitgenossen Helmuth von Moltke war Fried­rich von Wrangel weniger ein intellektueller Stratege als ein schneidiger Frontoffizier mit kernigem Berliner Humor. In seinen späten Jahren wurde er sogar als „Papa Wrangel“ zum Original. Man sollte ihn jedoch nicht unterschätzen. So werden ihm Schlauheit, Verschlagenheit und schauspielerisches Talent nachgesagt. Der Verdacht liegt nahe, daß er durchaus bewußt an seinem Image des „Papa Wrangel“ gearbeitet hat, um die Akzeptanz seines militärischen Eingreifens in die 48er Revolution zu erhöhen. Andererseits setzte er sich mit seiner Volkstümlichkeit, zu der auch ein grammatikalisch schiefes Deutsch gehörte, dem Vorwurf aus, sich nicht immer standesgemäß verhalten zu haben. Schließlich war der Generalfeldmarschall zeitweise der ranghöchste Angehörige des preußischen Heeres nach dem König. Continue reading „81 Jahre lang Soldat“

Der Beginn der Ära Castro

Vor 50 Jahren schuf die kubanische Revolution die heutigen Machtverhältnisse auf der Zuckerrohrinsel

Von Manuel Ruoff

Fidel_Castro_-_MATS_Terminal_WashingtonAm nachrevolutionären Kuba scheiden sich die Geister. Für die einen machte der Wechsel von Fulgencio Batista zu Fidel Castro aus einem Land der freien Welt einen Ostblockstaat, für die anderen war die Revolution eine Befreiung von US-Imperialismus und Korruption. Die einen verweisen auf bis zu 60000 Opfer der Castro-Herrschaft, die anderen auf ein vergleichweise starkes Bildungs- und Gesundheitssystem. Eine Zäsur war die kubanische Revolution vor 50 Jahren es auf jeden Fall.

Am 10. März 1952 putschte sich der Offizier und Politiker Fulgencio Batista mit Hilfe des Militärs auf Kuba an die Macht, nachdem sich abgezeichnet hatte, daß er die für jenes Jahr angesetzte Wahl verlieren würde. Zwei Tage später wagte es der Rechtsanwalt Fidel Castro, den erfolgreichen Putschisten wegen Verfassungsbruchs zu verklagen. Das Oberste Gericht des Landes wies die Klage jedoch mit der Begründung ab, die „Revolution“, gemeint ist der Militärputsch, habe als Quelle des Gesetzes zu gelten. Da General Fulgencio Batista durch revolutionäre Mittel Präsident geworden sei, könne er nicht als verfassungswidriger Präsident hingestellt werden. Continue reading „Der Beginn der Ära Castro“

Bonnie und Clyde

Clyde C. BarrowVon Manuel Ruoff

Vor 100 Jahren, am 24. März 1909, kam der männliche Teil des berühmten Verbrecherpaares Bonnie und Clyde in Telico bei Dallas zur Welt. Clyde Chestnut Barrow entstammte einer kinderreichen armen Landarbeiterfamilie. Schon als Minderjähriger wurde er kriminell, 1926 wurde er wegen Autodiebstahls erstmals verhaftet. Weitere Verbrechen und Verhaftungen folgten. Dabei blieb er seiner texanischen Heimatregion treu.
1930 stieß er in Oak Cliff auf die Liebe seines Lebens, die ein­ein­halb Jahre jüngere Bonnie Eli­za­beth Parker. Die beiden wurden ein Paar. Bereits zwei Monate später wurde Barrow verhaftet. Dank einer von ihr eingeschmuggelten Waffe gelang ihm zwar ein Ausbruch, doch wurde er schon eine Woche später wieder gefaßt.
Im Jahre 1932 entließ ihn das Gefängnis von Crockett in Texas auf Bewährung. Es folgten zwei Jahre voller Raubüberfälle von Bonnie und Clyde. Dabei gingen sie über Leichen. Neun tote Polizisten säumten ihren Weg. Ihr Ende war ein Hinterhalt der Polizei, in den sie mit ihrem Ford gerieten. Am 23. Mai 1934 durchsiebten am Straßenrand wartende Polizeibeamte mit automatischen Waffen ihren vorbeifahrenden Wagen. Das Paar starb im Kugelhagel.

Ein linker Rechtsliberaler

WP_Eduard_LaskerVon Manuel Ruoff

Eduard Lasker kennzeichnete als linker Nationalliberaler ein sehr ambivalentes Verhältnis zu Otto von Bismarck, der ihn in seinen Memoiren als „ehrlichen Gegner“ bezeichnet hat.
Jizchak Lasker, der schon als Gymnasiast seinen Vornamen in Eduard änderte, kam am 14. Ok­tober 1829 als Sohn eines Nagelfabrikanten und dessen Ehefrau in Jarotschin in der Provinz Posen zur Welt. Nach dem Abitur und einem Jurastudium verdiente er seinen Lebensunterhalt mehr schlecht als recht als Syndikus des Berliner Pfandbriefinstituts.
1867 wurde der Liberale ins preußische Abgeordnetenhaus gewählt. Kurz danach hatte das Parlament über die nachträgliche Legalisierung von Bis­marcks umstrittenem Vorgehen beim preußischen Heereskonflikt zu entscheiden. Lasker entschied sich mit dem rechten Flügel der Fortschrittspartei für Bismarck und dessen Indemnitätsvorlage und gehörte mit anderen Rechtsliberalen zu den Gründern der Nationalliberalen Partei, in der er die Führung des linken Flügels übernahm. Als Bismarck mit seinem Rechtsschwenk von 1878 die Nationalliberale Partei einer schweren Belastungsprobe aussetzte, entschied Lasker sich gegen Bismarck. Mit anderen Linksnationalliberalen gründete er die Liberale Vereinigung, deren Führung er übernahm.
1875 erkrankte Lasker schwer. Da er sich nicht schonte, folgte 1883 ein völliger gesundheitlicher Zusammenbruch. Vor 125 Jahren, am 5. Januar 1884, starb der linke Rechtsliberale, dem die Fortschrittspartei zu bismarckkritisch und die Nationalliberale Partei schließlich zu bismarckunkritisch war.