erschienen im Hamburger Abendblatt am 10. August 2010
Von Johanna R. Wöhlke
Diese Waschmaschine spinnt! Meine Freundin sagt das sehr bestimmt und lächelt dabei. Wahrscheinlich ahnt sie, dass meine Frage nun sein wird: Wie kann denn eine Waschmaschine überhaupt spinnen? Ich enttäusche sie nicht und frage brav: „Wie kann denn eine Waschmaschine überhaupt spinnen?“ „Sie wäscht nicht mehr reibungslos bis zum Ende durch. Ich kann mich nicht mehr auf sie verlassen. Kurz vor dem Ende des Programmes stoppt sie plötzlich“, bekomme ich zu hören. Gut, das könnte man als spinnen bezeichnen. Wie weiter? „ Bis jetzt hat es immer geholfen, einmal oder zweimal mit der Faust auf die Seitenwände zu schlagen, dann lief sie weiter.“
Das scheint mir langfristig keine befriedigende Lösung für ein stressfreies Waschen zu sein. Man stelle sich vor, immer darauf achten zu müssen, ob die Waschmaschine nun bis zu Ende durchwäscht oder nicht. Ja, das ist nicht gut! Ich rate zu einer Reparatur und dazu, vielleicht einmal einen Monteur zu fragen.
Meine Freundin scheint noch immer gelassen. „Im Büro ist das doch nicht anders“, erklärt sie, „wenn da mein Computer nicht mehr so will wie ich, dann hilft auch immer ein kleiner Schlag an die Seite.“ „Du schlägst Deinen Computer?“, frage ich grinsend und schüttele den Kopf. „Nicht immer“, antwortet sie mir, „ manchmal drohe ich ihm auch an, den Stecker aus der Wand zu ziehen und ihn so ganz aus dem Verkehr zu ziehen. Das hat bisher immer noch gut funktioniert!“
Nun gut, ich muss ihr nicht alles glauben, was sie so erzählt. Sie lacht nämlich. Sie lacht über beide Backen, die mit Wangen richtig bezeichnet wären. Wir lachen beide. Eine Waschmaschine, die spinnt; ein Computer, der geschlagen wird; ein Stecker, der als Droh- und Machtmittel missbraucht wird – so können die kleinen Freuden des Alltags aussehen. Da schlägt´s dreizehn – aber für wen?