Vilnius: Baltikum-Metropole mit mediterranem Flair

Erschienen in den Salzburger Nachrichten

Von Lilo Hoffmann

Die Burgstraße, in der sich Geschäfte und Restaurants aneinander reihen, ist die Flaniermeile von Vilnius. Im Hintergrund ist der rote Gediminas-Turm, das Wahrzeichen der Metropole, zu sehen.
Die Burgstraße, in der sich Geschäfte und Restaurants aneinander reihen, ist die Flaniermeile von Vilnius. Im Hintergrund ist der rote Gediminas-Turm, das Wahrzeichen der Metropole, zu sehen.

Seine Behauptung klingt überzeugend: „Ich könnte mir nicht vorstellen, in einer anderen Stadt zu wohnen“, sagt unser Stadtführer Vidas, der seit 36 Jahren in der litauischen Metropole lebt. „Ich war im gesamten Baltikum unterwegs und habe schon Urlaub in Spanien und Portugal gemacht, aber ohne Vilnius könnte ich nicht leben.“
Das ist beim Anblick der historischen Altstadt gut zu verstehen. Hinzu kommt, dass hier das Leben pulsiert. Überall reihen sich Straßencafés, Restaurants, Biergärten und Jazz-Clubs aneinander, die an lauen Sommerabenden ein fast mediterranes Flair vermitteln. Mit ihren verwinkelten Straßen und Gassen, prunkvollen Bürgerhäusern und Palästen, der ältesten Universität des Baltikums sowie mittelalterlichen Höfen, Plätzen, Befestigungsanlagen und Torbögen ist die Altstadt für jeden ein Erlebnis.
Doch die Touristen kommen vorwiegend wegen der prachtvollen Meisterwerke der Baukunst verschiedener Stile, derentwegen das Viertel zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt wurde. Das „neue Prag“ oder das „litauische Rom“ wird die Metropole 30 Kilometer vor der weißrussischen Grenze oft genannt. Das Wahrzeichen der Stadt ist der rote Gediminas-Turm, der auf dem 142 Meter hohen Burgberg steht und die gesamte Altstadt überragt.
Die Silhouette der Stadt wird sowohl von den Glockentürmen der mehr als 30 katholischen Kirchen und 40 Klöster als auch von den Zwiebeltürmen der orthodoxen Gotteshäuser geprägt. Vor dem zweiten Weltkrieg war Vilnius eine Hochburg jüdischer Kultur. Von den ehemals 96 Synagogen ist eine einzige erhalten geblieben, die während der Nazi-Zeit als Medikamentenlager genutzt wurde. Wer sich für die jüdische Geschichte interessiert, kann das Jüdische Museum im Zentrum von Vilnius besuchen.

Vor der Stadt liegt die mittelalterliche Wasserburg von Trakai. Sie gehört zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Litauen.
Vor der Stadt liegt die mittelalterliche Wasserburg von Trakai. Sie gehört zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Litauen.

„Sie müssen unbedingt das Uzupis-Viertel kennen lernen“, empfiehlt Vidas. „Es wird auch als `Montmartre von Vilnius´ bezeichnet.“ Und der Besuch lohnt sich. In dem nur 60 Hektar großen Bezirk leben viele Künstler, die das gewisse Etwas ihres Viertels zu schätzen wissen. Hier gibt es kleine enge Gassen, schmucke Hinterhöfe, viele Kunstgalerien, Antiquitätenläden, Kneipen, eigene Feste und einen Posaunenengel auf einer Säule.
Die Bewohner des Viertels möchten, dass Uzupis als autonome Künstler-Republik gesehen wird. Halb im Scherz, halb im Ernst. Schließlich hat der Stadtteil eine eigene Verfassung, eine Flagge und einen Präsidenten. „Uzupis“, so erklärt Vidas, „heißt so viel wie jenseits des Flusses. Das Stadtviertel ist von drei Seiten vom Fluss Vilnia umgeben.“ Uzupis ist wirklich eine Halbinsel, stellen wir fest und machen uns auf den Weg, um über eine Brücke wieder die Altstadt zu erreichen, die uns mit ihrer eindrucksvollen Silhouette empfängt.

Info:
Schnieder-Reisen in Hamburg bietet von verschiedenen Flughäfen Kurztrips (Freitag bis Sonntag) nach Vilnius an. Näheres unter 040-380 20 60 und www.schnieder-reisen.de

Fotos: Lilo Hoffmann